Der bewaffnete Konflikt zwischen dem kolumbianischen Militär, der „in der Erbfolge der »Violencia« gegründeten“ Guerilla und den Paramilitärs, die sich in den 80er Jahren unter anderem aus Großgrundbesitzern, Drogenhändlern und Teilen des Militärs entwickelten, besteht nunmehr seit einem halben Jahrhundert (BLUMENTHAL 2002 : 146). Der letzte ernsthafte Versuch einer friedliche Lösung des Konfliktes fand unter der Regierung Andrés Pastranas (1998 – 2002) statt. Es fanden zwischen 1999 und 2002 etliche Gespräche und Verhandlungsversuche zwischen der kolumbianischen Regierung und insbesondere der Guerillagruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) statt, welche jedoch keine konkreten Ergebnisse ergaben(...)(KURTENBACH 2002 : 121) - Der sogenannte »Friedensprozess von Caguán« wurde im Februar 2002 offiziell für gescheitert erklärt.
Diese Entwicklungen führten unter anderem zur Wahl des als »Hardliner« geltenden Álvaro Uribe im Juli 2002 zum kolumbianischen Präsidenten – und das mit einer absoluten Mehrheit von 53 % der Stimmen im ersten Wahlgang. Das Abstimmungsergebnis spiegelte „den Überdruss der Bevölkerung mit der tagtäglichen Gewalt“ wider und wurde vielerseits als „schallender Ruf nach hartem, entschlossenem Durchgreifen anstelle der vom Vorgänger eher linkisch betriebenen Verhandlungsstrategie“ verstanden (RITTERBAND 2002 : 59, ZINECKER 2002 : 46). Álvaro Uribe stand den Friedensgesprächen mit der Guerilla von Anfang an skeptisch bis ablehnend gegenüber und versprach in seinem Wahlkampf eine »Politik der harten Hand«. Gleichzeitig forderte er mehr Unterstützung und US-Militärhilfe im Kampf gegen die Gewalt, die Drogen und den „kolumbianischen Terrorismus« (Vgl .KURTENBACH 2002 : 121, ZINECKER 2002 : 46, URIBE 2002e).
Bereits im Laufe seiner ersten Amtszeit verhärtet Uribe seinen Diskurs gegenüber den nichtstaatlichen Gewaltakteuren Guerilla und Paramilitärs. Er bringt sie zunehmend mit dem Begriff des »Terrorismus« in Verbindung und definiert sie letztendlich als »terroristische Akteure« und »Terroristen« (Vgl. LA NACION 2008, POSADA CARBÓ 2003 : 1ff, URIBE 2002e). Es besteht nach Uribe eine existentielle Bedrohung für den kolumbianischen Staat, das Volk und die Demokratie (URIBE 2002e) - eine Legitimation für militärische Maßnahmen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund und Methodisches Vorgehen
- Der Terrorismus-Begriff
- Der Securitization-Ansatz nach Buzan et al.
- Methodisches Vorgehen
- Gegebenheiten, Machtverhältnisse und Kolumbien zur Amtseinführung Álvaro Uribes
- Gegebenheiten und Machtverhältnisse
- Kolumbien zur Amtseinführung Álvaro Uribes
- Analyse des Regierungsdiskurses von Álvaro Uribe
- Die Antrittsrede vom 07. August 2002
- Terrorismus-Rhetorik im Regierungsdiskurs
- Legitimationsargumente
- Anvisierte Ziele und Erfolg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Diskurs des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe während seiner ersten Amtszeit (2002-2006) im Hinblick auf die Anwendung des Securitization-Ansatzes nach Buzan et al. Sie untersucht, inwieweit Uribe den bewaffneten Konflikt in Kolumbien als eine existenzielle Bedrohung für den Staat, das Volk und die Demokratie definiert und somit die Legitimität für den Einsatz von militärischen Maßnahmen herleitet.
- Der Begriff des Terrorismus im kolumbianischen Kontext
- Die Securitization-Theorie und ihre Anwendung auf den Fall Kolumbien
- Die Rhetorik des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe im Hinblick auf Terrorismus
- Die Legitimation von militärischen Maßnahmen durch die Securitization des Konflikts
- Die Auswirkungen des Diskurses auf die politische und gesellschaftliche Situation Kolumbiens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den kolumbianischen Konflikt und die historische Entwicklung des Terrorismus-Begriffs dar. Sie führt den Leser in das Thema der Securitization ein und erläutert die Forschungsfrage, die in der Arbeit behandelt wird.
- Theoretischer Hintergrund und Methodisches Vorgehen: Dieses Kapitel definiert den Begriff des Terrorismus und seine Auswirkungen auf die politische und gesellschaftliche Wahrnehmung von Akteur*innen. Es stellt den Securitization-Ansatz nach Buzan et al. vor und erläutert die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
- Gegebenheiten, Machtverhältnisse und Kolumbien zur Amtseinführung Álvaro Uribes: Dieses Kapitel skizziert die politische und gesellschaftliche Situation in Kolumbien vor der Amtseinführung von Álvaro Uribe. Es beschreibt die Herausforderungen, denen der neue Präsident gegenüberstand, und die Machtverhältnisse im Land.
- Analyse des Regierungsdiskurses von Álvaro Uribe: Dieses Kapitel analysiert die Rhetorik von Álvaro Uribe in seinen Reden und stellt die zentralen Elemente seines Diskurses zum Thema Terrorismus heraus. Es untersucht die Legitimationsargumente, die Uribe zur Rechtfertigung seiner Politik einsetzt, sowie die anvisierten Ziele und den Erfolg seiner Maßnahmen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen des Terrorismus, der Securitization, des bewaffneten Konflikts in Kolumbien und dem Diskurs von Álvaro Uribe. Sie analysiert die Anwendung des Securitization-Ansatzes auf den kolumbianischen Kontext und untersucht, inwieweit Uribe den Konflikt als Bedrohung für die nationale Sicherheit definierte und somit die Legitimation für militärische Maßnahmen herbeiführte.
- Arbeit zitieren
- B. Sc, Ana Julia Kuschmierz (Autor:in), 2012, Der kolumbianische „Terrorismus“-Diskurs unter Álvaro Uribe , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198485