Die „Naturalis Historia“ ist ein antikes enzyklopädisches Werk, das in 37 Büchern das gesamte naturkundliche Wissen des Altertums wiedergibt und von Plinius dem Älteren im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst wurde.
Buch 34 (Metallurgie) der „Naturalis Historia“, das Grundlage der Ausarbeitung ist, behandelt die Metalle Kupfer, Zinn, Eisen und Blei. Plinius geht dabei nicht nur auf die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle ein, sondern behandelt auch die Bedeutung dieser Materialien für die Kunst der Antike. Im Zuge dessen gibt er dem Leser mit seiner Künstlerchronologie einen Überblick über Leben und Werk zahlreicher antiker Bildhauer, worauf im vorliegenden Werk das Augenmerk liegt.
Zugrunde liegt dieser Arbeit dabei die zweisprachige Tusculum-Ausgabe in latein und deutsch von 1989, welche im Artemis & Winkler Verlag erschienen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung in die Thematik
2. Künstlerchronologie bedeutender Bildhauer in Plinius „Naturalis Historia“
2.1 Pheidias
2.2 Polykleitos
2.3 Myron
2.4 Pythagoras
2.5 Lysippos
2.6 Weitere Meister
3. Schlußbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einführung in die Thematik
Die „Naturalis Historia“ ist ein enzyklopädisches Werk, das in 37 Büchern das gesamte naturkundliche Wissen des Altertums wiedergibt und von Plinius dem Älteren im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst wurde. Es ist von zahlreichen Schriften das einzig erhaltene Werk von Plinius und eine der wenigen schriftlichen Nachweise der Antike gesamt. Ihre Bedeutung erlangt die „Naturalis Historia“, was sich mit ‚Naturgeschichte‘ oder sachlich zutreffender ‚Naturkunde‘ übersetzen lässt, jedoch nicht nur dadurch, sondern auch, indem sie einem fächerübergreifenden Anspruch gerecht wird.
Plinius, der als Gaius Plinius Secundus um 23 n. Chr. in Como (Italien) geboren wurde und bis 79 n. Chr. lebte,[1] stammt aus einer angesehenen römischen Ritterfamilie. Er war Offizier und Universalgelehrter und betätigte sich zeitlebens als Naturforscher. In der „Naturalis Historia“ setzt er sich umfassend mit dem Kosmos, der Geographie, Anthropologie, Zoologie, der Botanik, der Pharmazie, Mineralien und den Metallen auseinander.
Plinius stellt dabei jedoch nicht nur eigene Gedanken und Erkenntnisse dar, sondern bezieht sich in großen Teilen auf Schriften anderer Autoren. Laut eigener Aussage verwendete Plinius rund 20 000 Exzerpte (aus etwa 2 000 Büchern).[2] Nicht immer ist dabei nachvollziehbar, aus welchen Quellen er seine Informationen schöpft und an welchen Stellen er seine eigene Meinung einbringt.
Buch 34 (Metallurgie) der „Naturalis Historia“, das Grundlage der folgenden Ausarbeitung ist, behandelt die Metalle Kupfer, Zinn, Eisen und Blei. Plinius geht dabei nicht nur auf die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle ein, sondern behandelt auch die Bedeutung dieser Materialien für die Kunst der Antike. Im Zuge dessen gibt er dem
Leser mit seiner Künstlerchronologie einen Überblick über Leben und Werk zahlreicher antiker Bildhauer, worauf im Folgenden das Augenmerk liegt.
Zugrunde liegt dieser Arbeit dabei die zweisprachige Tusculum-Ausgabe in latein und deutsch von 1989, welche im Artemis & Winkler Verlag erschienen ist.
2. Künstlerchronologie bedeutender Bildhauer in Plinius „Naturalis Historia“
In den einzelnen Büchern der „Naturalis Historia“ nimmt Plinius inhaltliche Untergliederungen in Form von Kapiteln vor. Die hier behandelte Künstlerchronologie (Kapitel 19 des 34. Buches) betitelt Plinius dabei mit „366 berühmte Werke aus Erz und bedeutende Künstler“[3]. Jedoch verzichtet er im Text selbst auf Zwischenüberschriften und leitet von einem Kapitel direkt ins nächste über.
Das in dieser Arbeit rezipierte Kapitel beginnt Plinius mit einer Aufzählung griechischer Künstler, welche er chronologisch nach ihren Schaffenszeiten ordnet. Die entsprechenden Jahreszahlen gibt er in Olympiaden an, wobei die Aufzählung mit der 83. Olympiade, welche „ ungefähr dem Jahr 300 der Stadt Rom “[4] (ca. 450 v. Chr.) entspricht, beginnt und mit der 156. Olympiade (ca. 2. Jh. v. Chr.) endet. Dabei wird angemerkt, dass die Kunst nach der 121. Olympiade zurückging und erst mit der 156. Olympiade wieder aufblühte, die dort genannten Künstler jedoch „ weit unter“ den Vorhergehenden blieben.[5] Zum weiteren Aufbau seiner Künstlerchronologie schreibt der Autor selbst, dass er „die besten kurz darstellen, auf die übrige Menge gelegentlich zurückkommen“[6] werde.
Hinsichtlich der Textstruktur der einzelnen Künstlerbeschreibungen ist festzustellen, dass Plinius alle Viten weitgehend nach demselben Schema gestaltet. Er beginnt mit einem Überblick über die Werke des Künstlers und stellt die Besonderheit seiner Arbeit dar. Teilweise schließt er die Beschreibung mit einer kritischen Anmerkung ab. Besonders wichtig ist an dieser Stelle, dass Plinius ‚dem Neuen‘, also neuen Entwicklungen in der Kunst, eine große Bedeutung beimisst. Plinius schreibt die Künstlerchronik als Innovationsgeschichte und verwendet dabei die Bezeichnung „der erste der“ („primus fuit“) um die neuen Entwicklungen hervorzuheben.
Zu den einzelnen Biographien leitet Plinius mit einer Anekdote eines Künstlerwettstreits (Paragone) über. Er beschreibt dabei beispielsweise, dass es in Ephesos zu einem
Wettstreit der berühmtesten Bildhauer, die alle eine Amazonenstatue geschaffen hatten, kam.
Den Künstlern selbst blieb es überlassen sich gegenseitig zu beurteilen, was dazu führte, dass jeder seine eigene Amazone als die beste bewertete und am Ende derjenige Künstler gewann, dessen Amazone die meisten Zweitplazierungen erhielt.[7] In diesem Paragone setzte sich Polykleitos vor Pheidias, Kresilas, Kydon und Phradmon durch.
Die Künstlerchronologie orientiert Plinius trotz der Überleitung damit, jedoch nur bedingt an diesem Paragone. So behandelt er ausführlich nur die beiden ’Erstplatzierten‘, wobei er mit der Beschreibung von Pheidias beginnt.
2.1. Pheidias
Pheidias, auch Phidias, war ein Athener Bildhauer und hatte seine Blütezeit zur 83. Olympiade (ca. 450 v. Chr.). Als seine Hauptwerke können der „Zeus von Olympia“ und eine aus Gold und Elfenbein gemachte „Athene zu Athen“ genannt werden. Vor allem der „Zeus von Olympia“ ist noch heute als eines der sieben Weltwunder des Altertums bekannt. Leider sind, wie dies für beinahe alle Bildwerke der Antike gilt, nur Beschreibungen oder später entstandene Nachbildungen der Statuen überliefert. Dies führt dazu, dass das tatsächliche Aussehen der Skulpturen nicht bekannt ist. So gibt es zum Beispiel vom „Zeus von Olympia“ diverse Zeichnungen (bzw. Rekonstruktionen), die in Teilen variieren.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass dem Text nicht immer zu entnehmen ist, ob Plinius die von ihm genannten Werke selbst gesehen hat, beziehungsweise inwieweit seine Kenntnis und Beschreibungen der Statuen und Künstler anderen Quellen entnommen sind.
Nachdem Plinius noch weitere Werke des Phidias nennt, schließt er dessen Lebensbeschreibung mit dem, was den Künstler so bedeutend macht: „Mit Recht bezeichnet man ihn (Phidias) als den ersten, der die Toreutik geoffenbart und veranschaulicht hat.“.[8] Unter Toreutik versteht man im Gegensatz zur Bildhauerei die
Bildnerei mit Metallen,[9] die Phidias laut Plinius als erster im Sinne der Schmiedekunst umzusetzen wusste.
2.2. Polykleitos
Polykleitos, auch Polyklet genannt, aus Sikyon wirkte etwa 450 – 410 v. Chr. und wird
von Plinius in die 90. Olympiade eingeordnet. Als seine Hauptwerke nennt Plinius „den
mit einer Kopfbinde sich schmückenden Jüngling mit weichlichem Ausdruck“ („Diadumenus“) und „ferner einen speertragenden Knaben in männlicher Haltung“ („Doryphorus“).[10] Besondere Bedeutung erlangte Polyklet jedoch mit einer Statue, „welche die Künstler als Kanon bezeichnen“ und aus welchem sie die „ Grundregeln der Kunst“ ableiten; [11] „er allein ist es unter den Menschen, dem zuerkannt wird, die Kunst als solche durch ein Kunstwerk offenbart zu haben.“[12] Auch spricht Plinius Polyklet zu, die Toreutik „ zur höchsten Vollendung“ gebracht und sie so „ gelehrt“ zu haben wie „ Pheidias sie geoffenbart hat“.[13]
Als künstlerische Innovation des Polyklet benennt Plinius „die Erfindung Statuen auf einem Bein stehen zu lassen“,[14] eine Darstellungsweise von Statuen, die heute als Kontrapost bekannt ist und welche in den Nachbildungen des „Diadumenus“ und des „Doryphorus“ sehr gut erkennbar ist.
In der Beschreibung des Polyklet führt Plinius erstmals auch eine kritische Anmerkung an, indem er die Künstlervita mit dem Zitat von Varro beendet, dass Polyklets Statuen „stämmig und fast immer nach ein und demselben Muster gemacht“[15] seien. Ob Plinius sich die Einschätzung Varro’s zu eigen macht, geht jedoch nicht hervor.
[...]
[1] Plinii Secundi, C.: Naturalis historiae liber XXXIV (Metallurgie). Hrsg. Roderich König. Sammlung
Tusculum. München/ Zürich 1989. Vorderer Umschlag.
[2] Ebd.. S. 265.
[3] Plinii Secundi, C.: Naturalis historiae liber XXXIV (Metallurgie). Hrsg. Roderich König. Sammlung
Tusculum. München/ Zürich 1989. S. 8.
[4] Ebd. S. 43.
[5] Ebd. S. 45.
[6] Ebd. S. 45.
[7] Plinii Secundi, C.: Naturalis historiae liber XXXIV (Metallurgie). Hrsg. Roderich König. Sammlung
Tusculum. München/ Zürich 1989. S. 45.
[8] Ebd. S. 47.
[9] Jahn, Johannes/ Lieb, Stefanie: Wörterbuch der Kunst. Stuttgart 2008. Toreutik.
[10] Plinii Secundi, C.: Naturalis historiae liber XXXIV (Metallurgie). Hrsg. Roderich König. Sammlung
Tusculum. München/ Zürich 1989. S. 47.
[11] Ebd. S. 47.
[12] Ebd. S. 47.
[13] Ebd. S. 47.
[14] Ebd. S. 47.
[15] Ebd. S. 47.
- Quote paper
- Jennifer Becke (Author), 2011, Plinius "Naturalis Historia" - Buch 34: Künstlerchronologie bedeutender Bildhauer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198767
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