Zu lernen, wie man Staaten besser aufbaut, ist daher für die zukünftige Weltordnung von zent-raler Bedeutung. (Fukuyama 2006: 168 f.)
Dieses programmatische Zitat von Fukuyama (2006) dient einleitend der Beschreibung ge-genwärtiger internationaler Politik, die im Rahmen einer ganzen Reihe internationaler Inter-ventionen in der Welt prägend ist. Im Kosovo wurde nach Beendigung der Kriegshandlungen im Juni 1999 das internationale Protektorat der UN auf Grundlage der Resolution 1244 im-plementiert. So wurden während des umfangreichen Statebuilding-Projekts staatliche Institu-tionen etabliert, die den im Februar 2008 einseitig unabhängig erklärten kosovarischen Staat nunmehr tragen. Trotz dieser Fortschritte lassen sich gravierende Herausforderungen wie die territoriale De-facto-Teilung des Kosovo benennen. Hierzu wurden bereits zahlreiche wissen-schaftliche Publikationen veröffentlicht, weniger aber bisher die Auswirkungen dieser inter-nationalen Politik auf den Staat und auf die Gesellschaft betrachtet. Dabei wirkt sich die in-ternationale Präsenz auf die intervenierte Gesellschaft aus: Sie verändert die lokal bestehenden Macht- und Herrschaftsbeziehungen. Daher geht diese Arbeit der folgenden Fragestellung nach: Inwiefern wirkt sich das im Rahmen westlich-liberaler Ordnungspolitik verlaufende externe Statebuilding der internationalen Akteure auf die staatliche Herrschaft hinsichtlich Rechtstaatlichkeit und Legitimität in der Republik Kosovo aus? Dabei wird an die Thesen der Internationalisierung und der Informalisierung herrschaftssoziologischer Ansätze ange-knüpft und vermutet, dass sich eine hybride staatliche Herrschaft herausbildet. Hierunter kann ganz allgemein die Vermischung lokaler und internationaler Handlungspraktiken staatlicher und nicht staatlicher Akteure verstanden werden, die dem Ideal des modernen, legal-rationalen (westlichen) Staates nicht entspricht.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Chronologie
- 1 Einleitung
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Politische Soziologie der Weltgesellschaft
- 2.2 Herrschaftssoziologische Staatsdefinition und das Ideal moderner Staatlichkeit
- 2.3 Ansatz zur Analyse: die herrschaftssoziologische Staatskonzeption
- 2.4 Statebuilding im wissenschaftlichen Diskurs und in der Praxis
- 2.5 Konkretisierung des Forschungsdesigns: methodisches Vorgehen im Untersuchungsbereich Rechtsstaatlichkeit und Legitimität
- 3 Staatliche Herrschaft im Kosovo
- 3.1 Analyseebene 1: Herrschaftsausübung durch die internationalen Akteure
- 3.2 Analyse der historischen Entwicklung der Staatlichkeit
- 3.3 Analyseebene 2: Lokale Akteure und Rechtsstaatlichkeit/Legitimität
- 3.3.1 Analyse der Legitimität: Identität und Gründungsmythos
- 3.3.2 Analyse der Rechtsstaatlichkeit: Korruption und organisierte Kriminalität
- 4 Resümee
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Auswirkungen des externen Statebuildings auf die staatliche Herrschaft im Kosovo, insbesondere hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit und Legitimität. Sie beleuchtet die Interaktion von internationalen Akteuren und lokalen Akteuren in einem hybriden Staatssystem, das sich von dem idealen Modell eines modernen, legal-rationalen Staates unterscheidet.
- Die Rolle der internationalen Akteure im Statebuilding-Prozess
- Die Auswirkungen des externen Statebuildings auf die Rechtsstaatlichkeit und Legitimität im Kosovo
- Die Herausforderungen der staatlichen Herrschaft in einem hybriden Staatssystem
- Die Interaktion von lokalen Akteuren und internationalen Akteuren
- Die Bedeutung der herrschaftssoziologischen Staatskonzeption für die Analyse der staatlichen Herrschaft im Kosovo
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Theoretische Grundlagen Dieses Kapitel stellt die theoretischen Grundlagen für die Analyse der staatlichen Herrschaft im Kosovo dar. Es werden die politische Soziologie der Weltgesellschaft, die herrschaftssoziologische Staatsdefinition und die Konzeption des Statebuildings im wissenschaftlichen Diskurs und in der Praxis erläutert.
- Kapitel 3: Staatliche Herrschaft im Kosovo Dieses Kapitel analysiert die staatliche Herrschaft im Kosovo anhand der Herrschaftsausübung durch internationale Akteure und der historischen Entwicklung der Staatlichkeit. Es untersucht auch die lokalen Akteure und deren Einfluss auf die Rechtsstaatlichkeit und Legitimität im Kosovo.
Schlüsselwörter
Externes Statebuilding, Kosovo, Staatliche Herrschaft, Rechtsstaatlichkeit, Legitimität, Internationale Akteure, Lokale Akteure, Hybrides Staatssystem, Herrschaftssoziologische Staatskonzeption.
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- Patrick Schröder (Autor), 2012, Externes Statebuilding im Kosovo. Eine Analyse der Staatlichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198791