Der Weg zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und die Ideologie der Revolutionäre


Term Paper, 2012

16 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Weg zur Unabhängigkeitserklärung
2.1 Nachwirkungen des Siebenjährigen Krieges
2.2 Die Britischen Steuergesetze
2.3 Eskalation und Revolution

3. Die Ideologie der Unabhängigkeitsbewegung
3.1 Britische Identität und britische Ideen
3.2 Neuzeitliche philosophische Grundlagen
3.3 Die Antikenrezeption in Nordamerika
3.3.1 Antike Wertkategorien
3.3.2 Antike Persönlichkeiten als Vorbilder für die Kolonisten

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Auflehnen der nordamerikanischen Kolonien gegen Großbritannien und die darauffolgende Unabhängigkeitserklärung nimmt eine prominente Position im Selbstverständnis der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika ein. In der historischen Forschung werden diesbezüglich verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Während Gordon S. Wood den "Radikalismus" der revolutionären amerikanischen Ideologen als entscheidenden Katalysator des Revolutionskriegs unterstreicht, verweist Bernard Bailyn auf die britische "Korruption" als Auslöser des Konfliktes.1 Letzterer hat zudem ein Standardwerk zu den ideologischen Wurzeln der Amerikanischen Revolution verfasst.2

Neben der Ereignisgeschichte der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit auch die Frage, welche Rolle die Ideologie der amerikanischen Revolutionäre in der Eskalation des Konflikts mit dem Mutterland gespielt hat und aus welchen Quellen sie sich speiste. Hierbei sind sowohl britisch-europäische als auch antike Einflüsse zu untersuchen. Im Einzelnen handelt es sich um radikale, britische Whig-Literatur, Denkmodelle neuzeitlicher Philosophen wie Montesquieu und Locke sowie antike Wertkategorien und Persönlichkeiten wie Cato Uticensis oder Cincinnatus. Insbesondere zur Rezeptionsgeschichte der Antike in Nordamerika stehen aktuelle Erkenntnisse der deutschsprachigen Forschung zur Verfügung.3

Im Folgenden soll versucht werden, unter Berücksichtigung all dieser Punkte und verschiedener historischer Ansätze ein möglichst ausgeglichenes Bild der Ereignis- und Ideengeschichte der Revolution zu zeichnen. Der chronologische Rahmen hierfür sei von 1763, dem Ende des siebenjährigen Krieges, bis zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 gespannt. Nach der Darstellung der Ereignisgeschichte soll der Fokus auf der Ideologie der Unabhängigkeitsbewegung liegen.

2. Der Weg zur Unabhängigkeitserklärung

2.1 Nachwirkungen des Siebenjährigen Krieges

Als Anfangspunkt der Spannungen zwischen den britischen Kolonien in Nordamerika und dem Mutterland hat der Siebenjährige Krieg (1756-63), und die neue Ordnung, die aus ihm hervorging, zu gelten.4 Bereits während des in den USA auch als French and Indian War bezeichneten Krieges taten sich Reibungen und Missverständnisse zwischen britischen Truppen und den auf britischer Seite kämpfenden Kolonisten auf. So beschwerten sich britische Offiziere über die laxe Haltung der kolonialen Soldaten, ebenso wie viele Angloamerikaner die „arrogante“ Art der Offiziere ablehnten, die sie „but little betten than slaves“ behandelten.5 Eine offenere Phase der Spannungen begann allerdings erst mit dem Ende des Krieges 1763, als der Friede von Paris den Briten unverhoffte Gebietszuwächse, vor allem in Kanada, aber auch z.B. in Florida, einbrachte. Denn mit dem Wegfallen einer französischen Bedrohungskulisse in Nordamerika (und dem Zurückdrängen der Spanier aus Florida) waren die Kolonisten nicht mehr so stark wie zuvor auf den Schutz durch Großbritannien angewiesen.6 Zudem verärgerte König Georg III. die Kolonisten, indem er ihnen mit der Proclamation of 1763 die weitere Westexpansion in von amerikanischen Ureinwohnern kontrollierte Gebiete untersagte.7

Besonders schwer wogen die finanziellen Kosten, die Großbritannien zu tragen hatte und die den nationalen Schuldenberg während des Krieges von £72 Mio. auf über £132 Mio. anwachsen ließen.8 Hinzu kam die Finanzierung einer militärischen Präsenz von 10 000 Soldaten in den ehemaligen französischen Gebieten, um die Durchsetzung der Proclamation of 1763 zu erzwingen, was das britische Budget pro Jahr mit einer halben Mio. Pfund belastete.9 All diese Kosten sollte London zunehmend mithilfe von Steuereinnahmen aus den Kolonien abzutragen versuchen, womit der Grundstein für den Konflikt zwischen den Kolonisten und dem Mutterland gelegt war.

2.2 Die Britischen Steuergesetze

Das erste der in Folge des Krieges erlassenen britischen Steuergesetze für die Kolonien war der Sugar Act von 1764, der den Import von Rum und Sirup nicht nur verteuerte, sondern stark verkomplizierte und von der britischen Marine auf eine als belästigend empfundene Art und Weise durchgesetzt wurde.10 Der Einfluss des Gesetzes blieb geographisch stark eingeschränkt und war daher weniger signifikant, allerdings war der Sugar Act ein Vorbote für den wesentlich weiter greifenden Stamp Act von 1765. Während ersterer nur hoffnungslos kleine Summen in die Staatskassen fließen ließ, sollte letzterer einen aktiven Beitrag dazu leisten, die gegenüber den Steuersätzen im Mutterland außerordentlich geringe Steuerbelastung der Kolonien zu vergrößern, damit auch die Kolonisten ihren Beitrag zur Sanierung des Staatshaushalts leisten würden.

Im Gegensatz zum Sugar Act war der Stamp Act zudem keine externe Steuer, die nur den Seehandel betraf, sondern eine interne Steuer, die sämtliche Kolonisten berührte, indem sie diese zwang, spezielles, besteuertes Papier zu erwerben, um alltägliche Geschäfte erledigen zu können.11 Der „Nährboden“ für koloniale Empörung war somit wesentlich umfangreicher, insbesondere da wichtige Figuren der öffentlichen Meinungsbildung, wie Drucker oder Besitzer von Tavernen, direkt betroffen waren.12 Hinzu kommt, dass die Kolonisten aufgrund eines hohen Lebensstandards, wenig Armut, lokaler und klein gehaltener politischer Organisation sowie geringer Militärausgaben keine starke Besteuerung gewohnt waren.13

Im Oktober desselben Jahres kamen Repräsentanten von neun Kolonien zu einem Stamp Act Congress in New York City zusammen und sprachen dort dem Parlament das Recht ab, Steuern dieser Art außerhalb Großbritanniens zu erheben oder einer involvierten Person ein Gerichtsverfahren zu verweigern.14 Im März 1766 wurde das Gesetz vom Parlament nach erheblichem Protest und Boykottdrohungen wieder zurückgenommen, allerdings nicht ohne zur gleichen Zeit den Declaratory Act zu erlassen, in dem die legislative Vormachtstellung des Parlaments in den Kolonien deutlich betont wurde.15 Außerdem demonstrierte das Parlament seinen Durchsetzungswillen, indem es New York zur Befolgung des 1765 verabschiedeten Quartering Acts zwang, welcher der Kolonie Finanzmittel für dort stationierte Soldaten abforderte.16

Von wesentlich größerer Bedeutung waren die, nach dem damals neu angetretenen politischen Führer Charles Townshend benannten, Townshend Duties, insbesondere der 1767 erlassene Revenue Act, der den Import von Glas, Farbe, Blei, Papier und Tee aus England besteuerte. Obwohl das Gesetz klar darauf ausgerichtet war, Einnahmen für London zu generieren, blieb der koloniale Widerstand zunächst eher schwach, bis John Dickinson in seinen im Dezember desselben Jahres veröffentlichten Letters from a Farmer in Pennsylvania die Aufmerksamkeit der Kolonisten auf die durch den Revenue Act ausgeübte Gängelung lenkte, gegen die er dieselben Argumente für anwendbar hielt, welche die Kolonisten erfolgreich gegen den zurückgenommen Stamp Act vorgebracht hatten.17 Nachdem sich weitere Kolonisten, wie Samuel Adams und James Otis, gegen das Gesetz ausgesprochen hatten, verschärfte sich die Krise. Im April 1770, nach einer Kampagne zum Boykott britischer Importe, gab der neue Premierminister North nach, und das Gesetz wurde vom Parlament - mit Ausnahme der Steuer auf Tee - zurückgenommen.18 Ein tiefes Misstrauen gegenüber den Bestrebungen der britischen Politik blieb jedoch bestehen.

Ein weiterer, mit großem kolonialen Widerstand begleiteter Aspekt der Townshend Duties war die Aufstockung der Zollbehörde und die als regelrechte Invasion wahrgenommene Erhöhung der Anzahl der Zollbeamten, die in den Augen der Kolonisten korrumpiert und destruktiv waren.19 Diese Ausweitung der Exekutive erzeugte den Eindruck einer Attacke auf die Verfassung. Von nicht minderer Bedeutung war zudem die Subversion der kolonialen Justiz durch die Krone. Seit dem Ende der 50er Jahre des 18. Jahrhunderts versuchten Kolonisten die Unabhängigkeit der Richter dadurch zu sichern, sie auf Lebenszeit berufen zu lassen, was in England seit der Glorious Revolution üblich war. Die Krone jedoch blockierte diese Vorhaben, mit denen die Kolonisten verhindern wollten, dass die Richter als wichtiges Kontrollorgan zu „men who depended upon the smiles of the crown for their daily bread“ verkämen.20

Diese Befürchtung wurde jedoch noch übertroffen, als London versuchte, die Gehälter der Richter direkt an die Krone zu binden, womit diese unabhängig von dem Wohlwollen der kolonialen Versammlungen, die sonst die Gehälter zahlten, hätte walten können. Besonders problematisch für die Kolonisten war dabei die Idee, dass die Gehälter von der Krone letztendlich durch von London auf die Kolonien erhobene Steuern bezahlt würden, was zu einer immer weiter gehenden Vergrößerung der Steuerlast hätte führen können.21 In Kombination mit der Ausdehnung der Macht von prerogative courts, in denen einzelne, von den königlichen Gouverneuren abhängige Richter signifikanten Einfluss auf die Durchsetzung von Handels- und Marinegesetzen hatten22, war Ende der 60er Jahre der Grundstein für die Eskalation des Konflikts gelegt.

[...]


1 Bernard Bailyn, The American Revolution as a Response to British Corruption, 1967, in: Elizabeth Cobbs Hoffman, Jon Gjerde (Hrsg.), Major Problems in American History, Bd. 1, Boston 2002, S. 116-24; Gordon S. Wood, The American Revolution as a Radical Departure, 1992, in: Ebd. S. 124-31. Entgegen Woods These der „radical departure“ stellt Jack P. Greene die Kontinuitäten zwischen der vor- und nachrevolutionären Zeit in den Vordergrund, siehe Jack P. Greene, The American Revolution, in: The American Historical Review, Bd. 105, Nr. 1 (Feb. 2000), S. 93-102.

2 Bernard Bailyn, The Ideological Origins of the American Revolution, Enlarged Edition, Cambridge 1992.

3 Ulrich Niggemann/Kai Ruffing (Hrsg.), Antike als Modell in Nordamerika? Konstruktion und Verargumentierung. 1763-1809, Historische Zeitschrift. Beihefte, Neue Folge, Bd. 55. VI, 2011.

4 Paul S. Boyer et al., The Enduring Vision. A History of the American People, 7. Aufl. Boston 2010, S. 121.

5 Zit. nach ebd. 126.

6 Peter Wende, Großbritannien 1500-2000. München 2001, S. 99.

7 Boyer et al, S. 127.

8 Ebd. 126.

9 Ebd. 127.

10 Ebd. 129.

11 Ebd. 129-32.

12 Frank Thistlethwaite, The Great Experiment. An Introduction to the History of the American People, Cambridge 1961, S. 23.

13 Greene, S. 97f.

14 Boyer et al., S. 133.

15 Ebd. 134.

16 Ebd. 136.

17 Ebd.

18 Ebd. 137.

19 Bailyn, Origins, S. 102ff.

20 Zit. nach ebd. 107.

21 Ebd.

22 Ebd. 108.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Der Weg zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und die Ideologie der Revolutionäre
College
University of Frankfurt (Main)  (Historisches Seminar)
Course
Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Die Entwicklung der englischen Kolonien in Nordamerika, 1607-1776
Grade
1,3
Author
Year
2012
Pages
16
Catalog Number
V199145
ISBN (eBook)
9783656254690
ISBN (Book)
9783656255482
File size
491 KB
Language
German
Notes
Korrigierte Version (08. August 2012)
Keywords
Amerika, Nordamerika, Revolution, Paine, Ideologie, Unabhängigkeitserklärung, 1776, Antike, Neuzeit, England, Großbritannien, Stamp Act, Townshend, Boston, Tea Party, Cincinnatus, Cato, Cicero, Locke, Whig, Whigs, Republikaner, republican, Revolutionäre, Republikanismus, Country-Ideologie
Quote paper
Moritz Mücke (Author), 2012, Der Weg zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und die Ideologie der Revolutionäre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199145

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