Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1) Soziale Entwicklung von Kindern
2) Überblick: Gewalt in der Erziehung
3) Wo kommt Gewalt unter Kindern vor?
4) Welche Art von Gewalt kommt unter Kindern vor?
5) Ursachen der Gewaltbereitschaft
6) Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
Einleitung
„Kinder schlagen Kinder“, „Die Kriminalität unter Kindern nimmt immer mehr zu“, wenn man Zeitungen und Internet durchforstet stößt man immer häufiger auf solche oder ähnliche Nachrichten. Dass Kinder nicht mal vor dem Töten der eigenen Mutter zurückschrecken, zeigt der jüngste Fall in Amerika, wobei da die Umstände noch nicht geklärt sind.
Und wir alle erinnern uns sicher noch an den Amoklauf in Winnenden.
Seit diesen Nachrichten stellen sich Politiker, aber auch viele andere Leute die Frage, woran es liegt, dass Kinder zu Täter werden.
Es wurde/wird viel über Computerspiele diskutiert und über eine Verschärfung des Waffenrechtes. Aber ich glaube, die Antwort steckt noch woanders. Sozusagen beim „Ursprung“ der Kinder, den Eltern bzw. Pflegepersonen.
Wie oft hört man in den Nachrichten, dass Babys geschüttelt werden, weil sich die Eltern nicht mehr anders zu helfen wissen. Oder dass Kinder verwahrlosen oder geschlagen werden. Die rechtliche Lage ist dabei eindeutig.
Im §1631 (2) des BGB steht: Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung. Körperliche und seelische Bestrafungen des Kindes, sowie andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.[1]
In meiner Hausarbeit will ich mich mit der Frage auseinandersetzen: Wie wirkt sich Gewalt in der Erziehung auf die Gewaltbereitschaft bei Kindern aus?
Dazu führe ich zunächst die soziale Entwicklung eines Kindes auf, dass man versteht in welcher Beziehung das Kind zu Pflegepersonen steht und wie sich dann Gewalt von seitens dieser Personen auf ein Kind auswirken kann.
Dann werde ich einen kurzen Überblick über die verschiedenen Gewaltformen in der Erziehung geben, um zu zeigen, was ein Kind alles erleben kann und ertragen muss wenn es in so einem Umfeld aufwächst.
Die nächsten zwei Punkte die ich anführen möchte werden die Themen, wo Gewalt unter Kindern aufkommt und welche Art von Gewalt angewendet wird, sein. Damit möchte ich zeigen, wie gewaltbereit manche Kinder sind.
Am Ende meiner Hausarbeit werde ich versuchen die Ursachen der Gewaltbereitschaft bei Kindern zu klären und somit auch die Frage meines Themas zu beantworten.
1. Soziale Entwicklung
Die soziale Entwicklung ist die Veränderung der Beziehungen eines Individuums zu anderen Menschen im Laufe ihres Lebens.
Ein Kind ist von Geburt an ein sozial aktives Wesen mit primären sozialen Bedürfnissen. Selbst Säuglinge haben schon einige Fähigkeiten an zwischenmenschlichen Interaktionen und Beziehungen teilzunehmen.[2]
Ein Kind zeigt in den ersten Wochen Verhaltensmerkmale der Kontaktaufnahme gegenüber jeder Person und kann somit am Ende dieser Phase zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden. Ende des ersten Lebensjahres verstärkt sich die Kontaktaufnahme zu präferierten Personen. Diese Person vermittelt dem Kind ein Sicherheitsgefühl. Danach beginnt eine Phase der gegenseitigen Beeinflussung von Kind und Pflegeperson, sodass eine komplexere Beziehung mit gegenseitigen Mitteilungen möglich wird.[3]
„Die Beziehung zwischen Pflegeperson und Säugling stellt einen unabdingbaren Teil eines Familiensystems dar, welches gewöhnlich auch einen Vater und andere Mitglieder umfaßt.“[4]
Der Vater hat nicht nur eine eigene Bindung mit dem Kind, sondern hat auch Einfluss darauf, wie die Mutter den Säugling beeinflusst. Die populäre Meinung gegenüber der Beziehung zwischen Vater und Kind war, dass sie nicht so eng ist wie die Mutter-Kind Beziehung. Bei der Studie „The father’s role“ von Michael E. Lamb aus dem Jahr 1987 stellte sich heraus, dass das Kind weder Vater noch Mutter bevorzugt. Bei Kleinkindern kam sogar heraus, dass die Jungen sogar eher eine gewisse Vorliebe entwickelten mit dem Vater zu interagieren, während die Mädchen keinerlei Tendenzen entwickelten. Für die Jungen ist diese Vater-Sohn-Beziehung wichtig für die Geschlechtsidentifikation.[5]
Wichtig für die Entwicklung der Kinder ist auch die Umgebung in der sie aufwachsen. Kinder, die aus ländlichen Umgebungen kommen und schon früh den Eltern im Haushalt helfen müssen, zeigen bei Spielen mit Gleichaltrigen mehr Kooperation und Großzügigkeit und neigen weniger zu Konflikten und Wettbewerb.[6]
Säuglinge in den ersten sechs Monaten zeigen kaum Interesse an gleichaltrigen Kindern. Zwischen sechs und neun Monaten nimmt dieses Interesse zu. Aber erst mit neun Monaten tritt ein Verhalten auf, dass Forscher als sozial beschreiben. Zum Beispiel wenn die Kinder gegenseitig Gegenstände austauschen. Bald danach treten die ersten Spielchen zwischen den Kindern auf. Ab dem zweiten Lebensjahr wechseln sich Kinder beim gegenseitigen Spiel ab, ahmen sich gegenseitig nach und führen sogar kurze „Gespräche“.[7]
„Zeichnet sich ein Kleinkind beispielsweise durch regelmäßige Gewohnheiten, positive Stimmungen und positive Hinwendung zu neuen Erfahrungen aus, kommt es mit seinen Eltern und mit den Gleichaltrigen gewöhnlich gut aus und zeigt später auch in der Schule wenig Verhaltensprobleme.“[8]
Gleichaltrige werden erst für das Sozialleben wichtiger, wenn die Kinder aus dem Krabbelalter heraus sind. Es wirken sich drei psychologische Veränderungen massiv auf Qualität und Reichweite der Interaktionen mit Gleichaltrigen aus.
Alltagsereignisse gewinnen immer mehr an symbolischer Bedeutung. Sie verändern somit die bisherige Bedeutung von Ereignissen und schafft eine Welt neuer sozial-interaktiver Möglichkeiten. Es erwacht ein Gefühl der moralischen Verpflichtung wie zum Beispiel das Teilen. Kinder im Vorschulalter betrachten soziale Interaktionen als Teil eines Systems stabiler Beziehungen[9]
[...]
[1] vgl. Friedrichsen 2007, S. 1943
[2] vgl. Damon/ Aeschbacher 1989, S. 39
[3] vgl. Damon/ Aeschbacher 1989, S. 61f.
[4] Damon/ Aeschbacher 1989, S. 82
[5] vgl. Damon/ Aeschbacher 1989, S. 82f.
[6] vgl. Damon/ Aeschbacher 1989, S. 192
[7] vgl. Schmidt-Denter 1996, S. 35
[8] Damon/Aeschbacher 1989, S. 147
[9] vgl. Damon/Aeschbacher 1989, S. 149