Die Idee zur vorliegenden Arbeit entstand im Zuge der intensiven Auseinandersetzung mit Oswalds Lyrik. Das Leben des gebürtigen Tirolers ist eines der am besten dokumentierten seiner Zeit. Dies führt in vielen Fällen der ersten Auseinandersetzung mit dieser Thematik jedoch schnell zu einem recht unübersichtlichen Fluss an Information. Doch dank der gut erhaltenen Dokumente und Lyrik, konnten binnen weniger Tage bestimmte Ereignisse zwischen 1376 und 1445 eine Vereinfachung des Lernprozesses herbeiführen. Die Frage, die aus diesem Erfolg resultierte, war, ob man das Leben des Adeligen graphisch verarbeiten könnte.
Eine derartige Grafik ist auch das Endergebnis dieser Arbeit. Das Ziel ist es also, eine Grafik mit einer möglichst genauen Einordnung der Ereignisse im Leben des Tirolers sowie einer eindeutigen Einsicht in den Verlauf der Biographie, zu entwerfen. Speziell in dieser Grafik sollen die Emotionen Oswalds von Wolkenstein im Vordergrund stehen und weniger die Eindrücke Dritter. Für diesen Schwerpunkt werden im Laufe der Arbeit einzelne Felder im Vorfeld genauer beleuchtet.
Zunächst ist die Definition des Begriffs Emotion notwendig. Da Oswalds Leben im späten Mittelalter einzuordnen ist, erfolgt außerdem eine Differenzierung zwischen Emotionsäußerung und ihrer Wahrnehmung in der heutigen Zeit; sowie dergleichen im Spätmittelalter. Wichtig hierbei ist eine genauere Betrachtung ausgewählter Lieder mit emotionalem Bezug.
Ferner wird nach einem kurzen Überblick über das Leben Oswalds die Frage behandelt, wie Oswald - der immer mit einer recht direkten Art in Verbindung gebracht wird - seine Emotionen in seinen Liedern verarbeitete und - falls er dies tat - codierte.
Eine exemplarische Analyse von ausgesuchten Liedern wird die erarbeiteten Punkte anschließend praktisch vor Augen führen und einen theoretischen Einblick in die Gefühlswelt des Tirolers gewähren. Bei der Analyse wird der Fokus jedoch nicht auf der Metrik ruhen, sondern vielmehr auf den Aussagen der einzelnen Lieder im Hinblick auf die darin enthaltenen Emotionen des Adeligen, sowie den Referenzen zu historischen Ereignissen im Kontext jener Lieder.
Anschließend folgt der Versuch, die angesprochene Grafik anhand der gewonnenen Einsichten in die Emotionen Oswalds zu entwerfen.
Am Ende meiner Arbeit steht die Beantwortung der Frage, ob und wie Oswald von Wolkenstein seine Emotionen schriftlich verarbeitet hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Emotionen und Emotionalität
- Was sind Emotionen?
- Emotionen im Mittelalter unter besonderer Berücksichtigung Oswalds
- Emotionen im 20. und 21. Jahrhundert
- Biographie und Hintergründe
- Kurzbiographie Oswalds von Wolkenstein
- Die Umsetzung historischer Ereignisse in der Lyrik Oswalds
- Historizität oder Emotionalität?
- Exemplarische Liedanalyse
- Erläuterung der Analysekriterien
- Kl. 1 Ain anefangk (1421)
- Kl. 83 Ain jetterin, junk, frisch, frei, fruet (1415/1417)
- Kl. 51 Ach senleiches leiden (1409/1410)
- Kl. 116 Zergangen ist meins herzen we (1428/1430)
- Erstellung eines Emotionsdiagramms
- Rankingkriterien und Erläuterungen
- Graphische Aufarbeitung
- Erläuterungen der einzelnen Punkte
- Interpretatorische und problematische Aspekte des Verfahrens
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Emotionen Oswalds von Wolkenstein in seinen Liedern zu analysieren und graphisch darzustellen. Ziel ist es, ein Diagramm zu erstellen, das die Ereignisse in Oswalds Leben und die damit verbundenen Emotionen in chronologischer Reihenfolge darstellt.
- Definition und Bedeutung von Emotionen im Mittelalter
- Die Rolle von Emotionen in Oswalds Lyrik
- Die Darstellung von historischen Ereignissen in Oswalds Liedern
- Die Methode der Emotionsanalyse und -darstellung
- Die Interpretation und Problematik der Emotionsanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Besonderheiten von Oswald von Wolkenstein als Quelle für mittelalterliche Textforschung und führt in die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit ein.
Kapitel II definiert den Begriff "Emotion" und betrachtet dessen Bedeutung im Mittelalter, insbesondere im Kontext von Oswalds Leben und Werk. Der Vergleich mit der modernen Wahrnehmung von Emotionen verdeutlicht die Unterschiede und Herausforderungen der Emotionsanalyse in mittelalterlichen Texten.
Kapitel III bietet eine Kurzbiographie Oswalds von Wolkenstein und analysiert die Umsetzung historischer Ereignisse in seinen Liedern. Es wird die Frage der Historizität und Emotionalität in Oswalds Werk untersucht und die Rolle der Selbstdarstellung im Kontext seiner Zeit beleuchtet.
Kapitel IV führt eine exemplarische Liedanalyse ausgewählter Lieder durch. Diese Analyse dient zur Bestimmung der Analysekriterien und zur Entwicklung eines Rankings der einzelnen Ereignisse im Leben Oswalds, das für die Erstellung des Emotionsdiagramms in Kapitel V relevant ist.
Kapitel V beschreibt die Erstellung des Emotionsdiagramms, das die Emotionen Oswalds von Wolkenstein in einer graphischen Form darstellt. Es werden die Rankingkriterien, die graphische Aufarbeitung sowie die Erläuterung der einzelnen Punkte im Diagramm erläutert. Darüber hinaus werden die interpretatorischen und problematischen Aspekte des Verfahrens diskutiert.
Das Schlusswort fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und reflektiert die Bedeutung der Arbeit sowohl für die Wissenschaft als auch für das eigene Verständnis des Mittelalters.
Schlüsselwörter
Oswald von Wolkenstein, Emotionen, Mittelalterliche Lyrik, Liedanalyse, Emotionsdiagramm, Historizität, Emotionalität, Selbstdarstellung, Biographische Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Christian Blum (Autor:in), 2010, Emotionen in spätmittelalterlichen Texten am Beispiel Oswalds von Wolkenstein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199255