Vom Surfen zu Wasser und zu Lande: Waveboarden

Ein neuer Bewegungstrend in einer veränderten Jugendkultur


Examensarbeit, 2012

73 Seiten, Note: 1,33


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 DiePhaseder Kindheit
2.1 Instanzen der Sozialisation
2.1.1 DieFamilie
2.1.2 Die Institution Schule
2.1.3 DiePeer-Group
2.1.4 DieMassenmedien
2.2 Identitätsbildung
2.2.1 Das Subjekt-Objekt-Paradigma
2.3 DieLebensführung des Kindes

3 Die Phase der Jugend - veränderte Jugendkultur
3.1 Neue Sozialisationsagenturen
3.2 Juvenile Szenen
3.3 Lebensstile und jugendliches Körperkapital

4 Sportengagement von Kindern und Jugendlichen
4.1 Veränderungen im Bewegungs- und Sportbereich - Tendenz zur Individualisierung?
4.1.1. These der Versportlichung
4.1.2 These der Deinstitutionalisierung
4.1.3 These der Multiplizierung
4.1.4 These der Entstrukturierung
4.1.5 These der Erlebnisorientierung

5 Trend und Trendsport
5.1 Konstituierende Aspekte von Trendsport
5.1.1 Stilisierung derBewegung
5.1.2 Beschleunigung des Sich-Bewegens
5.1.3 Betonung der Virtuosität
5.1.4 Extremisierung des Sports
5.1.5 Eventorientierung
5.1.6 Sampling
5.2 Eroberung neuer Bewegungsräume

6 Waveboarden - eine Form des Surfings
6.1 Das Waveboard - Begriffsklärung
6.2 Einordnung des Gerätes
6.3 Surfen zu Wasser-Wellenreiten
6.4 Surfen zu Lande - die Entstehung
6.5 Surfen im Netz - eine kulturelle Alltagspraktik
6.6 Waveboarden - ein weiterer Trendsport?
6.6.1 Die Stilisierungsfunktion
6.6.2 Beschleunigung der Bewegung
6.6.3 Die Virtuositätsbetonung
6.6.4 Die Extremisierung
6.6.5 Trend zum Event
6.6.6 DasSampling
6.6.7 Fazit
6.7 Die Skater-Szene - Vorbild für die Streetsurfing-Szene?

7 Resümee

8 Literatur-und Quellenangaben

Internetquellen

1 Einleitung

Die heutige Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich stark von der früherer Generationen. Einerseits haben sich Familienstrukturen verändert, andererseits hat sich aber auch ein Wandel im Freizeitverhalten und damit einhergehend in der Bewegungs- und Sportkulturvollzogen.

Jugendliche von heute surfen nicht mehr nur auf dem Wasser oder zu Lande mit dem Skateboard, es scheint sich zunehmend ein allgemeiner Lebensstil mit dem Begriff des Surfens entwickelt zu haben, der auch das Surfen im Internet einschließt und ein Ausdruck von Modernität und Jugend zu sein scheint. Es entstehen immer neue Trends, die speziell Jugendliche anziehen und durch die sie sich oft auch von anderen abzugrenzen versuchen.

Um zu ergründen, wie sich das Bewegungs- und Sportverhalten Jugendlicher verändert hat, gilt es also näher zu beleuchten, wie sich die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen heute gewandelt hat, um schließlich zu sehen, was die heutige Jugendkultur ausmacht.

Darüber hinaus sollen die Instanzen der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen näher beleuchtet werden, um herauszufinden, welchen Status bzw. welche Bedeutung Kinder in unserer modernen Gesellschaft überhaupt haben und wie sich ihre Identität vor diesem Hintergrund ausbildet.

Des Weiteren soll sich diese Arbeit mit dem Begriff des Surfens eingehender beschäftigen, im Speziellen mit einer neuen Variante des Streetsurfings, dem Waveboarden. Dabei sollen die Ursprünge des Surfens und Skatens genauer beleuchtet und die Stellung des Waveboardens in der Reihe dieser Roll- und Gleitsportarten untersucht werden.

Ferner ist zu klären, was sich hinter dem Konzept eines Trends bzw. der Trendsportarten verbirgt. Wie entstehen Trends, wie kommen Kinder und Jugendliche damit in Berührung, wo und wie werden diese zelebriert?

Diese Fragen laden dazu ein, anhand des Waveboardens beispielhaft zu beschreiben, wie eine sportliche Bewegungsform zu einem Trend avanciert und wie sich innerhalb dieser Trendsportarten juvenile Szenen ausbilden. Hierbei wird der Versuch unternommen, zu zeigen, warum gerade das Waveboarden einen so rasanten Einzug in die aktuelle Bewegungsszene von Kindern und Jugendlichen gehalten hat.

Daher sollen auf den folgenden Seiten zunächst einige wesentliche Beispiele der veränderten kindlichen Lebens- und Bewegungswelt beschrieben werden, um schließlich der Frage nachzugehen, was überhaupt den Reiz für Kinder und Jugendliche ausmacht, sich immer wieder neuen Bewegungstrends hinzugeben.

2 Die Phase der Kindheit

Das Interesse an der Phase der Kindheit und der kindlichen Lebenswelt ist seit den 1970er Jahren stetig gestiegen. Insbesondere die wissenschaftliche Erforschung kindlicher Bedürfnisse rückt immer mehr in den Fokus der unterschiedlichsten Wissenschaftsbereiche. Erklären lässt sich diese Entwicklung durch den starken Geburtenrückgang, der in den vergangenen 40 Jahren zu beobachten ist. Somit werden Kinder in unserer Gesellschaft immer bedeutsamer. Ökonomisch betrachtet könnte man auch sagen, das ,Gut’ (Kind) wird umso wertvoller, je weniger es vorhanden ist. Es scheint zunehmend wichtiger zu werden, dass unsere Kinder zu gesunden, gut ausgebildeten Persönlichkeiten heranwachsen. Allerdings tritt diese rein ökonomische Ansicht in heutiger Zeit - zumindest in unserer westlichen Gesellschaft - eher in den Hintergrund. Im Zentrum der Bemühungen steht das Wohl des Kindes als emotionaler Selbstzweck. Doch Kinder haben es dem Anschein nach immer schwerer, mit den gestellten Anforderungen zurechtzukommen. Der Schlüssel für eine Veränderung scheint darin zu liegen, dass die Gesellschaft den Bedürfnissen der nachwachsenden Generation gerechter werden muss, um deren Entwicklung zu fördern. An dieser Stelle sind wissenschaftliche Erkenntnisse gefragt, um herauszufinden, welche Bedürfnisse Kinder haben und wie diese befriedigt werden können. Hier wird der wissenschaftlichen Erforschung kindlicher Lebenswelten ein hohes Potential zur Optimierung ihrer Entwicklungsmöglichkeiten unterstellt (vgl. Podlich 2000, 7ff).

2.1 Instanzender Sozialisation

Auf dem Weg zu einem handlungsfähigen Individuum durchläuft jeder Mensch in seiner Kindheit, seiner Jugend und auch im Erwachsenenalter eine Reihe unterschiedlicher Lernprozesse. Die in der frühen Sozialisation gemachten Erfahrungen werden maßgeblich durch vier Instanzen bestimmt, die zeitweise mal mehr oder weniger Einfluss auf Handeln und den Erfahrungszuwachs der Heranwachsenden haben. Die Relevanz der einzelnen Faktoren erfährt hierbei häufig eine unterschiedliche Gewichtung, was vor allem auf Wesensmerkmale der Struktur einer Gesellschaft zurückzuführen ist. Die vor allem in frühen Jahren bestimmende Größe für die Sozialisation ist in den allermeisten Fällen die Familie. Dicht dahinter und stellenweise schon ebenbürtig folgen die Instanzen der Gleichaltrigen, nachfolgend auch Peers genannt, die Schule und - mit nach wie vor steigender Präsenz und Bedeutung - die Massenmedien. Diese Instanzen sind nicht nur aktiv an Wandlungsprozessen von Kindern beteiligt, sondern erfahren ihrerseits ebenfalls fortwährend Veränderungen (vgl. Geulen 2007, 138 ff).

Im Folgenden werden die prägenden Instanzen genauer beschrieben und der Versuch unternommen, ihre potentielle Einflussnahme auf das Heranwachsen von Kindern zu verdeutlichen.

2.1.1 DieFamilie

Die Familie ist nach wie vor die erste Sozialisationsinstanz im Leben eines Menschen. Viele Erfahrungen, die in der familiären Umwelt gemacht werden, Normen und Werte, Mechanismen des Zusammenlebens, die hier mehr oder auch manchmal weniger gut von Kindern erlernt werden können, sind als grundlegende Bestandteile für ihr weiteres Leben zu begreifen. In diesem Zusammenhang ist nicht zu vergessen, dass einem Kind mit dem Tag seiner Geburt automatisch ein sozialer Status zugewiesen wird. Die soziale Stellung der Eltern innerhalb der Gesellschaft hat einen entscheidenden Einfluss darauf, aus welcher Perspektive das Kind die Welt betrachtet und wie die Umwelt das Kind wahrnimmt.

In der heutigen Zeit sehen sich Kinder vor allem im familialen Bereich im Vergleich zu früheren Generationen großen Veränderungen gegenüber. Die allgemeinen Tendenzen werden zusammenfassend als „Pluralisierung und Individualisierung familialer und familienähnlicher Lebensformen“ (Büchner 1994, 15) bezeichnet. Die große Vielfalt privater Lebensformen zeigt sich in der stetig wachsenden Zahl alleinerziehender Eltern, viele Kinder wachsen in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften auf und auch die Tendenz zur Kleinfamilie nimmt zu (vgl. Nave-Herz 2007, 318).

Die Veränderungen der Familienzusammensetzung und des Aufwachsens als Einzelkind gehen mit veränderten Ansprüchen an das Kind und seiner Rolle innerhalb der Familie einher. Insbesondere die Rolle der Frau weicht heutzutage von der traditionellen Vorstellung der Hausfrau und Mutter ab; heute ist die Mehrzahl der Mütter berufstätig (vgl. Nave-Herz 2007, 319). Ebenso haben sich das Erziehungsleitbild und damit die Rolle des Kindes stark verändert. Das Verhältnis ist moderner und der Umgang .lockerer’ geworden. Anstatt ihren Kindern .Befehle’ zu erteilen, handeln Eltern mit ihnen gemeinsam die Regeln des Zusammenlebens und Verhaltens aus (vgl. Meyer 2002, 426). Eltern und Kinder müssen sich in den Verhandlungen gleichermaßen erklären und ihre Meinung rechtfertigen. Zwar haben die Eltern noch immer eine übergeordnete Position und üben Kontrolle aus, diese findet aber nur partiell statt.

Darüber hinaus ergibt sich aus der Erwerbstätigkeit der Eltern ein größerer Betreuungs- und Erziehungsanspruch der Kinder außerhalb der Familie. Diese Aufgabe weisen viele Eltern gern der Schule zu. Dass die Schule und ihre Lehrer in der heutigen Schulsituation diesen Aufgaben oft nicht gewachsen sind, ergibt sich aus den Berichten von Schülern und Lehrern gleichermaßen.

2.1.2 DielnstitutionSchule

Der primäre Auftrag von Schule ist es, Kindern Wissen zu vermitteln und Schüler nach festgelegten Curricula im Sinne ihres Bildungsauftrags beim Erlangen von Fertig- und Fähigkeiten zu unterstützen. Ebenso wichtig erscheint aber auch ihr Erziehungs- und Sozialisationsauftrag.

Mit dem Beginn ihrer Schullaufbahn kommen Kinder zum ersten Mal mit einer totalen Institution (Goffman 2010, 198) in Kontakt. Getragen wird diese Struktur von verbindlichen Regeln und Vorschriften, die jedem Schüler gleiche Rechte, aber vor allem auch gleiche Pflichten vorgeben. Das Erlernen von Regeln sowie das Erfahren und Erproben von Handeln in der späteren .Erwachsenengesellschaft’ wird gemeinhin auch als der heimliche Lehrplan bezeichnet (vgl. Zinnecker 1975).

[...]

Ende der Leseprobe aus 73 Seiten

Details

Titel
Vom Surfen zu Wasser und zu Lande: Waveboarden
Untertitel
Ein neuer Bewegungstrend in einer veränderten Jugendkultur
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,33
Autor
Jahr
2012
Seiten
73
Katalognummer
V199424
ISBN (eBook)
9783656258544
ISBN (Buch)
9783656260431
Dateigröße
697 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
surfen, wasser, lande, waveboarden, bewegungstrend, jugendkultur
Arbeit zitieren
Thiemo Urban (Autor:in), 2012, Vom Surfen zu Wasser und zu Lande: Waveboarden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199424

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