Extrait
Inhaltsverzeichnis
0 Vorwort
1 Buchführung
1.1 Allgemeines
1.1.1 Was ist Buchführung?
1.1.2 Wer muss Bücher führen und warum?
1.2 Inventur - Inventar - Bilanz
1.2.1 Die Inventur
1.2.2 Das Inventar
1.2.3 Die Bilanz
1.3 Bestandskonten
1.3.1 Das Konto
1.3.2 Buchen auf Bestandskonten
1.3.3 Abschluss von Bestandskonten
1.4 Erfolgskonten
1.5 Abschreibungen
1.5.1 Lineare Abschreibung
1.5.2 Degressive Abschreibung
1.6 Gewinn- und Verlustrechnung
2 Kosten- und Leistungsrechnung
2.1 Fixe und variable Kosten
2.2 Einzel- und Gemeinkosten
2.3 Deckungsbeitragsrechnung
2.3.1 Gewinnschwellen-Analyse
2.3.2 Planung des Gewinns
2.3.3 Zusatzaufträge
2.4 Angebotskalkulation (Vorkalkulation)
2.4.1 Ermittlung des Stundenverrechnungssatzes
2.4.2 Ermittlung des Angebotspreises
2.4.3 Branchenzuschläge
2.5 Nachkalkulation
3 Betriebliche Kennzahlen
3.1 Margen
3.2 Kennzahlen aus der Bilanz
4 Quellen
5 Lösungen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Inventurliste
Abbildung 2 Inventar
Abbildung 3 Übersicht Kontenarten
Abbildung 4 Zusammenhang Aufwendungen und Erträge
Abbildung 5 Von der Eröffnungsbilanz zur Schlussbilanz
Abbildung 6 Kosten
Abbildung 7 Kosten- und Erlöskurve
Abbildung 8 Gewinnschwelle
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
0 Vorwort
Die Inhalte sind auf das Berufsbild für Personaldienstleistungskaufleute zugeschnitten, in deren Zentrum die Vermittlung von Handlungskompetenz steht. Diese fächert sich auf in Fach-, Personal-, Sozial- sowie Methoden- und Lernkompetenz, die durch die Übungsaufgaben aktiviert und ausgebaut werden sollen.
Basis für die Inhalte des Buchs sind der Bildungsplan für Personaldienstleistungskaufleute in Baden-Württemberg[1] sowie die Handreichung zur Umsetzung zur Umsetzung des Lernfeld-Lehrplans für Personaldienstleistungskaufleute.
Das Skript ist als Lehr- und Arbeitsbuch konzipiert und beinhaltet zahlreiche Aufgaben, die zur Einübung und Vertiefung der theoretischen Inhalte gedacht sind. Hierbei wird regelmäßig Bezug auf das eigene Ausbildungsunternehmen genommen. Dies soll in erster Linie dazu dienen, sich gezielt mit dem Rechnungswesen und Controlling „Ihres Unternehmens“ auseinandersetzen. Ein weiterer Vorteil ist darin auszumachen, dass das Behalten der theoretischen Aspekte leichter fällt, wenn diese anhand konkreter Praxisbeispiele verdeutlicht werden.
Die vorliegende 2. und aktualisierte Auflage beinhaltet nun auch Übungsaufgaben zu den seit November 2012zwischen den Tarifpartnern vereinbarten Branchenzuschlagssätzen.
Karlsruhe, März 2013
Sven Wettach
1 Buchführung
1.1 Allgemeines
1.1.1 Was ist Buchführung?
Buchführung ist der Ausgangspunkt des betrieblichen Rechnungswesens und hat die Aufgabe, sämtliche Geld- und Güterströme eines Unternehmens zu erfassen.[2] Im Detail lassen sich folgende Aufgaben feststellen:
- Ermittlung der Bestände an Vermögen und Schulden,
- Aufzeichnung aller Veränderungen von Vermögen und Schulden,
- Ermittlung des Unternehmenserfolgs durch Erfassung aller Aufwendungen (=Wertverzehr) und Erträge (=Wertzuwachs),
- Lieferung von Zahlen zur Kalkulation der Verkaufspreise sowie zur Wirtschaftlichkeitskontrolle,
- Grundlage für die Berechnung der Steuern,
- Beweismittel bei Rechtsstreiten mit Kunden, Lieferanten etc.
1.1.2 Wer muss Bücher führen und warum?
In Deutschland verpflichten Steuergesetze und das Handelsgesetzbuch (HGB) jeden Kaufmann dazu, Bücher zu führen sowie Inventar und Bilanz zu erstellen.
Die Buchführung muss so erfolgen, dass sie gewissen Grundsätzen entspricht. Diese Prinzipien nennt man die „Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung“ - kurz GoB. Hierzu zählt z.B.:
- Alle Geschäftsvorfälle wahr, zeitnah und geordnet zu buchen,
- wesensgleiche Posten nicht miteinander zu verrechnen(z.B. Forderungen und Verbindlichkeiten),
- eindeutige Abkürzungen, Symbole, Ziffern und Buchstaben sowie eine lebende Sprache zu verwenden,
- ursprüngliche Buchungen nicht unkenntlich zu machen, bspw. durch die Verwendung von Tipp-Ex,
- Belege (z.B. Rechnungen, Kontoauszüge, Quittungen) zehn Jahre und Handelsbriefe (z.B. Auftragsbestätigung) sechs Jahre aufzubewahren,
- Inventare und Jahresabschlüsse zehn Jahre aufzubewahren,
- keine Buchung ohne Beleg durchzuführen bzw. keinen Beleg ohne Buchung zu erstellen.
1.2 Inventur - Inventar - Bilanz
1.2.1 Die Inventur
Zum Ende eines Geschäftsjahres – dies muss nicht der 31.12. sein - muss jeder Kaufmanni.S.d. HGB eine Bestandsaufnahme (Inventur) seiner Vermögens- und Schuldenwerte durchführen. Diese werden nach Art (z.B. Netbook, AsusEeePC R105), Menge (Stückzahl, Liter, Gewicht, Länge) und ihrem Wert in € erfasst. Wenn möglich erfolgt eine körperliche Inventur (z.B. durch Zählen der Netbooks), alternativ eine Buchinventur (von immateriellen Gütern und Schulden).
1.2.2 Das Inventar
Die per Inventur ermittelten Bestände werden in ein eigenes Verzeichnis eingetragen: das Inventar. Dieses führt jeden einzelnen Vermögens- und Schuldenposten auf und ist in drei Teile gegliedert: Vermögen, Schulden, Reinvermögen.
A. Vermögen
Nach Liquidität geordnet, wobei die weniger „flüssigen“[3] Vermögenswerte oben stehen. Außerdem wird das Vermögen gegliedert in:
I. Anlagevermögen (AV)
Dieses steht dem Unternehmen längerfristig zur Verfügung. Bspw.: Grundstücke, Gebäude, Fuhrpark, Betriebs- und Geschäftsausstattung (BGA).
II. Umlaufvermögen (UV)
Dieses dient dem Unternehmen nur vorübergehend. Bspw.: Rohstoffe, Vorräte, Forderungen gegenüber Kunden sowie die Geldmittel (Bank und Kasse).
B. Schulden
Nach Fälligkeit geordnet, wobei das langfristig fällige Kapital oben steht.
I. Langfristige Schulden wie Hypotheken- und Darlehensschulden.
II. Kurzfristige Schulden wie Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten, überzogenes Bankkonto.
C. Reinvermögen (=Eigenkapital)
Dieses ergibt sich als Differenz von Vermögen und Schulden.
Situation
Sie sind Auszubildender des Zeitarbeitsunternehmens Prozeit GmbH. Am Ende des Geschäftsjahres ist gemäß den gesetzlichen Vorschriften eine Inventur in Ihrem Zeitarbeitsunternehmen durchzuführen. Dieses Jahr bittet Sie Ihr Chef, zusammen mit anderen Azubis die Inventur durchzuführen. Am Ende haben Sie und Ihre Mitauszubildenden folgende Positionen erfasst:
- Das Kontokorrentkonto (Girokonto des Unternehmens) bei der Hausbank weist ein Guthaben von 24.000€ auf,
- 10 Bürostühle á 400€. Die Rechnung hierfür muss noch beglichen werden,
- 10 PCs á 800€,
- 2 Drucker im Wert von jeweils 400€,
- für die Anschaffung der neuen Computerausstattung (PC und Drucker) hat die Prozeit GmbH bei Ihrer Hausbank ein Darlehen über 11.000€ aufgenommen. Hiervon wurden bereits 3.000€ getilgt,
- 1 Geschäftswagen im Wert von 20.000€,
- die Immobilie, in der sich das Büro befindet, ist Eigentum des Unternehmens und wurde für 180.000€ gekauft,
- offene Rechnungen von Kunden, denen Sie Arbeitnehmer überlassen haben, i.H.v. 15.000€,
- in der Kasse des Unternehmens befinden 250€,
- für den Kauf der Immobilien wurde ein Hypothekendarlehen aufgenommen. Dessen Restschuld beläuft sich 65.000€.
Aufgabe 1
Übertragen Sie die erfassten Positionen in die nachstehende Inventurliste.
Hinweis: Bitte bearbeiten Sie die grau unterlegten Spalten in dieser Aufgabe noch nicht.
Abbildung 1 Inventurliste
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 2
Klassifizieren Sie die in der oben stehenden Inventurliste erfassten Gegenstände und erstellen Sie anhand der Inventurliste ein Inventar, also einausführliches Bestandsverzeichnis.
Hilfestellung zu Aufgabe 2
Dazu bestimmen Sie zunächst, ob es sich bei dem jeweiligen Gegenstand um Vermögen oder Schulden handelt. Danach bestimmen Sie den Rang des Gegenstandes im Inventar. Zur Erinnerung: Vermögen ist im Inventar nach Liquidierbarkeitgeordnet. Je schlechter dieser zu Bargeld zu machen ist, desto weiter oben steht der Gegenstand im Inventar. Schulden werden im Inventar hingegen nach Fälligkeit, d.h. wann die Schulden zurückzuzahlen sind, geordnet. Je später, desto weiter oben stehen diese.
Aufgabe 3
1. Erstellen Sie anhand der Inventurliste und der Rangordnung der einzelnen Positionen das Inventar. Benutzen Sie hierfür die nachstehende Vorlage.
2. Berechnen Sie das Reinvermögen (Eigenkapital) des Unternehmens.
Abbildung 2 Inventar
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2.3 Die Bilanz
Auf Grundlage des Inventars erstellt der Kaufmann zum Ende des Geschäftsjahres eine Bilanz (§242 HGB). Im Unterschied zum ausführlichen Inventar ist die Bilanz eine Zusammenfassung, in der die einzelnen Posten nur mit ihrem Gesamtwert (z.B. BGA 12.800€) aufgeführt werden.
Die zwei Seiten einer Bilanz heißen „Aktiva“ (linke Seite, Vermögen) und „Passiva“ (rechte Seite, Kapital). Beide Seiten müssen gleich groß sein, sich die „Waage halten“(ital.: bilancia = Waage).
Aufgabe 4
Erstellen Sie auf Basis des vorstehenden Inventars die Bilanz der Prozeit GmbH.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit jedem Geschäftsvorfall verändert sich die Bilanz. Beispielsweise kaufen Sie einen Laptop auf Rechnung, d.h. ohne ihn sofort zu bezahlen(„Zielkauf“, da Sie ein Zahlungsziel - z.B. 30 Tage haben).
Aufgabe 5
Nennen Sie die Posten in der Bilanz, die von diesem Kauf auf Rechnung betroffen sind.
Es gibt vier Möglichkeiten, wie sich Geschäftsvorfälle auf die Bilanz auswirken können.
Bilanzveränderung 1: Aktivtausch
Bsp. Barkauf eines Laptops im Wert von 1.000€
Der Aktivposten BGA nimmt zu (A +)[4], der Aktivposten Kasse nimmt in gleicher Höhe ab (A -). Der Geschäftsvorfall betrifft folglich nur die Aktivseite.
Bilanzveränderung 2: Passivtausch
Bsp. Eine kurzfristige Verbindlichkeit gegenüber einem Lieferantenfür Büroausstattung i.H.v. 15.000€ wird in ein langfristiges Darlehen umgewandelt, indem Sie zur Bezahlung der Lieferverbindlichkeit ein Darlehen i.H.v. 15.000€ bei Ihrer Bank aufnehmen. Der Passivposten Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen (kurz: Verb. LL) nimmt ab (P -) und die Darlehensschulden nehmen zu (P +). Der Geschäftsvorfall betrifft nur die Passivseite.
Aufgabe 6
Erklären Sie kurz, welche Auswirkung ein Aktiv- bzw. ein Passivtausch auf die Bilanzsumme hat.
Bilanzveränderung 3: Aktiv-Passiv-Mehrung (Bilanzverlängerung)
Bsp. Zielkauf eines neuen Geschäftsautos im Wert von 20.000€.
Der Aktivposten Fuhrpark nimmt zu (A +), ebenso der Passivposten Verb. LL (P +)
Aufgabe 7
Erklären Sie kurz, welche Auswirkung eine Aktiv-Passiv-Mehrung auf die Bilanzsumme hat.
Bilanzveränderung 4: Aktiv-Passiv-Minderung (Bilanzverkürzung)
Bsp. Bezahlung der Rechnung eines Lieferanten i.H.v. 1.500€ per Banküberweisung.
Der Aktivposten Bank nimmt ab (A -), ebenso der Passivposten Verb. LL (P -)
Aufgabe 8
Erklären Sie kurz, welche Auswirkung die o.g.Aktiv-Passiv-Minderung auf die Bilanzsumme hat.
Tipp: Vorgehen bei der Verbuchung von Geschäftsvorfällen
1. Überlegen Sie, welche Bilanzposten betroffen sind.
2. Handelt es sich dabei um Aktiv- oder Passivposten?
3. Nehmen diese Posten jeweils ab oder zu?
Signalwörter in der Beschreibung von Geschäftsvorfällen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 9
Erstellen Sie zu jeder der vier Bilanzveränderungen ein eigenes Beispiel.
1.3 Bestandskonten
1.3.1 Das Konto
Mit jedem Geschäftsvorfall ändert sich die Bilanz. Theoretisch könnte deshalb jedes Mal eine neue Bilanz aufgestellt werden. Es ist offensichtlich, dass dies viel zu viel Arbeit wäre. Stattdessen wählt man einen anderen Weg: Für jeden Bilanzposten wird zu Beginn des Geschäftsjahres ein eigenes Konto eingerichtet, auf dem später alle Geschäftsvorfälle gebucht werden, die dieses Konto betreffen. Da die hierfür eingerichteten Konten die Form eines „T“ haben, werden sie T-Konten genannt. Die linke Seite auf T-Konten heißt Soll, die rechte Seite Haben. Der Anfangsbestand steht immer auf der Seite, auf der das jeweilige Konto in der Bilanz steht. Bspw. steht Fuhrpark in der Bilanz auf der linken Seite, folglich steht der Anfangsbestand ebenfalls auf der linken Seite auf dem T-Konto.
1.3.2 Buchen auf Bestandskonten
Der Anfangsbestand (AB) und Zugänge (Mehrungen) stehen auf einer Seite, die Abgänge (Minderungen) und der Schlussbestand (SB) auf der anderen Seite.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Damit die Buchungen nachvollziehbar sind, werden die Buchungen in Buchungssätzen festgehalten. Hierzu könnte man aufschreiben: „Barkauf eines Laptops im Wert von 1.000“. Dies wäre jedoch in der Praxis sehr zeitaufwendig, zudem würde die Verständlichkeit dadurch beeinträchtigt, dass jeder Buchhalter den Satz anders aufschreiben würde. Daher hat man sich auf folgende Schreibweise festgelegt:
Soll an Haben [Betrag in €].
Bsp.: Der Laptop gehört zur Betriebs- und Geschäftsausstattung und wird folglich auf dem Konto BGA verbucht. Wir kaufen einen Laptop, d.h. es handelt sich um einen Zugang (Mehrung), der im Soll gebucht wird. Wir bezahlen in bar, d.h. es betrifft das Konto Kasse. Kasse ist ebenfalls ein Aktivkonto, d.h. Abgänge (Minderungen) werden auf der Haben-Seite gebucht. Der Buchungssatz lautet: BGA an Kasse 1.000€.
Sind mehr als zwei Konten betroffen, wird nach demselben Prinzip verfahren. Bsp. Der Laptop wird zur Hälfte in bar und zur anderen Hälfte per Scheck (= Konto „Bank“) bezahlt. Dann lautet der Buchungssatz:
BGA 1.000 an Kasse 500
Bank 500
Bilden Sie für die folgenden Geschäftsvorfälle die Buchungssätze.
Aufgabe 10
Ein Kunde begleicht eine noch ausstehende Rechnung i.H.v. 2.000€ bar. (Geschäftsvorfall 1)
Aufgabe 11
Kauf eines Laptops für 1.000€, die bar bezahlt werden. (Geschäftsvorfall 2)
Aufgabe 12
Sie bezahlen per Überweisung einen Lieferanten, dem Sie noch 500€ schulden. (Geschäftsvorfall 3)
Aufgabe 13
Sie nehmen zur Begleichung einer Lieferverbindlichkeit bei Ihrer Hausbank ein Darlehen über 3.000€ auf. (Geschäftsvorfall 4)
Aufgabe 14
Zielkauf eines PKW für 30.000€.(Geschäftsvorfall 5)
Im zweiten Schritt werden die Buchungssätze in den entsprechenden Konten übertragen. Zur besseren Nachvollziehbarkeit werden den Buchungen auf den einzelnen Konten i.A. die Nummer des Geschäftsvorfalls sowie das Gegenkonto vorangestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 15
Eröffnen Sie für die Geschäftsvorfälle 1 bis 5 die entsprechenden T-Konten und übernehmen Sie deren Anfangsbestände aus der Bilanz der Prozeit GmbH von Aufgabe 4.
Aufgabe 16
Verbuchen Sie dieGeschäftsvorfälle 1 bis 5 auf den zuvor eröffneten T-Konten.
1.3.3 Abschluss von Bestandskonten
Zum Ende des Geschäftsjahresmuss der Kaufmann für sämtliche Konten den Schlussbestand ermitteln, die Konten abschließen und auf dieser Basis die Schlussbilanz erstellen. Im ersten Schritt werden hierfür die Schlussbestände der einzelnen Konten ermittelt.
Tipp: Vorgehen bei der Ermittlung des Schlussbestandes
1. Addieren Sie die wertmäßig stärkere Seite und halten Sie diese Summe unterhalb des Bilanzstrichs fest.
2. Übertragen Sie diesen Wert als Summe auf die wertmäßig schwächere Seite, schließlich müssen beide Seiten gleich groß sein.
3. Ziehen Sie von der Summe alle Werte der schwächeren Seite ab.
4. Sie erhalten als Differenz (Saldo) den Schlussbestand.
Im zweiten Schritt werden die einzelnen Schlussbestände nun an das Schlussbilanzkonto (SBK) gebucht, d.h. anstatt „SB“ verwenden wir nun das Kürzel SBK.[5] Vom SBK werden die Werte in die Schlussbilanz übertragen. Das SBK ist ein „Hilfskonstrukt“, da der Grundsatz gilt, dass in der Bilanz nicht gebucht wird. Schlussbilanz und Schlussbilanzkonto sind jedoch bis auf den Titel und die Seitenbezeichnungen - bei der Schlussbilanz „Aktiv“ und „Passiv“, beim Schlussbilanzkonto „Soll“ und „Haben“ - identisch.
Bsp.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Buchungssatz zur Verbuchung des Saldos lautet: SBK an BGA 13.800.
Aufgabe 17
Ermitteln Sie die Schlussbestände für die Konten Fuhrpark und Kasse und schließen Sie die Konten ordnungsgemäß ab.
Aufgabe 18
Bilden Sie auf Grundlage der zuvor ermittelten Schlussbestände die Buchungssätze für die Abschlussbuchungen der beiden Konten.
Aufgabe 19
Der Schlussbestand steht grundsätzlich auf der gegenüberliegenden Seite des Anfangsbestands. Erklären Sie, weshalb dies beim Konto Bank nicht so sein muss.
1.4 Erfolgskonten
Alle bisherigen Buchungen auf den Bestandskonten haben das Eigenkapital nicht verändert. Das Ziel eines Unternehmens ist es jedoch, Gewinne zu erwirtschaften. Ein positiver Erfolg - ein Gewinn - erhöht das Eigenkapital, ein negativer Erfolg - ein Verlust - reduziert das Eigenkapital. Im Laufe des Geschäftsjahres gibt es viele Vorgänge, die den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen. Diese Vorgänge werden auf Erfolgskonten festgehalten, die teilen sich in Ertrags- und Aufwandskonten auf.Erfolgskonten haben im Gegensatz zu Bestandskontenkeinen Anfangsbestand.
Abbildung 3 Übersicht Kontenarten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung anJossé, German: Buchführung - aberlocker!, S. 38.
Aufwendungen stellenden Input an Produktionsfaktoren (Produktionsfaktoren sind: Boden, Arbeit, Kapital) dar, also den Werteverzehr an Gütern und Dienstleistungen. Beispielsweise das Zahlen von Löhnen oder das Reparieren einer Maschine. Aufwendungen mindern das Eigenkapital.
Erträge stellen das Gegenteil dar, nämlich einen Wertzuwachs. Hierzu gehören beispielsweise Provisionen und Mieteinnahmen. Erträge mehren das Eigenkapital.
Die Betrachtung der betrieblichen Hauptfunktionsbereiche und deren Güterströme verdeutlicht den Zusammenhang: Produktionsfaktoren (= Aufwand) werden gebündelt und ge- oder verbraucht, um damit ein neues Produkt (= Ertrag) zu schaffen.
Abbildung 4 Zusammenhang Aufwendungen und Erträge
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Jossé, German: Buchführung - aberlocker!, S. 39.
Während des Geschäftsjahres werden die Geschäftsvorfälle analog zum Vorgehen bei Bestandskonten auf entsprechenden Konten (z.B. Lohnaufwand, Mietaufwand, Zinsaufwand bzw. Zinserträge, Provisionserlöse, Umsatzerlöse) gebucht.
Bilden Sie die Buchungssätze für die folgenden Geschäftsvorfälle.
Aufgabe 20
Bezahlung von Löhnen über unser Bankkonto i.H.v. 10.000€. (Geschäftsvorfall 6)
Aufgabe 21
Überlassung eines Zeitarbeitnehmers an einen Kunden (Konto Umsatzerlöse), der hierfür eine Rechnung über 5.000€ erhält.[6] (Geschäftsvorfall 7)
Aufgabe 22
Erhalt einer Rechnung über 400€ für die Reparatur des Kopierers.
(Geschäftsvorfall 8)
Aufgabe 23
Aus der erfolgreichen Vermittlung eines Mitarbeiters an einen Kunden (Konto Vermittlungsprovision) erhalten wir eine Überweisung auf unser Bankkonto i.H.v. 15.000€. (Geschäftsvorfall 9)
Aufgabe 24
Halten Sie die Geschäftsvorfälle auf den entsprechenden Erfolgskonten fest.Die Veränderungen auf den Bestandskonten (Bank, Ford. LL etc.) brauchen Sie an dieser Stelle nicht festzuhalten.
Am Ende des Geschäftsjahres müssen auch die Erfolgskonten abgeschlossen werden. Aus Gründen der besseren Übersichtwerden die Salden zunächst auf ein spezielles Sammelkonto gebucht: das Gewinn- und Verlustkonto (GuV-Konto). Auf diesem werden sämtliche Aufwendungen und Erträge gesammelt. Das GuV-Konto ist ein Unterkonto des Kontos Eigenkapital, das auf der Passivseite der Bilanz steht. Folglich werden Minderungen auf der Soll-Seite und Mehrungen des Eigenkapitals auf der Haben-Seite gebucht.
Aufgabe 25
Bilden Sie die Buchungssätze für den Abschluss der einzelnen Erfolgskonten über das GuV-Konto.
Aufgabe 26
Übertragen Sie die vorgenommenen Abschlussbuchungen in das GuV-Konto.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Nachdem alle Ertragskonten über GuV abgeschlossen sind, wird der Saldo gebildet und das GuV-Konto über das Konto Eigenkapital (EK) abgeschlossen.
Sind die Erträge größer als die Aufwendungen, wurde ein Gewinn erwirtschaftet, d.h. das Eigenkapital des Unternehmens nimmt zu. Sind die Aufwendungen größer als die Erträge, wurde ein Verlust erwirtschaftet, d.h. das Eigenkapital nimmt ab. Somit sind zwei Abschlussbuchungen für das Konto GuV möglich:
- GuV an Eigenkapital (bei Gewinn)
- Eigenkapital an GuV (bei Verlust)
Aufgabe 27
Ermitteln Sie den Saldo für das obige GuV-Konto und schließen Sie das Konto GuV über das Konto Eigenkapital ab. Geben Sie des Weiteren an, ob das Unternehmen im Geschäftsjahr einen Gewinn oder einen Verlust erwirtschaftet hat.
Aufgabe 28
Erstellen Sie auf Basis der Geschäftsvorfälle 1 bis 9 die Abschlussbilanz für die Prozeit GmbH. Beachten Sie, dass Sie hierfür nun auch die Veränderungen auf den Bestandskonten der Geschäftsvorfälle 6 bis 9 berücksichtigen müssen.
Die nachfolgende Abbildung visualisiert die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Konten und zeigt auf, wie diese abgeschlossen werden.
Abbildung 5 Von der Eröffnungsbilanz zur Schlussbilanz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Weitere Übungsaufgaben
Hinweis: Die nachfolgenden Übungsaufgaben beziehen sich nicht auf die Prozeit GmbH, sondern auf ein anderes Personaldienstleistungsunternehmen.[7]
Sie haben die folgenden ungeordneten (!) Inventurbestände einer Großhandlung vorliegen (alle Angaben in T€):Hypotheken (90), Bankguthaben (45), Forderungen an Firma Schulz (17), Forderungen an Firma Schmitt (33), Fuhrpark (82), Darlehen (72), Verbindlichkeiten gegenüber Firma Müller (15), Verbindlichkeiten gegenüber Firma Meier (14), Grundstücke (80), Kasse (5), BGA (25), Geschäftsgebäude (110).
Aufgabe 29
1. Erstellen Sie die Bilanz.
2. Ermitteln Sie das Eigenkapital.
Aufgabe 30
Erläutern Sie, welche Konten durch die folgenden Geschäftsvorfälle betroffen sind, um was für eine Art Konten es sich hierbei handelt und wie sich dadurch die Bilanz verändert.
1. Kauf eines Monitorsgegen Barzahlung.
2. Zielkauf eines PKW.
3. Überweisung der Eingangsrechnung des PKW-Händlers.
4. Zum Ausgleich einer Lieferantenrechnung nehmen Sie ein Darlehen auf.
Aufgabe 31
Bilden Sie die Buchungssätze zu den Geschäftsvorfällen der vorangegangenen Aufgabe.
Aufgabe 32
Zur Vertiefung gleich nochmals: Bilden Sie die Buchungssätze zu folgenden Geschäftsvorfällen.
1. Sie überweisen Ihren internen und externen Angestellten Lohn.
2. Überlassung eines Mitarbeiters (Konto Umsatzerlöse) auf Rechnung.
3. Abschluss des GuV-Kontos mit Verlust.
4. Abschluss des Kontos Gebäude.
Aufgabe33
Jetzt umgekehrt: Sie sehen folgende Buchungssätze. Erklären Sie kurz, welche Geschäftsvorfälle diesen Buchungssätzen zugrunde liegen.
1. Bank an Zinserträge
2. Forderungen LL an Umsatzerlöse
3. Mietaufwendungen an Bank
4. Verbindlichkeiten LL an Bank
5. SBK an BGA
6. Bank und Kasse an Fuhrpark
7. GuV an EK
1.5 Abschreibungen
Anlagegüter wie z.B. Gebäude, Büromöbel, Computer, Kopierer, Autos etc. fließen als Produktionsfaktoren in den Prozess der betrieblichen Leistungserstellung ein und verlieren nach und nach an Wert. Dieser Wertverlust wird als Abschreibung[8] (= Aufwand) bezeichnet.
Für den Wertverlust gibt es verschiedene Gründe:
- Abnutzung
- Wirtschaftliche Ursachen wie technischen Fortschritt
- Außergewöhnliche Ereignisse wie Brand oder ein Unfall
Da Anlagegüter einem Unternehmen längerfristig zur Verfügung stehen und damit Jahr für Jahr an Wert verlieren, dürfen diese planmäßig abgeschrieben werden. Dies gilt für:
- bewegliche Güter des Anlagevermögens (z.B. PC, Fuhrpark)
- Gebäude
- käuflich erworbene immaterielle Anlagegüter wie z.B. Softwarelizenzen.
Nicht abnutzbares Anlagevermögen wie Grundstücke, Beteiligungen oder langfristige Forderungen dürfen nicht planmäßig abgeschrieben werden, sondern lediglich außerplanmäßig.
Für die Abschreibung gibt es eine Reihe von Methoden. Wir beschränken uns an dieser Stelle auf die lineare sowie die geometrisch-degressive Abschreibung. Letztere wird vom Gesetzgeber aus wirtschaftspolitischen Gründen zeitweise steuerrechtlich erlaubt und dann wieder ausgesetzt.
1.5.1 Lineare Abschreibung
Bei der linearen Abschreibung wird der jährliche Abschreibungsbetrag ermittelt, indem die Anschaffungskosten gleichmäßig auf die Nutzungsdauer verteilt werden. Beispiel: Ein für 1.000€ netto (d.h. ohne Mehrwertsteuer, diese muss herausgerechnet werden und darf nicht mit abgeschrieben werden) angeschaffter Schreibtisch hat eine gewöhnliche Nutzungsdauer von zehn Jahren. Die jährliche Abschreibung beträgt somit 100€ (1.000€ / 10 Jahre).
Aufgabe 34
Ihr Unternehmen kauft am 1.1.2012 für 714 € (einschließlich MwSt.) einen PC. Die Nutzungsdauer beträgt drei Jahre. Erklären Sie, weshalb der Wertansatz am Anfang des ersten Jahres lediglich 600€ beträgt.
Aufgabe 35
Vervollständigen Sie die nachstehende Tabelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 36
Skizzieren[9] Sie den Verlauf der Wertentwicklung des PCs.
Beachte
Im Jahr der Anschaffung erfolgt eine zeitanteilige monatsgenaue Abschreibung. Der Monat der Anschaffung wird hierbei mitgerechnet. Bsp.: Kauf eines Gutes im März bedeutet, dass im ersten Jahr zeitanteilig zehn Monate abgeschrieben werden.
Aufgabe 37
Ein Auto wird am 15. November angeschafft. Der Kaufpreis beträgt 36.000€ zzgl. MwSt. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer beträgt 6 Jahre. Ermitteln Sie die Höhe der Abschreibung für das Anschaffungsjahr.
Aufgabe 38
Erklären Sie, welche Auswirkung eine Abschreibung auf den Gewinn hat.
1.5.2 Degressive Abschreibung
Die degressive Abschreibung kann nur für bewegliche Anlagegüter in Anspruch genommen werden. Dabei wird im ersten Jahr ein bestimmter Prozentsatz von den Anschaffungskosten, in den Folgejahren vom Buchwert abgeschrieben. Die degressive Abschreibung trägt der Tatsache Rechnung, dass bestimmte Güter in den ersten Jahren nach der Anschaffung überproportional an Wert verlieren.
Beispiel: Ihr Unternehmen hat am 1.1.2010 einen PKW für netto 30.000€ gekauft. Wir unterstellen eine Nutzungsdauer von 6 Jahren. Der degressive Abschreibungssatz betrug 2010 das 2,5-Fache des linearen Satzes, maximal jedoch 25%[10].
Vorgehen: Zunächst wird der degressive Abschreibungssatz ermittelt. Der lineare Satz beträgt 16,67% (100% / 6 Jahre), der degressive Satz demzufolge 25%, da 16,67% * 2,5 = 41,68%, maximal jedoch 25% zulässig waren.
Aufgabe 39
Berechnen Sie die fehlenden Werte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 40
Skizzieren Sie den Verlauf der Wertentwicklung des Autos.
Der Buchwert eines Gutes bei einer degressiven Abschreibung wird nie null. Daher wird in der Praxis zunächst degressiv abgeschrieben und dann zur linearen Abschreibung gewechselt.
1.6 Gewinn- und Verlustrechnung
In der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) werden sämtliche Aufwendungen und Erträge einer gesamten Periode erfasst und gegenübergestellt, um so den Erfolg des Unternehmens im Abschlussjahr zu ermitteln. Die GuV zeigt hierbei die Quellen des Erfolgs an, indem die Aufwendungen und Erträge einzeln aufgelistet werden. Die GuV kann von Personengesellschaften (z.B. OHG, KG) in Kontoform (s. GuV-Konto) dargestellt werden, während Kapitalgesellschaften (z.B. GmbH, AG) die Staffelform nutzen müssen.
[...]
[1] Siehe: http://www.ls-bw.de/bildungsplaene/beruflschulen/bs/bs_lernfelder/BS_Personaldienstleistungskaufmann_08_3639.pdf.
[2] Das erste Kapitel greift im Wesentlichen auf folgende Literatur zurück: Jossé, German: Bilanzen aber locker! Hamburg 2005; Jossé, German: Buchführung - aber locker! Hamburg 2008 sowie Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. München 2008. Die beiden Bücher von Jossé eigenen sich besonders für Leser ohne bzw. mit nur geringen Vorkenntnissen.
[3] Damit ist gemeint, wie schnell sich die einzelnen Vermögenswerte zu Bargeld machen lassen.
[4] Anmerkung: „A +“ bedeutet, dass ein Aktivposten zunimmt, „P –“, dass ein Passivposten abnimmt etc.).
[5] Es gibt ebenfalls ein Eröffnungsbilanzkonto, welches aus didaktischen Gründen an dieser Stelle jedoch nicht thematisiert wird.
[6] Eigentlich müsste hier noch die Umsatzsteuer berücksichtigt werden. Aus didaktischen Gründen wird die Umsatzsteuer an dieser Stelle vernachlässigt.
[7] Die Aufgaben orientieren sich an Übungsaufgaben in Jossé: Buchführung aber locker!, S. 59f. Dort finden Sie noch viele weitere Übungsaufgaben.
[8] Gemeint sind an dieser Stelle Abschreibungen auf Anlagegüter. Weitere Abschreibungen sind beispielsweise Abschreibungen auf Vorräte oder auf Forderungen.
[9] „Skizzieren“ bedeutet, dass Sie nicht maßstabsgetreu zeichnen müssen.
[10] Die degressive Abschreibung wurde zum 1.1.2011 wieder ausgesetzt. Zuvor angeschaffte und degressiv abgeschriebene Güter genießen Bestandsschutz und dürfen weiterhin degressiv abgeschrieben werden.
- Citation du texte
- Sven Wettach (Auteur), 2017, Betriebliche Werteprozesse auswerten und dokumentieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199609
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