In Deutschland leben 6,6 Mill. körperlich behinderte Menschen . Dies ist ein Anteil von rund 8% der Bevölkerung. Jedoch besteht zwischen Behinderten und Nichtbehinderten eine Kluft, welche an Brisanz nicht verliert. Nichtbehinderte wissen meist nicht, wie sie sich angemessen verhalten sollen und meiden daher Kontakte; manche fühlen sich bereits durch den Anblick eines körperbehinderten Menschen gestört und provoziert. Es hilft kaum, wenn sie daran erinnert werden, dass sie selbst plötzlich als Folge einer Erkrankung, eines Verkehrs- oder Arbeitsunfalls für den Rest ihres Lebens schwer behindert sein können.
Für Nichtbehinderte ist es nicht nachvollziehbar, welche Veränderungen im Leben durch eine plötzliche Behinderung auftreten und erfolgreich bewältigt werden müssen. Denn in diesen Prozessen, welche durch den kürzlich behindert gewordenen Menschen zu leisten sind, kann man dem Problem der Behinderung in der Gesellschaft näher kommen und Ansatzpunkte für Veränderungen finden. Dies würde bedeuten, dass es möglich wird das Problem der Ausgrenzung durch eine „Andersartigkeit“ aufzudecken oder zu prüfen. Diese Prozesse möchte ich ansprechen und beispielhaft untersuchen. Unter Berücksichtigung anderer Fachgebiete, wie z.B. Psychologie und Recht, werden wissenschaftliche Ansatzpunkte und Zugänge für die Grundannahme der Behinderung offengelegt. Als Kern sollte die Veränderung der Lebensweltbedingungen einer Person dienen, welche erst kürzlich behindert geworden ist. Diese Person habe ich im Laufe meiner Arbeit häufig besucht und konnte so theoretische Wissensgrundlagen überprüfen. Da dieses Thema sehr subjektiv empfunden wird, muss davon Abstand genommen werden, diese Aussagen zu generalisieren. Sie sind Auszüge einer Lebensgeschichte, welche im Jahr 2000 begonnen hat und bis heute nicht abgeschlossen ist. Oft bewegt man sich dabei auf zwiespältigem Territorium, denn Subjektivität und Emotionalität sind nicht zu verachtende Faktoren.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- 1 EINLEITUNG
- 2 DEFINITION
- 2.1 BEHINDERTUNG DEFINIERT IM SCHWERBEHINDERTENGESETZ
- 2.2 DEFINITION DER BEHINDERUNG IN DER GESELLSCHAFT
- 2.3 BEHINDERUNG AUS SOZIAL WISSENSCHAFTLICHER SICHT
- 2.3.1 Schädigung
- 2.3.2 Stigmatisierung
- 3 GESELLSCHAFT BEHINDERT
- 3.1 „MAN IST NICHT BEHINDERT, MAN WIRD BEHINDERT“
- 3.2 DIE NORM BESTIMMT
- 3.3 DEFIZITHYPOTHESE
- 3.4 FOLGEN IM GESELLSCHAFTSSYSTEM
- 3.5 ARMUT ALS VERSTÄRKENDER FAKTOR
- 3.6 AUSGRENZUNG DER BEHINDERTEN AUFGRUND WIRTSCHAFTLICHER INTERESSEN
- 4 PERSONENGEBUNDENE VERÄNDERUNGEN
- 4.1 VERLEUMDUNG – UNGEWISSHEIT - AGGRESSION
- 4.2 NEUORGANISATION
- 5 LEBENSWELTWANDLUNGEN
- 5.1.1 Lebensgeschichte
- 5.1.2 Das Selbstkonzept
- 5.2 STRUKTurelle VeränDERUNGEN
- 5.2.1 Angehörige und Berufswelt
- 5.3 SOZIALE VERÄNDERUNGEN
- 5.3.1 Identität
- 5.3.2 Freizeit
- 5.3.3 Stabilisierung
- 5.3.4 Begegnung
- 5.3.5 Partizipation
- 5.4 ZUSAMMENFASSUNG
- 6 SCHLUSSWORT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Erfahrung von Behinderung in einem System der Ungleichheit, indem sie die Lebensgeschichte eines Menschen beleuchtet, der erst kürzlich behindert wurde. Die Analyse beleuchtet den sozialen und gesellschaftlichen Kontext von Behinderung, sowie die Veränderungen, die sich aus der Behinderung auf individueller Ebene ergeben.
- Definition von Behinderung im Kontext von Recht und Sozialwissenschaften
- Die Rolle von Stigmatisierung und Ausgrenzung in der Gesellschaft
- Die Auswirkungen von Behinderung auf die Lebenswelt und das Selbstbild
- Die Bedeutung von sozialer Integration und Partizipation
- Die Suche nach Veränderungsmöglichkeiten im Umgang mit Behinderung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Behinderung in Deutschland ein und zeigt die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Menschen mit Behinderung und dem Verständnis ihrer Lebenswirklichkeit auf. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Definitionen von Behinderung und beleuchtet die Perspektive der Sozialwissenschaften. Das dritte Kapitel analysiert die gesellschaftlichen Strukturen, die Behinderung als ein Problem konstruieren. Kapitel 4 fokussiert auf die individuellen Veränderungen, die durch die Behinderung ausgelöst werden, während Kapitel 5 die Auswirkungen auf die Lebenswelt, die soziale Integration und die Identität beleuchtet.
Schlüsselwörter
Behinderung, Ungleichheit, Stigmatisierung, Ausgrenzung, Integration, Partizipation, Lebenswelt, Selbstbild, Gesellschaft, Sozialwissenschaften, Recht, Lebensgeschichte, Veränderungsprozesse.
- Citation du texte
- Dipl. Sozialpädagoge Tobias Nachtrab (Auteur), 2002, Behinderte in einem System der Ungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19960