Christoph Martin Wieland, ist heute, obwohl er neben Goethe, Schiller und Herder zu den berühmtesten Dichtern seiner Zeit gehörte, nicht vergessen, wurde jedoch lange
Zeit von der Leserschaft, wie auch von der Literaturwissenschaft gemieden. Die Anlässe dafür sind zahlreich, und waren wohl zu einem großen Teil vorgeschobene, teils historisch bedingte Gründe. Die Gründe, die dafür sprechen, sich wieder mit Wieland zu beschäftigen sind literarisch bedingt und deutlich zahlreicher.
Der Umstand, dass Wieland lange Zeit aus dem Blickfeld der Leserschaft, als auch der Forschung
verschwunden war, erklärt, dass die Forschungsliteratur, speziell im Hinblick auf seine kleinen, und vermeintlich unbedeutenderen, Werke, im Vergleich zu seinen höher geschätzten Zeitgenossen deutlich übersichtlicher ausfällt.
Im Zentrum dieser Arbeit soll Wielands politische Haltung hinsichtlich göttlich legitimierter Herrschaft stehen, wie er sie in seinem Aufsatz „Über das göttliche Recht der Obrigkeit“ zum ersten Mal sehr deutlich propagiert. Diesen Gedanken greift er in etwas abgewandelter Form auch wieder im Prolog zu seiner Verserzählung
„Schach Lolo“ auf, weshalb diese Verserzählung Wielands auch die einzige ist, die von Literaturwissenschaftlern in den Kanon seiner politischen Schriften aufgenommen
wurde. In seinem Aufsatz „Lustreise durch die Unterwelt“ stellt er dann seinen radikalen Standpunkt, was die göttliche Legitimation von Obrigkeit betrifft, zur Diskussion mit gemäßigteren Geistern.
Wielands politische Haltung und deren Wandlung über die Zeit, könnte man noch an einer Vielzahl weiterer Texte untersuchen. Da dieser Arbeit jedoch nur begrenzt Platz zur Verfügung steht, und sie auch „nur“ den Anspruch hat Wielands Haltung zur göttlichen Legitimation von Herrschaft darzulegen, wird sich die Auswahl der zu
analysierenden Texte auf die drei bereits genannten beschränken.
Um Wielands staatsphilosophische Haltung, und deren eventuelle Veränderungen zumindest einigermaßen nachvollziehen zu können, werden die Texte innerhalb der Arbeit in der chronologischen Reihenfolge ihres Entstehens behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Auseinandersetzung mit Wielands Aufsatz: „Über das göttliche Recht der Obrigkeit oder: Über den Lehrsatz: „Daß die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaffen sey.“
- Auseinandersetzung mit Wielands Verserzählung: „Schach Lolo oder: Das göttliche Recht der Gewalthaber“
- Auseinandersetzung mit Wielands Aufsatz: „Lustreise durch die Unterwelt“
- Wielands Haltung zur göttlichen Legitimation von Herrschaft. Beißende Ironie oder bitterer Ernst?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Christoph Martin Wielands politische Haltung hinsichtlich göttlich legitimierter Herrschaft. Sie analysiert seine Argumentation in drei zentralen Texten: „Über das göttliche Recht der Obrigkeit“, „Schach Lolo“ und „Lustreise durch die Unterwelt“. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Wielands Kritik am Volkssouveränitätsideal ernst gemeint war oder ob er eine ironische Position einnahm.
- Wielands Kritik am Volkssouveränitätsideal
- Die Rolle der göttlichen Legitimation von Herrschaft in Wielands Werken
- Die Entwicklung von Wielands politischer Haltung
- Wielands Verhältnis zu zeitgenössischen politischen Diskursen
- Die Frage nach der Ironie in Wielands Schriften
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Christoph Martin Wieland vor und erläutert die Gründe für seine lange Zeit andauernde Vernachlässigung in der Forschung. Sie beleuchtet die Problematik, die sich aus der knappen Forschungsliteratur zu Wielands kleineren Werken ergibt, und definiert den Fokus der Arbeit auf Wielands Haltung zur göttlichen Legitimation von Herrschaft.
- Auseinandersetzung mit Wielands Aufsatz „Über das göttliche Recht der Obrigkeit“: Dieses Kapitel analysiert Wielands Kritik an Christian Wilhelm Dohms Artikel über die Volkssouveränität. Es untersucht Wielands Argumentation, die auf einer Verneinung der Verbindung zwischen der Volkssouveränität und der legitimen Herrschaft des Monarchen basiert.
- Auseinandersetzung mit Wielands Verserzählung „Schach Lolo“: Dieser Abschnitt analysiert, wie Wieland in „Schach Lolo“ den Gedanken der göttlichen Legitimation von Herrschaft aufgreift und seine Position in abgewandelter Form präsentiert.
- Auseinandersetzung mit Wielands Aufsatz „Lustreise durch die Unterwelt“: In diesem Kapitel wird Wielands Diskussion mit gemäßigteren Geistern in Bezug auf die göttliche Legitimation von Obrigkeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie göttliche Legitimation von Herrschaft, Volkssouveränität, politische Philosophie, Ironie in der Literatur, Christoph Martin Wieland, Christian Wilhelm Dohm, Teutscher Merkur, politische Schriften, Aufklärer, Staatsphilosophie, Verserzählung, politische Geschichte.
- Citar trabajo
- Timo Pfänder (Autor), 2009, Christoph Martin Wieland und die göttliche Legitimation von Herrschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199670