Entscheidung zur Elternschaft - Aspekte individueller versus kollektiver Rationalität


Dossier / Travail, 2010

15 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Individuelle und kollektive Rationalität in der Entscheidungüber den Kinderwunsch
2.1 Individuelle Rationalität der Kinderentscheidung
2.2 Ökonomische Argumente zum Geburtenrückgang
2.3 Ökonomische Eingriffe aufden Kindernutzen und die Kinderkosten
2.4 Kollektive Rationalität in der Entscheidung für Kinder

3. Maßnahmen für eine nachhaltige Bevölkerungspolitik und Familienpolitik
3.1 Bevölkerungspolitik- eine Vorstellung
3.2 Familienpolitik

4. Zusammenfassung - Reflexion Quellen

Literatur

Internet

1. Einleitung

Konflikte zwischen individueller und kollektiver Rationalität entstehen, wenn für ein Individuum rationale Entscheidungen zu einem für die Gesamtwirtschaft unvorteilhaften Ergebnis führen. Leider reichen ethische Kriterien in einer komplexen Wirtschaft nicht aus, um verantwortlich zwischen Vorteilen für sich selbst und Nachteilen für die Gesellschaft zu entscheiden.

In meinem Beitrag möchte ich einige Aspekte darlegen, die beschreiben wie es dazu kommt die Entscheidung einen Kinderwunsch betreffend umzusetzen oder eben nicht. Die Diskussionen zu diesem Thema werden in der Öffentlichkeit oft sehr emotional und je nach Blickwinkel ausschnitthaft diskutiert. Daher werden hier die folgenden Bereiche anhand wissenschaftlicher, aber auch schwerpunktmäßig unter Beachtung bevölkerungs-ökonomischer Grundlagen bearbeitet. Zunächst werden die Kriterien der individuellen und kollektiven Rationalität dargestellt. Dann folgt die Betrachtung der möglichen Kriterien für oder gegen eine Kinderentscheidung sowie deren individuellen und kollektiven Auswirkungen. Des Weitern werden beispielhaft Ansätze für eine nachhaltige Veränderung in verschiedenen gesellschaftspolitischen Bereichen aufgezeigt, wie Familie, Bevölkerung, Bildung und Wirtschaft.

2. Individuelle und kollektive Rationalität in der Entscheidungüber den Kinderwunsch

Die Anforderungen an Individuen in der heutigen Zeit haben sich drastisch verändert. Dafür sind verschiedene soziale und kulturelle Wandlungsprozesse (Heterogenität der Lebensformen, Individualisierung, Pluralisierung etc.) ebenso ausschlaggebend wieökonomische Faktoren. In Deutschland sinken die Geburtenzahlen seit Jahren stetig. Diese Tatsache führte in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit zu zahlreichen Diskussionenüber die Ursachen des Geburtenrückgangs. Dabei wurden vor allem primär in Bezug auf die Folgen für die sozialen Sicherungssysteme, also gesellschaftspolitisch motivierte oder sozialwissenschaftlich, an der individuellen Lebensplanung orientierte Betrachtungsperspektiven eingenommen (vgl. Egger 2006, o. S.). Langsam wächst das Bewusstsein für weitere Folgen dieser Entwicklung, die auch andere Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft betreffen (vgl. Steinmann, S. 7).

2.1 Individuelle Rationalität zurKinderentscheidung

Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau liegt bei 1,4 Kindern je Frau in Deutschland (vgl. Statistisches Bundesamt 2007, S. 9). Die Wohnbevölkerung in Deutschland wächst seit Jahrzehnten nur durch Einwanderung. Eine

Entscheidung für Kinder oder Kinderlosigkeit liegt im Ermessen der potentiellen Eltern bzw. der Frauen. Dieökonomische Theorie geht, im Gegensatz zur sozialwissenschaftlichen oder -psychologischen, davon aus, dass die Grundlagen der Kriterien dieser Entscheidung auch in Abhängigkeit von einer Kosten-Nutzen­Abwägung bestimmt werden. In diesem Sinne bedeutet dieökonomische Sichtweise eine Einschätzung verschiedener Handlungsoptionen, bei der eine Analyse der Vor- und Nachteile von Kindern für ihre Eltern vorgenommen wird (vgl. Steinmann 2007, S. 27). Steinmann stellt dar: „Derökonomische Ansatz ist allgemein, trägt dem menschlichen Eigennutzstreben Rechnung, identifizieren die positiven und negativen Anreize auf die elterlichen Entscheidungen und liefern damit Hinweise für effektive bevölkerungspolitische Maßnahmen." (ebd., S. 27). Imökonomischen Modell werden, bezogen auf die Kinderentscheidung, Nutzenfunktion (Präferenzen des Subjekts) und Handlungsalternativen (Handlungsbeschränkungen) gegenübergestellt und wie folgt als Ergebnis einer Umfrage von Frauen im Alter von 18 - 55 Jahren in ausgewählten europäischen Ländern identifiziert:

1. Präferenzen:

Überwiegend ist der Wunsch nach Kindern bei Frauen und Männern existent. Er ist im europäischen Vergleich in Deutschland allerdings geringer ausgeprägt. Ungefähr 5 - 15% der Frauen wollen keine Kinder.

2. Handlungsbeschränkungen:

In Deutschland sind 27% der Frauen kinderlos. Die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen ist mit 40 % auffällig hoch und ebenso die der Frauen ohne Schulabschluss (vgl. Steinmann 2007, S. 28; vgl. Macha 2006, S. 41 ).

Das Ergebnis der Umfrage macht deutlich, dass viele Frauen Ihre Präferenzen nicht oder nur teilweise umsetzen. Damit wird davon ausgegangen, dass die Entscheidungüber Kinder einemökonomischen Kalkül folgten kann. Das würde bedeuten, wenn der Nutzen unter den Kosten von Kindern liegt, fällt eine Entscheidung gegen ein Kind und für ein Kind, wenn der Nutzenüber den Kosten eingeordnet wird (vgl. Steinmann 2007, S. 29).

3. Kindernutzen für die Eltern, die Mütter:

-Emotionaler Nutzen wie Lebenssinn, Freude, Liebe etc.
-Einkommensnutzen wie direkter oder indirekter Beitrag zum Familieneinkommen (Arbeitskräfte in Haushalt, Betrieb, Landwirtschaft etc.)
-Institutions-/ Sicherungsnutzen wie Beiträge zur Alterssicherung der Eltern, bei Krankheit, in Notfällen, etc.

4. Kinderkosten fürdie Eltern:

-direkte Kosten wie Nahrung, Kleidung, Wohnung, Taschengeld, Familienaktivitäten, andere Güter und Dienste.
-Erziehungs- und Ausbildungskosten nehmen Geld und Zeit in Anspruch und unterscheiden sich nach Länge und Art der Ausbildung („Kinderqualität").
-Opportunitätskosten: Einkommensausfall und Karriereverlust v. a. bei Frauen durch Unterbrechung der Erwerbstätigkeit, eingeschränkte Mobilität.
-monetäre und psychische Trennungskosten: Abhängigkeiten der Eltern untereinander, bei Scheitern einer Beziehung entsteht (meist für die Frau) eine schlechtere wirtschaftliche Lage.
-monetäre und psychische Kosten für eigene Lebensrisiken: Beeinträchtigungen der beruflichen Flexibilität und in dessen Folge eine Minderung der Beschäftigungschancen.
-monetäre und psychische Kosten für Lebensrisiken der Kinder: Erkrankungen, Behinderungen, Fehlverhalten, Bedürftigkeit, Versagen, Arbeitslosigkeit u. a. (vgl. ebd., S. 29 f.).

2.2 Ökonomische Argumente zum Geburtenrückgang

Die Kinderkosten für die Eltern sind aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen (Politik, Ökonomie, Soziales) seit Mitte des 19. Jahrhunderts stetig angestiegen und haben dadurch den so genannten Kindernutzen auch steig verringert. Im Folgenden werden deren Veränderungen dargestellt:

1. Kindernutzen der Eltern heute:

-Emotionaler Nutzen: Dieser kann schon durch ein einziges Kind zufrieden gestellt werden.
-Einkommensnutzen: z. В. Verbot von Kinderarbeit und Verlängerung der Schulpflicht.
-Institutions-/ Sicherungsnutzen: Entfällt fast vollständig, da durch die bestehenden sozialen Sicherungssysteme (gesetzliche Renten-, Kranken-, Unfall-, oder Arbeitslosenversicherung, System der Grundsicherung, Sozialhilfe etc.) oderüber private Absicherungsmöglichkeiten wie der Kapitalbildung, private Lebens-, Kranken-, Unfall- und Pflegeversicherung, die den Betroffenen, unabhängig von Kindern und Anderen, Unterstützung bieten. Heute sind die Kinder in der Regel gesetzlich von Unterhaltsverpflichtungen gegenüber ihren Eltern freigestellt.

2. Kinderkosten heute:

-direkte Kosten: Längere Erziehungs- und Ausbildungszeiten d. h. der finanzielle Aufwand ist im Vergleich zu den Einkommenüberproportional gestiegen.
-Erziehungs- und Ausbildungskosten: Geld- und Zeitaufwand der Eltern ist stark gewachsen durch:
a) Verlängerung der Schulpflicht, Verpflichtende Finanzierung einer ersten Ausbildung bis zum Hochschulabschluss (evtl. auch länger),
b) Institutionelle Standards der Schulen: (noch)überwiegend Halbtagsschulen,
c) Gestiegene Anforderungsprofile von Ausbildungsstätten,
d) Höhere Bildungsansprüche der Eltern („Kinderqualität").
- Gestiegene Opportunitätskosten durch:
a) ungenügende staatliche und private Kinderbetreuung,
b) höherer Anteil gut ausgebildeter Frauen (bessere Einkommens- und Karrierechancen),
c) steigende Arbeitgeberansprüche an Flexibilität und Mobilität von Beschäftigten.
-monetäre und psychische Trennungskosten: zunehmend beziehen rational handelnde Paare Trennungsrisiken und deren Kosten mit ein (z. B. kein bedingungsloses Vertrauen in langfristige Beziehungen, jede dritte Ehe wird geschieden).
-monetäre und psychische Kosten für eigene Lebensrisiken: Angst vor wirtschaftlicher Instabilität (Verlust des Arbeitsplatzes) durch die

[...]


1 Die Seitenangaben beziehen sich aufdie Veröffentlichung im Internet.

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Entscheidung zur Elternschaft - Aspekte individueller versus kollektiver Rationalität
Université
University of Applied Sciences Koblenz  (Sozialwesen)
Cours
Soziale Arbeit und Wirtschaft
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
15
N° de catalogue
V199833
ISBN (ebook)
9783656261872
ISBN (Livre)
9783656263326
Taille d'un fichier
420 KB
Langue
allemand
Mots clés
Elternschaft, individuelle Rationalität, kollektive Rationalität, Kindernutzen, Kinderkosten, Opportunitätskosten
Citation du texte
Sozialpädagogin B.A. Petra Anna Maria Hermes (Auteur), 2010, Entscheidung zur Elternschaft - Aspekte individueller versus kollektiver Rationalität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199833

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