Das Jahr 1973 ist ein Jahr der Veränderungen. Richard Nixon, US-Präsident und „Vater der Nation“, wird im Rahmen der „Watergarte“-Affäre als Lügner enttarnt und muss zurücktreten. „Freie Liebe“ wird proklamiert und das Konzept einer (pseudo-)liberalen, sexuellen Revolution erreicht schließlich auch amerikanische Vororte. Kombiniert mit dem katastrophalen Verlauf des Vietnamkriegs, führt dies zu einer Phase permanenter Unsicherheit der Bevölkerung, zu einer Phase der Umstrukturierung, der Suche nach sich selbst.
Ang Lees Film „Der Eissturm“, spielt im November des genannten Jahres und thematisiert eben diese Vorkommnisse und die dementsprechenden Auswirkungen im suburbanen Rahmen der fiktiven Kleinstadt „New Canaan“. „Die ganze Nation steckt in der Pubertät und experimentiert, auch die Erwachsenen.“ Dies trifft auch auf Benjamin Hood zu, Ehemann und Vater zweier Kinder. Entgegen frühere Filme Lees, die rückblickend als „Father Knows Best“-Trilogie bezeichnet werden , ist der Vater hier nicht „der Fels in der Brandung“, der respektiert wird und mit Rat und Tat zur Seite steht, sondern eine unsichere, inkonsequente Figur, die sich genauso wenig bzw. noch weniger gefunden hat, als die Kinder, die er zu erziehen versucht.
In dieser Seminararbeit wird der Annahme nachgegangen, dass die (Vater-)Figur des „Benjamin Hood“, als „Kind seiner Zeit“, ein durchgehend inkonsistentes Verhalten an den Tag legt und somit konträr zu den vorherigen Vaterfiguren, in den Filmen Lees angelegt ist. Dies bedeutet, er zeigt sich permanent, von den damaligen Diskursen und ambivalenten, gesellschaftlichen Verhältnissen und Veränderungen, beeinflusst und wirkt aufgrund dessen inkonsequent. Seine dementsprechende Unsicherheit zeigt sich vor allem in pädagogischer Hinsicht, d.h. in seiner Rolle als Vater, im Umgang mit seinen zwei Kindern. Dementsprechend besteht die primäre Absicht dieser Arbeit darin, Ben Hood als Vater, d.h. in der Interaktion mit seinen Kindern zu beschreiben und der Frage nachzugehen, wie er sich als Vater verhält, woran sich sein inkonsistenter Charakter zeigt, was seine Intentionen diesbezüglich sind und was er damit tatsächlich erreicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Die Uhr der Figur“ – Hilfsmittel zur Figurenanalyse
- Die Figur als „fiktives Wesen“
- Die Figur als „Artefakt“
- Die Figur als „Symbol“ und „Symptom“
- Ang Lee – Eine Einführung
- Biographisches
- Father Knows Best
- Weitere Motive
- Der Eissturm (1997)
- Handlung
- Figurenanalyse „Benjamin 'Ben' Hood“
- Hermeneutische Szenen- und Figurenanalyse
- Szenenbeschreibung: Das Telefongespräch
- Szenenbeschreibung: Das Gute-Nacht-Gespräch
- Szenenbeschreibung: Das Masturbationsgespräch
- Ben Hood und „Die Uhr der Figur“
- Ben Hood als „fiktives Wesen“
- Ben Hood als „Artefakt“
- Ben Hood als „Symbol“ und „Symptom“
- Fazit
- Quellenverzeichnis
- Bibliographie
- Filmographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Figur des Benjamin Hood in Ang Lees Film „Der Eissturm“ und untersucht, inwiefern sein Verhalten als Vater und „Kind seiner Zeit“ inkonsistent und durch die damaligen gesellschaftlichen Umbrüche geprägt ist. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Ben Hood in seiner Rolle als Vater agiert, welche Intentionen er verfolgt und welche Auswirkungen sein Handeln hat.
- Analyse der (Vater-)Figur des Benjamin Hood in „Der Eissturm“
- Zusammenhang zwischen Ben Hoods Verhalten und den gesellschaftlichen Veränderungen der 1970er Jahre
- Anwendung von Jens Eders „Uhr der Figur“ zur Interpretation der Figur
- Untersuchung der Interaktion zwischen Ben Hood und seinen Kindern
- Beschreibung von Schlüssel-Szenen aus dem Film „Der Eissturm“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor. Im zweiten Kapitel wird Eders „Uhr der Figur“ als Analyseinstrument vorgestellt und erklärt. Das dritte Kapitel widmet sich einer kurzen Einführung in Ang Lees filmisches Schaffen. Anschließend werden die Handlung von „Der Eissturm“ und die Figur des Benjamin Hood vorgestellt. Das fünfte Kapitel beinhaltet eine hermeneutische Szenen- und Figurenanalyse, wobei ausgewählte Szenen aus dem Film betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Vater-Kind-Beziehung, Figurenanalyse, „Der Eissturm“, Ang Lee, „Die Uhr der Figur“, 1970er Jahre, gesellschaftliche Veränderungen, inkonsistentes Verhalten und Vaterrolle.
- Quote paper
- Lukas Lohmer (Author), 2012, Father Knows Worst , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200275