Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Die Malerei des gegenständlichen Konstruktivismus
1. 1 Kunst und Technik in den 20er Jahren
1. 2 Technikbegeisterung und Technikfeindschaft
2. Politischer Konstruktivismus
2.1 Künstlergruppe Kölner Progressive
2.2 Heinrich Hoerle: „Arbeiter“ (Selbstbildnis vor Bäumen und Schornsteinen
3.Französischer Konstruktivismus
3.1 Fernand Léger: „Le Mécanicien“ (Der Mechaniker)
III. Schlussbemerkung
Appendix
Literaturangaben
Abbildungen
Abbildungsverzeichnis
I. Einleitung
Léger sagte, dass „[j]ede objektive Schöpfung des Menschen [strengsten] geometrischen Gesetzen [untersteht], und ganz gleich […]es sich auch mit den Schöpfungen der Kunst [verhält].“[1] Léger plädiert hier auf Allgemeingültigkeit und steht damit für den gegenständlichen Konstruktivismus.[2]
Im Mittelpunkt steht ein Vergleich zwischen einem deutschen Vertreter des gegenständlichen Konstruktivismus, Heinrich Hoerle, und einem französischem Vertreter des gegenständlichen Konstruktivismus, Fernand Léger.
Der Bildvergleich bezieht sich auf die Kunst der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Historische Voraussetzungen des gegenständlichen Konstruktivismus waren Grundlage und wurden von Hoerle und Léger in ihren Bildern verarbeitet. Ausgangspunkt des Bildvergleichs ist das Verhältnis der Konstruktivisten zur Technik. In diesem Zusammenhang wird untersucht, welche wesentlichen gestalterischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede beide Künstler aufzeigen und ob es ihnen gelang ihre Vorstellungen von Kunst und Gesellschaft in ihren Bildern zum Ausdruck zu bringen.
II. Hauptteil
1. Die Malerei des gegenständlichen Konstruktivismus
1.1. Kunst und Technik in den 20er Jahren
Im Allgemeinen ist das Verhältnis der gegenständlichen Konstruktivisten zur Technik ist widersprüchlich.
Sozialistisch orientierte Künstler wie Hoerle sahen in der Technik sowohl ein Befreiungs- als auch ein Unterdrückungsinstrument. Ihr Hauptanliegen war es, den Zusammenhang zwischen Mensch und Technik darzustellen. Als Befreiungsinstrument insoweit, dass die Maschine für die arbeitende Klasse gleichsam die Herrschaft über die Natur im Interesse der Menschen bedeutet. Andererseits sahen sie in der Maschine auch ein Mittel des Kapitalismus, das zur Unterdrückung der Arbeiterschaft eingesetzt wurde. Man wollte eine Kunst schaffen, die für den Arbeiter der gegenwärtigen Gesellschaft verständlich war und ihm in seiner kämpferischen Haltung zur Seite stehen. Die Forderung nach einer verständlichen Kunst trug zur Entwicklung eines konstruktivistischen Stils (mit gegenständlicher Tendenz) bei. Der Konstruktivismus galt für die Künstler als eine geeignete Ausdrucksform des Industriezeitalters der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.[3]
1.2. Technikbegeisterung und Technikfeindschaft
Der technische Fortschritt offenbarte sich im ersten Weltkrieg hauptsächlich von seiner negativen Seite. Technische Neuerungen der Maschinenindustrie sollten den Weg für einen militärischen Siegeszug ebnen.[4]
Nach den Unruhen des ersten Weltkrieges bildete sich jedoch in der Bevölkerung ein ambivalentes Verhältnis zur Technik heraus. Es entwickelte sich auf der einen Seite eine Technikfeindschaft und auf der anderen Seite, in der so genannten Stabilisierungsphase,[5] eine regelrechte Technikbegeisterung. Die Arbeiter waren die Leidtragenden dieser Entwicklung. Infolge von Rationalisierungsmaßnahmen zeichnete sich zunehmend eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ab. Vor allem die Großindustrie genoss die Vorzüge der technischen Entwicklung. Massenproduktionsverfahren ermöglichten dieser unbegrenzte Gewinne, während die Arbeiter unter einer enormen Erhöhung des Arbeitstempos litten. Der daraus wachsende Hass war nicht in erster Linie gegen die technische Entwicklung gerichtet, sondern gegen das vorherrschende kapitalistische System, das den technischen Fortschritt nicht zum Vorteil des Arbeiters einsetzte, um für diesen bessere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten
[...]
[1] Helfenstein, Josef: Die Sprache der Geometrie: Suprematismus, De Stijl und Umkreis –
heute, Bern 1984, hier zit. S. 92.
[2] Konstruktivismus ist eine im Wesentlichen abstrakte, nach geometrischen
Gesetzmäßigkeiten konstruierte Kunst, die sich auf Wissenschaft, Technik und Forschung
beruft („Ingenieurkunst“). (Vgl. Steingräber, Erichu. a. (Hg.), Deutsche Kunst der 20er und
30er Jahre. München 1979, S. 74.)
[3] Vgl. ebd. S. 74f.
[4] Vgl. ebd. S. 34f.
[5] Bezeichnet die nach dem ersten Weltkrieg vorübergehend einsetzende Beruhigung der
wirtschaftlichen und politischen Lage (Vgl. ebd. S. 30).
- Arbeit zitieren
- Norman Conrad (Autor:in), 2009, Die gegenständliche Malerei des Konstruktivismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200457
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