Am Anfang ist die Liebe. Sie kann als eine Erfindung der Evolution bezeichnet werden, um die Produktion von Nachwuchs zu erleichtern. Verliebte, sich Liebende neigen zu meist nächtlichen Taten, sog. Sünden der Nacht, die Folgen haben. Kinder. Die Ehe ist eine moralingesteuerte Institution, die Nachhaltigkeit sichert, nämlich in der Aufzucht der Sündenfolgen. So wie – nach Nietzsche - die Sklaven die Moral erfunden haben, so erfinden die Kinder die Ehe: als Höhle, als Schutz, als Raum, in dem sie wachsen können. Kinder wollen, dass ihre Eltern nicht streiten und zusammenbleiben. Sobald sie flügge sind, verlassen sie aber Vater und Mutter, schamlos und undankbar. Vorher sind sie betroffen, wenn ein Elternteil sie verlässt, um eine neue Beziehung einzugehen.
Hier hilft auch Bildung, d.h. ein Blick in die antike Mythologie. Da gibt es die Göttin Hera, die den Herd schützt, die Familie; sie ist die Gattin des immer fremdgehenden Zeus, der sie laufend, wie man sagt, betrügt. Zeus ist allein von der Liebe bestimmt, von der Göttin Aphrodite, denn die ist für die heiße Liebe zuständig. Hera wütet zwar immer, wenn der Gatte aushäusig ist, sie versucht, spielverderbend, die Rendezvous zu verhindern – Zeus aber empfindet eigentlich keine Schuld. Er folgt einem göttlichen Prinzip, der Liebe: sie steht über der Moral. Erst das Christentum hat das schlechte Gewissen in die Welt gebracht und die Ehe hochgehalten und den Ehebruch als Sünde bestimmt. Die antike Phantasie hat - vorchristlich – die Sache anders erlebt, in Bildern die anthropologischen Daten so sortiert: es gibt die sinnliche Liebe, zwei sind aufeinander abgefahren, ineinander verknallt, verliebt usw. Sprachen können diesen elementaren Sachverhalt verschieden formulieren. Die Dichtung hat ihn immer wieder in großen Poesien gestaltet; man darf an Tristan und Isolde denken, die so aufeinander abgefahren sind, dass ihre Liebe sie quasi zu einem Wesen macht. Man darf an Anna Karenina denken, die der lahmen Ehe mit Karenin entflieht und dem attraktiven Grafen Wronski nicht widerstehen kann. Allerdings wird sie zerbrechen, sie hält die Flucht aus der Verantwortung nicht aus, sie kann den Verlust ihrer Tochter nicht ertragen.... Für das denkende Bewusstsein entsteht hier diese Frage: muss, was die Evolution will, durch sittliche Anstrengung geändert werden, geht es – wie im 18. Jahrhundert – um „die Bändigung der wilden Seele“?
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die sog. patchwork family
- Am Anfang ist die Liebe
- Hormonelle Marionetten oder autonome Subjekte
- Seitensprung und Alphabetisierung
- Folgen einer Seitensprungkultur
- Alternative Modelle
- Verkehrte Welt. Eine Nachbemerkung.
- Zeitalter der vollendeten Sündhaftigkeit.
- Zivilisation und Barbarei...
- Warum Denken traurig macht.
- Eine Welt kontroverser Positionen.......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit bietet eine kritische Analyse des Partnerwechsel-Diskurses, der sich in der heutigen Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen abspielt. Sie beleuchtet die Dynamik zwischen Liebe, Ehe und seriellen Partnerschaften, untersucht die Entstehung von Patchwork-Familien und hinterfragt den Einfluss von modernen Lebensentwürfen auf traditionelle Familienstrukturen.
- Die kritische Re-Vision des Partnerwechsel-Diskurses im Kontext der modernen Gesellschaft.
- Analyse der Rolle der Familie und der Liebe im Wandel der Zeit.
- Beurteilung der Entstehung und Auswirkungen von Patchwork-Familien.
- Untersuchung des Einflusses von gesellschaftlichen und medialen Strömungen auf den Partnerwechsel-Diskurs.
- Reflexion über die anthropologischen und moralischen Aspekte des Partnerwechsels.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkung
Der Autor beschreibt den heutigen öffentlichen Raum als eine Welt voller Lärm und Reizüberflutung, die geprägt ist von der Suche nach Aufmerksamkeit und der Vermarktung von Ereignissen. Er kritisiert die Oberflächlichkeit und den Mangel an tieferer Reflexion in der heutigen Gesellschaft.
Die sog. patchwork family
Der Text kritisiert den Begriff „Patchwork-Familie“ als eine euphemistische Bezeichnung für gescheiterte Beziehungen. Der Autor zeigt auf, dass die mediale Darstellung von Patchwork-Familien oft idealisiert und die negativen Folgen von gescheiterten Partnerschaften verschleiert werden.
Am Anfang ist die Liebe
Das Kapitel erörtert die Entstehung von Liebe und Ehe aus evolutionärer Perspektive. Der Autor argumentiert, dass Liebe in erster Linie der Fortpflanzung dient und dass die Ehe als moralisches Konstrukt entstanden ist, um die Aufzucht von Kindern zu gewährleisten.
Hormonelle Marionetten oder autonome Subjekte
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem Einfluss von Hormonen auf menschliches Verhalten und hinterfragt die Rolle von Liebe und Vernunft in der Partnerwahl.
Seitensprung und Alphabetisierung
Das Kapitel untersucht die Auswirkungen von Seitensprüngen auf die Gesellschaft und analysiert die Rolle von Bildung in diesem Kontext.
Folgen einer Seitensprungkultur
Der Autor beleuchtet die Folgen einer Gesellschaft, die von Seitensprüngen geprägt ist, und stellt kritische Fragen zur moralischen und gesellschaftlichen Akzeptanz solcher Verhaltensweisen.
Alternative Modelle
Dieser Abschnitt präsentiert alternative Modelle für das Zusammenleben von Paaren und Familien.
Verkehrte Welt. Eine Nachbemerkung.
Der Autor reflektiert die Widersprüche und Paradoxien der heutigen Gesellschaft im Hinblick auf die Themen Liebe, Ehe und Familie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Liebe, Ehe, Patchwork-Familien, Partnerwechsel, Seitensprung, Anthropologie, Evolution, Kultur und Moral. Sie beleuchtet die gesellschaftlichen und anthropologischen Veränderungen, die den Partnerwechsel-Diskurs prägen, und kritisiert die medial geprägte Sichtweise auf Familienmodelle.
- Citar trabajo
- Prof. Dr. Erwin Leibfried (Autor), 2012, Der Partnerwechsel-Diskurs. Liebe oder Ehe. Serielle Partnerschaften oder Familie., Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200464