Der Kaukasuskrieg 2008 war kaum vorüber, da verschwand er auch schon wieder von der Bildfläche. Einige Tage bis wenige Wochen hatten sich die Medien auf ihn gestürzt und ausführlich berichtet. Dann ereilte ihn das Schicksal der meisten Kriege und Katastrophen, die sich entweder abseits der westlichen Hemisphäre abspielen oder nicht „genügend“ Todesopfer fordern. Er geriet in Vergessenheit.
Die vorliegende Arbeit wird sich diesem Konflikt nun genauer widmen. Im Zentrum der Analyse steht dabei die Frage, wie dieser Konflikt überhaupt entstehen konnte. Warum kam es überhaupt zum militärischen Schlagabtausch zwischen Russland, Südossetien und Georgien? Was sind die Ursachen, die Wurzeln dieses Konflikts? Warum brach er ausgerechnet im August 2008 aus – und nicht zu einem späteren Zeitpunkt? Und wie kam es zu einem Waffenstillstand? Auf diese und weitere Fragen wird die vorliegende Arbeit in kritisch-analytischer Herangehensweise versuchen, Antworten zu finden. Die Arbeit bedient sich dafür der vier vorherrschenden Theorien der Internationalen Beziehungen, des Realismus, des Liberalismus, des neoliberalen Institutionalismus und des Konstruktivismus, und zieht eine vierte hinzu: den Neogramscianismus. Ziel dieser Betrachtung aus fünf verschiedenen Blickwinkeln ist es, dem Leser ein überblickartiges Verständnis der wichtigsten Kausalzusammenhänge des Konflikts zu ermöglichen und gleichzeitig die genannten Theorien auf ihr Erklärungspotential hinsichtlich des Kaukasuskrieges 2008 zu untersuchen.
Beginnend mit einigen Bemerkungen zur Konfliktgenese, wird zuerst die Vorgeschichte des Konflikts untersucht. Es folgt eine überblickartige Betrachtung der Kriegshandlungen im Sommer 2008 sowie der Standpunkte der wichtigsten Akteure. Anschließend werden die verschiedenen Theorien der Internationalen Beziehungen vorgestellt, ehe versucht wird, diese auf den Konflikt anzuwenden und ihr jeweiliges Erklärungspotential zu untersuchen. In einem Resümee werden dann die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und die Theorien anhand ihrer jeweiligen Erklärungskapazitäten klassifiziert. Mit einem kurzen Ausblick und einer Thematisierung weiterer Forschungsfragen schließt die Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- TEIL I: Kaukasuskrieg 2008 - Ursachen, Verlauf, Akteure
- 1.1 Konfliktgenese
- Zur Relevanz ethnischer Identität im (post-)sowjetischen Raum
- Getrennte Vorgeschichte
- Gemeinsame Geschichte unter sowjetischer Ägide
- Postsowjetische Entwicklungen
- Im neuen Jahrtausend
- Kriegsverlauf
- 1.2 Die Akteure und ihre Standpunkte
- Einleitender Exkurs: Territoriale Integrität vs. Selbstbestimmungsrecht der Völker
- Konfliktparteien
- Externe Akteure
- 1.1 Konfliktgenese
- TEIL II: Theorien im Überblick
- 2.1 Realismus
- 2.2 Liberalismus
- 2.3 Neoliberaler Institutionalismus
- 2.4 Konstruktivismus
- 2.5 Neo-Gramscianismus
- TEIL III: Die Analyse
- 3.1 Der Erklärungsansatz des Realismus
- 3.2 Der Erklärungsansatz des Liberalismus
- 3.3 Der Erklärungsansatz des neoliberalen Institutionalismus
- 3.4 Der Erklärungsansatz des Konstruktivismus
- 3.5 Der Erklärungsansatz des Neo-Gramscianismus
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Kaukasuskrieg von 2008, indem sie die Ursachen und den Verlauf des Konflikts untersucht und verschiedene Theorien der internationalen Beziehungen heranzieht. Das Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der wichtigsten Kausalzusammenhänge zu ermöglichen und das Erklärungspotential der Theorien zu evaluieren.
- Ursachen des Kaukasuskrieges 2008
- Rolle ethnischer Identitäten im postsowjetischen Raum
- Analyse des Konflikts aus verschiedenen theoretischen Perspektiven (Realismus, Liberalismus, Neoliberaler Institutionalismus, Konstruktivismus, Neo-Gramscianismus)
- Bewertung des Erklärungspotentials der verschiedenen Theorien
- Die Bedeutung der Konzepte von nationaler Unabhängigkeit und Selbstbestimmung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kaukasuskrieg 2008 und seine relative Vergessenheit in den westlichen Medien trotz seiner Bedeutung für Fragen nationaler Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Sie skizziert die Fragestellung der Arbeit, die darin besteht, die Ursachen des Konflikts zu ergründen, und die methodische Herangehensweise, die auf einer kritisch-analytischen Betrachtung verschiedener Theorien der Internationalen Beziehungen basiert. Besonders wird die Einbeziehung des Neo-Gramscianismus mit seinem Fokus auf Hegemonie hervorgehoben.
TEIL I: Kaukasuskrieg 2008 - Ursachen, Verlauf, Akteure: Dieser Teil beleuchtet die Konfliktgenese, indem er die Entwicklung der ethnischen Identitäten im (post-)sowjetischen Raum analysiert, die getrennte und gemeinsame Geschichte von Georgien und Südossetien betrachtet, und die postsowjetischen Entwicklungen bis zum Ausbruch des Krieges im Jahr 2008 beschreibt. Der Kriegsverlauf selbst wird detailliert nachgezeichnet. Weiterhin werden die Akteure und deren Standpunkte im Kontext der territorialen Integrität Georgiens und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker Südossetiens analysiert. Der Abschnitt beleuchtet sowohl interne Konfliktparteien als auch externe Akteure und deren Einfluss auf den Konflikt.
TEIL II: Theorien im Überblick: Dieser Teil stellt die wichtigsten Theorien der internationalen Beziehungen vor, die im weiteren Verlauf der Arbeit zur Analyse des Kaukasuskrieges herangezogen werden. Hier werden der Realismus, der Liberalismus, der Neoliberale Institutionalismus und der Konstruktivismus vorgestellt, wobei jeweils zentrale Vertreter und Kernaussagen der jeweiligen Theorie erläutert werden. Zusätzlich wird der Neo-Gramscianismus als zusätzliche Analyseperspektive präsentiert.
TEIL III: Die Analyse: Dieser Teil wendet die in Teil II vorgestellten Theorien auf den Kaukasuskrieg an. Jeweils wird der Erklärungsansatz des Realismus, Liberalismus, Neoliberalen Institutionalismus, Konstruktivismus und Neo-Gramscianismus im Hinblick auf den Konflikt untersucht und mit Bezug auf die vorherigen Kapitel erläutert. Die Kapitel untersuchen die jeweiligen theoretischen Perspektiven auf Macht, Sicherheit, Souveränität, wirtschaftliche Interessen, Kooperation, Identitätskonstruktionen und Hegemonie im Kontext des Konflikts.
Schlüsselwörter
Kaukasuskrieg 2008, Südossetien, Georgien, Russland, Internationale Beziehungen, Realismus, Liberalismus, Neoliberaler Institutionalismus, Konstruktivismus, Neo-Gramscianismus, nationale Unabhängigkeit, Selbstbestimmungsrecht der Völker, ethnische Identität, Hegemonie, Sicherheitsinteressen, Wirtschaftsinteressen.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Analyse des Kaukasuskrieges 2008
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Kaukasuskrieg von 2008 unter Anwendung verschiedener Theorien der internationalen Beziehungen. Sie untersucht die Ursachen und den Verlauf des Konflikts und evaluiert das Erklärungspotenzial der jeweiligen Theorien.
Welche Theorien der internationalen Beziehungen werden angewendet?
Die Arbeit bezieht den Realismus, den Liberalismus, den Neoliberalen Institutionalismus, den Konstruktivismus und den Neo-Gramscianismus in die Analyse mit ein. Jede Theorie wird einzeln vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit auf den Kaukasuskrieg geprüft.
Welche Aspekte des Kaukasuskrieges werden behandelt?
Die Analyse umfasst die Konfliktgenese, die Rolle ethnischer Identitäten im postsowjetischen Raum, die beteiligten Akteure (sowohl interne als auch externe), den Kriegsverlauf und die Bedeutung von Konzepten wie nationale Unabhängigkeit und Selbstbestimmungsrecht der Völker.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Teil I befasst sich mit den Ursachen, dem Verlauf und den Akteuren des Kaukasuskrieges 2008. Teil II bietet einen Überblick über die verwendeten Theorien der internationalen Beziehungen. Teil III wendet diese Theorien auf den Konflikt an und analysiert deren Erklärungspotenzial.
Welche Rolle spielt der Neo-Gramscianismus in dieser Arbeit?
Der Neo-Gramscianismus wird als zusätzliche Analyseperspektive herangezogen, um den Einfluss von Hegemonie auf den Kaukasuskrieg zu untersuchen. Die Arbeit hebt die Bedeutung des Neo-Gramscianismus besonders hervor.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Kaukasuskrieg 2008, Südossetien, Georgien, Russland, Internationale Beziehungen, Realismus, Liberalismus, Neoliberaler Institutionalismus, Konstruktivismus, Neo-Gramscianismus, nationale Unabhängigkeit, Selbstbestimmungsrecht der Völker, ethnische Identität, Hegemonie, Sicherheitsinteressen, Wirtschaftsinteressen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Ursachen des Kaukasuskrieges 2008 zu ermöglichen und das Erklärungspotenzial verschiedener Theorien der internationalen Beziehungen im Hinblick auf diesen Konflikt zu evaluieren.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der Einleitung und der drei Hauptteile (Kaukasuskrieg 2008, Theorien im Überblick, Die Analyse). Diese Zusammenfassungen beschreiben den Inhalt und die Schwerpunkte jedes Kapitels.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich für den Kaukasuskrieg 2008 und die Anwendung von Theorien der internationalen Beziehungen interessiert. Sie ist auf eine strukturierte und professionelle Analyse ausgerichtet.
- Citar trabajo
- Simon Rietberg (Autor), 2012, Der Kaukasuskrieg 2008 und die Theorien der Internationalen Beziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200662