Typische Fraud-Gefahren im Bereich "Verkauf" und ihre Operationalisierung anhand von Fraud-Indikatoren


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Darstellungs- und Abkurzungsverzeichnis

A. Einfuhrung in die Fraud-Problematik
1. Begriffsklarung und Fraud-Tree
2. Tater, Schaden und Einflussfaktoren

B. Fraud-Gefahren im Bereich Verkauf
1. Der Prozess im Uberblick
2. Fraud-Risiken und -Indikatoren
3. Fraud-Delikte und ihre Operationalisierung
3.1 Diebstahl von liquiden Mitteln
3.2 Diebstahl von Waren/ Gutern
3.3 Betrugerische Auszahlungen
3.4 Abschopfung
3.5 Korruption

C. Fazit

Quellenverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellungsverzeichnis

Abbildung 1: Fraud-Tree nach der ACFE

Abbildung 2: Fraud-Triangle nach Donald R. Cressey

Abbildung3: Absatz als Teil des Geschaftsprozesses

Abbildung 4: Fraud-Indikatoren auf Unternehmensebene

Abbildung 5: Vertuschung durch zeitverschobene Aufzeichnung

Abbildung 6: Kennzahlen zur Fraud-Identifikation

Abbildung 7: Kennzahlen der Preisnachlasse

Abbildung 8: Kennzahlen als Korruptionsindikatoren

Tabellen

Tabelle 1: Taterprofil

Tabelle 2: Korruptionsindikatoren

A. Einfuhrung in die Fraud-Problematik

1. Begriffsklarung und Fraud-Tree

Eine genaue Definition des Begriffes ,Fraud‘ gestaltet sich auGert schwierig. In der Literatur wird vielfaltig die vom IDW etablierte Definition verwendet, von welcher hier allerdings Abstand genommen wird, da diese davon ausgeht, „dass sich Fraud immer in der Rechnungslegung niederschlagt“1. Ein simplerer Ansatz, eine geeignete Definition zu finden, bildet die Ubersetzung in die deutsche Sprache. Aus dem Englischen ubersetzt bedeutet ,Fraud‘ ,Betrug‘ oder ,Tauschung‘.2 Dementsprechend wird der Ausdruck in der folgenden Arbeit allgemein als jedwede bewusste, betrugerische (dolose) Handlung aufgefasst, die einem Unternehmen vorsatzlich Schaden zufugt. Durch diese allgemeinere Definition ergibt sich ein weites Spektrum an betrugerischen Handlungen, die die ACFE in drei Hauptkategorien unterteilt (siehe Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an ACFE (2010), Report to the Nations 2010, S. 7.

Gerade der Bereich der Vermogensschadigung wird in dieser Arbeit eine wesentliche Beachtung finden, da im weiteren Verlauf eine genauere Analyse des Teilprozesses ,Absatz‘ erfolgen wird. In diesem Bereich befinden sich sowohl Waren und Dienstleistungen (unbar) als auch Geld (bar) im unmittelbaren Umfeld und somit konnen hier fraudulente Handlungen einfacher vollzogen werden, als in anderen Teilen des Geschaftsprozesses. Weiterhin werden unbare Vermogensschadigungen in Diebstahl und Missbrauch unterteilt. Gegenstand dieser Taten konnen neben Vorraten und sonstigen Vermogenswerten auch Dienstleistungen sein. Auf der Seite der baren Vermogensschadigung finden sich neben der realen Entwendung von liquiden Mitteln auch zwei Kategorien der Manipulation. Zum einen die Fingierung von Ausgaben und zum anderen die Abzweigung von Verkaufen (Umsatze), AuGenstande (Forderungen) und Erstattungen.[1]

Die ACFE nach, wird Korruption als das Ausnutzen von Kompetenzen eines Mitarbeiters, unter der Verletzung seiner Verpflichtung gegenuber dem Arbeitgeber, mit der Absicht einen Vorteil fur sich oder Dritte zu erzielen, definiert.[2] Insbesondere durch den Zusatz „or someone else“ gelang es der Organisation der Kritik nachzukommen, das Korruption nicht zwangslaufig und direkt zum Vorteil des Angestellten fuhren muss.[3] Demnach sind der Vielfaltigkeit der Auspragungen korrupter Handlungen kaum Grenzen gesetzt. Der ACFE gibt dennoch eine Kategorisierung und benennt vier Fraud- Schemen[4]: Erpressung, illegale Zuwendung, Interessenskonflikt und Bestechung.

2. Tater, Schaden und Einflussfaktoren

Hinter allen betrugerischen Aktionen stehen Menschen, die diese begehen. Die Ursachen fur solche Taten sind ebenso vielfaltig und unterschiedlich, wie die Tater selbst. Um die Problematik der dolosen Handlungen dennoch bewaltigen zu konnen, ist es unerlasslich Taterprofile und Einflussfaktoren, welche die Taten begunstigen, darzustellen.

Aus einer empirischen Untersuchung der Wirtschaftsprufgesellschaft PwC, ergeben sich die in Anlage A aufgezeigten Grafiken und das nebenstehende, auf Basis der hochsten, relativen Haufigkeit entwickelte, Taterprofil (siehe Tabelle 1).

Als weitere wichtige Schlussfolgerung dieser Erhebung muss festgehalten werden, dass mit zunehmender Dauer der Betriebszugehorigkeit nicht zwangslaufig die Anzahl der Vergehen, jedoch der durchschnittliche Schaden pro Delikt uberproportional steigt.[5] Dies begrundet sich unter anderem dadurch, dass mit zunehmender Dauer der Beschaftigung auch eine hohere Hierarchieebene erreicht wird, wodurch das dem Tater entgegengebrachte Vertrauen wachst und sich dessen Kenntnisse der internen Ablaufe verbessern.[6],Mehr Macht bringt mehr Verantwortung mit sich‘ besagt ein altes Sprichwort. Diese Verantwortung birgt zweifelsfrei auch ein hohes Risikopotential. ,Management Override of Controls‘ wird das Phanomen in der Literatur genannt, wenn das Management seine Position ausnutzt, um gezielt interne Kontrollen auszuschalten bzw. zu umgehen, um fraudulente Handlungen zu begehen.[7]

Der rein monetare Verlust durch wirtschaftskriminelle Handlungen belief sich allein in Deutschland auf 4,2 Mrd. Euro (2005).[8] Hierunter fallen allerdings nur aufgedeckte Betruge, womit die Dunkelziffer um ein Betrachtliches hoher liegen wird. Schatzungen des ACFE zufolge, die 1.843 Anti-Fraud-Experten befragt haben, beziffern eine Schadenshohe von 5 Prozent der Einnahmen.[9] Zu beachten gilt, dass beide Zahlen nur finanzielle Schaden berucksichtigen. Etwaige Imageschaden in Wirtschaft und Offentlichkeit sind nicht enthalten.

Nun stellt sich die Frage, warum diese Personen straffallig werden und welche Faktoren ihre Taten begunstigen. Einen Ansatz zur Aufschlusselung stellt das von Donald R. Cressey[10] entwickelte ,Fraud-Triangle‘ (siehe Abbildung 2) dar, welches davon ausgeht, dass „wirtschaftskriminelle Handlungen im Regelfall dann auftreten, wenn in der Person des Taters Gelegenheit, Motivation und Rechtfertigung zusammen- treffen“[11].

„Gelegenheiten sind regelmaGig Schwachen im internen Kontrollsystem“[12], die sich unter anderem in fehlenden oder ineffizienten Kontrollen widerspiegeln. Sie konnen sich aber auch aufgrund komplexer Strukturen, unklaren Regeln oder fehlenden Arbeits- und Verfahrensanweisungen ergeben.[13] Gelegenheit konnte als zweitgroGte Hauptursache fur wirtschaftskriminelle Handlungen identifiziert werden (26%)[14] und erfordert somit den zwingenden Handlungsbedarf seitens des Managements, um Moglichkeiten, unentdeckt dolose Handlungen zu begehen, entgegen zu wirken.

Auf der Personenebene siedelt Cressey Motivation und (innere) Rechtfertigung an. Motivation bildet mit einem Anteil von 74 Prozent, wovon allein 47 Prozent der Habgier zugeordnet werden konnen, den groGten Anteil der festgestellten

Hauptursachen.[15] Die innere Rechtfertigung stellt die Verzerrung des Selbstbildnisses durch den Tater dar, so dass er sich weiterhin als rechtschaffendes Mitglied der Gesellschaft ansehen kann.[16] Auf unternehmenskultureller Ebene kann die Rechtfertigung durch schlechtes Betriebsklima, eine fehlende Unternehmensethik oder der Pramisse ,Ergebnis um jeden Preis‘ zum Ausdruck kommen.[17]

B. Typische Fraud-Gefahren im Bereich Verkauf

1. Der Prozess im Uberblick

„Der Prozess ,Absatz‘ umfasst alle betrieblichen Transaktionen, welche mit den Kunden des Unternehmens im Austausch gegen Waren und Dienstleistungen Zahlungsmittel generieren.“[18] Im nachfolgenden Schema (Abbildung 3) wird dargestellt, aus welchen Teilprozessen der Absatz, der wiederum Bestandteil des gesamten Geschaftsprozesses einer Unternehmung ist, besteht. Zusatzlich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Absatz als Teil des Geschaftsprozesses

Quelle: vgl. Bungartz, 0. (2011), Handbuch Interne Kontrollsysteme, 2. Aufl., Berlin, S. 116 und 127.

werden die unterstutzenden (sekundaren) Subprozesse fur den Geschaftsprozess (Anlagevermogen, Personal, etc.) und fur den Prozess Absatz (Kundenstammdaten und Vertragsmanagement) dargestellt.

Warum gerade der Bereich Verkauf[19] interessant und bedeutend bei der Bewaltigung der Fraud-Problematik ist, wird aus den Diagrammen in Anlage B deutlich. Auch wenn diese aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsmodalitaten, Segmentierungen und Darstellungsweisen nicht direkt miteinander vergleichbar sind, so ist doch ersichtlich, dass dem Vertrieb als funktionale Organisationseinheit, aufgrund der Vielzahl an aufgedeckten Vergehen, eine hohe Aufmerksamkeit entgegengebracht werden muss. Diese hohe Anzahl ergibt sich „aufgrund der regelmaGigen Vielzahl an Transaktionen“[20], die dem Prozess zu Grunde liegen, weshalb dieser auch „standardmaGig mit der Risikoklassifizierung ,hoch‘ im Rahmen der Abschlussprufung eingestuft“[21] wird. Erschwerend kommt hinzu, dass „die Fraud-Gefahren im Unternehmen [...] mit der Komplexitat des Unternehmens [steigen]“[22], zu welcher die Organisation an sich, aber auch die Vielzahl an Produkten, Kunden und Lieferanten zahlen. Der Absatz als Schnittstelle zwischen den letztgenannten Umfeldfaktoren und dem Unternehmen selbst ist damit hauptsachlich der Komplexitat unterworfen, was ebenso die Vielzahl der Delikte in diesem Bereich erklart.

2. Fraud-Risiken und -Indikatoren

Ausgehend von der Betrachtung der primaren Subprozesse des Absatzes[23] lassen sich die einzelnen Abschnitte bezuglich ihres Fraud-Risikos besser analysieren und somit einzelne Risiken identifizieren, die beispielhaft in der Anlage C dargestellt sind. Hier gilt insbesondere festzuhalten, das Bungartz in nahezu jedem Subprozess die mangelnde oder unzureichende Funktionstrennung als Risiko sieht.[24] Dies ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, welches Gefahrenpotential von einem Mitarbeiter ausgeht, der ein zu breites Spektrum an Aufgaben innerhalb eines Subprozesse ubernimmt. Man kann diese Situation als eine schwachere Form des ,Management override of Controls‘[25]

[...]


[1] Vgl. Amling/ Bantleon (2007), S. 332.

[2] Vgl. ACFE (2010), S. l0. Corruption schemes involve the employee's use of his or her influence in busi­ness transactions in a way that violates his or her duty to the employer for the purpose of obtaining a benefit for him- or herself or someone else".

[3] Vgl. Hlavica/ Klapproth/ Hulsberg (2011), S. 89 sowie Bantleon/ Thomann (2006), S. 1715.

[4] Ein Fraud-Schema stellt eine Box im Fraud-Tree dar. Vgl. hierzu Amling/ Bantleon (2007), S. 332.

[5] Vgl. PwC (2007), S. 5 und S. 15 sowie Bantleon/ Thomann (2006), S. 1717.

[6] Vgl. Bantleon/ Thomann (2006), S. 1717.

[7] Vgl. Bantleon/ Thomann (2006), S. 1717 sowie KPMG (2006), S. 20 als auch Amling/ Bantleon (2007), S. 333.

[8] Vgl. KPMG (2006), S. 5.

[9] Vgl. ACFE (2010), S. 8.

[10] Donald Ray Cressey (1919-1987) war ein US-Amerikanischer Soziologe und Kriminologe.

[11] Hulsberg/ Scheben (2010), S. 101.

[12] Amling/ Bantleon (2007), S. 330.

[13] Vgl. Hulsberg/ Scheben (2010), S. 100.

[14] Vgl. PwC (2007), S. 26.

[15] Vgl. PwC (2007), S. 26.

[16] Vgl. www.forum-wirtschaftskriminalitat.org/aufdeckung/fraud-due-diligence/das-fraud-triangle.html

[17] Vgl. Hulsberg/ Scheben (2010), S. 100.

[18] Bungartz (2011), S. 126.

[19] „Verkauf' und „Vertrieb" als funktionale Pendants zum Prozess „Absatz"

[20] Bungartz (2011), S. 126.

[21] IDW PS 261, Tz. 67 sowie IDW PS 210, Tz. 39, zitiert nach Bungartz (2011), S. 126.

[22] Nimwegen (2009), S. 172.

[23] Siehe Abbildung 3, S. 5.

[24] Vgl. Bungartz (2011), S. 196 - 205.

[25] Siehe Gliederungspunkt A. 2, S. 3.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Typische Fraud-Gefahren im Bereich "Verkauf" und ihre Operationalisierung anhand von Fraud-Indikatoren
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Aktuelle Probleme im Rechnungswesen
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
25
Katalognummer
V200741
ISBN (eBook)
9783656273646
ISBN (Buch)
9783656274650
Dateigröße
2716 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit werden praxisnah typische Fraud-Risiken im Prozess Absatz/Verkauf identifiziert, Delikte operationalisiert und Indikatoren entwickelt, um Fraud aufzudecken.
Schlagworte
Wirtschaftskriminalität, Fraud, Absatz, Verkauf, Vertrieb, Betrug, ACFE, Diebstahl, Unterschlagung, Skimming, Korruption
Arbeit zitieren
André Matthes (Autor:in), 2011, Typische Fraud-Gefahren im Bereich "Verkauf" und ihre Operationalisierung anhand von Fraud-Indikatoren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200741

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