Slums als touristisches Highlight in der Megastadt Mumbai?

Untersuchungen zum Slumtourismus aus geographischer Perspektive


Bachelor Thesis, 2010

40 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Diskurs
2.1 Megastädte in Entwicklungsländern und Marginalisierung
2.2 Zur Begrifflichkeit „Slum“
2.3 Trend: Tourismus in Entwicklungsländer

3. Armutstourismus als Phänomen der heutigen Zeit? - Zur Begrifflichkeit
3.1 Die Historie des Slumming
3.1.1 Das touristische Erkunden des Londoner East End
3.1.2 Merkmale des Slumming in New York
3.2 Slumming im globalen Kontext - die gegenwärtige Situation

4. Das Fallbeispiel Mumbai
4.1 Mumbai zwischen Wirtschaftsboom und Urbanisierung
4.2 Slums in Mumbai
4.3 Tourismus in Indien und Mumbai

5. Slumtourismus in Mumbai
5.1 Dharavi - ein vielfältiger Slum
5.2 „Reality Tours and Travel“ (RTT) als Anbieter von Slumtouren
5.3 Anzahl der Slumtourteilnehmer von RTT

Fazit

Literatur- und Abbildungsverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Armutsviertel, bzw. Slums waren schon immer Bestandteil siedlungs- und sozialgeographischer Untersuchungen. Nun rücken sie zunehmend auch in das Erkenntnissinteresse der Tourismusgeographie. Die Zahl der geführten Slumtouren nimmt seit Mitte der 1990iger Jahre besonders in den sogenannten „globalizing cities“ der Entwicklungsländer, im Folgenden auch Länder des globalen Südens genannt, kontinuierlich zu. Im Kontext der heutigen Globalisierung ist diese Art von Tourismus ein neues Phänomen, das es zumeist erst noch zu erforschen gilt. Im Rahmen der Bachelorthesis beschäftigt sich die Autorin in dieser Arbeit mit dem Thema „Slumtourismus in Megastädten“. Als Fallbeispiel für diese Art des Städtetourismus wird die Metropole Mumbai herangezogen. Mumbai gilt als die wirtschaftlich stärkste und pulsierenste Stadt Indiens, dennoch nimmt die Anzahl an Slums und Armutsvierteln stetig zu. Der innerstädtische Widerspruch ist daher in Mumbai ganz besonders zu beobachten und unterliegt vielleicht gerade deswegen der Faszination vieler internationaler Touristen.

Dennoch ist es erstaunlich, dass gerade Slums als „physische Ballung von Armut in Städten“ das Interesse von Touristen wecken. Wie kam es zur touristischen Attraktivität von Armutsvierteln und warum? Ziel dieser Arbeit ist es folglich eine Entwicklungsgeschichte des Slumtourismus herauszuarbeiten. Es soll eine Erklärung zur Entstehung vom „Slum als touristischer Ort“ erfolgen. Ein Großteil dieser Arbeit beschäftigt sich dementsprechend mit der Genese und dem gegenwärtigen Konzept des Slumtourimus. Ein weiterer Punkt geht der Frage nach, wo und warum gerade dort Slumtourismus stattfindet. Warum sind es zunehmend die Entwicklungsländer, die von dieser Art Tourismus betroffen sind? Wie kam es explizit in Mumbai dazu, dass der Slum als touristische Attraktion wahrgenommen wird? Weiterhin ist es interessant zu hinterfragen, ob der Armutstourismus als etwas Positives oder eher etwas Negatives bewertet werden kann.

Zum Slumtourismus in Mumbai, der in Form von organisierten Touren erst seit 2006 besteht, gibt es wenig wissenschaftlich fundierte Literatur. Weder theoriebasierte Artikel, die eine Annäherung an das Thema generieren könnten, noch ausführliche empirische Untersuchungen sind ausreichend vorhanden, als dass diese literaturlastige Arbeit genügend aussagekräftig sein könnte.

Gerade weil die Literaturlage eher schwach ausfällt, die Besucherzahlen in den Slums weltweit aber steigen und auch in Mumbai immer mehr an Bedeutung gewinnen, kann der Slumtourismus als sehr aktuelles und gleichzeitig spannendes Thema gesehen werden, das es zu untersuchen wert ist.

Die Autorin selbst konnte keine Primärdaten im Untersuchungsgebiet erheben, wobei aber ein qualitatives Interview per Email mit einem Touranbieter in Mumbai als empirischer Beitrag gesehen werden kann. An dieser Stelle ist anzumerken, dass viele Begrifflichkeiten, die in dieser Arbeit verwendet werden, keinen offiziellen Status haben. Deshalb musste häufig auch auf nicht wissenschaftliche Quellen, wie beispielsweise Internetforen, zurückgegriffen werden. Die aber für die Diskussion hilfreiche Literatur wird an gegebener Stelle angegeben. Des Weiteren wird der Kenntnisstand der Autorin als Beitrag hinzugefügt, um kausale Zusammenhänge darzulegen.

Um die Entwicklung des Armutstourismus, im weiteren Verlauf auch Slumming, Poorism oder Slumtourismus genannt, in einen theoretischen Hintergrund einzubetten, ist es sinnvoll zunächst allgemeine Aspekte derzeitig ablaufender Ereignisse im Hinblick darauf zu beleuchten. Dazu soll im ersten Abschnitt geklärt werden, was unter einem Slum zu verstehen ist und wie es heute zur vermehrten Ausweitung dieser Marginalsiedlungen aufgrund zunehmender Verstädterung in Entwicklungsländern kommt. Außerdem wird an dieser Stelle der neue Trend hin zum Entwicklungsländertourismus aufgezeigt. Anschließend wird das Slumming auf seine Historie hin untersucht, um darauf folgend die gegenwärtige Situation in seinem globalen Maßstab zu analysieren. Im dritten Teil der Arbeit geht es explizit um das Fallbeispiel Mumbai. Die theoretischen Hintergründe, die im Voraus erläutert wurden, werden zunächst auf die Megastadt projiziert. Dabei soll die Urbanisierung der Stadt und die Slumentwicklung im Vordergrund stehen. Weiterhin wird der Tourismus in Indien, bzw. in Mumbai erläutert. Nach der Vorstellung des Untersuchungsgebiets soll anschließend der Slumtourimus in Mumbai bearbeitet werden. Das abschließende Fazit dient einer inhaltlich-kausalen Zusammenfassung des Themas. Außerdem soll hier wiederholt auf die oben genannten Fragestellungen eingegangen werden.

2. Theoretischer Diskurs

Um das Phänomen des Slumtourismus zu erklären, ist die Auseinandersetzung mit bestimmten Gesichtspunkten der Globalisierung und dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel unumgänglich.

Drei dieser Aspekte sind im Zusammenhang mit der Entwicklung von Slumtourismus ganz besonders hervorzuheben: Zum einen die erhöhte Urbanisierungsrate gerade in Megastädten der Entwicklungsländer und die damit einhergehende Marginalisierung von gesellschaftlich schlecht Gestellten bis hin zur vermehrten „Produktion“ von Slums. Zum anderen die Trendwende des Tourismusverkehrs hin zum Fernreiseverkehr in den globalen Süden.

Als Einstieg soll daher ein kurzer theoretischer Abriss der rezent ablaufenden Prozesse erfolgen, die unmittelbar mit dem heutigen Phänomen des Slumtourismus und seiner globalen Verbreitung in Verbindung gebracht werden können.

2.1 Megastädte in Entwicklungsländern und Marginalisierung

Megastädte sind je nach Definition des Autors urbane Agglomerationen mit mehr als 5, 8 oder 10 Millionen Einwohnern. Als weiteres Abgrenzungskriterium zu anderen Städten nennen einige neben der absoluten Einwohnerzahl noch eine Mindestbevölkerungsdichte von 2000 Einwohner/km² (SCHMID, 2009: 9). Wählt man den Schwellenwert von 10 Millionen gab es 2007 16 Megastädte weltweit (KRAAS, 2007:876).

Spreitzhofer (2006:3) fügt hinzu, dass zwei Drittel der Megastädte zumeist in Entwicklungsländern liegen und oft Primarstädte sind, das heißt sie weisen eine ausgesprochen hohe Konzentration an administrativen, wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Funktionen auf nationaler Ebene auf. Die urbane Bevölkerung wächst schneller als die Weltbevölkerung insgesamt. Die Dynamik der Urbanisierung hat dazu geführt, dass heute erstmals in der Geschichte ca. 50% der globalen Bevölkerung in Städten lebt. 5% davon in Megastädten. Anzumerken ist hier aber, dass viele der bisher als ländlich klassifizierten Regionen nach Überschreitung einer bestimmten Einwohnerzahl zu Städten gezählt werden. (In Deutschland ab 2000 Einwohner).

Das natürliche Bevölkerungswachstum, vor allem im globalen Süden, ist signifikant und trägt maßgeblich zur vermehrten Urbanisierung bei. Als Folge eines vergleichsweise niedrigen Entwicklungsstandes der ruralen Gebiete in Kombination mit der steigenden Attraktivität der Metropolen zählt die „Landflucht“ zu den Faktoren, die die Zahl der Städte am stärksten anschwellen lässt.

Die Anziehungskraft der Megastädte lässt sich durch die zunehmende Konzentration der Wirtschaft auf diese erklären. Megacities des globalen Südens können heute häufig auch als „globalizing cities“ fungieren, die sich im Zuge der Globalisierung mehr und mehr in das wirtschaftliche Netz der Welt integrieren. Hier werden gezielt ausländische Direktinvestitionen zur vermehrten Integration der Stadt in den Weltmarkt gebunden (SPREITZHOFER, 2006:8ff).

Armut ist ein wichtiger Indikator anthropogen bedingter Vulnerabilität. Die Verwundbarkeit der Megastädte nimmt besonders mit der Übernahme neoliberaler Wirtschaftspolitiken, die zunehmend auch in Entwicklungsländern vollzogen wird, zu. Die Risikoanfälligkeit und damit auch die vermehrte Armut gelten als wichtige Faktoren, die mit der Öffnung der Märkte eintreten (KRAAS, 2009:7).

Laut Definition der Weltbank gelten Personen, die weniger als zwei US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben als arm. Absolute oder extreme Armut bezeichnet einen Lebensstandard, der durch weniger als 1,25 US-Dollar täglich gekennzeichnet ist. Armut begreift sich als ein Mangel an Wohlergehen. Sie umfasst ein unregelmäßiges Einkommen und die Unfähigkeit grundlegende Güter zum würdigen Überleben zu erwerben (www.worldbank.org). Nicht vorhandenes persönliches Vermögen, damit einhergehende fehlende Sparmöglichkeiten, z. B. für den Schulbesuch der Kinder, sind gleichzeitige Indikatoren. Weiterhin wird Armut mit einem niedrigen Bildungsniveau, unzureichender Ernährung und medizinischer Betreuung gleichgesetzt. Fehlender Zugang zu reinem Wasser und sanitären Einrichtungen gehören ebenso dazu. Armut bedeutet oft auch der Mangel an Sozialkapital aufgrund informeller Verhältnisse, also beispielsweise das Fehlen einer Sozialversicherung oder geregelten Arbeitsschutz (www.worldbank.org; KRAAS, 2009:7).

In Megastädten der Entwicklungsländer kann eine erhöhte Marginalisierung unterer Gesellschaftsschichten verzeichnet werden. Arme, sowie andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie religiöse oder ethnische Minderheiten werden häufig räumlich und sozial an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Dadurch wird es ihnen erschwert am wirtschaftlichen, aber auch sozialen Leben der Stadt teilzuhaben. Nicht selten leidet dadurch das Mitbestimmungsrecht bei Entwicklungs- wie Entscheidungsprozessen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Bildungseinrichtungen bleibt den Marginalbewohnern (Slumbewohnern) häufig verwehrt (KRAAS, 2009:7).

Die hohe Bevölkerungsdynamik sowie die hohen Migrationszahlen von den ländlichen Gebieten in die Stadt, gehen mit einer Überforderung der Stadt einher. Oftmals ist es unmöglich die Infrastruktur, das Arbeitsplatzangebot und natürlich auch den Wohnraum für die Menschenmassen bereit zu stellen, die tagtäglich in die Megastädte der Entwicklungsländer migrieren. Die Pull-Effekte, also die Nachfrageseite der Stadt an Arbeitskräften und Bewohnern, ist häufig gesättigt. Die Push-Effekte, mit denen die steigende Perspektivlosigkeit in den ruralen Gebieten gemeint ist, nehmen aber kontinuierlich zu (UN-BERICHT, 2003). Mangelnde Entwicklungs-, wie auch Flächennutzungsplanung veranlassen eine erhöhte Informalität verschiedenster Prozesse. Die Bewohner sind quasi durch die unzureichende Infrastruktur dazu gezwungen, sich selbst zu organisieren und in die informelle Arbeit einzusteigen, sowie auch informelle Behausungen aufzubauen (KRAAS, 2009:7). Der Weg in den Slum ist für viele Zuwanderer die einzige Chance sich in der Stadt zu etablieren.

2.2 Zur Begrifflichkeit Slum

Laut dem UN-Bericht „The Challenge of Slums“ von 2003 lebten im Jahr 2001 über 923 Millionen Menschen in Slums. Das sind 31, 6% der weltweiten Stadtbevölkerung. Wie in Abb. 1 zu erkennen, entfällt der Großteil dabei auf die Entwicklungsländer, die insgesamt eine städtische Slumbevölkerung von 43% aufweisen. Die afrikanischen Staaten südlich der Sahara verzeichnen mit 71,9% den mit Abstand größten Anteil städtischer Slumbewohner. Darauf folgt Süd- und Zentralasien mit 58,8%. Lateinamerika und die Karibik weisen eine Slumbevölkerung von 31,9% auf. Hier ist festzustellen, dass Afrika zwar die höchste Slumrate im Verhältnis zur gesamten Stadtbevölkerung verbucht, in absoluten Zahlen aber deutlich weniger Slumbewohner verzeichnet als es in Asien der Fall ist. Ganz Afrika zählte im Gegensatz zu Asien, wo 2001 tatsächliche 554 Millionen Menschen in Slums lebten, 187 Millionen Slumbewohner. Asien nimmt daher mit 60% den höchsten Anteil der absoluten, weltweiten Slumbevölkerung ein, Afrika 20% und Lateinamerika und die Karibik 14%. Auf die Industrieländer entfällt mit 6% ein vergleichsweise geringer Prozentsatz städtischer Marginalbewohner weltweit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Slumbevölkerung in absoluten Zahlen. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2008

Die Millenniums-Ziele von 2000 strebten bis 2015 eine Halbierung der globalen Armut und die Verbesserung von 100 Millionen Slumbewohnern an. Doch stellen die von der UN prognostizierten Zahlen all diese Ziele erheblich in Frage. Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der globalen Slumbewohner bis zum Jahr 2015 auf rund 1,3 Milliarden und bis 2030 auf insgesamt zwei Milliarden Menschen anschwellen wird, wenn keine wirksamen Gegenmaßnamen veranstaltet werden (UN-BERICHT, 2003; Bundeszentrale für politische Bildung). Die Verringerung der Armut wird somit als größte Herausforderung der Gegenwart angesehen. Die steigende Anzahl an Armen und Slums in den Städten der dritten Welt gilt laut Warnungen der Weltbank in den 1990igern, spätestens aber seit dem UN-Bericht „The Challenge of Slums“ von 2003 als höchst problematisch und „signifikantestes und politisch explosivstes Problem des nächsten Jahrhunderts“ (Zitat: DAVIS, 2007:25).

Was aber wird eigentlich unter einem Slum verstanden?

Der Begriff „Slum“ wurde in den 1820iger Jahren in London geprägt, wo er Behausungen niedrigster Wohnqualität mit miserablen hygienischen Umständen kennzeichnete. Gleichzeitig assoziierte man diese Areale mit hoher Gewalt, Drogenmissbrauch und geringfügigen Beschäftigungen. Später wurden innerstädtische Straßen oder Plätze als Slums bezeichnet, die von Menschen der „unteren Gesellschaftsschicht“ oder Armen besiedelt waren und eine extrem hohe Bevölkerungsdichte aufwiesen (UN-BERICHT, 2003). Heute können dem Begriff verschiedene Konnotationen und Bedeutungen zukommen. Eine allgemeine Definition ist aufgrund der Komplexität und dem Problem der statistischen Erfassung von den zumeist illegalen Slums nicht möglich. Daher liegen oftmals keine offiziellen und genauen Daten vor. Dennoch können allgemeine Charakteristika von Slums herausgearbeitet werden, die im Wesentlichen noch mit denen aus dem 19. Jahrhundert übereinstimmen. Slums sind auch gegenwärtig noch durch provisorische, informelle und veraltete Behausungen gekennzeichnet (Bundeszentrale für politische Bildung). Weiterhin wird der Begriff „Slum“ im UN-Bericht (2003:8ff) genutzt, um eine große Bandbreite von einkommensschwachen Ansiedlungen mit geringen Lebensbedingungen zu beschreiben. Außerdem werden die Slums dort als physische und räumliche Erscheinungsformen von urbaner Armut und innerstädtischer Ungleichheit angesehen, wobei hier weiter erklärt wird, dass weder die gesamte städtische Armut in Slums untergebracht ist noch alle Slumbewohner immer zu den „Armen“ gehört. Daneben werden im UN-Bericht (2003:11) als wesentliche Charakteristika von Slums bezeichnet:

- Minderwertige Wohnkonditionen sowie illegale und unzureichende Baustrukturen.
- Überbevölkerung und hohe Bevölkerungsdichte.
- Der Mangel an elementaren Einrichtungen wie eine Wasser-, sowie Abwasserversorgung und Kanalisation.
- Ungesunde Lebensbedingungen und risikoreiche Lage von Slums (z. B. In Gebieten, die normalerweise nicht zur Bebauung geeignet sind).
- Ungesicherte Mietverhältnisse mit fehlendem rechtlichem Schutz oder informelle Siedlungsart.
- Armut und soziale Ausgrenzung.

2.3 Trend: Tourismus in Entwicklungsländer

Mit einem durchschnittlichen Anteil von 11% am globalen BIP ist der internationale Tourismus, der alle grenzüberschreitenden Reisen erfasst, einer der wichtigsten Sektoren der Weltwirtschaft und stellt ca. 8% der direkten und indirekten Arbeitsplätze weltweit zur Verfügung (VORLAUFER, 2003:4). Wie anhand der Abb. 2 zu erkennen ist, stieg die Zahl der internationalen Touristenankünfte mit 25 Millionen im Jahr 1950 auf 924 Millionen im Jahr 2008 kontinuierlich an. Für den gesamten Zeitraum entspricht das einer Wachstumsrate von rund 6,5% jährlich. Die UNWTO (Welttourismusorganisation) geht davon aus, dass sich die internationalen Tourismusankünfte bis zum Jahr 2020 sogar noch auf 1,6 Milliarden erhöhen werden, wobei gerade der Entwicklungsländertourismus überproportional ansteigen wird (VORLAUFER, 2003:4, ZOTZ, 2009:3ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Wachstum der Touristenankünfte weltweit. Quelle: World Tourism Organisation (UNWTO), 2009

Laut UNWTO (2009) nahmen die Ankünfte im Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2008 weltweit jährlich um 3,8% zu. In den Entwicklungsländern kann schon jetzt der größte Wachstumsanteil verzeichnet werden. Nord-Ost-Asien, Süd-Ost-Asien und Südasien haben jährliche Wachstumszahlen von rund 7% aufgewiesen, Mittelamerika sogar 8,4%. Auf Afrika entfielen durchschnittliche Raten von 6,7% jährlich. Eine Ausnahme bildet der Nahe-Osten, der mit Wachstumsraten von 10,5% alle anderen Regionen der Welt überstieg. Die Industrieregionen wie Europa, Nordamerika und Ozeanien wiederum haben deutlich weniger Anteil am Wachstum des internationalen Tourismus. Westeuropa beispielsweise konnte verglichen mit dem Anstieg der Touristenzahlen der Entwicklungsländer nur einen jährlichen Zuwachs von 1,2% aufweisen. Das Wachstum in Nordamerika fiel in den Jahren von 2000 bis 2008 mit 0,8% jährlich am geringsten aus (UNWTO, 2009:4). Anhand dieser Zahlen lässt sich ablesen, dass das Wachstum des internationalen Tourismus in den letzten Jahren vornehmlich auf die Staaten des globalen Südens konzentriert war. Laut Vorlaufer (2003:5) steigt die Nachfrage nach Entwicklungsländer-Reisen seit einigen Jahrzehnten sogar deutlich stärker als der Welthandel oder das globale Bruttoinlandsprodukt. Der Trend hin zum Entwicklungsländertourismus wird dadurch sehr deutlich.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass Entwicklungsländer trotz großer Wachstumsraten aber generell immer noch einen relativ geringen Anteil am Welttourismus einnehmen. So konnten in den 48 von der UN klassifizierten am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries (LDC´s)) weniger als 1% der grenzüberschreitenden Touristenankünfte und nur 0,5% der touristischen Deviseneinnahmen registriert werden. Des Weiteren ist der Entwicklungsländertourismus durch eine extreme Ungleichheit geprägt. Nach Vorlaufer (2003:5) entfallen über 50% aller Reisen in den globalen Süden auf nur 12 Länder. Zu erkennen sei hier eine mit dem Tourismus einhergehende verhältnismäßig höhere Wirtschaftskraft. Das heißt, dass in diesen Ländern häufig ein Zusammenhang zwischen den touristischen Deviseneinnahmen und dem BIP besteht, bzw. der Tourismus zur Verringerung der Armut beigetragen hat.

Die Entwicklung dieses Trends hin zum Entwicklungsländertourismus ist unter anderem mit vielfältigen und differenzierten Globalisierungsprozessen zu erklären. Als wichtige Momente sind hier vor allem der technische Fortschritt mit seinen innovativen und hoch entwickelten Verkehrs-, Kommunikations- und Informationstechnologien zu nennen, die durch Großraumflugzeuge, Reservierungssysteme und das Internet die Reiseplanung und das Reisen erheblich erleichtern, wie auch vergünstigen. Außerdem sind Deregulierungen, wie erleichterte Devisen- und Einreisebestimmungen ausschlaggebend. Die Kommerzialisierung des Tourismusangebots verhilft vielen Menschen zu einer Reiseentscheidung. Durch die Medien wird dieses Angebot ausgeweitet, publik und schmackhaft gemacht. Der Massentourismus dringt in immer entlegenere Räume vor, der Reisehorizont weitet sich, oftmals gefördert durch immer günstigere Angebote, aus. Die in vielen Industrieländern steigenden Einkommen, größeren Fremdsprachenkenntnisse und zunehmende Freizeit spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Expansion des Entwicklungsländertourismus.

In Anbetracht der großen weltwirtschaftlichen Bedeutung und des großen Potenzials des Tourismus im Hinblick auf die Armutsbekämpfung bemühen sich viele Entwicklungsländer mit umfangreichen Förderprogrammen an diesem Boom teilzuhaben (VORLAUFER, 2003:4).

3. Armutstourismus als Phänomen der heutigen Zeit? - Zur Begrifflichkeit

„Poorism“, „Slumming“, „Slumtourismus“ oder „Armutstourismus“ sind Begriffe, die für das touristische Erkunden von ärmlichen Vierteln mit geringen Lebensstandards stehen.

So beschreibt Ellis-Christensen Poorism (abgeleitet aus „poor“ und „tourism“) als eine Form des tourgeführten Reisens in den ärmsten und ökonomisch benachteiligsten Gebieten der Welt. Gründe dafür seien die Stärkung des allgemeinen Sozialbewusstseins und gegebenenfalls altruistische Absichten wie Spendenaktionen an ortsansässige NGO`s, die häufig durch die Touranbieter erfolgen. Poorism ist im Übrigen erst seit dem Jahr 2000 ein anerkannter Begriff (ELLIS-CHRISTENSEN, 2010).

Slumming hingegen ist nach Kaynes (2010) das Erkunden „unterer Klasse-Milieus“, wobei hier das Abenteuer und die Unterhaltung im Vordergrund stehen. Slumming sei ein tollkühner Akt, der immer etwas mit Risiko und Gefahr zu tun hat. Altruistische Absichten, also selbstloses Handeln der Touristen, sieht er eher im Bereich des geführten Slumtourismus. Beim Slumming geht es lediglich um das Amüsement und nicht um Handlungen, womöglich aus Charity-Gründen heraus. Des Weiteren geht es hier um das Erkunden eines der eigenen sozialen Klasse unterliegenden Milieus und nicht unbedingt um das Besuchen realer Slums. Ein Besuch in einem „den normalen Ansprüchen nicht gerecht werdenden“ Restaurant kann demnach genauso zum Slumming zählen, wie das Shoppen in einem Secondhand-Shop für jemanden, der für gewöhnlich nur in „Elitemalls“ einkaufen geht. Slumming ist also das „untere Klasse-Erleben“ mit dem Sinn der Unterhaltung.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass diese Aussagen aus weniger offiziellen Quellen stammen und die hier angegebenen Definitionen keinen allgemeinen Stellenwert haben. Im weiteren Verlauf werden diese Begriffe als Synonyme verwendet, weil die Autorin der Ansicht ist, dass der geführte Slumtourismus auch immer etwas mit persönlicher Unterhaltung, bzw. egoistischen Gesichtspunkten zu tun hat und diese Begriffe bislang nicht genügend eindeutig definiert sind, als dass sie eine Unterscheidung wert wären.

3.1 Die Historie des Slumming

Der Armutstourismus in Entwicklungsländern gewinnt seit den 1990iger Jahren ständig an globaler Bedeutung. Genau wie viele andere Formen des heutigen Tourismus, hat auch das Slumming seine geschichtlichen Vorgänger und kann nicht allein durch rezente Prozesse begründet werden. Es ist also davon auszugehen, dass die Historie des Slumming Anzeichen und Hinweise zum Verständnis der heutigen Konstruktion dieser Art von Tourismus und seinem globalen Ausmaß in sich birgt.

Globale Veränderungen und neue gesellschaftliche Strukturen wirken sich häufig auf das Angebot des Tourismus aus, der sich diesen Umstrukturierungen immer neu anpasst. Neue touristische Formen können also häufig als Folge und Konstruktion einer sich wandelnden Gesellschaft gesehen werden. Daneben befriedigt er die Bedürfnisse der Touristen im gleichen Maße, wie er ebenfalls auch an der Produktion dieser Wünsche beteiligt ist (STEINBRINK/POTT, 2010:236).

Auch am Beispiel des Slumtourismus lässt sich dieses Phänomen gut beobachten. Die gut 150-jährige Tradition des Slumming lässt sich in zwei Phasen und Gebiete einteilen: Dem viktorianischen London Ende des 19. Jahrhunderts und New York am Anfang des 20. Jahrhunderts.

3.1.1 Das touristisches Erkunden des Londoner East End

Seinen Ursprung findet der Slumtourismus im viktorianischen London des 19. Jahrhunderts. Durch die Industrialisierung wandelte sich die Stadt erheblich. Die starke Land-Stadt- Wanderung und die irische Immigration verursachten ein gewaltiges Städtewachstum und machten London mit sechs Millionen Einwohnern zur damals größten Stadt der Welt. Damit einhergehend segregierte sich die Stadt in Arm und Reich und es kam zur vermehrten Ausbildung von Slums, vor allem im Osten des urbanen Raums. (Der Begriff „Slum“ entstand erst in dieser Zeit und ging in den 1820iger Jahren in die englische Hochsprache ein). London war zu jener Zeit durch eine Klassengesellschaft geprägt, die ausgehend von der Kolonialisierung sehr verstärkt wurde.

Das riesige Ausmaß der Agglomeration führte dazu, dass die Londoner nicht mehr alle Viertel ihrer Stadt kannten. Das sogenannte East End wurde als unzivilisierter, gefürchteter und von Seuchen befallener Ort angesehen, von dem aus eine große Gefahr ausging. Damals auch als „dunkler Kontinent“ (in Anlehnung an das arme Afrika) bezeichnet, wurde das East End oftmals als Antithese der feinen bürgerlichen Ordnung dargestellt (STEINBRINK/POTT, 2010). Doch galten die Slums schon damals als interessant und andersartig. Die Entdeckungsreisen der Engländer sollten sich zu der Zeit nicht mehr nur auf ferne Kontinente beziehen sondern auch auf die innerstädtischen Areale der eigenen Umgebung. Ziel war es, „die Ferne in der Nähe“, also das Unbekannte und das sozial Andersartige in der eigenen Stadt zu erkunden. Die Slums versprachen große Abenteuer und Raum für wilde, oft auch erotische Phantasien.

Durch Berichte und Schilderungen der ersten Kirchenleute oder Journalisten, die sich in das East End wagten, wurde der Slum durch deren Sozialreportagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und rühmten sich immer größer werdender Popularität. Oft aus Mitleid und mit der (angeblichen) Absicht Wohltaten zu tun, besichtigten ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Menschen aus den gehobenen Vierteln der Stadt die Slums im Osten Londons (www.sciencedaily.com). Diese Besichtigungen wurden schnell als Slumming bezeichnet wodurch der Begriff geprägt wurde. Er ist also fast genauso alt wie der Begriff Slum an sich (STEINBRINK/POTT, 2010)

3.1.2 Merkmale des Slumming in New York

In der zweiten historischen Phase des Slumming wurde diese Form von Tourismus aus London um New York und später auch um andere Städte der USA ergänzt. Hier entwickelte sich eine andere Form des Slumming. Es ging nicht mehr darum Wohltaten zu tun oder das moralisch Gegensätzliche zu erleben, sondern eher darum, verschiedenste Kulturen, ethnische Hintergründe (die oft mit Armut konnotiert waren) kennen zu lernen und sich an ihnen zu erfreuen.

Das New York des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts war durch eine große internationale Migration geprägt, die schon schnell kulturspezifische Diskriminierungen und eine damit einhergehende Segregation von Arm und Reich oder auch Schwarz und Weiß zur Folge hatte. Es entstanden ganze Migrantenkolonien, wie etwa Little Italy oder Chinatown (STEINBRINK/POTT, 2010). Ghettos und „Schwarzenviertel“ wie Harlem, entstanden nach der Jahrhundertwende durch die Migration der schwarzen Unterschicht aus den Südstaaten, was zu einer Verschärfung der sozialen Probleme aber auch zu einer starken kulturellen, afro- amerikanischen Dynamik innerhalb der Stadt führte. Insbesondere der Jazz und andere künstlerische bzw. musikalische Ausdrucksformen der ansässigen schwarzen Bevölkerung wurden als „exotisch“ angesehen. Harlem erhielt das Image des Ortes mit dem „Dschungel- Flair“ und der Primitivität. Schnell wurde es ein Ort des allabendlichen Amüsements der weißen Oberschicht, die ihre kulturelle Neugier in den Nachtlokalen des Viertels befriedigten. Slumming wurde hier also mit dem „nightclubbing“ gleichgesetzt. Allerdings kam es sogar innerhalb dieses Viertels zu einer krassen Segregation von Schwarz und Weiß. Schwarze durften die von den Weißen besuchten Nachtlokale nicht aufsuchen. Lediglich die Künstler und die Bedienung waren schwarz, die Inhaber und das Klientel weiß. Die Oberschicht wollte die kulturelle Vielfalt zwar erleben, sich aber keines Falls unter die Schwarzen mischen und sich mit ihnen „abgeben“ (WELZ, 1993:40).

Die touristische Attraktion „Slum“, zu denen folglich auch die Migrantenviertel aus Europa und Asien gehörten, wurde in den USA also als ein Ort des kulturell wie ethnisch Anderen erfunden und in den Städtetourismus aufgenommen. Bei einem Besuch der Metropole sollte der kosmopolitische Charakter zur Geltung kommen, um den Erwartungen der Städtetouristen, die ständig auf der Suche nach Andersartigkeit und Authentizität waren, gerecht zu werden. Der Slumtourismus konnte in den USA dazu beitragen, dass soziale Ungleichheiten entproblematisiert wurden. So schreiben Steinbrink/Pott (2010:252): Zitat: „Der Slum wurde nicht mehr primär als Manifestation sozialstruktureller Ungleichverhältnisse, sondern als Ausdruck der kulturellen Konfiguration einer modernen Weltstadt gesehen“. Weiter führen sie aus: Zitat: „(…) diente er (der Slum) (…) zugleich als Sehnsuchtsraum, der sie (die Touristen) eine ansonsten längst vergangene vormoderne Welt erleben ließ. Die Kulturalisierung des Slums (…) wirkte wie eine Legitimation des sozialen und ökonomischen Gefälles (…). „Ethnic slumming“ bedeutet folglich nicht die Annäherung, sondern letztlich immer Herstellung und Bestätigung sozialer Distanz.“

3.2 Slumming im globalen Kontext - die gegenwärtige Situation

Slumming ist in dem Sinne kein neues Phänomen, da ihm eine 150-jährige Tradition vorausgeht. Der heutige Slumtourismus weist gewisse Ähnlichkeiten zum Slumming des letzten, wie auch vorletzten Jahrhunderts in London und New York auf. Es geht nach wie vor um die Begegnung mit „dem Anderen“ und die Bereisung von Armut, die räumlich in einem Teil der Stadt (dem Slum) konzentriert ist. Armutsviertel werden und wurden aber nach Steinbrink/Pott (2010:235) nicht nur als Orte des ökonomisch Anderen angesehen, sondern auch als Orte des kulturell und ethnisch Anderen. Je nach gesellschaftlichem Kontext kann daher das „bereisenswerte Andere“ variieren. Das heißt, dass Armut allein oft nicht der auslösende Faktor für den Besuch eines Slums war und ist, wobei sie immer einen wichtigen Nebenaspekt bildet und bildete.

So wie in seiner Geschichte, ist der Armtustourismus auch heute als Antwort auf einen globalen, wie gesellschaftlichen Wandel anzusehen. Die dramatische Urbanisierung in Entwicklungsländern, wie die vermehrte „Produktion“ von Armutsvierteln und der Trend hin zum Entwicklungsländertourismus können als Teil dieses gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels betrachtet werden. Diese in Kapitel 2 ausführlich beschriebenen internationalen Veränderungen sind womöglich Auslöser für die weltumfassende Expansion des Slumtourismus.

Dennoch kennzeichnen einige zusammenhängende Merkmale und Unterschiede den heutigen Slumtourismus als Teil der neuen sozialen Ordnungen und in Abgrenzung zum historischen Slumming.

Das Slumming der letzten Jahrhunderte war durch das Betreten „gefährlicher und dunkler“ Orte im innerurbanen Raum der eigenen Stadt kennzeichnet. Zur damaligen Zeit wurde diese Art des Tourismus in den aufsteigenden und sich wandelnden Metropolen der heutigen Industrienationen zum Bestandteil des Städtetourismus. Gegenwärtig hingegen findet er hauptsächlich in weit entfernten Ländern des globalen Südens statt. Neu ist daher die internationale Verbreitung des Slumtourismus. Mit dem Hintergrund der Globalisierung geht es daher nicht mehr nur um die andere Seite der Stadt und seinen innerurbanen gesellschaftlichen Unterschieden, sondern vor allem auch um die andere Seite der Welt (FREIRE-MADERIOS, 2010; STEINBRINK/POTT, 2010).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Orte des Slumtourismus weltweit. Quelle: eigene Darstellung mit google maps, 2010

Rezente Beispiele für diese Art von organisierten Touren, die meistens in Kleinbussen oder aber auch zu Fuß durchgeführt werden, lassen sich unter anderem in den Armutsvierteln von Bangkok, Buenos Aires, Manila, Kairo, Nairobi, Mazatlán oder Windhoek finden Die größte professionelle Angebotspalette ist jedoch in Rio de Janeiro und Kapstadt, wie auch Johannesburg vorhanden (siehe dazu auch Abb. 3). In den Metropolen Südafrikas gehört eine Townshiptour schon fast so zum touristischen Programm wie der Besuch des Tafelbergs oder anderen touristischen Highlights. In Rio ist es die Favela „La Rocinha“, die neben der Copacabana und des Zuckerhuts als Attraktion vermarktet wird (STEINBRINK/POTT, 2010:235). Rolfes (2009) schätzt die Zahl der Slumtouristen in Kapstadt auf 300 000 und in Rio auf ca. 40 000 jährlich. Aus etwaiger Literatur wird deutlich, dass es hauptsächlich Reisende aus den Industrieländern sind, die an Slumtouren teilnehmen. Einheimische oder Touristen aus anderen geringer entwickelten Ländern sind kaum oder gar nicht aufzufinden. Daraus lässt sich schließen, dass es auch heute das Unbekannte und Andersartige ist, was die Aufmerksamkeit der Menschen anzieht. Viele Touristen aus Europa, Australien oder den USA sind nicht tagtäglich mit Slums und Armut konfrontiert und hegen deswegen wahrscheinlich Interesse daran, etwas für sie Neuartiges wie auch Ungewöhnliches zu erleben.

Das Interesse an Slums und die Neugierde an der Erfahrung mit Armut sind hinsichtlich der Historie folglich nichts Neuartiges. Nach Freire-Madeiros (2010) ist die Innovation heute, dass die Neugierde am „Bestaunen“ von Armut zum Produkt erzeugt wurde und als ein solches in höchst professioneller Art vermarktet wird. Mit örtlichen Werbekampagnen wird durch mal mehr, mal weniger spezialisierte Anbieter auf die organisierten Slumtouren aufmerksam gemacht (siehe Anhang: Abb. 1, 2)

In den Medien werden die Megastädte häufig als „kultige“ Regionen von Armut angepriesen und empfohlen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die mediale Präsenz von Armut in den Entwicklungsländern einen erheblichen Anteil am Ruhm des Slumtourismus hinzufügt. Freire-Madeiros (2010) erklärt sogar, dass der Slumtourismus ohne die Medien mit seiner offensichtlichen, wie auch unterschwelligen Werbung nicht existieren würde. Der Trend zum Kosmopolitismus trägt ebenso seinen Teil dazu bei. Es gilt: Wer viele exotische und weit entfernte Länder bereist hat, verfügt über einen größeren individuellen Horizont und wird daher in der Gesellschaft „besser angesehen“.

Große Stars wie Angelina Jolie, George Clooney oder Madonna machen es vor: Reisen in Armenviertel, um dort die Bewohner zu unterstützen ist „in“. Helfen ist ein Trend geworden, vor allem bei den Superreichen und Hollywoodstars. Die Medien präsentieren diese Bilder von Madonna in großzügiger Form. So wird in der „BUNTE“ geschrieben: „Die Slum- Bewohner drängeln sich auf den Dächern ihrer Wellblechhütten. In einem der größten Armenviertel Rio des Janeiros, dem Slum Morro Dona Marta, können die Bewohner noch gar nicht fassen, dass ein Megastar wie Madonna tatsächlich zu ihnen kommt. Doch Madonna scheut die Nähe zu den Armen nicht, ganz im Gegenteil. Wie vor wenigen Wochen im afrikanischen Malawi, will die 51-Jährige nun auch in Rio ein Charity-Center für benachteiligte Kinder aufbauen.“ (Zitat Bunte: http://www.bunte.de/stars/madonna-auf-slum- tour-in-brasilien_aid_13449.html)

Daneben gelten große Kinofilme wie „Slumdog Millionaire“, der in Mumbais Slums spielt, oder „City of God“, ein Film über das Leben in Rios Favelas als große „Werbetrommeln“ für das Bereisen eines Slums.

In der öffentlichen Debatte findet sich der Slumtourismus im Zwiespalt von Voyeurismus und Entwicklungshilfe wider. Die Befürworter unterstreichen das große Entwicklungspotenzial für die lokalen Bewohner des Slums. Durch ortsansässige NGO`s, die oftmals von den Einnahmen der Tourismusagenturen unterstützt werden, könnten Schulen oder sanitäre

Einrichtungen gebaut werden. Andererseits können die Slumbewohner oftmals direkt von den Touristen durch beispielsweise die Verkäufe ihrer Kunsthandwerke, wie es in Rio und auch Kapstadt der Fall ist, profitieren. Nach Frenzel (2010) konnte sich Harlem, das einst nur mit Kriminalität, Drogen und Armut assoziiert wurde, diesem negativen Image dank des Tourismus entziehen. Ausgelöst durch das Slumming kann hier ein positiver Wandel und eine Reduzierung der Armut festgestellt werden (www.sciencedaily.com). Weiterhin argumentieren die Verteidiger mit dem Potenzial für ein ausgewogeneres Sozial- und Wertebewusstsein der Tourteilnehmer nach einem Slumbesuch. Wichtig ist auch, dass der Tourismus mit einer Besserung des Selbstbewusstseins der Slumbewohner selbst einhergehen kann. Ziel vieler Touranbieter in Kapstadt, Rio oder auch Mumbai ist es, das negative Image eines Slums aufzuheben, was bestärkend für die Einwohner selbst sein kann (FREIRE-MADEIROS, 2010, ROLFES (2009). Interviews mit den Bewohnern in Rios Favelas haben ergeben, dass 84% von 179 Befragten die Touristen im Slum nicht etwa aus ökonomischen Gründen als etwas Positives bewerten. Der Tourismus hätte das Potenzial eine differenzierte Einsicht in das Leben eines „Favelados“ zu generieren und damit als Gegenpol des von den Medien so negativ dargestellten Bildes der Slums zu wirken. Viele Einwohner erhoffen sich vom Tourismus in ihrer Favela eine Reduzierung des negativen Images als ein Ort des Verbrechens, Drogen und Krankheit. So sagt ein 22-Jähriger aus Rocinha: “I´m sick and tired of people talking bad things about us without knowing what we´re really like“ (FREIRE-MADEIROS (2010).

Aber der Slumtourismus hat nicht nur Befürworter, sondern auch seine Gegenspieler. Kritiker stellen eine Steigerung des Sozialbewusstseins in Frage und kommentieren, dass Slumtouren einen gewissen Voyeurismus angesichts der Armut und dem Leid auslösten. Aussagen in Internetforen wie: „The real purpose of these tours is for Westerners to remind themselves how lucky they are“ oder „would you want people stopping outside of your front door every day or maybe twice a day, snapping a few pictures of you and making some observations of your lifestyle?“ zeigen die kontroverse Diskussion um Slumtourismus auf (http://poverty.suite101.com).

4. Das Fallbeispiel Mumbai

Mit rund 1,1 Milliarden Einwohnern ist Indien die größte Demokratie der Welt. Mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von knapp 9% jährlich stellt das Land die am stärksten expandierende Volkswirtschaft nach China dar. Trotz diesen immensen Wachstums bleibt es mit einem jährlichen Prokopfeinkommen von ca. 790 US-Dollar ein Entwicklungsland, in dem 50% der Bevölkerung von weniger als 2 US - Dollar am Tag leben (JAHRESWIRTSCHAFTSBERICHT INDIEN 2007/2008:1). Die krasse Armut wird deutlich, wenn sich vor Augen gehalten wird, dass der indische Subkontinent laut UNO-Statistik mehr Arme beheimatet als alle 53 Staaten Afrikas zusammen (KREUS et al 2008:10; NISSEL, 2007:139).

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Abb. 4: Mumbai im Bundesstaat Maharashtra: http://www.solarnavigator.net/geography/mumbai.htm

Mit mehr als 20 Millionen Einwohnern in der Metropolregion und knapp 14 Millionen im Innenstadtbezirk Greater Mumbai ist die Megstadt die größte urbane Agglomeration Indiens (World Gazetteer). Insbesondere hier lässt sich der Wirtschaftsboom der letzten Jahre erkennen. Mumbai ist nicht nur die größte Stadt Indiens, sondern auch das wichtigste Handels-, Finanz- und Dienstleistungszentrum. Den anderen Megastädten des Subkontinents kommt eine andere Rolle zu. Delhi z. B. gilt mit seiner Funktion als Hauptstadt als politisches Zentrum und Kalkutta eher als kultureller Knoten des Landes (BRONGER/WAMSER, 2005).

Mumbai, bis 1995 Bombay, ist die Landeshauptstadt des 80 Millionen Einwohner Bundesstaates Maharashtra. Das Entwicklungsgefälle von West nach Ost ist innerhalb des Staates wesentlich durch Mumbai geprägt. Während die Metropolregion den westlichen Teil Maharashtras dominiert, bleibt der weitgehend industriefreie Osten vom wirtschaftlichen Aufschwung überwiegend ausgeschlossen (PACIONE, 2005:235).

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Abb. 5: Metropolregion Mumbai: Quelle: www.mmrdamumbai.org

4.1 Mumbai zwischen Wirtschaftsboom und Urbanisierung

Die Liberalisierungsreform „New Economic Policy“ von 1991 ermöglichte Mumbai eine voranschreitende Verflechtung auf dem internationalen Wirtschaftsmarkt. Mit 40% der ausländischen Direktinvestitionen konnte die Stadt zur Finanzmetropole des Landes avancieren und nimmt damit eine wichtige funktionale Rolle auf nationaler Ebene ein. 48 von 95 in Indien operierenden Banken haben hier ihren Hauptsitz, darunter 13 der 20 Größten Indiens und 31 von 34 ausländischen Banken. Außerdem sind die Währungsaufsicht der „Reserve Bank of India“ und die beiden bedeutendsten Börsen hier angesiedelt.

Der ausgeprägte Dienstleistungssektor bildet ein weiteres wichtiges Moment für die Metropole. Von den 100 Top-Firmen in Indien agieren 56 vom Standort Mumbai aus. Die Informationstechnologie erzielte rasante Wachstumsraten von rund 50% im Jahr. Diese Erfolge erlitten zwar einen Rückschlag, mit 27% im Jahr 2002/2003 aber sind sie immer noch von beachtlicher Bedeutung. Mumbai kann mit 68 Unternehmen in diesem Bereich sogar die Anzahl der Unternehmen des „indischen Silicon Valley“ Bangalore übertreffen.

Der Im- und Exportanteil Mumbais gegenüber anderen großen Städten ist durchaus dominant. Der Flughafen Mumbais übernimmt 75% der Importe Indiens, im Exportbereich sind es immerhin 64%. Der größte Seehafen des Subkontinents wickelte über Jahrzehnte hinweg ungefähr 40% des gesamten Im- und Exports ab. (NISSEL, 2004:56ff)

Der Wirtschaftsboom der letzten Jahre ist in Mumbai folglich ganz besonders zu erkennen. So erwirtschaftet die Metropolregion heute ca. 30% des nationalen Steueraufkommens und beheimatet außerdem die meisten Millionäre bzw. Milliardäre Indiens. Außerdem ist das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt drei Mal so hoch wie im Rest des Subkontinents (BRONGER/WAMSER, 2005:173). Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Stadt über hervorragende Bildungs- und Forschungseinrichtungen und darüber hinaus über die besten Krankenhäuser des Landes verfügt, sowie ein umfangreiches Freizeit- und Kulturangebot zur Verfügung steht. Daneben ist Mumbai Heimat der größten Filmindustrie der Welt: „Bollywood“ (NISSEL, 2004: 56).

Doch der wirtschaftliche Aufschwung der Megastadt mit all seinem Glamour und Reichtum findet sich in einer fortlaufenden Spirale von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Massenarmut wider. Indien zählt mit einem Bevölkerungswachstum von 1,55% im Jahr zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Im Zeitraum von 1980 bis 2000 ist die Zahl der indischen Städten mit einer Einwohnerzahl von über einer Millionen innerhalb von 20 Jahren von 23 auf 41 Städte gestiegen. 25 von 100 der am schnellsten wachsenden urbanen Agglomerationen weltweit befinden sich in Indien (HEINEBERG, 2001:296).

Diesem rasanten Städtewachstum steht allerdings ein vergleichsweise geringer Urbanisierungsgrad gegenüber. Noch immer ist Indien ein „Land der Dörfer“, in denen rund 70% der Bevölkerung beheimatet ist. Der niedrige Urbanisierungsgrad kann im Zusammenhang mit dem rasanten natürlichen Bevölkerungswachstum in den ländlichen Gebieten gesehen werden. Da allerdings die andauernde Landflucht aufgrund von Arbeitslosigkeit in den ruralen Gebieten anhält, ist davon auszugehen, dass die Verstädterung weiter zunimmt und vor allem die Megastädte und Metropolen einem enormen Zuwachs unterliegen.

Gerade Mumbai lockt durch seine wirtschaftliche Stellung im Land viele Leute aus den ruralen Gebieten in die Stadt - auf der Suche nach Arbeit und einem Ausweg aus der Armut.

Die Urbanisierungsrate der Metropolregion Mumbais liegt bei rund 2% jährlich und 200 Familien täglich. Durch die Kombination aus Migration und hoher Fertilitätsrate von 2.69 in den existierenden Slums, wächst die Stadtbevölkerung schneller als die Kapazität der Stadt diese enorme Anzahl an Menschen aufzufangen. Daher werden die Slumareale in Mumbai immer größer, beziehungsweise dichter besiedelt. Das Aufnahmepotenzial ist aber nicht nur hinsichtlich des Wohnraums begrenzt, sondern auch bezüglich der Infrastruktur und dem Arbeitsplatzangebot (WAMSER, 2006:232; UN-BERICHT, 2003).

4.2 Slums in Mumbai

Schätzungen nach gibt es mehr als 200.000 Slums weltweit. Nach Davis (2007:30) sind allein in den fünf großen Metropolen Südasiens Mumbai, Karatschi, Delhi, Kalkutta und Dhaka, 15.000 dieser Slums mit einer Gesamtbevölkerung von etwa 20 Millionen zu finden. Nijman (2009:11) deutet aber sehr deutlich darauf hin, dass Davis in diesem Zusammenhang ausdrücklich nur Schätzungen nachgegangen sein kann, denn in Wirklichkeit wisse niemand, wie viele Slums es tatsächlich auf der Welt gibt.

Große Slums, auch „Megaslums“ genannt, sind üblicherweise peripher am Stadtrand angesiedelt. In Südasien aber verteilen sich die verschiedenen Armutsviertel häufig auf das gesamte Stadtgebiet und flechten sich in das urbane Netz ein. Eine ausgeprägte Segregation von Arm und Reich nach Sektoren kann also weniger beobachtet werden als in anderen Teilen der Welt. Es ist hier vielmehr das Zusammenleben aller gesellschaftlichen Schichten an einem Ort. So sind beispielsweise in Mumbai in mitten von Slums große Hochhäuser mit Luxusapartments zu finden (NISSEL, 1999:283). In den Städten Indiens lebt über 55 % der Bevölkerung in Slums. Dennoch ist an dieser Stelle anzumerken, dass weder alle Armen in Slums wohnen, noch alle Slumbewohner arm sind. Die Mehrheit der Armen wohnt laut dem UN-Bericht von 2003 außerhalb der Slums unter noch schlechteren Umständen auf der Straße (DAVIS, 2007:29).

Mumbai ist eine Stadt der Disparitäten und hält den Rekord an Anzahl und Größe von Marginalsiedlungen. Nach Schubert (2009:101) gibt es allein im innerstädtischen Bereich Greater Mumbais heute ungefähr 2000 Slums mit insgesamt ca. 10 Millionen Einwohnern. Das Problem der Armutsviertel steigt. Die Anzahl der Marginalsiedlungen hat von 1971 bis 2001 um rund 290% zugenommen, sprich verdreifacht. Waren es 1971 „nur“ 442, so konnten 2001 schon 1719 Slums in Mumbai gezählt werden. Der „Human Development Report of Maharashtra (HDRM)“ schätzt im Jahr 2001 den Anteil an Slumbewohnern an der Gesamtbevölkerung Mumbais auf 49%, wobei erwähnt werden muss, dass der HDRM Slums erst als solche bezeichnet, wenn sie mehr als 300 Einwohner, bzw. 70 Haushalte aufweisen (WAMSER, 2006:230ff.; SCHUBERT, 2009:101).

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Abb. 6: Slumgebiete in Greater Mumbai. Quelle: Nijman (2008:9)

4.3 Tourismus in Indien und Mumbai

Trotz einer späten Anlaufphase, konnte der Tourismus in Indien in den letzen Jahren enorme Wachstumsraten verzeichnen. Der „World Travel & Tourism Council“ kategorisiert Indien unter die fünf am schnellsten wachsenden Tourismusmärkte der Welt. Das hohe Kulturerbe und die Traditionen in Indien ziehen die Touristen ebenso an wie die Landesgeschichte oder das rezente Wirtschaftswachstum (TOURISM POLICY OF MAHARASHTRA, 2006:2). Allein im Zeitraum von 2004 bis 2007 lassen sich große Unterschiede verzeichnen. So sind die Zahlen von 3,46 Millionen ausländischer Touristen im Jahr 2004 auf ca. 5 Millionen im Jahr 2007 gestiegen. Nach Rolfes (2009) ist der „gewöhnliche“ Indien-Tourist zwischen 20 und 40 Jahre alt und oft als Rucksacktourist unterwegs. Häufig wird aber auch in organisierten Gruppen gereist, die hauptsächlich massentouristische Attraktionen wie beispielsweise das Taj Mahal besuchen. Allerdings ist die Infrastruktur in Indien noch wenig ausgebaut. Daher ist Massentourismus nur an sehr wenigen Orten des Landes möglich.

Der Tourismus ist maßgeblich an den Deviseneinnahmen beteiligt, die 2004 noch 6,17 Milliarden US-Dollar ausmachten - im Jahr 2007 bereits 11,96. Weiterhin konnte auch der innerstaatliche (einheimische) Tourismus an Bedeutung gewinnen (MINISTRY OF TOURISM, 2007/08:6). An der untenstehenden Grafik (Abb. 7) lässt sich erkennen, dass der World Travel & Tourism Council für den indischen Tourismusmarkt erstaunliche Wachstumsprognosen vorhersagt und im Jahr 2016 schon über 10 Millionen internationale Gäste in Indien erwartet werden.

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Abb. 7: Internationale Touristenankünfte in Indien. Quelle: http://tourism4southasia.wordpress.com

Viele der Entwicklungsländer sehen die direkten Potenziale des Tourismus im Zusammenhang mit nationalstaatlicher Entwicklung und dem Wirtschaftswachstum. So kann ein gut ausgebildeter Tourismussektor direkt zu vermehrten Deviseneinnahmen und einem höheren Beschäftigungsanteil führen und damit zu einem höheren Lebensstandard, wie Wohlstand und Bildung der Bevölkerung beitragen. Indirekte Vorteile sind z. B. der Ausbau einer besseren Infrastruktur mit Stromanbindung, Wasserversorgung, sanitären Einrichtungen, besseren Straßen oder einem ausgebauten Gesundheitssystem (TOURISM POLICY OF MAHARASHTRA, 2006). Es liegt daher nahe, dass auch Indien versucht diesen Sektor weitgehend zu entwickeln. Die Regierungen unterstützen den Sektor vor allem durch Investitionen, Steuererleichterungen und umfangreiche Förderprogramme (vgl. ebd.; FRONHOFER, 2008).

Mumbai ist mit seinem Glamour, seinen riesigen Einkaufszentren und seinen zahlreichen weiteren Attraktionen Anziehungspunkt vieler internationaler wie indischer Touristen. Durch sein Image als pulsierenste und wirtschaftlich stärkste Stadt Indiens, verzeichnet der Bundesstaat Maharashtra mit Mumbai als Hauptstadt neben Delhi die höchsten Touristenzahlen des Landes (www.incredibleindia.org). Rund 35% der internationalen

Touristenankünfte werden über Mumbais Hafen oder Flughafen abgewickelt (TOURISM POLICY OF MAHARASHTRA, 2006).

5. Slumtourismus in Mumbai

Neben Delhi und Kalkutta, ist Mumbai die einzige Stadt Indiens, in der Slumstourismus angeboten wird.

In Mumbai existieren professionelle touristische Slumtouren erst seit 2006. Damit ist diese Art von Tourismus in der Metropole ein sehr neues Phänomen, zu dem bisher nur Rolfes (2009) eine empirische Untersuchung vorgenommen hat. Rolfes stützt sich dabei hauptsächlich auf Aussagen der Tourismusanbieters „Reality Tours and Travel“ (RTT), sofern dieser die einzige offizielle Agentur ist, die regelmäßige und professionelle Slumtouren in Mumbai durchführt. Rolfes selbst hat im März 2009 einmal an einer solchen Slumtour teilgenommen und qualitative Interviews mit den Tourguides und Teilnehmern geführt, welche in seine empirischen Ergebnisse einfließen. Weiterhin bezieht sich sein Artikel auf Untersuchungen aus einer von ihm unterstützten, bisher nicht veröffentlichten Masterarbeit.

Aufgrund dieser spärlich vorhandenen wissenschaftlichen Literatur bezüglich des Slumming in Mumbai, kann die Verfasserin dieser Bachelorarbeit sich hauptsächlich auf Aussagen dieses Autors stützen, sowie die Internetseite von RTT auf Aussagen hin untersuchen. Ein emailbasiertes Interview mit Chris Way, einem der beiden Geschäftsführer von RTT, konnte der Autorin unter anderem Auskunft über die Touristenzahlen im Slum liefern.

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Armutstourismus in Mumbai nur in einem Slum durchgeführt wird: in Dharavi. Bei einem Aufgebot von 2000 Slums allein in Greater Mumbai erscheint es erstaunlich, dass gerade in diesem Slum touristische Touren angeboten werden. Way begründet dies damit, dass allein in Dharavi die unterschiedlichen kulturellen Gesellschaften kennen zu lernen sind und kein anderer Slum Mumbais eine ähnlich ausgeprägte unternehmerische Kleinindustrie aufweist (Interview mit CHRIS WAY, 2010).

Daher soll im nächsten Abschnitt zunächst Dharavi samt seiner Charakteristika vorgestellt werden.

5.1 Dharavi - ein vielfältiger Slum

Dharavi ist der größte Slum Indiens und darüber hinaus ganz Asiens. Nissel (2007:147) beteuert, dass Dharavi in der Fachliteratur häufig sogar als der größte Slum der Welt angesehen wird. Die Einwohnerzahlen Dharavis können aber bislang nur grob geschätzt werden. Laut Nissel (2007:148) wurden im Jahr 2001 900 000 Einwohner registriert. Die Aussagen und Schätzungen verschiedenster Autoren variieren jedoch stark von 500 000 bis

1 Millionen Einwohnern. Wamser (2006:233) gibt außerdem eine Zahl von ca. 2,5 Millionen an. Die große Informalität und der fehlende Überblick über die Anzahl der tatsächlich in Dharavi angesiedelten Menschen, führen dazu, dass keine offizielle und genaue Einwohnerzahl angegeben werden kann. Sicher ist aber, dass die Bevölkerungsdichte zu den höchsten der Welt gehört. Bedenkt man, dass das Slumgebiet nur etwa eine Fläche von 2 km² einnimmt, leben die Menschen dort auf unfassbar und für einen Europäer fast unvorstellbar engem Raum (SCHUBERT, 2009:110; NISSEL, 2007:148).

Aufgrund des rasanten Wachstums der Stadt Mumbai liegt der damals außerhalb situierte Slum heute direkt im Zentrum Greater Mumbais, eingekesselt vom großen Wirtschaftskomplex Bandra-Kurla und dem neuen Bürodistrikt bei Andhere-East (siehe dazu Abb. 8). Die Bewohner Dharavis schätzen die Nähe zum Zentrum aber besonders wegen seiner sehr guten Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs, die ihnen einen nur kurzen Anfahrtsweg in das Hauptzentrum im südlichen Teil der Stadt gewährt (NIJMAN, 2009:8). Durch seine exponierte Lage wurde Dharavi schon oft Gegenstand der Immobilienspekulation. Der Grund und Boden ist unglaublich teuer und wäre ein gutes Terrain für weitere Bürokomplexe und ausländische Unternehmen. Es gab schon zahlreiche „Dharavi-redevelopment-Projekte“, die immer wieder um eine Aufwertung oder aber auch um den Abriss des Slums gekämpft haben.

Dharavi ist kein homogenes Konstrukt, sondern von einer sehr heterogenen Bevölkerungszusammensetzung auf der ethnischen, kulturellen, religiösen wie auch auf sozioökonomischer Ebene geprägt. Bedingt durch die hohe Zuwanderungsrate aus den verschiedensten Regionen des Landes, fungiert Dharavi oftmals als ein „Spiegel“ der indischen Bevölkerung insgesamt. Hindi, Urdu, Marathi und Englisch sind die am häufigsten gesprochenen Sprachen im Slum (SCHUBERT, 2009:107). Die religiösen Unterschiede lassen sich an den vorhandenen 27 Tempeln, 11 Moscheen und 6 Kirchen festmachen, wobei Hindus und Moslems die größten religiösen Gruppen bilden (NIJMAN, 2009:10). Dieses Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen ist auch hier nicht ganz unproblematisch. Durch die hinduistische, nationalistische Shiv-Sena, eine den Moslems abgeneigte Partei, kommt es immer wieder zu Ausschreitungen und Kriminalitäten (SCHUBERT, 2009:107). Durch die Ausgrenzungen und die rassistischen Züge der Gesellschaft im Slum können clusterartige Strukturen hinsichtlich der Religion, der Kastenzugehörigkeit, der Tätigkeit und der Herkunft der Bewohner erkannt werden. Zudem sind Zusammenhänge zwischen der handwerklichen Tätigkeit und der ethnischen Zugehörigkeit, bzw. dem Herkunftsort offensichtlich. Die Lederfärbereien beispielsweise werden oftmals von muslimischen Tamilen geführt, die Stickarbeit wird meistens von Bewohnern ausgeführt, die ursprünglich aus Uttar Pradesh stammten und die Töpferarbeiten sind Angelegenheit von Menschen aus Gujarat (NIJMAN, 2009:10). Dharavi ist mit einem Jahresumsatz von etwa 400 000 Millionen Euro maßgeblich an der wirtschaftlichen Aktivität Mumbais beteiligt (SCHUBERT, 2009:109). Laut Nissel (2007:148) sind neben den eben genannten Ökonomien außerdem viele riskante Gewerbe des informellen Sektors, oft verbunden mit Kinderarbeit, aufzufinden. Das Recyceln von Plastik, die Aufbereitung von Altölen, Abwrackdienste und Gießereien sind typische Arbeiten, um nur einige zu nennen. Aber nicht nur innerhalb des Slums finden die Menschen Arbeit. Ob im Hafen, bei der Bahn, bei der Stadtreinigung oder sogar bei der Polizei - ein Drittel der in Dharavi Ansässigen ist außerhalb des Slums beschäftigt (SCHUBERT, 2009:109).

Auch auf sozioökonomischer Ebene gibt es also enorme Unterschiede innerhalb Dharavis. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Menschen hier nahe der untersten Armutsgrenze wohnen. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, leben diese eher ohne jeglichen Wohnsitz auf der Straße. In Dharavi selbst gibt es ebenso Bewohner, die aufgrund ihres Einkommens der Mittelschicht zuzuordnen wären. Dieser Tatbestand rührt daher, dass der Wohnraum in Mumbai teuer und zudem sehr knapp ist. Das heißt, dass die Menschen, die anderswo möglicherweise eine bezahlbare Wohnung finden würden, in Mumbai nur auf eine Marginalsiedlung zurückgreifen können. Dennoch ist diese Einkommensschicht in Dharavi natürlich nicht die Regel. Die Lebensbedingungen im Slum sind äußerst schlecht. Es gibt keine legale Strom-, oder Wasser wie Abwasserversorgung und die Hygienebedingungen sind unfassbar miserabel (WAMSER, 2006: 234). So kommt in manchen Teilen des Slums nur ungefähr eine Toilette auf 1000 Einwohner (HANSEN, 2009).

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Abb. 8: Slum Dharavi im Innenstadtbezirk Greater Mumbai, Mumbai. Quelle: eigene Darstellung mit Hilfe von google maps, 2010

5.2 Reality Tours and Travel (RTT) als Anbieter von Slumtouren

Hauptanliegen von RTT, die 2006 von Chris Way gegründet wurde, ist es, das negative Image Dharavis zu reduzieren. Außerdem verfolgen sie mit den möglichst authentischen Touren die Absicht des interkulturellen Lernens. Das Verständnis und die Empathie der Touristen für andere Länder, Kulturen und für soziale Unterschiede soll hierdurch gestärkt werden (ROLFES, 2009).

Die Agentur legt Wert darauf, dass der Austausch zwischen Tourguide und Tourteilnehmer so intensiv wie möglich ist. Demnach sind höchstens sechs Teilnehmer pro Tour erlaubt. Laut RTT kommen die Tourguides selbst aus einfachsten Verhältnissen, sprechen sehr gutes Englisch und genießen im Vorfeld eine gute Ausbildung, sodass sie detailliertes Wissen über Dharavi vermitteln können. Des Weiteren vertritt die Agentur die „no tips policy“ um den Aufenthalt der Touristen so angenehm wie möglich zu gestalten. Anstelle von Trinkgeld fordern sie aber ein Feedback in Form eines Fragebogens (www.realitytoursandtravel.com).

RTT bietet zwei verschiedene Slumtouren an. Eine kürzere Tour von 2 ½ Stunden findet zu Fuß statt und kostet umgerechnet 10 US-Dollar. 20 US-Dollar werden für eine Tour von 4 ½ Stunden verlangt, die mit dem Auto und nur teilweise zu Fuß durchgeführt wird. Die lange Tour intergiert nebenbei eine Besichtigung einer großen Wäscherei außerhalb Dharavis (www.realitytoursandtravel.com).

Während einer Dharavi-Tour werden viele verschiedene Aspekte des Slums beleuchtet. Die Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Aktivität der Slumbewohner nimmt einen großen Teil der Tour ein. Die Kleinindustrie Dharavis ist mit einem jährlichen Umsatz von ca. 400 Millionen Euro von großer nationaler aber auch internationaler Bedeutung. So werden beispielsweise kleine Recyclinghöfe, Lederfärbefabriken und Bäckereien gezeigt. Des Weiteren sollen die sozialräumlichen und ethnischen Unterschiede der Bewohner während einer Tour vermittelt werden. Mit einer Besichtigung der zahlreichen unterschiedlichen Moscheen, Tempel und Kirchen können die Besucher die religiöse Vielfalt mit eigenen Augen sehen.

Genauso wird mit dem Besuch verschiedenster Behausungen den Touristen deutlich gemacht, unter welchen Lebensumständen die Bewohner Dharavis wohnen. Der Touranbieter hält es nicht für angemessen die heruntergekommensten Gebiete und die ärmsten Menschen Dharavis zu zeigen um daraus Profit zu schlagen. Daher werden die Touristen nicht mit erbitterter Armut konfrontiert und die Gefahr des abfälligen Voyerismus wird, gestärkt durch das strenge Fotoverbot im Slum, verringert.

Das Feedback der Teilnehmer fällt üblicherweise extrem positiv aus. Oftmals sind die Touristen erstaunt, wie gut die Slumbewohner die harten Lebensbedingungen meistern und wundern sich über das breite Spektrum an wirtschaftlicher Aktivität (ROLFES, 2009). Way kommentiert ergänzend, dass die neuen Erfahrungen im Slum das Leben des ein oder anderen Besuchers positiv verändert (Interview mit CHRIS WAY, 2010). Inwieweit die Einwohner Dharavis die Anwesenheit der Touristen im Slum als positiv oder negativ bewerten, kann aufgrund fehlender Informationen und Forschungen allerdings nicht beantwortet werden.

RTT legt großen Wert darauf, sich aktiv für eine Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner zu engagieren. Im Jahr 2009 hat die Agentur eine eigene NGO names „Reality Gives“ gegründet. 80% der Einnahmen aus den Slumtouren kommen dieser in Dharavi ansässigen NGO zu Gute. Damit beabsichtigt RTT eine infrastrukturelle Verbesserung des Slums und setzt sich für bessere Lebensbedingungen für die Bewohner ein. Ausbildungsstätten, die durch die Einnahmen von RTT gebaut werden konnten, bieten Englischunterricht und Computerkurse an. Daneben war die Agentur maßgeblich am Bau eines Kindergartens, sowie an der Einrichtung eines „community centers“ beteiligt (www.realitytoursandtravel.com).

Reality Tours and Travel (RTT) arbeitet mit ungefähr sechs indischen, einer holländischen und einer Tourismusagentur aus Neuseeland zusammen (Interview mit CHRIS WAY, 2010). Eigene Umfragen in deutschen Reisebüros ergaben, dass deutsche Reiseunternehmer Slumtouren für Touristen für zu risikoreich (aufgrund von eventueller Kriminalität oder unwegsamen Pfaden) empfanden und gaben an, dass das deutsche Reisegesetz zu strikt sei, um die Touristen einer solchen „Gefahr“ zu unterziehen. Daher werden Slumtouren in keiner von offiziellen Reisbüros angebotenen Indientour mit in das Programm aufgenommen (eigene Umfrage in Reisebüros in Hamburg, 2010).

Allerdings wird Slumtourismus in Mumbai in mehreren renommierten Reisführern angepriesen. So schreibt beispielsweise der “lonely planet Goa & Mumbai”:

..“Wether or not to visit a slum is a delicate question. Reality Tours and Travel“(...)“runs guided tours of Dharavi and tries to do it right. Photography is strictly forbidden and 80% of post-tax profits go to Dharavi-based NGO´s“ (Zitat: LONELY PLANET, 2009:92).

Anders wird im „Stefan-Loose“ - Reiseführer geschrieben:

...“Im Rahmen der von Reality Tours and Travel angebotenen „Slum Tours“ können sich Touristen selbst ein Bild von Dharavi machen. Die fesselnden Führungen kosten 300 Rs (inklusive Anreise). Für Rs 600 gibt es eine längere und komfortablere Tour im AC- Fahrzeug.(...)“ (Zitat: STEFAN LOOSE, 2010: 664)

In diesen zwei Annoncen der Reiseführer lässt sich feststellen, dass es verschiedene Herangehensweisen an das delikate Thema Slumtourismus gibt, wie in Kap. 3 beschrieben.

Laut Chris Way nehmen zumeist individualreisende Rucksacktouristen im Alter von 20 bis Mitte 30 an einer Dharavi-Tour teil. Ältere 5-Sterne-Hotel-Touristen sind weniger die Regel aber auch nicht die Ausnahme. Die Mehrheit der Besucher kommt, wenn auch nicht ausschließlich, aus westlichen Ländern wie den USA, Australien und Neuseeland. Großbritannien, Deutschland, Belgien und Frankreich gelten als die Hauptherkunftsländer europäischer Besucher (Interview mit CHRIS WAY, 2010).

Weder Way noch Rolfes haben die Erwartungen und die Motivation der Touristen an einer solchen Tour teilzunehmen für Mumbai untersucht. Daher liegt hierzu kein fundiertes empirisches Material vor. Dennoch geht aus den Untersuchungen von Rolfes (2009) hervor, dass viele Touristen davon ausgehen, Armut und schlechte Lebens- wie Hygienebedingungen in Dharavi zu erfahren. Die Bilder eines indischen Slums kennen sie vornehmlich aus den Medienberichten. Inwieweit das Erleben von Armut aber ein Motivationsfaktor für eine Teilnahme ist, wurde in Mumbai noch nicht hinreichend untersucht. Weiterhin kann aber bestätigt werden, dass die Touristen das „echte Leben“ und die Umstände der Bewohner im Slum kennen lernen möchten (ROLFES, 2009).

5.3 Anzahl der Slumtourteilnehmer von RTT

Angefangen mit fünf Slumtourteilnehmern im Januar 2006 hat sich das Geschäft von Reality Tours and Travel im Laufe des Jahres verbessert. Im gesamten ersten Geschäftsjahr wurden 397 Teilnehmer verbucht. Im darauf folgenden Jahr waren es schon durchschnittlich 113Besucher im Monat, sodass am Ende des Jahres 1364 Touristen für den Zeitraum 2007 gezählt wurden. Die Anzahl an Teilnehmern stieg im Jahr 2008 erheblich an. Die monatlichen Zahlen haben sich mehr als verdoppelt, sodass im Schnitt 262 Touristen an einer Dharavitour teilgenommen haben. Die Zahlen für 2009 lassen einen rapiden Aufwärtstrend erkennen. Am Ende des Geschäftsjahres konnten 5368 Slumtouristen gezählt werden. Leider lässt sich nur vermuten, dass diese Zahlen durch den oscarprämierten Film „Slumdog Millionaire“, der 2009 in die Kinos kam, in die Höhe schnellten. Chris Way bestätigt diese Vermutung. 2010 verspricht weitere Rekorde. Allein im Januar dieses Jahres waren es 951 Teilnehmer. Bis Mai konnten schon 3917 Touristen gezählt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Anzahl der Tourteilnehmer von RTT. Quelle: eigene Darstellung nach Daten von RTT

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Abb. 10: Gesamtanzahl der Tourteilnehmer. Quelle: eigene Darstellung nach Daten von RTT

Neben der Agentur Reality Tours and Travel existiert ein weiterer Touranbieter, der jedoch nur in sehr unregelmäßigen Abständen Touren durchführt. Weiterhin sind einige informelle Unternehmen vorhanden, die allerdings nicht als professionelle Anbieter zählen. Daher kann die Anzahl von Touristen in Dharavi lediglich geschätzt werden (ROLFES, 2009). Die weiter oben genannten Zahlen basieren allein auf Auswertungen von Chris Way, sodass jegliche andere Touranbieter aus der Statistik ausgeschlossen sind und die tatsächliche Anzahl der Besucher möglicherweise wesentlich höher ist.

Auffällig ist, dass die Touristenzahlen in den Wintermonaten (November, Dezember, Januar und Februar) immer über dem Gesamtdurchschnitt der Touristen pro Monat liegen (vergl. dazu Abb. 9). Daraus lässt sich eine präferierte Reisezeit in diesen Monaten erkennen. Bemerkenswert ist auch, dass die Zahlen der Slumtourteilnehmer zwar kontinuierlich gestiegen sind, dennoch nicht in einem übermäßigen Ausmaß. Verschiedene äußere Einflüsse, wie z. B. die weltweite Grippeepidemie (Schweinegrippe) im Jahr 2009 oder die Terroranschläge in Mumbai vom 28.11.2008 könnten Touristen vom Reisen generell und speziell nach Mumbai abgehalten haben. Dazu kommt die vergangene Finanzkrise, die die weltweiten Touristenzahlen hat sinken lassen (www.welt.de). Wären also diese Indikatoren von außen nicht gewesen, läge die Anzahl der Touristen im Slum wahrscheinlich noch deutlich über der heutigen.

Angesichts dieser von Reality Tours and Travel verbuchten Zahlen, kann Dharavi nicht als touristisches Highlight in Mumbai angesehen werden. Im Vergleich zu den jährlichen Slumtourteilnehmern in Rio oder Kapstadt, fällt die Anzahl hier eher gering aus.

Eine Slumtour gehört in Mumbai nicht zu den „must-do´s“ während eines Städtebesuchs. Aufgrund fehlender Zahlen zu den Touristenbesuchen anderer Attraktionen in Mumbai kann hier leider keine Abgrenzung vorgenommen werden. Es lässt sich jedoch stark vermuten, dass die Anzahl der jährlichen Touristen beispielsweise zu den „elephanta islands“ oder dem „Gateway of India“, um ein Wesentliches höher ist, als die Anzahl der Slumbesucher durch Reality Tours and Travel.

Fazit

Sofern neue Tourismusformen üblicherweise Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels sind, kann auch der Slumtourismus als ein solcher angesehen werden. Schon in seiner Historie in London und New York war dies zu beobachten. Auch das gegenwärtige Slumming kann als Antwort auf eine gesellschaftliche, wie urbane Veränderung gesehen werden. Mit der heutigen Globalisierung gehen verschiedene Prozesse einher, die das Phänomen des Slumtourismus seit den 1990iger Jahren prägen. Als wesentliche Aspekte können hier die verstärkte Megastadtentwicklung und Urbanisierung im globalen Süden genannt werden, mit denen eine vermehrte „Produktion“ von Slums einhergeht. Als signifikanteste Ursache dieser Verstädterung zählt die Migration aus den ruralen Gebieten in die Städte, womit eine Verlagerung der Armut vom Land in die Stadt verursacht wird. Man spricht auch von einer „Verstädterung der Armut“. Als weiteres Moment des globalen Wandels in Bezug auf den Slumtourismus, kann eine Veränderung des Reiseverhaltens vermerkt werden. Vor allem in den letzten Dekaden ist ein Trend hin zum Entwicklungsländertourismus zu erkennen. Durch die verbesserten Kommunikationsmittel, den technischen Fortschritt und geringe Reisekosten, fällt es Menschen leichter, sich für eine Fernreise zu entscheiden. Daneben gilt es als „in“ viele, exotische Länder besucht zu haben. Die Medien tragen einen enormen Teil dazu bei, Bilder von Slums weltweit zu verbreiten. Außerdem sind sie dazu in der Lage, Menschen in ihrer Reiseentscheidung durch Werbung oder emotionale Bilder zu beeinflussen.

Aus diesem Wandel heraus, eröffnet sich der Weltgesellschaft etwas vermeintlich Unbekanntes, Neues und Andersartiges, was das Interesse hervorruft. Die vermehrte Medienpräsenz der Problemviertel, sprich der Slums, führt dazu, dass sie für Journalisten und NGO´s aber eben speziell auch für Touristen auf der Suche nach dem Neuen und Unbekannten interessant werden. Die Slums der Entwicklungsländer werden häufig nur von Touristen aus den Industrienationen besucht. Für sie ist das Bild der geballten Armut in Städten und deren Bereisbarkeit unbekannt. Die Globalisierung (und damit einhergehenden Homogenisierung) der Welt, man spricht auch vom „globalen Dorf“, weckt in vielen Menschen den Wunsch etwas Andersartiges, nicht Alltägliches zu sehen, bzw. zu erleben und ihren individuellen Horizont zu erweitern. Da Slums hauptsächlich in den Entwicklungsländern als Problem bestehen, sind es zunehmend die Länder des globalen Südens, die von dieser Art des Tourismus „betroffen“ sind. Es entsteht eine Nachfrage auf die ein Angebot folgt oder anders herum ein Angebot, das gerne wahrgenommen wird. In diesem Falle das Angebot von Slumtouren. Der „Slum als touristischer Ort“ wird dadurch ermöglicht.

In der Megastadt Mumbai wird der Slumtourismus in Dharavi durchgeführt. Der Slum ist von einer ethnischen, religiösen, wie auch sozialen Heterogenität geprägt. Diese Vielfältigkeit, zusammen mit der Kleinindustrie Dharavis, ist Hauptgegenstand einer von RTT angebotenen Slumtour. Dadurch zielt die Agentur darauf ab, eine Slumtour so realistisch wie möglich zu gestalten. Ein weiteres Anliegen ist es, die Besucher nicht mit der krassesten Armut zu konfrontieren und einem abfälligen Voyeurismus durch ein Fotoverbot entgegenzuwirken. Durch kleine Teilnehmergruppen wird generiert, die Einwohner nicht bei ihren täglichen Aufgaben und ihrem Leben zu stören. Außerdem gehen 80% der Einnahmen an eine im Slum ansässige NGO, die sich für den Aufbau von Schulen, Kindergärten und „community- centern“ einsetzt.

Im Gegensatz zu Rio de Janeiro oder Kapstadt, kann der Slumtourismus in Mumbai nicht zu den touristischen Highlights gezählt werden. Der Slumtourismus in Brasilien und Südafrika hat sich schon in den 1990igern etabliert (ROLFES, 2009), in Mumbai erst 2006. Daher ist dieses Phänomen in der indischen Megastadt ein sehr rezentes, noch nicht sehr weit verbreitetes Tourismusangebot. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Teilnehmerzahlen auch hier in den nächsten Jahren weiter steigen. Seit 2006 haben sich die jährlichen Zahlen mehr als verfünffacht.

Für weitere Untersuchungen wäre es interessant zu hinterfragen, ob es überhaupt gewollt werden sollte, dass die Besucherzahlen die Ausmaße vom Township-Tourismus in Kapstadt oder dem Favela-Tourismus in Rio annehmen. Welches Maß an touristischem Erkunden eines Slums ist wünschens- bzw. erstrebenswert? Außerdem sollte herausgefunden werden, wie eine optimale Slumtour aussehen kann, sodass sich weder die Touristen, noch die Slumbewohner während einer Tour unwohl fühlen. Ob der Slumtourismus in Mumbai als etwas Positives oder Negatives bewertet werden sollte, kann nicht pauschal gesagt werden, da dazu noch keine aussagekräftigen empirischen Untersuchungen vorliegen. Im Allgemeinen kommt es auf die Unternehmensphilosophie der ausführenden Agentur und auch auf die Herangehensweise des einzelnen Touristen an. Legt die Agentur wert darauf, eine realistische, sowie einwohnerfreundliche Tour anzubieten, in der Voyeurismus weitgehend unterbunden werden soll, kann der Slumtourismus zum ökonomischen aber auch gemeinbefindlichen Wohl der Slumbewohner beitragen. Auf den Touristen kommt es insofern an, als dass von ihm ein angemessenes, rücksichtsvolles Verhalten erwartet werden muss. Damit der Besucher selbst etwas Positives aus einem Slumbesuch mitnimmt, ist es für ihn wichtig, zu hinterfragen, was er von einem Slum erwartet und mit was für einem Gefühl er ihn wieder verlässt.

Meiner Meinung nach ist die touristische Bereisung von Slums kein außergewöhnliches Phänomen. Menschen sind häufig Gegenstand des Interesses anderer Menschen. Es geht hier um die Bereisung und die Erkundung anderer Lebensformen. Sofern es die Anziehungskraft des „Unbekannten“ und „Andersartigen“ ist, können die Interessen der Touristen variieren. Je nach Abgrenzung des eigenen Lebensstils, sind andere, nicht dem eigenen Stil entsprechende Lebensstile, interessant. Dies ist nicht nur auf der sozialen Ebene sondern auch auf ethnischer, traditioneller und religiöser Ebene so zu verstehen. Weiterhin bezieht es die unterschiedlichen Lebenseinstellungen ein. So können z. B. „Hippies“ oder „Punks“ aber auch Geschäftsleute, wie es z. B. in New York in der Wallstreet der Fall ist, für diejenigen, die nicht „dazu gehören“ interessant sein und als touristische Attraktion gelten. Im Falle des Slumtourismus ist es so, dass hauptsächlich Touristen aus den heutigen Industrieländern an solchen Touren teilnehmen. Für die „eigene“ Gesellschaft gehört das Bild der Slums zum Alltag und wird nicht als etwas „Bereisenswertes“ interpretiert. Auf der anderen Seite werden genauso die Villenviertel in Hollywood touristisch vermarktet. Die Touristen sind neugierig, wie die Reichen und Berühmten leben. Genauso können Indianerstämme als touristische Attraktion angenommen werden. Daher schließe ich darauf, dass es immer das ist, was man selbst nicht ist und lebt und was einem als „unbekannt“, bzw. nicht alltäglich erscheint, einen individuell interessiert. Ob allerdings das touristische Erkunden von „menschlichen Lebensformen“ generell als positiv oder negativ zu bewerten ist, ist damit noch nicht beantwortet. Das möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren, da es den Rahmen dieser Bachelorarbeit überschreiten würde.

In Anbetracht dessen, das der Slumtourismus im Allgemeinen und vor allem in Bezug auf Mumbai ein relativ neues Phänomen ist, kristallisieren sich bei der Bearbeitung des Themas viele Fragen heraus, die noch unbeantwortet geblieben sind. Es wäre z. B. interessant, das Medienbild Dharavis zu analysieren, um dieses mit den Beobachtungen und Erfahrungen der Tourteilnehmer zu vergleichen. Weiterhin fehlt eine Messbarkeit, die aussagt, inwieweit der Slumtourismus zum ökonomischen Wohlstand der Bewohner beiträgt, bzw. wie viele Einnahmen direkt an die Bewohner gehen. Daneben sind viele Begriffe wie „Slumming“ oder „Poorism“ noch nicht eindeutig und wissenschaftlich definiert, was eine Abgrenzung der Begriffe schwierig gestaltet.

Der Armutstourismus ist ein höchst aktuelles Thema, zu dem zurzeit viele empirische Untersuchungen vorgenommen werden. Die Veröffentlichungen finden zumeist Ende 2010 statt. Mitte 2011 wird Bianca Freire-Madeiros ein ganzes Buch zu dem Thema in Rio de Janeiro publizieren. Im Dezember 2010 wird es sogar eine Konferenz in Bristol mit vielen dem Thema zugewandten Wissenschaftlern geben. Für weitere spannende Untersuchungen, auch im Rahmen von Bachelorarbeiten, wäre damit der Grundstein gelegt.

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Eigene Datenerhebung:

Interview mit Chris Way (Geschäftsführer Reality Tours and Travel) per Email, 2010 Umfragen in Hamburger Reisebüros

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Slumbevölkerung in absoluten Zahlen. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2008

Abb. 2: Wachstum der Touristenankünfte weltweit. Quelle: World Tourism Organisation (UNWTO), 2009

Abb. 3: Orte des Slumtourismus weltweit. Quelle: eigene Darstellung mit google maps, 2010

Abb. 4: Mumbai im Bundesstaat Maharashtra: Quelle:http://www.solarnavigator.net/geography/mumbai.htm

Abb. 5: Metropolregion Mumbai: Quelle: www.mmrdamumbai.org

Abb. 6: Slumgebiete in Greater Mumbai. Quelle: Nijman (2008:9)

Abb. 7: Internationale Touristenankünfte in Indien. Quelle: http://tourism4southasia.wordpress.com

Abb. 8: Slum Dharavi im Innenstadtbezirk Greater Mumbai, Mumbai. Quelle: eigene Darstellung mit Hilfe von google maps, 2010

Abb. 9: Anzahl der Tourteilnehmer von RTT. Quelle: eigene Darstellung nach Daten von RTT

Abb. 10: Gesamtanzahl der Tourteilnehmer. Quelle: eigene Darstellung nach Daten von RTT

Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Flyer für Favela-Tour in Rio de Janeiro. Quelle: eigenes Material

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Flyer für Favela-Tour in Rio de Janeiro. Quelle: eigenes Material

Excerpt out of 40 pages

Details

Title
Slums als touristisches Highlight in der Megastadt Mumbai?
Subtitle
Untersuchungen zum Slumtourismus aus geographischer Perspektive
College
University of Hamburg  (Geographisches Institut)
Grade
1,0
Author
Year
2010
Pages
40
Catalog Number
V200760
ISBN (eBook)
9783656281436
ISBN (Book)
9783656281481
File size
1487 KB
Language
German
Keywords
Slumtourismus, Mumbai, Armutstourismus, Slum, Tourismusgeographie
Quote paper
Wiebke Schröder (Author), 2010, Slums als touristisches Highlight in der Megastadt Mumbai?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200760

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