Die fünf Sinne erfahren - Unterrichtsvorbereitung anlässlich eines besonderen Unterrichtsbesuchs


Plan d'enseignement, 2003

50 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Bemerkungen zur Lerngruppe
1.1 Zur Situation der Klasse
1.2 Zu den sozialen Voraussetzungen in der Klasse
1.3 Zu den fachlichen Voraussetzungen der Klasse

2. Bemerkungen zur Sache

3. Didaktische Begründungen

4. Unterrichtsziele

5. Methodische Überlegungen

6. Verlaufsplanung

7. Literaturangaben

8. Anlagen

1. Bemerkungen zur Lerngruppe

1.1 Zur Situation der Klasse

Seit Februar 2003 unterrichte ich in der Klasse 2c (damals 1c) eigenverantwortlich drei Stunden Sachunterricht in der Woche.

Die Klasse 2c setzt sich aus insgesamt 24 Schülerinnen und Schülern zusammen, davon 10 Mädchen und 14 Jungen.

Das Schüler- Lehrerverhältnis ist positiv. Die Schüler erledigen ihre Aufgaben gewissenhaft und halten sich an vereinbarte Regeln.

Zu Schuljahresbeginn sind zwei neue Schüler in die Klasse gekommen: xxx und xxx. Beide wiederholen die 2. Klasse.

xxx scheint nicht in die Klasse integriert, während xxx sich mit xxx angefreundet hat. xxx hat dadurch Schwierigkeiten, einen Partner zu finden, mit dem sie Aufgaben gemeinsam lösen kann. Da auch wegen Krankheit zurzeit viele Kinder fehlen, dürfen Aufgaben doppelt bearbeitet werden.

xxx versucht mit seinem Verhalten Anerkennung seiner Mitschüler zu bekommen, während xxx mit seiner Unruhe die Aufmerksamkeit des Lehrers wecken möchte. Durch eine neue Sitzordnung sitzen sie nicht mehr nebeneinander. Arbeiten sie zusammen, werde ich eingreifen, sie an die Regeln erinnern bzw. sie alleine arbeiten lassen. Das auffällige Verhalten wirkt sich bei xxx nicht auf seinen Lernfortschritt aus, bei xxx jedoch schon.

Es gibt einen Schüler in der Klasse, dessen Lesefortschritt deutlich unter dem des Klassenniveaus liegt, zunehmend fällt er auch in anderen Bereichen des Unterrichts auf: xxx. Ihm fällt es schwer, Aufgabenstellungen zu erlesen bzw. Texten Informationen zu entnehmen. Zudem wirkt er antriebsschwach, wenn es darum geht, Aufgaben auszuführen. Ich werde zum einen mit ihm besprechen, welche Aufgaben er sich für den Tag vornehmen soll, und ihn in der Woche gezielt beobachten um ihm dann Hilfestellung zu geben.

1.2 Zu den sozialen Voraussetzungen in der Klasse

Die Klasse 2c zeigt ein kooperatives und soziales Verhalten. Die Ss. sind Partnerarbeit gewöhnt. Hierbei ist es jedoch besser, die Kinder an einem Gruppentisch zusammen arbeiten zu lassen, da es immer wieder Schüler gibt, die bei solchen Arbeiten außen vorgelassen werden. Aus diesem Grund dürfen Aufgaben doppelt gemacht werden.

1.3 Zu den fachlichen Voraussetzungen der Klasse

Mit der Klasse habe ich zuvor die fünf Sinne erarbeitet. Die Kinder arbeiten zum vierten Mal im Arbeitsplan, der nun Mitte der 2. Klasse, umfangreicher gestaltet ist: Zum einen gibt es mehr Aufgaben, die erledigt werden sollen, zum anderen sind die Aufgabenstellungen komplexer: Größerer Textaufwand bei den Aufgaben, und zudem auch Aufgaben, die eine schriftliche Fixierung außerhalb eines Arbeitsblattes erfordert.

2. Bemerkungen zur Sache

Da in meiner Arbeitsplanarbeit alle fünf Sinne angesprochen werden, werde ich auch in meinen Bemerkungen zur Sache auf alle fünf Sinne eingehen. Zudem werde ich teilweise kurz ihre Funktionsweise ansprechen.

Unsere Wahrnehmung und Vorstellung von der Welt wird durch die fünf Sinne bestimmt: Hörsinn, Gesichtssinn, Geruchssinn, Geschmackssinn und Tastsinn. Über die fünf Sinnesorgane unseres Körpers nehmen wir die Zustände und Vorgänge in der Außenwelt wahr. Mit Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut empfangen wir Reize, übersetzen sie in elektrische Nervenimpulse und geben diese ans Gehirn weiter. Dort werden sie in bestimmten Regionen verarbeitet und von uns als Bilder und Bewegungen, Geräusche, Gerüche, Geschmack, Temperatur und Berührung erfahren. Die Sinnesorgane nehmen ständig Informationen auf und geben diese an das Gehirn weiter. Die wichtigsten und am häufigsten benutzten Sinnesorgane sind das Auge und das Ohr.

Etwa dreiviertel aller Wahrnehmung erfahren wir über das Auge.

Das Sehen: Durch die Pupille gelangt das Licht des gesehenen Gegenstandes ins Auge. Hornhaut und Linse bündeln das Licht. Auf der Netzhaut entsteht dadurch ein umgekehrtes, verkleinertes Bild des gesehenen Gegenstandes. In der Netzhaut sind Tausende feiner lichtempfindlicher Sinneszellen. Sie melden dem Gehirn durch den Sehnerv, wie hell und von welcher Farbe das Licht an jeder Stelle ist. Das Gehirn verarbeitet diese Meldungen und lässt uns erkennen, was wir sehen.

Mit dem Ohr nehmen wir nicht nur Töne und Geräusche wahr; es ermöglicht uns auch, das Gleichgewicht zu halten.

Das Hören: An die Ohrmuschel schließt sich zunächst der Gehörgang an, der am Ende mit dem Trommelfell abschließt. Kommt ein Geräusch an die Ohrmuschel, dann schwingt die Luft im Gehörgang. Diese Schwingungen macht auch das Trommelfell mit. Direkt hinter dem Trommelfell befinden sich drei kleine Knöchelchen: Hammer, Amboss und Steigbügel. Der Hammer liegt z.T. auf dem Trommelfell und wird von diesem mitbewegt. Die drei Gehörknöchel-chen zusammen verstärken die Schwingungen des Trommelfells und leiten sie dann an das Labyrinth mit der Schnecke weiter. In der Schnecke finden sich feine Tasthärchen, die die Schallschwingungen in elektrische Signale umwandeln. Diese werden dann von den Nerven ins Gehirn geleitet.

Durch die Nase atmen wir nicht nur ein und aus, sondern wir nehmen auch Duftstoffe auf, die unser Gehirn analysiert. Als Riechorgan verfügt die Nase über zahlreiche entsprechende Sinneszellen, die vom Riechnerv ausgehen.

Das Riechen: Die Riechzellen liegen an der Oberseite der beiden Nasengänge. Nerven übertragen den Geruchsreiz ins Gehirn. Durch die Riechzellen können wir rund 4000 verschiedene Gerüche unterscheiden.

Mit der Zunge nehmen wir die Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer und bitter wahr. Dazu dienen vier Arten von Papillen mit insgesamt 9000 Geschmacksknospen, die sich auf dem Zungenrücken befinden.

Das Schmecken: Nehmen wir etwas in den Mund, dann sind es chemische Reize, die auf die Zunge und die Mundschleimhaut einwirken. Etwas kann bitter (hinterer Zungenrand), sauer (rechts und links am mittleren Zungenrand), süß (Zungenspitze) oder salzig (Diese Ge-schmacksknospen sind über die ganze Zunge verteilt.) schmecken. Auch an der Innenwand der Wangen und am Gaumen sind Geschmacksknospen zu finden.

Der Speichel vermischt sich mit dem Essen und ermöglicht uns so zu schmecken. Zum Schmecken brauchen wir aber auch den Geruchssinn. Wir können besser riechen als schmecken.

Die Haut gibt uns die Fähigkeit, Berührungen, Druck, Spannung und Temperaturunterschiede wahrzunehmen. Mit der gesamten Haut können wir fühlen, aber ganz besonders gut mit unseren Händen und den Fingerspitzen. Die Rezeptoren für diese Empfindungen liegen in der Oberhaut und in der Lederhaut.

Da die vielfältigen Erfahrungen, die die Kinder über ihre Sinne machen sollen, im Vordergrund stehen, halte ich es für angemessen diese anhand eines Arbeitsplanes anzubieten. So kann jeder Ss. angepasst an sein Lerntempo und sein Interesse arbeiten.

3. Didaktische Begründungen

Laut der Rahmenrichtlinien (RRL) für das Fach Sachunterricht sind für die Klasse 2, als Teilbereich: „Organe unseres Körpers und ihre Aufgaben“ die Sinne sehen, hören und tasten zu erarbeiten.

Didaktischer Schwerpunkt meiner Planungseinheit ist aber die bewusste Wahrnehmung aller fünf Sinne, da sie für die Erschließung unserer Umwelt zuständig sind: Je anregender für ein Kind seine Umwelt gestaltet ist, umso neugieriger kann es werden, umso besser kann es seine Umwelt erfassen. Deswegen ist es gerade für die Schule wichtig, Kinder mit all ihren Sinnen Dinge begreifen zu lassen, und sie mit der Vielfältigkeit der Sinne vertraut zu machen. Aus diesem Grund möchte ich mich nicht auf die drei in den RRL für ein 2. Schuljahr angegebenen Sinnen beschränken, sondern einen ganzheitlichen Zugang probieren. Damit ist die gegenwärtige und zukünftige Bedeutsamkeit des Lerngegenstandes erfüllt.

Die Auswahl der Aufgaben des Arbeitsplanes stehen exemplarisch für Erfahrungen der fünf Sinne unter Aspekten, die den Ss. in ihrer normalen Umwelt nicht so bewusst werden würden.

Für die Einheit „Die Sinne erfahren“ eignet sich die Arbeit im Arbeitsplan, weil die Kinder durch

diese Organisationsform selbständig, handelnd und forschend ihre Sinne erleben können. Die

eigenen Sinne können die Kinder am besten alleine oder in Partnerarbeit erfahren.

Schwächeren Kindern können durch die Partnerarbeit Hilfestellungen und Tipps gegeben wer-

den. Dadurch ist es den Kindern möglich in ihrem eigenen Lerntempo nach selbst ausgewählter

Reihenfolge die Aufgaben zu bearbeiten.

In der Einheit soll es angesichts des zunehmenden Verlustes direkter sinnlicher Eindrücke darum gehen, den Kindern Gelegenheit zu Erfahrungen mit ihrem Körper und ihren Sinnen zu geben, um so eine positive Einstellung zu sich selbst zu bekommen. Damit dieses langfristige Ziel erreicht werden kann, sollen die Kinder zunächst einmal angeregt werden, ihren Körper und ihre Sinne auf spielerische Weise zu entdecken.

Da wir von einer Vielzahl visueller Reize überflutet werden, ist es für den Menschen wichtig, eine Auswahl treffen zu können, die in dem Augenblick wichtig ist. Kinder verbringen heute einen nicht unerheblichen Teil vor dem Fernseher, der ihnen keine Möglichkeit für sorgfältiges und verweilendes Sehen ermöglicht. Die Aufgaben 1 und 2 des Arbeitsplans verlangen solch verweilendes und sorgfältiges Sehen.

Wir sind von sehr unterschiedlichen Geräuschkulissen umgeben. Bewusstes Hören oder Hinhören ist für Kinder wichtig. Zum einen für die Kommunikation, zum anderen für die Sicherheit des Kindes in seiner Umwelt, Der Vorgang des Hörens ist so komplex, dass er in dieser Klassenstufe nicht thematisiert werden kann. Dahingegen spielt die Bedeutung des Hörens und Zuhörens eine nicht unerhebliche Rolle.

Diesen Bereich greife ich in den Aufgaben 3 und 4 des Arbeitsplanes auf. Zum einen geht es dort um Geräuschdiskriminierung (Nr. 3), aber auch um die Feststellung was ist, wenn man keinen Hörsinn hat, der einem hilft Informationen aufzunehmen.

Unter dem Aspekt, dass die Kinder mit vielen Sinnen lernen sollen, ist gerade die Weihnachtszeit mit ihren vielfältigen Gerüchen dazu geeignet, das selektive Riechen bewusst zu machen. Dazu habe ich weihnachtliche Düfte ausgewählt, die die Kinder benennen sollen (Nr. 7). Der Aspekt „Lieblingsduft und etwas, was ich überhaupt nicht gerne rieche“ (Nr. 8), soll Gerüche aus dem Gedächtnis bewusst machen und ihnen einen Namen geben.

In kalten Jahreszeiten kommt es häufig vor, dass die Kinder Schnupfen haben. Bei starkem Schnupfen fehlt ihnen damit auch der Geschmackssinn. Diesbezüglich kann man gut auf Vorerfahrungen der Kinder zurückgreifen. Da auch an dieser Stelle nicht der Ablauf des Schmeckens in einem 2. Schuljahr thematisiert werden soll, hilft dieses Phänomen den Zusammenhang zwischen Geruchs- und Geschmackssinn zu lüften (Aufgabe Nr. 9).

Vielen Kindern ist gar nicht bewusst, dass das Tasten uns bei zusätzlicher Informations-beschaffung hilft und das es Menschen gibt, die sich ganz darauf verlassen müssen. Diesem Aspekt soll die Aufgabe Nr. 5 gerecht werden, in der es darum geht, geprickte Formen durch Fühlen zu erkennen.

Bei allen Aufgaben soll den Ss. bewusst werden, dass man sich nicht immer nur auf einen Sinn verlassen kann, sondern teilweise mehrere in Anspruch nehmen muss, um allumfassende Informationen zu erhalten.

Der Zugang zum Unterrichtsthema wird den Ss. durch einen Arbeitsplan, der selbstständiges und selbstbestimmtes Lernen ermöglicht, angeboten. Die Ss. können durch Probieren und damit in direktem handelnden Umgang mit Material Erfahrungen zu sammeln. Das Material bietet abwechslungsreiche und breit gefächerte Aufgabentypen, die dem unterschiedlichen Lernen aller Ss. gerecht werden können.

4. Unterrichtsziele

GROBLERNZIEL:

Die SchülerInnen sollen ihre Sinne unter den gegebenen Aspekten kennen lernen.

FEINLERNZIELE:

Feinlernziele im Bereich der Sozialkompetenz:

Die Ss. sollen...

- üben mit einen Partner kooperativ zusammen arbeiten können.

Feinlernziele im Bereich der Fachkompetenz:

Die Ss. sollen:

- einen Sehtest mit einem Partner durchführen und ihre Ergebnisse notieren können (Nr. 1),
- Sinnestäuschungen erkennen können und darüber nachdenken (Nr. 2),
- Geräusche von anderen diskriminieren können (Nr. 3),
- erfahren, wie es ist, einen eingeschränkten Hörsinn zu haben und darüber reflektieren können (Nr. 4),
- erfahren, wie es ist, mithilfe der Finger ausgeprickte Figuren zu lesen (Nr. 5),
- durch Vergleich erfahren, dass das Fühlorgan Haut bei jedem individuell ist (Nr. 6),
- Düfte erkennen können (Nr. 7),
- sich Gerüche bewusst werden und sie benennen können (Nr. 8),
- den Geschmackssinn in Abhängigkeit vom Geruchssinn erfahren (Nr. 9),
- die Zunge mit ihren Geschmacksknospen und Furchen zeichnen können (Nr. 10).

Feinlernziele im Bereich der Methodenkompetenz (Lernen durch den Arbeitsplan):

Die Ss. sollen:

- Aufgaben nach schriftlicher und beispielhafter Anweisung ausführen können,
- Arbeitsergebnisse durch gegebene Lösungen selbstständig kontrollieren können,
- Arbeitsergebnisse schriftlich fixieren können.

5. Methodische Überlegungen

Die erste Sequenz meiner Einheit über die Sinne begann mit einem Fühldomino, das die Schüler zunächst ausprobierten und anschließend selbst in Gruppenarbeit herstellten und spielten. Anschließend thematisierten wir die fünf Sinne und ihre Bedeutung in Bezug auf bestimmte Ereignisse (Wie nehme ich z.B. die Nacht oder eine Banane wahr?). Danach wurden einzelne Sinne thematisiert und ihre sichtbaren Teile benannt: Der Gesichtsinn anhand der Wahrnehmung eines Regenbogens, der Hörsinn anhand der Wahrnehmung von Geräuschen und Richtungshören, und der Geschmackssinn anhand der vier Geschmacksrichtungen.

In der zweiten Sequenz der Einheit soll es nun um die Erfahrung der fünf Sinne unter bestimmten Aspekten gehen, die in einem Arbeitsplan organisiert sind.

Einstieg

Der gemeinsame Einstieg im Stehkreis mit der Begrüßung und einem Spiel stellt eine Hinführung zum Thema der Stunde dar. Die verwendeten Symbole an der Tafel (Ampel und Lautstärkenwetterfrosch) bieten den Ss. optisch eine Orientierung über meine Bereitschaft, Fragen zu beantworten und über die im Klassenraum vorzuherrschende Lautstärke. Der Lautstärkenbarometerfrosch kann während des Unterrichtsverlaufs aktualisiert werden: Sitzt er auf oberen Sprossen seiner Leiter, fühlt er sich wohl, weil eine angenehme Arbeitsatmosphäre herrscht, sitzt er ganz weit unten auf seinen Sprossen, so ist es ihm zu laut.

Zur Ampel: Um den Ss. noch mehr Selbstständigkeit einzuräumen und um meine Lehrerrolle weiter zu reduzieren, erhielten sie von mir für diese Woche ein Fragekärtchen, das als Gutschein für eine Frage/ Antwort gültig ist. Für die Zeit, in der die Ampel auf rot steht, besteht von meiner Seite ein „Beantwortungsstopp“.

Arbeitsphase

Die Ss. arbeiten im Arbeitsplan. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, weil dies nachhaltig die Selbstständigkeit und Selbstorganisation der Schüler sowohl durch die Auswahl der Abfolge der Aufgaben, als auch durch eine mögliche Partnerwahl fördert.

Anhand des Arbeitsplans sollen sie genaue Sachbeobachtungen machen, diese aufzeichnen und reflektieren (Nr. 6 und 10), sich auf einen Sinn verlassen (Nr. 3, 5 und 7), einen Sinn erforschen (Nr. 2 und 9), einen Sinn ausprobieren (Nr. 1 und 4 (unter erschwerten Bedin-gungen)) (Arbeitsplan s. Anhang).

Die von mir zusammengestellten 10 Arbeitsaufträge sollen den Schülern also ein selbstständiges Arbeiten mit weitgehender Selbstkontrolle ermöglichen. Die Aufgaben müssen nicht in der gegebenen Reihenfolge bearbeitet werden, sie bauen nicht aufeinander auf oder sind dahingehend differenziert.

Im ersten Auftrag sollen die Ss. einen Sehtest durchführen und anschließend durch Ankreuzen reflektieren - getrennt nach Brillenträgern und Nicht-Brillenträgern (s. Anhang AB 1). Anhand der unterschiedlichen Erfahrungen werde ich in einem Abschlussgespräch die Normalsichtigkeit, die Weitsichtigkeit, und Kurzsichtigkeit thematisieren. Hierbei allerdings nur die unterschiedlichen Sehmodalitäten, nicht ihr pathophysiologisches Zustandekommen.

Im zweiten Auftrag geht es um Sinnestäuschungen (s. Anhang AB Nr. 2). Die Ss. sollen hier die unterschiedlichen Sichtweisen der gegebenen Sinnestäuschungen erkennen und reflektieren.

Im dritten Auftrag sollen Geräusche diskriminiert werden. Dazu stehen den Ss. Schüttel-schachteln mit immer zwei zusammengehörigen Schachteln gleichen Inhalts, welche die Ss. nach Art des Memoryspiels heraushören sollen, zur Verfügung. Diese Aufgabe darf auch auf dem Flur gelöst werden, da genaues Hinhören wichtig ist und sich im Klassenraum eine gewisse Arbeitslautstärke einstellt.

Der vierte Auftrag soll den Ss. ein Einfühlen in die Welt eines Tauben ermöglichen. Ein S. hält sich die Ohren zu, ein anderer soll eine Minigeschichte vorlesen. Hier ist allerdings nur ein Einblick möglich, da sich die Ss. die Ohren selbst zuhalten und damit keine absolute Stille gewährleistet ist. Der gelesene Text wird nur dumpf wahrgenommen und kann nicht klar und deutlich verstanden werden. Der vorlesende Schüler soll anschließend zwei Fragen stellen. Abschließend sollen die Ss. aufschreiben, wie sie sich gefühlt haben, während sie nichts oder nur vermindert hören konnten.

Der fünfte Auftrag befasst sich mit dem taktilen Lesen eines geprickten Bildes. Diese Aufgabe ist qualitativ differenziert: Die Ss. können zum einen fertig gegebene Figuren auspricken oder eigene Figuren entwerfen.

Der sechste Auftrag ist eine Beobachtungsaufgabe: Es geht um die Oberflächen unserer empfindsamsten Tastsensoren: den Fingerspitzen. Die Ss. sollen ihren Fingerabdruck auf dem Aufgabenzettel hinterlassen und über ihren Abdruck im Vergleich zu dem ihres Partners reflektieren.

Beim siebten Auftrag sollen die Ss. die Namen von Weihnachtsdüften in Filmdöschen, notieren. Kärtchen mit den Namen der Gerüche stehen zur Verfügung.

Im achten Auftrag sollen die Ss. umgekehrt reflektieren, was sie gerne bzw. nicht so gerne riechen. Dazu muss ihnen der Name des gesuchten Duftes einfallen, d.h. es muss eine Wahrnehmung mit einem Wort verknüpft werden. Die Darstellung dieser Gerüche in einem Balkendiagramm (auf dem Flur an der Wand) ist eine erste Hinführung zum Darstellen von Ergebnissen in einem Diagramm.

Der neunte Auftrag befasst sich mit der Kopplung des Geschmacks- und Geruchssinns, welche die Kinder sicher unbewusst bei einem starken Schnupfen schon einmal erfahren haben. Hier sollen die Ss. zu zweit arbeiten: Ein Kind hält sich die Nase zu (es trägt eine Gesichtsmaske), das andere Kind füttert es mit Obst- und Gemüsestücken gleicher Konsistenz (Apfel, Kartoffel, Gurke und Kohlrabi). Gleiche Konsistenzen habe ich gewählt, um ein sofortiges Erkennen auszuschließen. Da ich die Lebensmittel aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen nur einmal mit in die Schule bringen kann, habe ich diese Station bereits am Mittwoch von allen Ss. bearbeiten lassen.

Der zehnte Auftrag ist wiederum eine Beobachtungs- und Zeichenaufgabe, die in Ergänzung an unsere Geschmacksexperimente die Ss. dazu anregen soll, die Zunge ihres Partners genau zu betrachten und anschließend zu zeichnen.

In den Aufträgen 4 und 7 stelle ich einen aktuellen Bezug zur Vorweihnachtszeit dar.

Neben den 10 Aufgaben gibt es noch vier weitere, weiterführende Aufgaben (s. Anhang), die dann bearbeitet werden können, wenn Ss. einen Sinn weiter erkunden möchten. Im Flur steht zu der Thematik reichlich Material (Bilder und Bücher) zur Verfügung. Hier werde ich Schülern, die Interesse haben, Hilfestellung geben.

In Aufgabe Nr. 11 geht es um den blinden Fleck auf der Netzhaut. Sehen ist an dieser Stelle nicht möglich, da die Sinneszellen aufgrund des Eintritts des Sehnervs in das Auge, fehlen. Dieser Vorgang ist wegen seiner Abstraktheit schwierig zu verstehen. Im Vordergrund steht hier ein für die Kinder verblüffendes Experiment: Die Kinder erhalten dazu eine kleine Zeichnung, anhand der sie den blinden Fleck feststellen können. Bei weiterem Interesse können sie im Buch nachlesen.

Aufgabe Nr. 12 greift noch einmal das Erfühlen und Erraten von Gegenständen auf. Die Ss. sollen weihnachtliche Gegenstände in einem Fühlsack ertasten und benennen.

Nr. 13 und 14 beschäftigen sich konkret mit dem physiologischen Vorgang des Hörens und Riechens. Zugegebenermaßen für die Kinder sehr schwierige und abstrakte Vorgänge, aber „ein kleiner Blick hinter die Kulisse“.

Alle Aufgaben sind in der Klasse verteilt, damit Bewegung im Sinne von Austausch, gegenseitiger Hilfe oder Ergänzungen stattfinden kann. Durch die Wahl eines Partners können sich die Schüler gegenseitig helfen, zum anderen erfolgt auch eine gegenseitige Kontrolle.

Jeder Schüler besitzt einen Laufpass, der ihm helfen soll, den Überblick über die zahlreichen Aufgaben zu behalten. Die Zusatzaufgaben sind auf diesem Laufpass nicht vermerkt, sondern können gesondert an dem Übersichtsplan (an der Tür) abgekreuzt werden. Damit möchte ich einer Entmutigung der Schüler bei der Vielzahl der angebotenen Aufgaben entgegenwirken.

Auf dem Arbeitsplan der Schüler sind nur grobe Angaben zu den Aufgaben gemacht (der angesprochene Sinn, in einer kurzen Abfertigung, um was es geht, Einzel- oder Partnerarbeit und was die Kinder speziell für diese Aufgabe brauchen). Damit ist ihnen eine klare Übersicht gegeben. Das Symbol für den angesprochenen Sinn (1. Spalte) ermöglicht ihnen auf den ersten Blick nach Interesse eine Aufgabe auszuwählen, die anderen Spalten geben den Ss. Zusatzinformationen, die es ihnen ermöglicht, sich selbst zu organisieren (Partner- und Materialbeschaffung).

Jedes Kind, das an einer Aufgabe gearbeitet hat, trägt seinen Namen in eine Liste ein. Die nun folgenden Kinder haben so automatisch Ansprechpartner, an die sie sich wenden können, sobald sie eine Frage haben. Damit kann automatisch jeder als Experte befragt werden.

Der Aufbau der Arbeitsblätter ist einheitlich gehalten: In der rechten oberen Ecke ist jeweils der Sinn, der in der Aufgabe bearbeitet wird und die Aufgabennummer abgebildet. Zudem ist ein Platz für den Namen des S. eingeräumt um so Verwechslungen von Arbeitsblättern zu vermeiden.

Vertiefung

Die Ss. werden durch Musik aufgefordert, ihre Arbeiten beiseite zu legen, ihren Platz aufzuräumen und einen Stuhlkreis zu bilden.

Im Stuhlkreis möchte ich einen weiteren Aspekt des Hörens aufgreifen: Musik kann Empfindungen bzw. Bilder erzeugen. Dazu habe ich von Camille Saint-Saëns einzelne Tiere aus dem „Karneval der Tiere“ (Elefant, Känguru und Schwan) ausgewählt. Fotos von den genannten Tieren liegen in der Mitte des Kreises. Die Ss. sollen sich die Musik anhören (bei möglichst geschlossenen Augen) und währenddessen und/oder anschließend einen Muggelstein auf das Tier legen, von dem sie meinen, dass es der laufenden Musik entspricht.

Die Ss. sollen die Augen möglichst geschlossen halten, weil ich zum einen Unkonzentriertheiten bestimmter Ss., hervorgerufen durch die ungewohnte Musik, unterbinden möchte. Zum anderen möchte ich aber hauptsächlich von jedem Ss. die eigene Empfindung, unabhängig von der der anderen Ss. der Klasse („Ah, der legt das, dann wird das schon richtig sein!), erfahren.

Die Muggelsteinchen sollen also anonym gelegt werden.

Ich möchte daran anschließend mit den Ss. besprechen, was sie an der Musik dazu anregte ihren Stein auf bestimmte Tierbilder zu legen. Abschließend äußere ich mich noch zu dem Arbeitsverhalten der Schüler und löse den Stuhlkreis auf

[...]

Fin de l'extrait de 50 pages

Résumé des informations

Titre
Die fünf Sinne erfahren - Unterrichtsvorbereitung anlässlich eines besonderen Unterrichtsbesuchs
Auteur
Année
2003
Pages
50
N° de catalogue
V20080
ISBN (ebook)
9783638240703
Taille d'un fichier
2572 KB
Langue
allemand
Annotations
Der Unterrichtsentwurf enthält 40 Seiten, da ihm alle Arbeitsblätter und Vorarbeitsblätter angehängt sind. Es handelt sich hierbei um einen ausführlichen Entwurf mit Bemerkungen zur Lerngruppe, Anmerkungen zur Sache, Didaktischen Begründungen, Unterrichtszielen, Methodischen Überlegungen, der Verlaufsplanung.
Mots clés
Sinne, Unterrichtsvorbereitung, Unterrichtsbesuchs
Citation du texte
Anne Zeller (Auteur), 2003, Die fünf Sinne erfahren - Unterrichtsvorbereitung anlässlich eines besonderen Unterrichtsbesuchs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20080

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