Ironieverständnis ist nicht angeboren, bietet aber durch den Gegensatz zwischen wörtlicher Botschaft und tatsächlicher Meinung die Gefahr, vollkommen falsch verstanden zu werden. In vielen sozialen Beziehungen ist Ironie dennoch etwas vollkommen Normales. Das gilt auch für die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern oder Schülern untereinander.
Die zentrale Fragestellung ist dabei folgende: Wie entwickelt sich das Ironieverständnis im Kindesalter bis in die Schulzeit hinein? Dabei soll geklärt werden, ob die Entwicklung geradlinig oder stufig verläuft. Was weiß die Wissenschaft über das Zustandekommen des Ironieverständnisses beim Menschen und gibt es Unterschiede zwischen internen Variablen? Da diese Arbeit auch den Anspruch erhebt, einen pädagogischen Nutzen aus den gewonnenen Erkenntnissen abzuleiten, wird ebenfalls geklärt, worauf beim Umgang mit Ironie im Kontext pädagogischen Handelns geachtet werden muss. Beginnend muss daher jedoch zuerst eine grundsätzliche Frage beantwortet werden: Was ist überhaupt unter Ironie zu verstehen?
Auf den Einfluss des Gehirns auf die Entwicklung des Ironieverständnisses wird hingegen nur sehr kurz eingegangen und die Sprachentwicklung im Allgemeinen bleibt vollkommen unbehandelt in dieser Arbeit.
Die Literatur- und Forschungslage hierzu ist breit und wurde auch in den letzten Jahren ausgeweitet. Aufgrund dieses anhaltenden Interesses stützt sich diese Arbeit vorrangig auf zwei aktuelle Studien von Pexman und Glenwright (2007) bzw. von Filippova und Astington (2010), die das Ironieverständnis im Kindesalter untersuchten. Dank dieses Forschungszweiges liegen bis zum heutigen Zeitpunkt bereits sehr viele Erkenntnisse zur Thematik vor, die als gesichert gelten können. Trotzdem bleiben noch immer Lücken zu füllen und weiterführende Fragestellungen zu untersuchen.
Diese Fragestellungen werden am Ende der Betrachtung der Entwicklung des Ironieverständnisses zusammengetragen. Zuvor erfolgt jedoch eine Definition des Ironiebegriffs, indem er operationalisiert und vom Begriff der Lüge abgegrenzt wird. Um im Anschluss daran die Entwicklung des Ironieverständnisses nicht nur als Gesamtkonzept, sondern auch im Detail betrachten zu können, folgt eine Darstellung der entscheidenden Variablen. Schließlich wird eine Einordnung der Erkenntnisse zum Ironieverständnis in den pädagogischen Kontext vorgenommen, um Gefahren und Chancen der Ironie aufzuzeigen, bevor die Ergebnisse in einem Schlusskapitel noch einmal zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ironie - eine Einordnung und Definition
- Die Entwicklung des Ironieverständnisses
- Die Variablen des Ironieverständnisses
- Die Grundkomponenten des Ironieverständnisses
- Das Gehirn
- Das soziale Lernen
- Die Prozesse des Ironieverständnisses
- Der sozial-kommunikative Aspekt – nett, gemein, witzig
- Der weitere Forschungsbedarf
- Der Pädagogischer Kontext der gewonnenen Erkenntnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Ironieverständnisses im Kindesalter bis in die Schulzeit hinein. Sie untersucht, ob diese Entwicklung geradlinig oder stufig verläuft und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Darüber hinaus beleuchtet die Arbeit den pädagogischen Kontext der gewonnenen Erkenntnisse und zeigt Gefahren und Chancen des Umgangs mit Ironie im schulischen Umfeld auf.
- Entwicklung des Ironieverständnisses im Kindesalter und in der Schulzeit
- Faktoren, die die Entwicklung des Ironieverständnisses beeinflussen, wie z.B. neuronale Reife, mentale Fähigkeiten und soziale Erfahrungen
- Prozesse des Ironieverständnisses, wie z.B. "detection" und "inference"
- Sozial-kommunikative Aspekte von Ironie, wie z.B. Nettigkeit, Gemeinheit und Witzigkeit
- Pädagogische Implikationen der Erkenntnisse zum Ironieverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Ironiebegriffs und grenzt diesen vom Begriff der Lüge ab. Im Anschluss daran wird die Entwicklung des Ironieverständnisses im Detail betrachtet, wobei die entscheidenden Variablen und Prozesse beleuchtet werden. Es werden verschiedene Theorien zur Erklärung des Ironieverständnisses vorgestellt, darunter die "indirect negation view"-Theorie, die "Echoic reminder theory" und die "allusional-pretense theory".
Das Kapitel über den pädagogischen Kontext der gewonnenen Erkenntnisse zeigt, dass die Kenntnis um die Entwicklung des Ironieverständnisses von Bedeutung ist, um im schulischen Umfeld Probleme zu vermeiden. Die Arbeit beleuchtet Chancen und Risiken des Umgangs mit Ironie im pädagogischen Kontext und unterstreicht die Notwendigkeit eines reflektierten und maßvollen Umgangs mit dieser Kommunikationsform.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind Ironieverständnis, Entwicklungspsychologie, Pädagogik, soziale Kognition, humoristische Funktion, pädagogischer Kontext, "detection", "inference", "indirect negation view"-Theorie, "Echoic reminder theory", "allusional-pretense theory". Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich das Ironieverständnis im Kindesalter entwickelt und welche Bedeutung diese Entwicklung für den pädagogischen Kontext hat.
- Quote paper
- Jan Seichter (Author), 2012, Die Entwicklung des Ironieverständnisses und seine Bedeutung für den pädagogischen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201107