Lösungsstrategien für Gesprächsschleifen auf Grundlage des Ooda-Loops


Seminararbeit, 2012

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Grundlagen der Gesprächsführung
1. Grundsätzliche Annahmen
2. Die vier Seiten einer Nachricht
3. Der Gesprächskreislauf und seine Folgen

III. Generelle und störende Faktoren auf die Gesprächsführung
1. Generelle Einflussfaktoren auf die Gesprächsführung
2. Negative Einflussfaktoren auf die Gesprächsführung
3. Das Ergebnis: Stress
a) Auswirkungen auf die Reaktionszeit
b) Informationsverarbeitung nach Hicks

IV. Der Ooda-Loop nach Boyd:
1. Die Beschreibung und Funktionsweise des Modells
2. Lösungsstrategien auf Grundlage des Ooda-Loops
a) Szenario 1: Sich nicht Fangen lassen!
b) Szenario 2: Gefangen in der Kommunikationsschleife – Ein Ausbruchsversuch!
c) Szenario 3: Was tun unter Stress?

V. Fazit

VI. Literaturverzeichnis

VII. Sonstige Anmerkungen

I. Einleitung

Der Begriff der Kommunikationspsychologie oder auch Gesprächspsychologie steht für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem kommunikativen Verhalten von Personen untereinander. Parallel hierzu bezeichnet der Begriff die Möglichkeit der Entwicklung und Schulung der eigenen kommunikativen Fähigkeiten, indem Stärken und Schwächen analysiert, Gesetzmäßigkeiten und Erkenntnisse aufzeigt und die daraus resultierenden Ergebnisse genutzt werden um folgende Frage zu beantworten: „Wie kann ich besser wahrgenommen und verstanden werden?“ Schulz von Thun definiert den Begriff der Kommunikationspsychologie folgendermaßen: „Kommunikationspsychologie erhebt nicht nur den Anspruch, die Vorgänge zwischen Sender und Empfänger wissenschaftlich zu erhellen, sondern auch Rüstzeug und Wegweiser für eine Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation bereitzustellen.“(Schulz von Thun, 1981, S. 16)

Ziel dieser Seminararbeit ist es zu untersuchen, ob es mit Theorie des Ooda-Loops von Boyd möglich ist Gesprächsschleifen zu erkennen und Auswegstrategien zu entwickeln. Demnach lautet die Kernfrage dieser Arbeit: Ist die Theorie des Ooda-Loops ein geeignetes Hilfsmittel für die moderne Kommunikationspsychologie, Lösungsstrategien für Gesprächsschleifen zu entwickeln?; mit der sich durch Entwicklung dieser Arbeit ergebenden These: Der Ooda-Loop ist ein durchaus geeignetes Hilfsmittel, um einerseits „Teufelskreis“-Situationen besser zu verstehen und andererseits mögliche Lösungsstrategien für Gesprächsschleifen zu entwickeln. Doch wer oder was ist der Ooda-Loop, woher stammt er und was hat er mit Kommunikationspsychologie gemein? Diese und andere Fragen werden in den folgenden Kapiteln behandelt und beantwortet.

Der Erfinder des Ooda-Loops, John Boyd, gilt als einer der herausragendsten Kampfpiloten und Militärstrategen der USA des vergangenen Jahrhunderts. Berühmt wurde Boyd unter anderem für die Entwicklung des Ooda-Loops und seiner Veröffentlichung in dem Werk „A Discourse on Winning and Losing“ (Boyd, 1992) mit seiner weit über den Luftkampf hinausgehenden taktischen Bedeutung für Militäreinheiten (insbesondere der US-Marines), Spezialeinheiten aus Polizei und Justiz bis hin zur Anwendung auf strategische Fragestellungen in Ökonomie und Politik. Und vielleicht auch bald auf Problemstellungen der Kommunikationspsychologie und Gesprächsführung.

II. Grundlagen der Gesprächsführung

Es ist sinnvoll sich zu Beginn mit einigen grundlegenden Aspekten der Kommunikation zu beschäftigen und sich die wichtigsten Annahmen und Theorien zu vergegenwärtigen. Dazu gehören insbesondere die Überlegungen von Thomann, Watzlawick und Schulz von Thun.

1. Grundsätzliche Annahmen

Die folgenden Annahmen (Axiome) können nach Watzlawick für alle Formen menschlicher Kommunikation als grundsätzlich / allgemeingültig betrachtet werden (Watzlawick, 2011, S. 61 - 81):

- Man kann nicht nicht kommunizieren:

Dieses Axiom scheint auf den ersten Blick völlig gegensätzlich zum eigenen Empfinden zu stehen, das man durchaus nicht kommunizieren kann, wenn man es zum Beispiel nicht will. Betrachtet man aber genau was denn Kommunikation darstellt und woraus sie sich im einzelnen zusammensetzt – Wörter, Gesten, Mimikern, Tonfall, usw. – gelangt man zu dem Ergebnis, dass auch Redepausen oder Schweigen Formen der Kommunikation sein können. Watzlawick sagt hierzu, dass jede Form der Kommunikation eine Form des Verhaltens sei und das kein Mensch sich nicht nicht verhalten könne, und deshalb auch nicht nicht kommunizieren könne.

- Kommunikation besitzt immer einen Inhalts- und Beziehungsaspekt:

Jedes Mal wenn Menschen kommunizieren, übermitteln sie ihrem Gegenüber sowohl einen Sachinhalt als auch (meist unbewusst) Informationen darüber, in welcher Beziehung sie sich ihm gegenüber sehen oder gerne sehen würden. Interessanterweise bestimmt der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt und nicht umgekehrt. Das bedeutet, dass die Art und Weise wie sie mit ihrem gegenüber kommunizieren eher eine gewünschte oder unerwünschte Reaktion des Gesprächspartners auslöst bezüglich der Richtung und des Fortlaufs einer Kommunikation als der eigentliche Inhalt. Eine Aussage wie etwa „Du hast aber schöne Schuhe“ mit einem hämischen Unterton oder einem Lachen kann eine weitere Diskussion unter Umständen schnell beenden.

- Jede Art der Kommunikation ist Ursache und Wirkung gleichermaßen:

Dieser Grundsatz besagt, dass auf jede Aktion eine Reaktion des Gegenübers folgt, welche wiederum einen Reiz auslöst der gleichzeitig eine Form der Kommunikation darstellt und es so zu einem Kreislauf (Unendlichkeit) von Aktion und Reaktion kommt. Im Rahmen dieses Axioms findet sich auch das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiungen wieder. Letztendlich ist dieses Phänomen nichts anderes als das Ergebnis einer gestörten Ursache-Wirkungs-Beziehung, in der ein Kommunikationspartner von einem gleichen Informationsstand beider Gesprächspartner ausgeht und durch sein Verhalten genau das auslöst, was er eigentlich verhindern wollte. Beispiel: Ehefrau bemängelt das sich ihr Ehemann zurückzieht, während der Ehemann erklärt er würde sich nur zurückziehen, weil seine Frau sich ständig beschwert, worauf seine Frau sich weiter beschwert und sich der Ehemann weiter zurückzieht,… à Teufelskreis!

- Menschliche Kommunikation ist sowohl digital als auch analog:

Bei dem Wort digital denken die meisten Menschen wahrscheinlich als erstes an die modernen Medien wie Computer oder Digital-TV und bei analog an die alten Röhrenfernseher mit den großen Antennen auf den Dächern, was im Grunde erst mal gar nicht so verkehrt ist, wie man gemeinhin denken möge. Denn mit den Begriffen digital und analog werden zwei verschiedene Arten und Weisen bezeichnet, mit deren Hilfe Informationen übermittelt werden können. Analoge Kommunikation ist nicht nur wesentlich älter als die digitale „Sprache“ sondern sie vermittelt auch den Beziehungsaspekt während die digitale Kommunikation den Inhaltsaspekt vermittelt. Analoge Kommunikation ist im Gegensatz zur digitalen Kommunikation in der Regel mehrdeutig und lässt somit mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu, während die digitale Kommunikation sich durch eine starke Eindeutigkeit auszeichnet.

- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär:

Heißt nichts anderes als dass die Beziehungen zwischen zwei Gesprächspartnern

entweder auf Gleichheit oder auf Ungleichheit beruhen. Symmetrie bedeutet, dass beide Partner ungefähr gleich stark sind und gemeinsam darauf bedacht sind Ungleichgewichte zu vermeiden. Komplementär, dass beide Partner unterschiedlich stark sind und durch ergänzendes Verhalten kennzeichnen. Hierbei gibt es meist einen dominanten und einen subdominanten (abhängigen, schwächeren) Partner!

- Störungen und Paradoxien (Watzlawick, 2011, S. 121 – 134):

Symmetrische und komplementäre Beziehungen, können „Eskalationen“ unterliegen, wenn etwa in einer symmetrischen Beziehung versucht wird auf Kosten des oder der anderen Vorteile zu erlangen. Dieses Verhalten sorgt dafür dass die Gleichheit der Partner bedroht wird und sich vor allem in offenen Konflikten entlädt, dabei macht es keinen Unterschied ob die Partner Individuen oder etwa Staaten sind. Aktuelles Beispiel hierzu, der Nato-Russland-Konflikt über die Raketenabwehrpläne.

Eskalationen in komplementären Beziehungen kennzeichnen sich durch Entwertung der Selbstdefinition eines Partners aus, wenn etwa Partner A von Partner B eine Selbstdefinition von sich selbst fordert, und Partner B diese gibt obwohl er ein gänzlich anderes Bild von Partner A hat. Solche Beziehungen zeichnen sich sehr oft durch Frustration, Selbstentfremdung oder Verzweiflung aus, die sich wiederum durch Aktionen in der Außenwelt einer (Gesprächs-) Beziehung entladen können. Bestes Beispiel hierfür der Ehemann und Vorgesetzte, der aus Frust über seine nicht optimal verlaufende Beziehung seinen Ärger regelmäßig an seine Untergebenen weitergibt. Verleugnung, ebenfalls ein Ergebnis nicht funktionierender komplementärer Beziehungen, führt hingegen oftmals zu paradoxen Handlungen und zeichnet sich durch Asymmetrie von verbaler und nonverbaler Botschaft aus. Beispiel: Wenn etwa jemand weint und gleichzeitig versichert, dass alles in bester Ordnung sei (Freudentränen mal ausgeschlossen).

2. Die vier Seiten einer Nachricht

Die humanistische (Gesprächs-)Psychologie beschäftigt sich mit dem Individuum und seinem Entwicklungspotential, welches er durch gezieltes Üben einzelner „Teilbereiche“ innerhalb eines individuellen Rahmens verbessern kann. Zu diesen Teilbereichen zählen Beispielsweise die Selbstwahrnehmung, die Empathie oder die Fähigkeit des „vierohrigen Zuhörens“ (Schulz von Thun, 2006, S. 120 ff.). Zunächst ist es allerdings wichtig, sich mit der Struktur und dem Aufbau einer Nachricht zu befassen; mit dem Quadrat der Nachricht (Schulz von Thun, 1981, Teil 1):

[...]

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Details

Titel
Lösungsstrategien für Gesprächsschleifen auf Grundlage des Ooda-Loops
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Zentrum für medizinische Lehre)
Veranstaltung
Professionelle Gesprächsführung im Beruf
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
23
Katalognummer
V201175
ISBN (eBook)
9783656276128
ISBN (Buch)
9783656277330
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zusammenführung bekannter gesprächspsychologischer Grundlagen und dem Ooda-Loop von Boyd.
Schlagworte
Gesprächsführung, Gesprächspsychologie, Ooda-Loop, Stress, Argumentieren, Psychologie, Taktik
Arbeit zitieren
Stephan Ackerschott (Autor:in), 2012, Lösungsstrategien für Gesprächsschleifen auf Grundlage des Ooda-Loops, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201175

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