Freie Berufsgruppen, z. B. Ärzte und Architekten, tragen bei Ausführung ihrer Tätigkeit ein beträchtliches Haftungsrisiko für unzureichende Dienstleistungen, insbesondere Anwälte, die in Zivilprozessen auftreten, sehen sich solchen Risiken ausgesetzt. So sind sämtliche Berufsträger dazu verpflichtet eine ausreichende Haftpflichtversicherung für mögliche Vermögensschäden des Mandanten abzuschließen.
Demgegenüber spielt die Haftung für Schlechtleistung, in Form einer Schlechtverteidigung, des Strafverteidigers sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch in der Haftungspraxis eine geringe Rolle. Allerdings ist es in den letzten Jahren wieder vermehrt zu Haftungsurteilen gegenüber Strafverteidigern gekommen. Fraglich ist jedoch, wo die Schlechtverteidigung des Anwalts im Strafprozess beginnt, während für einen Anwalt im Zivilprozess klare Mindeststandards gelten.
Im ersten Teil der Arbeit wird auf die Grundsätze der Strafverteidigung und der damit verbundenen besonderen Stellung des Strafverteidigers im Prozess eingegangen, aus der bis heute viele Verteidiger und Juristen das Fazit ziehen, dass man vor Haftungsansprüchen seitens des Mandanten geschützt sei. Des Weiteren wird die Möglichkeit der Übertragung des Pflichtenkatalogs aus dem Bereich des Zivilrechtes auf die Strafverteidigung aufgezeigt, um die Untergrenzen der Strafverteidigung im Innenverhältnis zum Mandanten zu konturieren. Im letzten Teil werden die möglichen Kompensationsmöglichkeiten der Schlechtverteidigung auf der Straf- und Zivilprozessebene bearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- I. Grundlagen der Strafverteidigung
- 1. Rechtsstellung des Strafverteidigers im Prozess
- a) Organtheorie
- b) Abweichende Theorien
- c) Stellungnahme
- 2. Rechtsbeziehung von Verteidiger und Mandant
- a) Wahlverteidigung
- aa) Verteidigerseriosität als öffentlich-rechtliche Komponente
- bb) Lüderssen - Vertragstheorie
- cc) Barton Ansatz der Einfallspforten
- dd) Stellungnahme
- b) Pflichtverteidigung
- aa) Bundesverfassungsgericht – gesetzliches Schuldverhältnis
- bb) Lüderssen - Vertragstheorie
- c) Stellungnahme
- a) Wahlverteidigung
- 1. Rechtsstellung des Strafverteidigers im Prozess
- II. Pflichten des Strafverteidigers
- 1. Pflichten aus Berufs- und Standesrecht
- 2. Bestimmung von Pflichten für den Strafverteidiger
- a) Pflichten des Zivilrechtsanwalts (Kardinalpflichten)
- aa) Informations- und Aufklärungspflicht
- bb) Rechtsprüfungspflicht
- cc) Beratungs- und Belehrungspflicht
- dd) Grundsatz des sichersten Weges_
- b) Übertragbarkeit der allgemeinen Anwaltspflichten auf die Strafverteidigung
- c) Verteidigerpflichten nach Barton
- aa) Mindeststandards
- bb) Konkretisierte Verteidigerpflichten
- aaa) Informations- und Aufklärungspflichten des Strafverteidigers
- bbb) Rechtsprüfungspflichten
- ccc) Beratungs- und Belehrungspflichten
- ddd) Handlungs- und Schadensverhütungspflicht
- 3. Stellungnahme
- a) Pflichten des Zivilrechtsanwalts (Kardinalpflichten)
- III. Kompensationsmöglichkeiten der Schlechtverteidigung
- 1. Möglichkeiten des Strafprozessrechtes
- a) Gerichtliche Amtsaufklärungspflicht
- b) Gerichtliche Fürsorgepflicht
- c) Rechtsmittel und Rechtsbehelfe
- 2. Zivilrechtliche Haftung des Strafverteidigers
- a) Anspruchsgrundlagen
- b) Schuldverhältnis
- c) Pflichtverletzung
- d) Pflichtwidrigkeit und Verschulden
- e) Schaden und haftungsausfüllende Kausalität
- aa) Schaden
- bb) Kausalität und Zurechnung
- f) Darlegungs- und Beweislast
- 1. Möglichkeiten des Strafprozessrechtes
- B. Persönliche Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit „Die Schlechtverteidigung“ befasst sich mit den komplexen Rechtsbeziehungen zwischen Strafverteidiger und Mandant im deutschen Strafprozess. Die Arbeit analysiert die Rechtsstellung des Strafverteidigers, untersucht seine Pflichten aus Berufs- und Standesrecht und beleuchtet verschiedene Möglichkeiten, die Schlechtverteidigung zu kompensieren.
- Rechtsstellung des Strafverteidigers
- Pflichten des Strafverteidigers
- Schlechtverteidigung
- Kompensationsmöglichkeiten
- Zivilrechtliche Haftung des Strafverteidigers
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema „Schlechtverteidigung“ ein und stellt die Relevanz des Themas im Strafprozess heraus.
I. Grundlagen der Strafverteidigung
Dieses Kapitel beleuchtet die Rechtsstellung des Strafverteidigers im Strafprozess, wobei verschiedene Theorien wie die Organtheorie und abweichende Theorien diskutiert werden. Außerdem wird die Rechtsbeziehung von Verteidiger und Mandant in den Blick genommen, unterteilt in Wahlverteidigung und Pflichtverteidigung. Dabei werden verschiedene Aspekte wie die Verteidigerseriosität, die Vertragstheorie nach Lüderssen und der Ansatz der Einfallspforten von Barton betrachtet.
II. Pflichten des Strafverteidigers
In diesem Kapitel werden die Pflichten des Strafverteidigers aus Berufs- und Standesrecht analysiert. Es werden die allgemeinen Anwaltspflichten, insbesondere die Kardinalpflichten wie Informations- und Aufklärungspflicht, Rechtsprüfungspflicht, Beratungs- und Belehrungspflicht sowie der Grundsatz des sichersten Weges, untersucht. Weiterhin werden die konkreten Verteidigerpflichten nach Barton, unterteilt in Mindeststandards und konkretisierte Pflichten, dargestellt.
III. Kompensationsmöglichkeiten der Schlechtverteidigung
Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Möglichkeiten, die Schlechtverteidigung zu kompensieren. Es werden die Möglichkeiten des Strafprozessrechtes, wie die gerichtliche Amtsaufklärungspflicht, die gerichtliche Fürsorgepflicht und Rechtsmittel sowie Rechtsbehelfe, erläutert. Außerdem wird die zivilrechtliche Haftung des Strafverteidigers anhand von Anspruchsgrundlagen, Schuldverhältnis, Pflichtverletzung, Pflichtwidrigkeit und Verschulden, Schaden und Kausalität sowie der Darlegungs- und Beweislast behandelt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind Strafverteidigung, Rechtsstellung, Pflichten, Schlechtverteidigung, Kompensationsmöglichkeiten, Zivilrechtliche Haftung, Organtheorie, Vertragstheorie, Einfallspforten, Kardinalpflichten, Mindeststandards, Konkretisierte Pflichten, Strafprozessrecht, Amtsaufklärungspflicht, Fürsorgepflicht, Rechtsmittel, Rechtsbehelfe, Anspruchsgrundlagen, Schuldverhältnis, Pflichtverletzung, Pflichtwidrigkeit, Verschulden, Schaden, Kausalität, Darlegungs- und Beweislast.
- Quote paper
- Johannes Seebrecht (Author), 2012, Die Schlechtverteidigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201378