„Iwein Löwenritter“ von Felicitas Hoppe (2008)

Ideenloser Abklatsch oder innovative Adaption?


Hausarbeit, 2009

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung - Iwein erobert die Kinderzimmer

2 WEIN-Der Stoff
2.1 Die Handlungdes Versepos
2.2 Felicitas Hoppes Löwenritter

3 Hoppesmittelalterlicher Erzählstil

4 Die Rolle des Löwen

5 weins Hanslungsmotive - Bedeutung von Abenteuer und Ehre

6) Fazit - Ideenloser Abklatsch oder innovative Adaption?

1) Einleitung - Iwein erobert die Kinderzimmer

Das Mittelalter liegt im Trend. Dies gilt nicht nur för die berittenen Kunststoff-Helden aus der Bau­klotzindustrie oder Prinzessinnenromantik in Zeichentrickserien, sondern insbesondere für die Lite­ratur. Neben, den bei Kindern beliebten Sachbüchern über Rüstungen, Schwerter und Burgen sowie den chronischen Bestsellern aus dem Genre des historischen Romans, gehen auch immer mehr Pro­sawerke mit mittelalterlichem Hintergrund für ein junges Publikum über die Ladentheke.

Ein erwähnenswertes Werk in diesem Zusammenhang ist „Iwein Löwenritter“ von Felicitas Hoppe aus dem Jahr 2008. Das erste Kinderbuch der bekannten und vielfach preisgekrönten Autorin ent­springt dabei nicht der reinen Fantasie seiner Autorin, sondern basiert auf der Handlung eines der bekanntesten und bedeutendsten Versromane des Spätmittelalters - dem „Iwein“ nach Hartmann von Aue. Hoppe bringt ihr ganzes Können auf, um den Übersetzungsschwierigkeiten vom Mittel­hochdeutschen ins Neuhochdeutsche zu trotzen und dem schwer zugänglichen Stoff seinen Weg in die Kinderzimmer zu ebnen. Kenner der mittelalterlichen Artusromane bemerken schnell, dass die Autorin einen Spagat zwischen inhaltlicher Nähe zum Original und kindgerechter Modernisierung des Sprachstils wagt.

Die folgende Arbeit widmet sich in diesem Zusammenhang der Frage, ob es Felicitas Hoppe gelun­gen ist, den antiquierten Stoff des Versromans aus dem Mittelalter in die Neuzeit zu transportieren und ihm sowohl aus inhaltlichen als auch sprachlichen Aspekten eine Daseinsberechtigung in der Jugendliteratur des 21. Jahrhunderts zu verleihen. Vereinfacht ausgedrückt lautet die Frage, ob mit „Iwein Löwenritter“ ein innovatives Kinderbuch oder eine ideenlose Vereinfachung der Geschichte geschaffen wurde.1

2 IWEIN - Der Stoff Um einen adäquaten Zugang zum Gegenstand dieser Arbeit zu gewährleisten, empfiehlt sich zu Be­ginn eine kompakte Vorstellung des Stoffs. Hartmann von Aue schrieb seinen „Iwein“ um 1200 auf Grundlage des altfranzösischen Romans „Yvain ou le Chevalier au lion“ von Chrétien de Troyes, dem Begründer des Artusromans. Hartmann war gelehrt und formgewandt, so dass sein Iwein keine bloße Übersetzung der französischen Vorlage ist. Der mittelhochdeutsche Dichter erweiterte den Text von Chretien um knapp 1500 Verse - ein deutliches Zeichen, dass Hartmann auch eigene Ideen in die Handlung einfließen ließ. Allerdings hatte er als Autor des Mittelalters immer die Autorität des Originals zu wahren.

Hartmann verfasste sein Epos, wie es in der höfischen Literatur die Regel war, in vierhebigen Paar­reimen. Dies macht eine reine Formanalyse im Kontext einer vergleichenden Analyse zu einem Kinderbuch aus dem Jahr 2008 überflüssig. Umso ertragreicher scheint eine inhaltliche Untersu­chung mit dem Fokus auf die Ideengeschichte und Handlungsmotive der Mittelalterlichen Literatur, um das für den Leser der Neuzeit befremdliche Prinzip der Abenteuer-Suche zu begreifen. Der klas­sische Artusroman folgt in diesem Kontext immer einem ähnlichen Muster. Eine Exposition schil­dert die Situation am Artushof - oft während eines Festes - und beschreibt dann einen Konflikt, der in der Regel einen einzelnen Ritter betrifft. Der Einleitung folgt eine Aneinanderreihung zahlreicher Abenteuer. Dabei durchlebt der Protagonist eine ähnliche Situation zweimal hintereinander. Nach der Bewältigung seiner Krise erlangt der Held eine höhere Daseinsstufe, die sich in der feierlichen Übertragung eines hohen Amtes oder einer erweiterten Machtbefugnis äußert. Das höfische Epos erhöht den Ritter und insbesondere die Angehörigen der Tafelrunde, wobei Männer wie Frauen zu einem Exempel für eine optimale Lebenshaltung werden. Der Autor verfolgt mit seinem Werk also immer auch einen erzieherischen Anspruch. Das Epos war in erster Linie für die Gesellschaft am Hof vorgesehen und sollte dort die angesprochenen Ideale vermitteln.

Hartmann lässt beispielsweise die Protagonisten seiner Epen „Erec“ und „Iwein“ ähnliche Wege einschlagen. In beiden Romanen gerät das Leben der Helden durch Maßlosigkeit auf die Schiefe Bahn. Diese Abstürze gipfelnjeweils in einem tragischen Tiefpunkt, der im Kontrast zu den höfi­schen Idealen steht und diese somit verdeutlicht.

Während Erec seinen sozialen Draht zur Gesellschaft mit seinem übertriebenen Minnedienst strapa­ziert, vernachlässigt Iwein durch seine übersteigerte Lust an Abenteuern alles was ihm lieb ist und all das, was ihn zum tugendhaften Ritter macht. Iweins Tiefpunkt besteht im radikalen Rückschritt vom Ritter der Tafelrunde zum wilden Mann im Wald.

In der ideengeschichtlichen Welt des Mittelalters muss dieses Fehlverhalten in Form von zahllosen Abenteuern, Kämpfen und Heldentaten gebüßt werden. Erst nach dem Bezwingen übermächtiger Gegner im Sinne einer guten Sache, darf der Geächtete wieder seinen Platz an der Tafelrunde ein­nehmen.2

2.1) Die Handlung des Versepos

Während eines Pfingstfestes am Artushof lauscht der Ritter Iwein den Erzählungen des Ritters Ka- logrenant, der von seiner Niederlage gegen Askalon, dem Herrscher des Brunnenreichs, berichtet. Iwein reitet daraufhin heimlich los, um Askalon zu stellen und die Schande zu rächen. Er verletzt den Brunnenhüter tödlich und verfolgt ihn bis zu dessen Burg, wo er in der Torhalle eingeschlossen wird. Nur mit Hilfe von Lunete - der Vertrauten der Burgherrin Laudine, die Iwein einen Unsicht­barkeitsring schenkt - gelingt es dem Ritter, den Anhängern Askalons zu entgehen. Durch ein Fens­ter erblickt Iwein dann die schöne Laudine, die ihren toten Gatten Askalon beklagt und verliebt sich sofort. Da die Wunden des Toten in Anwesenheit des Mörders wieder zu bluten beginnen, entbrennt eine erfolglose Suche nach Iwein. Lunete überzeugt Laudine daraufhin von Iweins Tauglichkeit als neuer Ehemann und Herrscher der Burg. Kurze Zeit später sind sie ein Paar.

Es dauert nicht lange und bis der Artusritter Keie zum Brunnen kommt, um den Brunnenhüter her­auszufordern und Iwein muss seiner neuen Rolle erstmals gerecht werden. Dies gelingt und der gan­ze Hof feiert die Hochzeit von Laudine und Iwein, dem nun Ehre, eine Ehefrau und eine Landes­herrschaft zugefallen sind.

Auf Drängen seines Freundes Gawein verlässt Iwein aber schon kurz darauf den Hof, um auf der Suche nach Abenteuern gemeinsam mit Gawein an Turnieren teilzunehmen. Laudine fordert von Iwein den Schwur, nach einem Jahr zu ihr zurückzukehren und es kommt zwischen beiden zum symbolischen Tausch der Herzen. Im Rausch seiner Erfolge bei den Turnieren verpasst Iwein die ihm gesetzte Frist um sechs Wochen. Er wird von Lunete vor der Artusrunde als Verräter angeklagt und seines Ringes entledigt. Iwein verliert in diesem Moment sowohl seine Ehre am Hof als auch seine geliebte Ehefrau Laudine. Vom Wahnsinn ergriffen, reißt er sich die Kleider vom Leib und wird zum wilden Einsiedler. Die einzige soziale Bindung ist in dieser Zeit ein Wilder, der zu Beginn der Handlung Kalogrenant vom Brunnengeheimnis erzählte.

Erst die Wundersalbe der Dame von Narison bringt Iwein wieder zu Vernunft und er muss erken­nen, dass er der höfischen Gesellschaft nicht mehr angehört. Iwein schlüpft in eine Rüstung, greift zum Schwert und befreit das Land der Dame von Norison vom Grafen Aliers. Er lehnt die Herr­schaft über ihr Reich allerdings ab. Sein nächstes Abenteuer besteht in der Rettung eines Löwen vor einem Drachen. Der König der Tiere weicht Iwein von diesem Moment nicht mehr von der Seite und gibt ihm seine neue Identität als Ritter mit dem Löwen. In der Folge bestreiten beide gemein­sam viele weitere Heldentaten.

[...]


1Vgl.: „der ie ein rehter adams rîterlîcher tugende was, der lief nü harte balde ein tore in dem walde.“ (Hartmann <von Aue>: Iwein, Text der 7. Ausg. von G.F. Benecke. Übers. und Nachw. von T. Cramer. - 4. Aufl. - Berlin; New York: De Gruyter, 2001, V.3257-3260.)

2Vgl.: „mich hât geleret min troum: des bin ich geret, mac ich ze harnasche komen. [...]“ (Ebda., V.3569-3571.)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
„Iwein Löwenritter“ von Felicitas Hoppe (2008)
Untertitel
Ideenloser Abklatsch oder innovative Adaption?
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Deutsche Sprache und Literatur I)
Veranstaltung
Hartmann von Aue - Iwein
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V201815
ISBN (eBook)
9783656277774
ISBN (Buch)
9783656278085
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Iwein, Hartmann von Aue, Felicitas Hoppe, Kinderbücher, Löwenritter, Löwe, Artusrroman, Mediävistik, Tafelrunde
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Sebastian Schellschmidt (Autor:in), 2009, „Iwein Löwenritter“ von Felicitas Hoppe (2008), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201815

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