Die Figur, an welcher in diesem Zitat heftige Kritik geäußert wird, ist die des Harlekin. Jenes Wesen, das in wechselnder Gestalt, jahrzehntelang das europäische Theater prägte. Sind seine Eltern auch italienischer Herkunft ist er doch in der französischen Commedia dell`arte geboren. Dort erlebte er seinen Höhepunkt und war die zentrale Figur des improvisierten Stegreiftheaters. Sein buntes Kostüm prägte ihn gleichsam wie seine charakteristische Doppelgesichtigkeit. In wie vielen Darstellungen er uns auch erscheint, funktioniert er stets nach einem festen Prinzip, welches in ihm seine Vollendung findet.
Doch kurz nachdem seine Form der Darbietung ihren Zenit erreicht hatte, erfolgte die schroffe Ablehnung im neuen Theater der Aufklärung. Was sind die Gründe für seine theaterwirksame Verbannung von der Bühne?
Wird der Harlekin zunächst nur von der Tragödie ausgeschlossen- als zwecklose Überbrückung der Pausen- weitet sich der Kampf gegen ihn auf alle Formen der Darbietung aus.
Dieser Prozess steht im engen Zusammenhang mit dem (früh-) aufklärerischen Prinzip der Wirksamkeit von Theater. Aufführungen dienen ab jetzt dem Zweck der rationalen Erziehung des Menschen.
Am Ende wird die Verbannung des Harlekin von der Bühne für eine lange Zeit erfolgreich beendet sein. Doch um welchen Preis?
Die skizzierte Metamorphose des Harlekin erzählt gleichsam die Geschichte über den erzieherischen Sinn von Theater und Kunst im Allgemeinen. Wie soll Theater wirken und muss jede Form der Darstellung einem rationalen Zweck zugeordnet werden?
Diese Fragen und die damit verbundenen Entwicklungen stehen auch heute im Zentrum vieler Diskussionen über die (gesellschaftliche) Berechtigung von Kunst. Sie lassen sich an der Verbannung des Harlekin Stück für Stück abbilden und nachvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Das Wesen des Harlekin
- Das Prinzip des Harlekin
- Die Vertreibung des Harlekin
- Die Komödietheorie Gottscheds
- Die notwendige Verbannung des Harlekin
- Komödienkonzepte nach Gottsched
- Lessing und die Tragikkomödie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Harlekin, seine Metamorphosen und seine letztendliche Vertreibung von der Bühne im Zuge der Aufklärung. Die Analyse beleuchtet die Entwicklung der Figur von ihren Ursprüngen in der Commedia dell'arte bis hin zu ihrer Ablehnung im aufklärerischen Theater. Im Mittelpunkt stehen die Gründe für die Verbannung des Harlekin und die damit verbundenen Fragen nach dem erzieherischen Sinn von Theater und Kunst.
- Die Entwicklung der Harlekin-Figur in der Geschichte des europäischen Theaters.
- Die Ambivalenz des Harlekin als Repräsentant des Volkstümlichen und des Primitiven.
- Der Konflikt zwischen dem Harlekin und den aufklärerischen Theaterkonzepten.
- Die Bedeutung des Harlekin für das Verständnis von Theater und Kunst im Kontext der Aufklärung.
- Die gesellschaftliche Relevanz der Harlekin-Figur und ihre Bedeutung für aktuelle Debatten über Kunst und Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort beginnt mit einem Zitat, das die heftige Kritik an der Harlekin-Figur im aufklärerischen Theater verdeutlicht. Es wird der Bogen gespannt von den italienischen Ursprüngen des Harlekin in der Commedia dell'arte zu seiner Verbannung im neuen Theater der Aufklärung. Die zentralen Fragen des Textes werden skizziert: Die Gründe für die Verbannung des Harlekin und die damit verbundenen Fragen nach dem erzieherischen Sinn von Theater und Kunst.
Das Wesen des Harlekin: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Harlekins, die sich als schwierig erweist. Seine Vielfältigkeit und seine ständigen Metamorphosen machen eine eindeutige Einordnung unmöglich. Der Text beschreibt ihn als eine Figur mit ambivalenter Natur: Er ist volkstümlich und natürlich, repräsentiert aber gleichzeitig die Erfüllung verdrängter und gesellschaftlich geächteter Triebe. Seine Bodenständigkeit und unmittelbare Verbindung zum Publikum werden hervorgehoben, ebenso wie sein antibürgerliches Verhalten und seine Infragestellung gesellschaftlicher Konventionen. Seine Doppelgesichtigkeit und Ambivalenz, seine Fähigkeit, zwischen den Welten der Wirklichkeit und des Spiels zu wandeln, werden als zentrale Merkmale seiner Figur herausgestellt.
Das Prinzip des Harlekin: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Verständnis des Harlekin im Kontext seiner Epoche vor dem 16. Jahrhundert. Es wird deutlich gemacht, dass sein intuitives und plastisches Bildverständnis in der modernen Zeit verloren gegangen ist. Der Text versucht, das visuelle Denken einer Welt zu beschreiben, die das Prinzip der Bühne und Frontalität noch nicht kannte. Die Bedeutung des Moments, des spontanen Auftretens und der direkten Interaktion mit dem Publikum wird betont, im Gegensatz zu den rationalen und kontrollierten Strukturen des aufklärerischen Theaters.
Schlüsselwörter
Harlekin, Commedia dell'arte, Aufklärung, Theaterreform, Gottsched, Lessing, Tragikkomödie, Volkstümlichkeit, Ambivalenz, Doppelgesichtigkeit, Improvisation, Rationalität, Moderne, Gesellschaftliche Konventionen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Die Vertreibung des Harlekin"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Figur des Harlekin, seine Entwicklung, seine Ambivalenz und seine letztendliche Verbannung von der Bühne während der Aufklärung. Der Fokus liegt auf den Gründen für seine Vertreibung und den damit verbundenen Fragen nach dem erzieherischen Anspruch von Theater und Kunst.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Harlekins von der Commedia dell'arte bis zur Aufklärung, seine ambivalente Natur als Repräsentant des Volkstümlichen und Primitiven, den Konflikt zwischen dem Harlekin und den aufklärerischen Theaterkonzepten, die Bedeutung des Harlekins für das Verständnis von Theater und Kunst in der Aufklärung und seine gesellschaftliche Relevanz im Hinblick auf aktuelle Debatten über Kunst und Gesellschaft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet ein Vorwort, Kapitel über "Das Wesen des Harlekin", "Das Prinzip des Harlekin" und "Die Vertreibung des Harlekin" (unterteilt in Unterkapitel zu Gottscheds Komödietheorie, der notwendigen Verbannung, Komödienkonzepten nach Gottsched und Lessing und der Tragikkomödie).
Was ist im Vorwort enthalten?
Das Vorwort beginnt mit einem Zitat, das die Kritik am Harlekin verdeutlicht. Es skizziert den Bogen von den italienischen Ursprüngen des Harlekins bis zu seiner Verbannung und stellt die zentralen Fragen der Arbeit dar: die Gründe für seine Verbannung und die damit verbundenen Fragen nach dem erzieherischen Sinn von Theater und Kunst.
Wie wird der Harlekin im Kapitel "Das Wesen des Harlekin" beschrieben?
Der Harlekin wird als Figur mit ambivalenter Natur beschrieben: volkstümlich und natürlich, aber auch Repräsentant verdrängter Triebe. Seine Bodenständigkeit, sein antibürgerliches Verhalten und seine Infragestellung gesellschaftlicher Konventionen werden hervorgehoben, ebenso wie seine Doppelgesichtigkeit und seine Fähigkeit, zwischen den Welten der Wirklichkeit und des Spiels zu wandeln.
Worauf konzentriert sich das Kapitel "Das Prinzip des Harlekin"?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Verständnis des Harlekins vor dem 16. Jahrhundert. Es betont sein intuitives und plastisches Bildverständnis, den Moment, das spontane Auftreten und die direkte Interaktion mit dem Publikum im Gegensatz zu den rationalen Strukturen des aufklärerischen Theaters.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Harlekin, Commedia dell'arte, Aufklärung, Theaterreform, Gottsched, Lessing, Tragikkomödie, Volkstümlichkeit, Ambivalenz, Doppelgesichtigkeit, Improvisation, Rationalität, Moderne, Gesellschaftliche Konventionen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt und dient der Analyse von Themen im Kontext der Theatergeschichte und der Aufklärung.
- Citation du texte
- Sören Witt (Auteur), 2011, Die Figur des Harlekin - Seine Metamorphosen und seine Vertreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201970