"Der Club Dumas" und sein Weg durch "Die Neun Pforten"

Ein Vergleich zwischen dem Roman von Arturo Pérez-Reverte und der Filmadaption von Roman Polanski


Trabajo de Seminario, 2002

27 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Club Dumas
2.1 Der Autor – Kurzbiographie
2.2 Besonderheiten
2.3 Möglichkeiten der filmischen Umsetzung

3. Die Neun Pforten
3.1 Der Regisseur – Kurzbiographie
3.2 Besonderheiten

4. Vergleich
4.1 Personen
4.2 Happyend versus Höllenfeuer
4.3 Parodisierung durch Genremix

5. Fazit

6. Literaturangaben

7. Filmprotokoll

1. Einleitung

Im Rahmen des Pro-Seminars „Literatur und Film: Filmische Transformationen literarischer Texte“ beschäftigte ich mich mit dem Roman „Der Club Dumas“ von dem spanischen Autor Arturo Pérez-Reverte und der Filmadaptation „Die neun Pforten“ von dem Regisseur Roman Polanski. Ich habe untersucht, ob es sich bei dem Film um eine filmische Illustration oder eine interpretierende Transformation der Romanvorlage handelt. Zur Untersuchung habe ich im zweiten Kapitel ausschließlich das Buch und im dritten Kapitel den Film behandelt, indem ich die Inhalte knapp zusammengefasst habe, kurz auf die Biographien des Autors bzw. des Regisseurs eingegangen bin, und die Besonderheiten des jeweiligen Werkes herausgearbeitet habe. Das vierte Kapitel beinhaltet die Analyse der Charakterisierung der Protagonisten in ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten, den Vergleich der Enden der beiden Medien und die von Polanski eingesetzten Änderungen. Im Fazit fasse ich die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammen und erläutere, welchen Hintergrund sie haben und welche Art der Literaturverfilmung hier vorliegt.

Zur Unterstützung dieser Hausarbeit habe ich mehrere Werke zum Thema Filmanalyse bzw. Vergleich von Literatur und Film gelesen. Zu dem Roman und dem Film selbst gibt es momentan keine Sekundärliteratur, da beide erst vor wenigen Jahren erschienen sind. Ich habe deshalb hauptsächlich die Primärtexte herangezogen. Im Internet befinden sich zahlreiche Rezensionen und Zusammenfassungen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Wertungen sehr aufschlussreich waren.

2. Der Club Dumas

Die spanische Originalausgabe des Romans „El Club Dumas“ erschien 1993, 1995 wurde sie ins Deutsche übersetzt. Es handelt sich um eine Kriminalkomödie, die zwei parallele Handlungsstränge beinhaltet. Die Hauptfigur Lucas Corso ist ein sogenannter Bücherjäger, der im Auftrag reicher Büchersammler seltene und kostbare Exemplare aufspürt und dabei so manches Mal die Grenzen der Legalität überschreitet. Corso bezeichnet sich selbst als Söldner, der seine Dienste dem Meistzahlenden anbietet. Ein Freund von ihm bittet ihn die Echtheit eines handgeschriebenen Kapitels aus dem Roman „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas zu überprüfen. Zur gleichen Zeit erhält er von einem zwielichtigen Antiquar den Auftrag, ein kostbares okkultes Buch mit den übrigen Exemplaren zu vergleichen. Auf der Reise zu Fachleuten und Privatbibliotheken wird er mit seltsamen Ereignissen konfrontiert und fühlt sich immer mehr in die Rolle einer hilflosen Romanfigur gedrängt. Bösewichte aus den Dumas-Romanen verfolgen ihn, Menschen werden umgebracht und ständig taucht ein mysteriöses grünäugiges Mädchen auf. Corso erkennt, dass er sich in einem Rätselspiel befindet und versucht es mit Hilfe seiner Kombinationsgabe zu lösen. Er erfährt, dass Boris Balkan, ein Spezialist für Dumas, der Drahtzieher dieses Spiel ist und Schauspieler auf Corso ansetzte, um an das Kapitel zu kommen. Die vielen Zusammenhänge, die Corso zwischen dem Dumas-Kapitel und dem Buch „Die neun Pforten“ zu entdecken glaubte, stellen sich als Hirngespinste heraus. In Wirklichkeit hat der Antiquar Varo Borja Corso dazu benützt, an eine Formel zur Teufelsbeschwörung zu kommen. Obwohl Corso Realität und Fiktion nicht mehr voneinander unterscheiden kann, siegt seine Vernunft und er löst das Rätsel um das teuflische Buch: Zwei leidenschaftliche Fälscher haben sich den Scherz erlaubt, das Buch zu verändern und so den Teufelsanhänger auf die falsche Fährte zu schicken.

2.1 Der Autor – Kurzbiografie

Arturo Pérez-Reverte, 1951 in Cartagena (Spanien) geboren, hat sich als Journalist mit Bosnien-Reportagen seinen Namen gemacht. Er gilt als der erfolgreichste Schriftsteller Spaniens, seine zahlreichen Abenteuerromane erreichen ein Millionenpublikum. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Leselust der spanischen Bevölkerung zu fördern und schafft dies durch die Vermischung aktueller Themen mit den „klassischen Ingredienzien der Romankunst–Abenteuer, Leidenschaft und Machtstreben“[1]. Obwohl seine Romane zum Teil höchst anspruchsvolle Themen behandeln und in ihnen mehrere Handlungsebenen gleichzeitig verstrickt sind, sind sie für den Leser leicht verständlich und gut nachvollziehbar.

2.2 Besonderheiten

In „Der Club Dumas“ lässt der Autor den Leser zum besseren Verständnis über die Schulter des Protagonisten schauen, schaltet sich aber wieder ein, wenn es erforderlich ist, Zusammenhänge zu verdeutlichen, die über den Horizont des Protagonisten hinausgehen. Der Autor fügt Diagramme und Zeichnungen in die Handlung ein, damit der Leser sich selbst von den Untersuchungen des Protagonisten überzeugen und diese nachvollziehen kann, er wird also aktiv am Geschehen beteiligt. Spannend ist dieses Buch vor allem für Liebhaber der Abenteuerromane von Alexandre Dumas, denn im ganzen Roman werden Parallelen zu den „Drei Musketieren“ gezogen und es werden ganze Szenen in der Jetztzeit dargestellt. Aber auch zahlreiche andere Werke werden erwähnt und spielen eine Rolle in diesem Roman. Es ist daher nicht abwegig, ihn als „Metaroman“[2] zu bezeichnen, der den Lesern eine Bereicherung des Allgemeinwissens bietet und animiert, die erwähnten Werke zu lesen. Der Leser erhält zusätzliche Informationen zu verschiedenen Themen, die in die Gespräche, die Corso mit den Spezialisten führt, eingeflochten sind. Balkan ist der Spezialist für Dumas, La Ponte für Moby Dick, Corso selbst für die Kriege unter Napoleon, Borja für okkulte Werke, Frida Ungern für die Entschlüsselung des Buches „Die neun Pforten“. Das Mädchen hat die Funktion, eine Verbindung zwischen Gott und Teufel, Engeln und gefallenen Engeln, Realität und Fiktion herzustellen. Jede Person in diesem Roman hat eine belehrende Aufgabe und verkörpert verschiedene Wissensbereiche, die durch ihre Vielfalt den Roman sehr kurzweilig und spannend gestalten.

Ungewöhnlich und auffällig an dem Roman ist das Erscheinen des Autors selbst als Erzähler durch die Figur des Boris Balkan. Die Handlung wird gleichzeitig von einem Ich-Erzähler und einem auktorialen Erzähler berichtet. Der Wechsel zwischen den Erzählebenen geschieht nicht plötzlich, sondern wird von dem Ich-Erzähler angekündigt und erklärt. Der Ich-Erzähler stellt sich im ersten Kapitel sogar vor mit „Ich heiße Boris Balkan und habe vor längerer Zeit einmal die Kartause von Parma übersetzt“ und erklärt seine Tätigkeit als Literaturkritiker. Durch ihn erfährt der Leser wie die Geschichte beginnt und erhält erste Informationen über Corso: „Corso war ein Söldner der Bibliophilie, ein Bücherjäger auf fremde Rechnung.“[3]. Der Grund, weshalb Balkan diese Geschichte erzählen kann, ist, dass Corso nach dem gesamten Geschehen ihm alles erzählt habe und er deshalb die Einzelheiten rekonstruieren könne: „Dank der Hinweise des Bücherjägers kann ich in dieser Geschichte den Doktor Watson spielen und Ihnen erzählen, [was weiterhin geschah].“[4]. Nun tritt der Erzähler in den Hintergrund und der Leser verfolgt das Geschehen mit Blick über die Schulter Corsos. Dieser Wechsel geschieht mehrmals im Laufe des Buches und wird vom Erzähler an den „lieben Leser“ gewandt damit begründet, dass die Leser die „dramatischen Ereignisse, die im folgenden über den Bücherjäger hereinbrachen, genau so nachvollziehen können [sollen], wie er selbst sie erlebt und mir später geschildert hat.“[5].

Die Handlung wird kompliziert, als Corso beginnt, an seiner realen Existenz zu zweifeln. Dieses Gefühl stellt sich ein, als er feststellt, dass er von einem Mann mit Narbe im Gesicht verfolgt wird. Diesen Mann identifiziert er aufgrund der optischen Ähnlichkeit als den Schurken Rochefort aus „Die drei Musketiere“. Gleichzeitig sucht er für sich die Rolle des D´ Artagnan aus, der Rocheforts Feind ist. Viele kleine Details steigern den Eindruck, dass Corso Spielfigur in einem von einem Unbekannten inszenierten Spiel ist. „Manchmal habe ich den Eindruck, als hätte ich den Roman schon mal gelesen“ sagt er in einem Gespräch zu Flavio La Ponte und warnt ihn: „In Schauerromanen stirbt immer der Freund. Begreifst du den Syllogismus? Das hier ist ein Schauerroman, und du bist mein Freund.“[6]. Als Corso bemerkt, dass seine Rolle daraus besteht mit Hilfe seiner Belesenheit und Intelligenz die einzelnen Aufgaben zu lösen, er aber nicht direkt in das Spielgeschehen eingreifen kann, wird sein Verhalten aggressiver: „Corso fluchte leise vor sich hin. Er hätte einen raren Wiegendruck dafür gegeben, dem Erfinder dieses absurden Drehbuchs die Fresse polieren zu können.“[7]. Er wehrt sich, soweit es seine körperlichen Fähigkeiten zulassen, gegen seine Angreifer und versucht, dem Drahtzieher ein Schnippchen zu schlagen, indem er seine intellektuellen Fähigkeiten einsetzt. Als sich die Parallelen zu dem Roman „Die drei Musketiere“ geradezu überhäufen und Corsos Situation völlig absurd wird überlegt er, wie er das Geschehen in eine andere Richtung lenken kann, kommt aber zu keiner zufriedenstellenden Lösung.

Verrückte Zeiten. Bücher, Kino, Fernsehen, unterschiedliche Leseniveaus – was nützt das alles, wenn man noch immer nicht in der Lage war zu sagen, ob man es mit dem Original oder mit einer Kopie zu tun hatte, […]. Welche Absichten verfolgte der Verfasser? […] Selbst als anspruchsvoller Leser konnte er von niemandem gezwungen werden, dieses Spiel über eine gewisse Grenze hinaus mitzumachen.[8]

In einem inneren Monolog versucht Corso die Frage zu klären, ob er eine reale Figur in einer irrealen Welt sei oder ob er eine irreale Figur sei, „die sich in einer irrealen Welt als real empfindet“. Was ihn zu der Vermutung führt, dass irgend ein „versponnener Romanschriftsteller oder ein versoffener Drehbuchschreiber“[9] gerade in diesem Moment sich diese Szene ausdenkt und er somit eine irreale Figur in einer irrealen Welt ist, die sich groteskerweise irreal vorkommt. Somit ist Corso, der nicht nur die Rolle des Protagonisten des Romans „Der Club Dumas“ innehat sondern auch noch Spielfigur in Balkans Inszenierung und somit Figur des Romans „Die drei Musketiere“ sowie Marionette des vom Teufel besessenen Borja ist, sich seiner romanhaften Existenz im mehrfachen Sinn bewusst. Er fügt sich in seine Rolle als Romanheld auf mehreren Ebenen und besiegt so die gegnerischen Spielfiguren. Das Komplizierteste sei gewesen, das Spiel zu akzeptieren, erklärt er Liana Taillefer als er sie überfällt,

Die Fiktion anzunehmen […] und ausschließlich im Rahmen der inneren Logik zu denken. […] Wenn der Held eines Romans der vorgegebenen Logik folgt, die natürlich die des Verbrechers ist, kommt er zwangsläufig zu denselben Ergebnissen. Das ist ja der Grund, weshalb sich am Ende immer alle treffen: Held und Verräter, Detektiv und Mörder.[10]

Als sich der Dumas-Handlungsstrang auflöst, erklärt Balkan, warum er es für nötig hielt, in die Erzählung einzugreifen: er fände es „ganz einfach amüsant, die Geschichte in der Art eines Doktor Sheppard darzustellen“, es bereite ihm „einiges Vergnügen“. „Und warum schreibt man letztendlich? Um Spaß zu haben, um intensiver zu leben, um sich selbst zu beweisen oder wegen der Anerkennung der anderen.“[11] Hier wird explizit die Intention des Autors begründet.

Um Corso von der fixen Idee, die beiden Handlungsstränge seien miteinander verknüpft, abzubringen, erklärt ihm Balkan, er sei seiner „eigenen Phantasie auf den Leim gegangen“[12]. Sein „übertriebener Hang zur Intertextualität“ sei Schuld und habe ihn dazu verführt, Zusammenhänge zu verknüpfen wo keine vorhanden waren. Und somit kommt der Autor, ausgesprochen durch Balkan, zum Fazit des Buches:

[...]


[1] Hans-Jörg Neuschäfer: Spanische Literaturgeschichte. 2. erweiterte Auflage Stuttgart, Weimar: Metzler 2001

[2] Hans-Jörg Neuschäfer: Spanische Literaturgeschichte

[3] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 10

[4] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 25

[5] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 133

[6] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 139

[7] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 214

[8] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 299

[9] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 337

[10] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 387

[11] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 406

[12] Arturo Pérez-Reverte: Der Club Dumas. S. 432

Final del extracto de 27 páginas

Detalles

Título
"Der Club Dumas" und sein Weg durch "Die Neun Pforten"
Subtítulo
Ein Vergleich zwischen dem Roman von Arturo Pérez-Reverte und der Filmadaption von Roman Polanski
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz  (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)
Curso
Thematisches Proseminar
Calificación
2,7
Autor
Año
2002
Páginas
27
No. de catálogo
V20206
ISBN (Ebook)
9783638241502
ISBN (Libro)
9783638687027
Tamaño de fichero
603 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Club, Dumas, Neun, Pforten, Thematisches, Proseminar
Citar trabajo
Natacha Olbrich (Autor), 2002, "Der Club Dumas" und sein Weg durch "Die Neun Pforten", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20206

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