Die sarkastische Satire Lettres Persanes ist ein Briefroman aus 161 Briefen, der 1721 anonym in Amsterdam erschienen ist. Es wurde jedoch schnell klar, dass Montesquieu der Autor ist, obwohl dieser sich in dem Werk nur als Übersetzer bezeichnete. Damit wollte er u.a. der Zensur und der Anschuldigung, gegen das politische Regime zu agieren, entgehen. Der Roman wurde zur Zeit der Régence veröffentlicht, einer Zeit, die von dem Streben nach politischen Freiheiten und erotischer Freizügigkeit geprägt war. Montesquieu war ein französischer Schriftsteller und Staatsrechtler, er gilt als der Erfinder der Gewaltenteilung und setzte sich stark für die Aufklärung ein. In den Lettres Persanes kritisierte er anhand der fiktiven Korrespondenz zweier Perser, die durch Europa reisen und sich lange Zeit in Frankreich aufhalten, die Politik und die sozialen und religiösen Verhältnisse seiner Zeit. Die beiden persischen Edelmänner, Usbek und Rica, berichten ihren Freunden zu Hause über ihre Erlebnisse und Beobachtungen in der fremden Welt. Sie sehen Traditionen und bestehende Verhältnisse in Frankreich aus dem Blickwinkel des Exoten und beschreiben sie auf naive und humorvolle, übertriebene Art. Durch sie wird das ansonsten Selbstverständliche verfremdet. Sie sind die Hauptpersonen, wobei aber eine Vielzahl von Briefschreibern auftritt. Aufgrund der Konzeption als Briefroman war es leicht für Montesquieu, eine große Leserschaft zu erreichen und seine Ideen der Aufklärung im Verborgenen mitzuteilen.
Ein weiterer Vorteil des Briefromans ist, dass alle Themen angesprochen werden können, da es bei Briefen keine Regeln für den Inhalt gibt und Montesquieu so von Brief zu Brief ein anderes Thema aufgreifen konnte, wobei er zwischen «philosophie», «politique» und «morale» wechselte.
Mit seinem Werk, das nie an Aktualität verlor, erreichte er eine gewaltige Rezeption. Es handelt sich hierbei auch um ein spannendes, faszinierendes, dynamisches Werk, das Enthusiasmus auslöst und in dem eine gewisse Fröhlichkeit und Hoffnung enthalten ist. In der folgenden Arbeit soll einer der zahlreichen Korrespondenzstränge, der Strang zwischen Usbek und seinem Obereunuchen, auf der histoire- und der discours-Ebene näher betrachtet und seine Bedeutung herausgearbeitet werden, wobei zuallererst das Werk kurz beschrieben werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakterisierung des Korrespondenzstranges zwischen Usbek und dem Obereunuchen
- Aufbau des Korrespondenzstranges
- Stellung im Gesamtzusammenhang
- Inhaltliche Analyse
- Briefe II - XCVI
- Briefe CXLVII und CXLVIII
- Analyse der Figuren
- Usbek
- Der schwarze Obereunuch
- Beziehung der beiden Figuren
- Erzähltechnische Analyse auf discours-Ebene
- Analyse des Zeitgerüsts
- Erzählsituation und Erzählperspektive
- Formale, sprachliche und stilistische Besonderheiten
- Äußere Rahmenbedingungen
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Korrespondenzstrang zwischen Usbek und seinem Obereunuchen im Roman "Lettres Persanes" von Montesquieu. Ziel ist es, diesen Strang im Kontext des Gesamtwerks zu analysieren und seine Bedeutung herauszuarbeiten.
- Die Rolle der Harems-Briefe im Gesamtkontext des Romans
- Die Machtverhältnisse zwischen Usbek und seinem Obereunuchen
- Die Funktion der Korrespondenz als Ausdruck von Usbeks Kontrolle über den Harem
- Die Bedeutung der Briefe für das Verständnis der Charaktere Usbek und des Obereunuchen
- Die erzähltechnischen Besonderheiten des Korrespondenzstranges
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung bietet eine kurze Einführung in das Werk "Lettres Persanes" von Montesquieu und seine Rezeption. Der Fokus liegt auf dem Briefroman als Genre und seiner Bedeutung für die Verbreitung von Aufklärungsideen.
- Das Kapitel "Charakterisierung des Korrespondenzstranges zwischen Usbek und dem Obereunuchen" analysiert den Aufbau und die Bedeutung des Korrespondenzstranges im Gesamtwerk. Es beschreibt die Inhalte der Briefe und beleuchtet die Beziehung zwischen den beiden Figuren.
- Die "Inhaltliche Analyse" betrachtet die einzelnen Briefe des Korrespondenzstranges und untersucht die Themen, die in ihnen behandelt werden. Es werden die Briefe II - XCVI und CXLVII - CXLVIII getrennt analysiert.
- Im Abschnitt "Analyse der Figuren" werden die Charaktere Usbek und der Obereunuch genauer betrachtet. Es wird untersucht, wie ihre Beziehung durch die Korrespondenz dargestellt wird.
- Der Abschnitt "Erzähltechnische Analyse auf discours-Ebene" beleuchtet die erzähltechnischen Besonderheiten des Korrespondenzstranges. Hierbei werden unter anderem die Analyse des Zeitgerüsts, die Erzählsituation und die Erzählperspektive sowie die formale, sprachliche und stilistische Gestaltung der Briefe betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Korrespondenz, Harem, Machtverhältnisse, Kontrolle, Aufklärung, Briefroman, "Lettres Persanes", Montesquieu, Usbek, Obereunuch.
- Quote paper
- Sandra Ilg (Author), 2007, Charakterisierung des Korrespondenzstranges zwischen Usbek und dem Obereunuchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202351