Das Leben eines Menschen im Mittelalter endete nicht mit dem Tod, im Gegenteil, es begann eigentlich erst mit dem Tag seines Ablebens. Mit der Erwartung an das Jüngste Gericht, erhoffte man sich die Erlangung des ewigen Seelenheils und den Eintritt in das Paradies. Um den Eintritt nicht verwehrt zu bekommen, sollte das Gedächtnis des Toten erhalten bleiben und die irdischen Verfehlungen gesühnt werden. Es entstand eine „Gegenwart der Toten“. Die Memoria war also ein wichtiges Anliegen zu Lebzeiten für jeden im Mittelalter. Der Gedanke an einen selbst sollte erhalten bleiben und einen so als „Mitglied der Gemeinschaft“ festhalten.
Dieses wollte sich die Essener Äbtissin Theophanu auch erhalten. Sie stiftete zahlreiche Kunstgegenstände, war am Bau des Essener Münsters tätig und hinterließ uns sogar ein „Testament“ zur Sicherung ihrer Memoria. In der Forschung haben bis 2002 nicht nur die Essener Frauenkommunität, sondern auch die Äbtissin Theophanu wenig Beachtung gefunden. Die liegt zum großen Teil auch darin begründet, dass sehr wenige schriftliche Überlieferungen dafür vorhanden sind. Historiker wie Torsten Fremer und Thomas Schilp u.a. haben in der Vergangenheit jedoch zahlreiche Untersuchungen zur Verfassung und Lebenswelt in der Essener Frauenkommunität und ersterer auch zu Theophanu unternommen. Besondern die Memorialstiftungen Theophanus geben Auskunft über die Äbtissin. So wurden sie als Stifterin einiger Kunstwerke, Schreine und Bauwerke identifiziert und auch die Frage um die Bauherinnenschaft des Essener Westbaus wurde von endgültig geklärt. Denn nicht Theophanu, wie im Essener Kreuzgang vermerkt, sondern ihre Vorgängerin Mathilde war die Erbauerin dessen. Außerdem stellt Fremer die herausragende Rolle Theophanus für Frauengemeinschaft in Essen heraus. Seine umfangreiche Studie zu ihrer Person und ihren Stiftungen zeigen auf, welche Bedeutung sie für die Steigerung des Ruhms des Essener Stifts hatte.
In der folgenden Arbeit soll es ebenfalls um die Memoria der Theophanu gehen. Dazu soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich ein fester Plan hinter den Stiftungen Theophanus verbirgt und wie erfolgreich sie diesen durchführen konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herkunft der Essener Äbtissin Theophanu
- Das Amt der Äbtissin
- Theophanus Wirken im Amt der Äbtissin
- Die Memoria der Äbtissin Theophanu
- Das Testament der Theophanu
- Die Stiftungen zu ihrem Seelenheil
- Der Prachteinband des Theophanu — Evangeliars
- Bedeutung der Heiligen auf dem Buchdeckel
- Fazit
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Memoria der Essener Äbtissin Theophanu und analysiert ihre Stiftungen im Kontext der mittelalterlichen Vorstellung vom Seelenheil. Dabei wird untersucht, inwieweit ein Plan hinter den Stiftungen Theophanus stand und wie erfolgreich sie diesen umsetzen konnte.
- Die Bedeutung der Memoria im Mittelalter
- Die Herkunft und das Amt der Essener Äbtissin Theophanu
- Die verschiedenen Stiftungen Theophanus und ihre Bedeutung für ihre Memoria
- Die Rolle der Heiligen im Kontext der Stiftungen und der Memoria
- Die Bedeutung des Theophanu-Evangeliars und die Symbolik des Buchdeckels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Memoria im Mittelalter dar und führt in die Thematik der Arbeit ein. Im zweiten Kapitel wird die Herkunft der Essener Äbtissin Theophanu beleuchtet, wobei ihre Abstammung von den Ezzonen und den Ottonen sowie deren Einfluss auf ihre Lebenswelt und ihr Selbstverständnis im Mittelpunkt stehen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Amt der Äbtissin und beleuchtet die Strukturen der Essener Frauenkommunität sowie Theophanus Wirken in diesem Amt. Das vierte Kapitel widmet sich der Memoria Theophanus und analysiert ihr Testament, ihre Stiftungen und das Theophanu-Evangeliar als wichtige Medien zur Sicherung ihres Gedenkens. Im fünften Kapitel wird die Bedeutung der Heiligen auf dem Buchdeckel des Theophanu-Evangeliars untersucht und deren Rolle im Kontext der Essener Stiftsgeschichte und der Memoria Theophanus beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Memoria, die Essener Äbtissin Theophanu, Stiftungen, Seelenheil, Mittelalter, ottonische Traditionen, Heiliverehrung, Evangeliar, Buchdeckel, Essener Stiftsgeschichte, Kunstgeschichte.
- Quote paper
- Romina Zeller (Author), 2012, Die Memoria der Essener Äbtissin Theophanu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202446