Ich habe das Thema „Pornorap“ bewusst gewählt, da es einerseits im schulischen Alltag überaus präsent ist, sich aber andererseits nur wenige pädagogische Schriften mit diesem Thema auseinandersetzen. Bisher ist erst ein einziger Aufsatz in musikpädagogischen Periodika erschienen, der sich konkret mit der Gewalt im HipHop beschäftigt.1 Zur explizit sexuellen Problematik, die eindeutig zur verbalen Gewalt gerechnet wird, ist bisher noch nichts erschienen. Glänzt das Thema im wissenschaftlichen Diskurs mit Abwesenheit, so scheinen sich die populistischen Medien der Sache umso intensiver zu widmen. 2007 war eindeutig das Jahr der Gewalt-/Pornorap-Debatte – keine Talkshow ließ es sich entgehen, MONIKA GRIEFAHN mit irgendeinem berüchtigten Pornorapper zu konfrontieren, in keiner Tageszeitung, in keinem Magazin fehlten Interviews und Artikel. Insbesondere die TAZ brachte nahezu wöchentlich einen Beitrag, was immerhin einen aufschlussreichen Blick auf die strukturelle Verortung dieses Diskurses innerhalb der Gesellschaft ermöglicht, denn es liegt zumindest nahe, das gesellschaftliche Hauptinteresse an
dieser Debatte, der Leserschaft eben jener Tageszeitung zuzuweisen, welche die mit Abstand höchste Dichte relevanter Artikel aufweist. Auch mangelte es nicht an TV-Beiträgen und Radio-Interviews. 2 All das geschürt, durch die Suche nach Einem, der sich verantwortlich
zeichnen lässt, für den Zuwachs von Gewalt und sexueller Verrohung auf deutschen Schulhöfen. Der entscheidende Aspekt der Zunahme ist jedoch in Fachkreisen durchaus umstritten.3 Vielleicht gibt es hier ähnlich wie bei Gewaltverbrechen ein Phänomen der Überrepräsentierung in den Medien und damit einhergehend eine gesellschaftliche Überbewertung der tatsächlichen Gefahr. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) hat im Mai 2008 eine umfassende Informationsbroschüre4 zum Thema HipHop herausgebracht, sicherlich um der zunehmenden Desorientierung bei Eltern wie Pädagogen eine Richtlinie entgegenzusetzen.
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1 Neumann (2003), S. 6.
2 Bericht von Beate Frenkel im ZDF HEUTE-JOURNAL vom 18. Mai 2007.
Doku von ARTE Jugend im Pornofieber. Teenager und Sex ausgestrahlt am 27. Mai 2008.
Bericht Nach der Schule Pornos in FRONTAL21 (ZDF) vom 26. Juni 2007
Bericht Pornorap statt erster Liebe in POLYLUX (ARD) vom 19. April 2007.
Früher, härter, unromantischer – Sex ohne Liebe? in der Talkshow MENSCHEN BEI
MAISCHBERGER (ARD) vom 10. April 2007.
3 Fuchs, u.a. (2005).
4 Carus u. a. (2008).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Pornorap in aller Munde
- 2. Vorbemerkungen
- 2.1 Pornografie im rechtsstaatlichen Diskurs
- 2.2 Geschichte des Pornorap
- 2.3 Gibt es pornografische Musik?
- 3. Ursachen und Auswirkungen von Pornorap
- 3.1 Ursachen
- 3.1.1 Entstehung
- 3.1.2 Rezeption
- 3.2 Effekte
- 3.2.1 Sexuelle Verrohung?
- 3.2.2 Gewalt?
- 3.2.3 Anstiegseffekt?
- 3.2.4 Veränderungen des Männer-/Frauenbildes?
- 3.1 Ursachen
- 4. Fazit und Hinweise zum pädagogischen Umgang
- 5. Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Phänomen Pornorap im Kontext des Musikunterrichts. Ziel ist es, die Ursachen und Auswirkungen von Pornorap zu analysieren und pädagogische Handlungsansätze aufzuzeigen. Der Text berücksichtigt die unzureichende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema und setzt dies in Relation zur breiten medialen Berichterstattung.
- Definition und rechtlicher Rahmen von Pornografie
- Historische Entwicklung des Pornorap
- Analyse der Ursachen von Pornorap
- Diskussion der Auswirkungen von Pornorap (Gewalt, Sexualisierung, etc.)
- Pädagogische Strategien im Umgang mit Pornorap
Zusammenfassung der Kapitel
1. Pornorap in aller Munde: Der einleitende Abschnitt beschreibt die Präsenz von Pornorap im schulischen Alltag und die mangelnde Auseinandersetzung damit in musikpädagogischen Schriften. Er verweist auf die intensive mediale Berichterstattung über das Thema im Jahr 2007, insbesondere in der TAZ, und diskutiert die umstrittene Frage der tatsächlichen Zunahme von Gewalt und sexueller Verrohung an Schulen im Kontext der Medienberichterstattung. Die Veröffentlichung einer Broschüre der BPjM zum Thema HipHop im Jahr 2008 wird als Reaktion auf die zunehmende Desorientierung von Eltern und Pädagogen interpretiert.
2. Vorbemerkungen: Dieses Kapitel klärt zunächst den Begriff „Pornografie“ im rechtlichen Kontext. Da das Strafgesetzbuch keine explizite Definition bietet, wird die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs herangezogen, welche pornografische Darstellungen als solche definiert, die sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher Weise in den Vordergrund rücken und auf das lüsterne Interesse des Betrachters abzielen. Die Arbeit betont, dass die bloße Darstellung nackter Körperteile keine Pornografie darstellt. Zusätzlich wird eine ältere Definition von Herbert Selg einbezogen, die den Aspekt der Aggressivität und Abwertung von Menschen in pornografischem Material betont. Der Abschnitt schließt mit der Feststellung, dass die Intention des Materials entscheidend ist, um zwischen Pornografie und Erotik zu unterscheiden.
2.2 Geschichte des Pornorap: Dieser Abschnitt skizziert wesentliche Stationen der Entwicklung des Pornorap, beginnend mit dem Einfluss des Blues auf die Texte und deren sexuellen Bezug. Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung in den USA, beginnend mit dem ersten HipHop-Hit „Rappers Delight“ der Sugarhill Gang im Jahr 1979 und dessen bereits damals sexistisches Musikvideo. Eine detaillierte Geschichte des HipHop wird jedoch nicht angestrebt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Pornorap im Musikunterricht"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Phänomen Pornorap im Kontext des Musikunterrichts. Sie analysiert die Ursachen und Auswirkungen von Pornorap und zeigt pädagogische Handlungsansätze auf. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der unzureichenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema im Vergleich zur breiten medialen Berichterstattung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und rechtlicher Rahmen von Pornografie, historische Entwicklung des Pornorap, Analyse der Ursachen von Pornorap, Diskussion der Auswirkungen von Pornorap (Gewalt, Sexualisierung etc.) und pädagogische Strategien im Umgang mit Pornorap.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einleitung und beschreibt die Präsenz von Pornorap im schulischen Alltag. Kapitel 2 klärt den Begriff „Pornografie“ im rechtlichen Kontext und beleuchtet die Geschichte des Pornorap. Kapitel 3 analysiert die Ursachen und Auswirkungen von Pornorap. Kapitel 4 bietet ein Fazit und Hinweise zum pädagogischen Umgang. Kapitel 5 enthält das Literatur- und Quellenverzeichnis.
Wie wird Pornografie in der Arbeit definiert?
Da das Strafgesetzbuch keine explizite Definition bietet, wird die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs herangezogen. Pornografische Darstellungen werden als solche definiert, die sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher Weise in den Vordergrund rücken und auf das lüsterne Interesse des Betrachters abzielen. Die bloße Darstellung nackter Körperteile stellt keine Pornografie dar. Die Intention des Materials ist entscheidend, um zwischen Pornografie und Erotik zu unterscheiden.
Welche Auswirkungen von Pornorap werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert mögliche Auswirkungen von Pornorap wie sexuelle Verrohung, Gewalt und Veränderungen des Männer-/Frauenbildes. Es wird auch der Frage nach einem möglichen "Anstiegseffekt" nachgegangen.
Welche pädagogischen Handlungsansätze werden vorgeschlagen?
Die Arbeit bietet Hinweise zum pädagogischen Umgang mit Pornorap, jedoch werden konkrete Strategien nicht detailliert im FAQ ausgearbeitet. Diese finden sich im vollständigen Text.
Welche Rolle spielt die mediale Berichterstattung?
Die Arbeit stellt die unzureichende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Pornorap der intensiven medialen Berichterstattung gegenüber. Insbesondere die Berichterstattung im Jahr 2007 (z.B. in der TAZ) und die Veröffentlichung einer Broschüre der BPjM zum Thema HipHop im Jahr 2008 werden als Kontextfaktoren diskutiert.
Wie wird die Geschichte des Pornorap dargestellt?
Der Abschnitt zur Geschichte des Pornorap skizziert wesentliche Stationen der Entwicklung, beginnend mit dem Einfluss des Blues und der Entwicklung im US-amerikanischen HipHop, beginnend mit „Rappers Delight“ der Sugarhill Gang (1979).
- Quote paper
- Sebastian Madyda (Author), 2007, Pornorap. Ein ‚heißes’ Thema für den Musikunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202537