Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, den Schriftspracherwerb im
Fremdsprachenunterricht mit jungen Erwachsenen anhand des Freien Schreibens zu erläutern.
Daneben wird anhand der Inszenierungsform des Lernkreises eine Unterrichtseinheit
skizziert, die auf das Schreiben unter den neuen Rahmenbedingungen eines vermehrt
handlungsorientierten Unterrichts mit dem Ausgangspunkt der multikulturellen Biographien
von jungen Erwachsenen beruht.
Nicht nur das Schreiben selbst ist bekanntlich ein vielseitiger und komplexer Vorgang,
sondern die Didaktik des Schreibens, also der professionelle Versuch, unter
Unterrichtsbedingungen jungen Erwachsenen Schreiben (in der Fremdsprache) beizubringen,
sie dazu zu animieren und zu motivieren und deren Schreibfertigkeiten zu verbessern und
verschiedene Schreibanlässe zu schaffen, ist ein diffiziles Unterfangen. Insbesondere die
Didaktik des so genannten Freien Schreibens erweist sich hier als schwierig, weil die
Kreativität der Schüler und ein bisher relativ starrer didaktischer Schreiblernablaufplan
miteinander konfligieren können. Deshalb gab es kaum Verfahren „den Schreibprozeß in
seiner Komplexität bisher ganzheitlich zu erfassen“. Immer klarer in der Forschung wurde,
dass weniger die Barriere „Fremdsprache“ das Hindernis beim Schreiben ist, sondern
vielmehr der Schreibprozess selber, d.h. das Schreiben können. Deshalb strebte man gerade in
den letzten 20 Jahren danach, das WIE des Schreibens zu untersuchen und in didaktisch
vermittelbare Form zu bringen. Um dieses WIE soll es in der vorliegenden Arbeit gehen, aber
neben den bisher erbrachten (starren) Vorschlägen soll über die konstruktive Kritik hinaus ein
den modernen Schulbedingungen angepasstes Modell vorgestellt werden.
In einem ersten Schritt werden
wir die historischen Grundlagen und Wurzeln der okzidentalen Schriftkultur vorstellen und
fragen, inwieweit eine Kontinuität zur heutigen postliteralen Gesellschaft besteht (1. Kap.).
Im Anschluss daran (2. Kap.) zeigen wir die Bedeutung auf, die der Schreiberwerb gerade im
Fremdsprachenunterricht hat. In der Folge (Kap. 3) stellen wir ein klassisches Modell dieses
Schriftspracherwerbs vor. Abschließend werden wir in einem letzten Schritt der Arbeit (Kap. 4) diverse Vorschläge für einen optimierten Schriftspracherwerb beleuchten. Da die
Forschung hier noch in Bewegung ist, verstehen sich die Vorschläge nur als
Momentaufnahme. Die Schlussbemerkungen fassen die Ergebnisse zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die okzidentale Schriftkultur
- Der historische Hintergrund
- Buch, Schrift und Schreiben in der Moderne
- Schreiben und Schreibfertigkeit
- Die Bedeutung des Schreibens im Fremdsprachenunterricht
- Das Verhältnis zwischen Schreiben und Schreibprozess
- Textmodelle zum Schreiben-Lernen
- Das Freie Schreiben im Fremdsprachenunterricht
- Was ist Freies Schreiben?
- Freies Schreiben im Fremdsprachenunterricht
- Neue Unterrichtsmethoden und Freies Schreiben
- Der Schreibprozess unter neuen schulischen Rahmenbedingungen
- Funktionen von Methoden
- Stationen lernen bzw. Lernkreis und Freies Schreiben
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Schriftspracherwerb im Fremdsprachenunterricht für junge Erwachsene, insbesondere im Kontext des Freien Schreibens. Sie analysiert den Einfluss der neuen schulischen Rahmenbedingungen auf den Schreibprozess und die Möglichkeiten, den Lernkreis als Unterrichtsform zur Förderung von Schreibfertigkeiten zu nutzen. Die Arbeit zielt darauf ab, ein Modell für den optimierten Schriftspracherwerb im Fremdsprachenunterricht zu entwickeln, das den modernen Herausforderungen gerecht wird.
- Historische Entwicklung der okzidentalen Schriftkultur
- Bedeutung des Schreibens im Fremdsprachenunterricht
- Analyse des Schreibprozesses und verschiedener Textmodelle
- Die Bedeutung des Freien Schreibens und seiner didaktischen Vermittlung
- Optimierung des Schriftspracherwerbs im Fremdsprachenunterricht unter neuen Rahmenbedingungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer historischen Betrachtung der okzidentalen Schriftkultur, indem sie die Entwicklung von der mündlichen zur schriftlichen Kultur sowie den Einfluss der griechisch-römischen Antike auf unsere heutige Schriftkultur beleuchtet. Im Anschluss wird die Bedeutung des Schreibens im Fremdsprachenunterricht hervorgehoben und die Beziehung zwischen Schreiben und Schreibprozess näher untersucht. Verschiedene Textmodelle zum Schreiben-Lernen werden vorgestellt und das Freie Schreiben als wichtige Unterrichtsform im Fremdsprachenunterricht eingeordnet.
Im vierten Kapitel wird der Schreibprozess unter neuen schulischen Rahmenbedingungen analysiert, wobei die Bedeutung von Methoden und der Einsatz von Stationenlernen im Rahmen des Lernkreises für die Förderung des Freien Schreibens im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Schriftspracherwerb, Fremdsprachenunterricht, Freies Schreiben, Lernkreis, didaktische Vermittlung, Schreibprozess, okzidentale Schriftkultur, historische Entwicklung, Unterrichtsmethoden, neue Rahmenbedingungen
- Arbeit zitieren
- Agnes Thiel (Autor:in), 2010, Schreiben als Kulturtechnik und dessen didaktische Vermittlung im Fremdsprachenunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202575