[...] Viele grundsätzliche Ansätze und Begrifflichkeiten Kants werden bis heute sehr wohl in der
Forschung anerkannt und auf verschiedene Gebiete, so auch in der Biomedizin, angewendet,
wie z. B. die kategorische Gültigkeit bestimmter Normen, die Universalität des Selbstzwecks
des Menschen und die daraus ableitbare Unantastbarkeit der Menschenwürde. Fest steht:
„Nach mehr als zwei Jahrhunderten intensiver Debatte erweisen sich damit Grundaussagen
der zweiten Kritik als überzeugungsfähiger denn die der ersten Kritik.“ Und das will viel
heißen, gilt doch die erste Kritik Kants als eines der größten philosophischen Werke, die je im
Abendland geschrieben wurden.
Tatsächlich hatte Kant ja die von Descartes angestoßene Selbsterforschung der Vernunft auf
radikale („kritische“) Weise weiter getrieben. Weil die theoretischen Grundlagen in der ersten
Kritik gelegt werden, müssen in dieser Arbeit in einem ersten Schritt – soweit dies notwendig
erscheint - die wesentlichen Punkte der KrV referiert werden (Kap. 1), bevor in einem zweiten
Schritt die praktische Weiterführung in der KpV analysiert werden können. Dies soll im
zweiten Kapitel anhand der Begriffe Sittlichkeit/Moral, kategorischer Imperativ, Maximen,
freier Wille, Faktum der Vernunft (Kap. 2.1 – 2.6) geschehen. Hierbei soll durch eine
textnahe Analyse Kant in erster Linie selbst zu Wort kommen. Im Anschluss daran fragen wir im 3. Kapitel der Arbeit, inwieweit das Kantsche Modell für biomedizinische
Fragestellungen, wie z. B. Embryonenforschung, anwendbar ist. Es wird sich zeigen, dass
Kant sehr wohl eine echte Alternative zu allen empirisch angelegten Ethikvorstellungen
bieten kann. In Anschluss daran geben wir einen Ausblick auf das Verhältnis von
Menschenwürde und Menschenrechte, wenn es auf der Folie der Kantschen Philosophie
gelesen wird. Die Schlussbemerkungen fassen die Ergebnisse zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der KrV zur KpV
- Epistemologie und transzendentale Ästhetik in der Krv
- Die Grundaufgabe der Kritik der praktischen Vernunft (KpV)
- Die Analytik der reinen praktischen Vernunft
- Die Form der Maximen als Bestimmungsgrund
- Sittlichkeit als Moral
- Der Kategorische Imperativ
- Maximen
- Der freie Wille
- Das Faktum der Vernunft
- Kant und die Biomedizin
- Person vs. Mensch
- Die Menschheit als regulative Idee bei Kant
- Wie kann man Kant für die Bioethik nutzen?
- Das Verhältnis von Menschenwürde und Menschenrechten im Kantschen Sinne
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich Kants Pflichtethik auf die moderne Biomedizin anwenden lässt. Die Hauptzielsetzung besteht darin, die relevanten Aspekte von Kants Kritik der praktischen Vernunft zu analysieren und deren Relevanz für ethische Fragestellungen in der Biomedizin aufzuzeigen. Dabei werden die zentralen Begriffe der Kantschen Philosophie, wie Sittlichkeit, kategorischer Imperativ und die Unantastbarkeit der Menschenwürde, in den Fokus gerückt.
- Die Bedeutung der Kantschen Pflichtethik für die Biomedizin
- Die Anwendung des kategorischen Imperativs in bioethischen Fragen
- Die Rolle der Menschenwürde im Spannungsfeld von Forschung und medizinischer Praxis
- Die Herausforderungen der Biomedizin im Kontext der Kantschen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Grundidee der Arbeit dar und beleuchtet die Bedeutung von Kants Pflichtethik für die moderne Biomedizin. Im ersten Kapitel werden die zentralen Punkte der Kritik der reinen Vernunft (KrV) erläutert, um die Grundlage für die Analyse der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) zu legen. Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der KpV und beleuchtet die Begriffe Sittlichkeit, Moral, kategorischer Imperativ, Maximen, freier Wille und das Faktum der Vernunft. Im dritten Kapitel wird untersucht, inwieweit sich Kants Modell auf biomedizinische Fragestellungen wie die Embryonenforschung anwenden lässt. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick auf das Verhältnis von Menschenwürde und Menschenrechten im Sinne Kants gegeben.
Schlüsselwörter
Kants Pflichtethik, Kritik der praktischen Vernunft, Biomedizin, Menschenwürde, kategorischer Imperativ, Sittlichkeit, Moral, Embryonenforschung, Menschenrechte, transzendentale Ästhetik, Vernunft, Freiheit.
- Arbeit zitieren
- Agnes Thiel (Autor:in), 2010, Kants Pflichtethik und die moderne Biomedizin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202581