Einleitung
Thomas Manns Roman ‚Doktor Faustus′ aufmerksam zu lesen, heißt: Standpunkt beziehen. Wie bei der berühmten Kippfigur Wittgensteins hängt es von unserem Blickwinkel ab, was wir erkennen, den Hasen oder die Ente. Das heißt in diesem Fall: Unser Vorwissen und unseren Interessen bestimmen, welche Verweise, Motive und Sinnzusammenhänge wir hinter der fiktiven Biographie erkennen, die uns erzählt wird von einem Chronisten, der vorgibt, wenig kompetent zu sein. Man mag nun einwenden, dass eigentlich jeder Lesevorgang eine Projektion von bestimmter Perspektive aus ist. Das ist richtig; aber nicht jedes Werk macht die perspektivische Brechung zu seinem ureigenen Grundsatz. Im ‚Doktor Faustus′ ist dies der Fall. Denn Vielschichtigkeit ist Strukturprinzip in diesem Roman: Schon der Versuch, ihn einer Gattung zuzuordnen, bereitet Schwierigkeiten. Ist es ein Zeitroman, ein Deutschlandroman, ein Künstlerroman oder vielleicht eher ein Bildungsroman? Diese unerschöpfliche Frage wird hier nicht beantwortet; eingegrenzter Standpunkt dieser Arbeit soll vielmehr sein: Nietzsche. Es soll den zahlreichen Anspielungen auf Nietzsche nachgegangen werden. Worauf genau wird angespielt? In welcher Weise? Wo kommen die Anspielungen vor? Welche Funktion erfüllen sie? Es wird sich dabei im Laufe der Untersuchung zeigen, dass Nietzsche sowohl bio-graphisch wie auch philosophisch rezipiert wird. Sein Leben ist Vorbild für Figuren des Romans und sein perspektivisches Denken eng eingewoben in die ambivalente Struktur des Romans. Ist ‚Doktor Faustus′ also in erster Linie ein Nietzsche-Roman? Ja. So wie der Hase in erster Linie eine Ente ist.
Gliederung
0. Präambel
1. Einleitung
2. Nietzsche von der ersten Seite an
3.Biographische Anspielungen
3.1. Zeitblom
3.2. Leverkühn
4. Die Experimente des Jonathan Leverkühn
4.1. Vererbungsmotiv
4.2. Chladnische Figuren
4.3. Die Art der Anspielung
5. Die Bordell-Episode
5.1. Motivzusammenhang
5.2. Nietzsche-Bezug
5.3. Der archaische Stil
6. Das Teufelsgespräch
6.1. Wahn oder Wirklichkeit
6.2. Der Perspektivismus der Teufels
6.3. Ecce homo
7. Fazit
8. Bibliographie
0. Präambel
„Ich habe oft empfunden, dass Nietzsches Philosophie einem großen Dichter auf ganz ähnliche Weise zum Glücksfall und Glücksfund hätte werden können, wie die Schopenhauers dem Tristan-Schöpfer [..] Nietzsche hat seinen Künstler nicht, oder noch nicht, wie Schopenhauer, gefunden.“ (Thomas Mann, ‚Einkehr’, XII, S.84)
Thomas Mann an den Verleger Lichtenstein, München 7.12.1939: „[Bitte um] Überlassung eines Besprechungsexemplars von Podachs Gestalten um Nietzsche.“
Thomas Mann an Fritz Kaufmann, Pacific Palisades, 27.08.1944: „Mein gegenwärtiger Roman, der auch etwas wie ein Roman des deutschen Unglücks sein will, ist stark mit dem Thema beschäftigt. Es ist eine Musikergeschichte und eine Teufelsvertragslegende und heißt geradezu ‚Doktor Faustus’. Man könnte es wohl einen Nietzsche-Roman nennen.“
1. Einleitung
Thomas Manns Roman ‚Doktor Faustus’ aufmerksam zu lesen, heißt: Standpunkt beziehen. Wie bei der berühmten Kippfigur Wittgensteins hängt es von unserem Blickwinkel ab, was wir erkennen, den Hasen oder die Ente. Das heißt in diesem Fall: Unser Vorwissen und unseren Interessen bestimmen, welche Verweise, Motive und Sinnzusammenhänge wir hinter der fiktiven Biographie erkennen, die uns erzählt wird von einem Chronisten, der vorgibt, wenig kompetent zu sein.
Man mag nun einwenden, dass eigentlich jeder Lesevorgang eine Projektion von bestimmter Perspektive aus ist. Das ist richtig; aber nicht jedes Werk macht die perspektivische Brechung zu seinem ureigenen Grundsatz. Im ‚Doktor Faustus’ ist dies der Fall. Denn Vielschichtigkeit ist Strukturprinzip in diesem Roman: Schon der Versuch, ihn einer Gattung zuzuordnen, bereitet Schwierigkeiten. Ist es ein Zeitroman, ein Deutschlandroman, ein Künstlerroman oder vielleicht eher ein Bildungsroman?
Diese unerschöpfliche Frage wird hier nicht beantwortet; eingegrenzter Standpunkt dieser Arbeit soll vielmehr sein: Nietzsche. Es soll den zahlreichen Anspielungen auf Nietzsche nachgegangen werden. Worauf genau wird angespielt? In welcher Weise? Wo kommen die Anspielungen vor? Welche Funktion erfüllen sie?
Es wird sich dabei im Laufe der Untersuchung zeigen, dass Nietzsche sowohl bio-graphisch wie auch philosophisch rezipiert wird. Sein Leben ist Vorbild für Figuren des Romans und sein perspektivisches Denken eng eingewoben in die ambivalente Struktur des Romans. Ist ‚Doktor Faustus’ also in erster Linie ein Nietzsche-Roman?
Ja. So wie der Hase in erster Linie eine Ente ist.
2. Nietzsche von der ersten Seite an
Bereits auf der ersten Seite des ‚Doktor Faustus‘ findet sich Nietzsche. Für den belesenen Leser weist ein verdecktes Zitat in diese Richtung. Der Erzähler Serenus Zeitblom verwendet es beinahe beiläufig in Bezug auf seinen Freund, den Musiker Adrian Leverkühn, dem er nun eine Biographie zu schreiben gedenkt – zwei Jahre nach Leverkühns Tod. Oder, wie er schreibt „zwei Jahre nachdem er aus tiefer Nacht in die tiefste gegangen“.[1] Damit wird angespielt auf einen Vers aus einem Gedicht von Stefan George, der lautet: „ Und ging aus langer nacht zur längsten nacht“.[2] Das Gedicht trägt den Titel ‘Nietzsche’ und richtet sich explizit an diesen. Zeitblom und George beziehen sich in diesen jeweiligen Zeilen auf jeweils analoge Schicksale, den Weg vom geistigen Zusammenbruch über das Hindämmern im Wahnsinn bis zum Tod. Die Parallelität der Formulierungen stimmt also den Leser – so er den Verweis erkennt- auf die Parallelität der Biographien ein: Adrian Leverkühn wird zur Nietzsche-Figur.
Schauen wir noch einmal auf die Art des Verweises: Es ist ein abgewandeltes Zitat aus einem metaphorisch auf Nietzsches Schicksal verweisenden Gedicht. – Was können wir aus dieser Verschlüsselung folgern? Das Vermeiden des Offensichtlichen schafft Spielraum, die Zuordnung der fiktiven Biographie auf die Faktische vollzieht sich eben nicht eindeutig und vollständig, d. h.: Leverkühn ist zwar Nietzsche – aber nicht nur.[3]
Beziehungsweise wird, wie etwas genauere Lektüre erweist, auch umgekehrt ein Schuh draus: Nicht nur Leverkühn ist Nietzsche, vielmehr finden sich Allusionen auch außerhalb dieser Figur. Ein augenfälliges biographisches Faktum weist uns den Weg: Nietzsche durchlief den Bildungsweg der klassischen Philologie und unterrichtete als Professor in Basel auch am Gymnasium. Es ist nicht Leverkühn, der diesen Bildungsweg und die Lehrtätigkeit teilt, sondern dessen Biograph Serenus Zeitblom, gleichwohl dieser es nicht bis zum Professor bringt. Ein Blick auf Zeitblom scheint nötig.
3. Biographische Anspielungen
3.1. Zeitblom
Doktor Serenus Zeitblom ist ganz Kind seiner Zeit, durch und durch repräsentativ für das deutsche Bildungsbürgertum des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.[4] Seinem Selbstbild nach ist er eine „gesunde, human temperierte, auf das Harmonische und Vernünftige gerichtete Natur“.[5] Er identifiziert sich ganz mit seinem Gelehrten –und Schulmeisterdasein und sieht sich als „Nachfahre der deutschen Humanisten“.[6] Dabei weiß er seine humanistischen Ideale gut mit seiner katholischen Herkunft zu vereinen: „Zwischen diesen beiden Persönlichkeitselementen herrschte stets voller Einklang“.[7] Einem solchen Charakter, der nach Gesittung und Harmonie strebt, ist alles „Dämonische“, Irrationale, Zweideutige natürlich „entschieden wesensfremd“. Einzige Ausnahme hiervon dürfte seine Faszination für Adrian Leverkühn sein –wozu wir jedoch später kommen.
Wenden wir uns den biographischen Anspielungen zu. Diese beschränken sich nicht nur auf die Philologen-Ausbildung und die Lehrtätigkeit. So bekennt sich Zeitblom - in der Beschreibung seiner und Adrians Schulzeit- zu einer „Schwäche“ im Fach Mathematik, „die nur durch freudige Tüchtigkeit im Philologischen leidlich kompensiert wurde“.[8] Es lohnt sich, dem einen Satz über Nietzsches Schulzeit aus der großen Nietzsche- Biographie von Werner Ross gegenüberzustellen: „ sein Versagen in der Mathematik hätte ihn fast das Reifezeugnis gekostet“.[9] Auch hier erfolgte die Kompensation über die humanistischen Kernfächer. Eine bemerkenswerte, wenn auch nicht jedem erkennbare Übereinstimmung.
Vergleichbares findet sich, wenn Zeitblom über seinen Militärdienst bemerkt: „Trotz starker Myopie war ich zum Militärdienst für tauglich befunden worden und gedachte mein Dienstjahr jetzt einzuschalten; in Naumburg beim 3. Feld-Artillerie-Regiment wollte ich es absolvieren“.[10] Dem Leser, der mit Nietzsches Biographie vertraut ist,
dürfte hier auffallen, dass auch Nietzsche seinen Militärdienst in Naumburg absolvierte.[11] Und auch dieser kam trotz extremer Kurzsichtigkeit als tauglich durch die Musterung. Unversehens wird Serenus Zeitblom zu einer Figur, in deren bieder-bürgerlichen Lebenslauf sich auch biographische Elemente Nietzsches scheinbar gut einpassen.
Aber es bleibt nicht allein bei der Anspielung auf Biographisches: Vielmehr werden Zeitblom auch Ansichten in den Mund gelegt, die unmittelbar aus Nietzsches Philosophie stammen. So kommt Zeitblom bei der Schilderung von Leverkühns Theologie-Studium zu folgender Reflexion über die Reformation: „Und meinesgleichen mag sich wohl fragen, ob diese immer wiederkehrenden Lebensrettungen eines schon zu Grabe sich Neigenden unter dem kulturellen Gesichtspunkt eigentlich zu begrüßen, ob nicht die Reformatoren eher als rückfällige Typen und Sendlinge des Unglücks zu betrachten sind“.[12] Das Vorbild für diesen Gedanken dürfte wohl Nietzsches ‚Antichrist’ sein.[13] Und hier zeigt sich dann auch die entscheidende Differenz: Zeitblom klagt vom humanistischen Standpunkt aus über die Reformation, weil sie „unendliches Blutvergießen und die entsetzlichste Selbstzerfleischung“[14] verursacht habe; Nietzsche hingegen greift die Reformation an, weil sie christliche Werte wiederbelebt habe und damit die von ihm gepriesene Herren-Moral der Renaissance verdrängt wurde – wohlgemerkt eine Moral, in der Blutvergießen durchaus zum guten Ton gehört. Natürlich ist letzteres Motiv für Reformationskritik schlecht mit einer bürgerlich-humanistischen Auffassung vereinbar.
Daraus lässt sich schließen: Nur das an Nietzsches Biographie und Philosophie, was mit der bürgerlichen Konzeption der Figur Zeitblom vereinbar war, ist dort auch eingeflossen. Zeitblom trägt also die bürgerlichen Potenzen Nietzsches in sich. Nietzsche wurde geteilt und für die anderen Potenzen müssen wir den Blick auf den kontrastierenden Adrian Leverkühn richten.
3.2. Leverkühn
„Ich möchte seine Einsamkeit einem Abgrund vergleichen, in welchem Gefühle, die man ihm entgegenbrachte, lautlos und spurlos untergingen.“.[15] Das schreibt Zeitblom über seinen Freund Leverkühn und benennt damit ein wesentliches Moment in dessen Charakters: Kälte und Distanz gegenüber anderen Menschen, überhaupt gegenüber dem Leben im allgemeinen. Diese selbstgesuchte Einsamkeit, Askese und äußere Ereignisarmut paart sich mit dem Pendeln zwischen inneren Extremen, zwischen den fieberhaften Ausbrüchen künstlerischer Schaffenskraft und den darauf folgenden tiefen Abstürzen in seine Krankheit. Dabei ist Leverkühn ein hochreflektierter Zweifel eingegeben an der Möglichkeit künstlerischen Schaffens überhaupt. Es steht für ihn in Frage, ob das in sich geschlossene Werk, das über reines Spielen mit abgelebten Formen hinausgeht, noch sein kann; erst die teuflische Inspiration, bzw. luetische Infektion führt Leverkühn zum Kunstwerk, in dem Form und Ausdruck noch einmal verschmelzen.
Das es gerade die Musik ist, in der er exzelliert, ist kein Zufall. Von Leverkühn selbst wird sie als „Zweideutigkeit [..] als System“[16] verstanden; ihr Charakter vereint die Ebenen von kühler Rationalität und rauschhafter Intuition, ganz so wie es auch die inneren Extrempole Leverkühns sind.[17] Diese innere Ambiguität findet sich bis in kleinste Charakterisierungen, die Zeitblom über Leverkühn macht, wieder: „So sprach er. Es war eine Sprechweise, die in ihrer Mischung aus intellektueller Selbstkontrolle und leichter Fieberhaftigkeit auf mich unbeschreiblich rührend wirkte“.[18] Und dieses Zitat führt uns auch zur Eigentümlichkeit des Verhältnisses von Zeitblom zu Leverkühn; denn im Grunde müsste die extreme Künstlerpersönlichkeit dem braven Schulmeister entschieden „wesensfremd“ sein. Schließlich grenzt Zeitblom (in seinem geschraubten Deutsch) ja alles musikalische von dem ab, was er als seinen Beruf und seine Berufung empfindet: „Hier kann ich, wie so oft, nicht umhin, mich im Vorüber-gehen an dem inneren und fast geheimnisvollen Zusammenhang des altphilologischen Interesses mit einem lebendig-liebevollen Sinn für die Schönheit und Vernunftwürde des Menschen zu weiden, diesem Zusammenhang, der sich der schon darin kundgibt, [..] dass die seelische Zusammenordnung von sprachlicher und humaner Passion durch die Idee der Erziehung gekrönt wird[..] jene andere, vielleicht innigere, aber wundersam unartikulierte Sprache, diejenige der Töne [..] scheint mir nicht in die pädagogisch-humane Sphäre eingeschlossen[..] Vielmehr scheint sie mir [..] einer Geisterwelt anzugehören“.[19] Es handelt sich um eine Geisterwelt, die nicht mehr Zeitbloms menschlich gemäßigtem Vernunftideal entspricht, sondern unmenschlich kalte Rationalität und dämonische Intuition umfasst. Und dennoch bleibt Zeitblom der Musik wie auch Leverkühn in tiefer Faszination verbunden: „Daß ich ihr [der Musik] trotzdem von Herzen zugetan bin gehört zu jenen Widersprüchen, die [..] von der Menschennatur unabtrennbar sind.“.[20] Die human-bürgerliche Sphäre des Altsprachlers contra die Geisterwelt der Musik. Und hier schlägt sich wieder der Bogen hin zu Nietzsche. Denn in dessen Biographie findet sich neben der Altphilologie auch die im Knabenalter beginnende Liebe zur Musik.[21] Die Parallele zu Leverkühn ist schlagend: „denn es war tatsächlich um sein vierzehntes Jahr, zur Zeit beginnender Pubereszenz also [..], dass er auf eigene Hand begann, mit der Musik pianistisch zu experimentieren.“.[22]
[...]
[1] DF, S. 7
[2] George, Stefan: Sämtliche Werke in 18 Bänden, S. 12, Bd. VI/VII, Klett-Cotta, o. O.: 1986.
[3] Ein Zitat aus dem Roman des Romans „Die Entstehung des Doktor Faustus„ bietet uns eine weitere Deutung der Verschlüsselung an: „ Da ist die Verflechtung der Tragödie Leverkühns mit derjenigen Nietzsche’s, dessen Name wohlweislich im ganzen Buch nicht erscheinen darf, eben weil der euphorische Musiker an seine Stelle gesetzt ist, so dass es ihn nicht mehr geben darf.“ (S.34). Das abgewandelte Zitat ist ein Kompromiss zwischen Hinweisen und Verbergen; der Dichter folgt einer selbstgesetzten Regel. Dies scheint zunächst plausibel, erklärt aber bei genauerem Hinsehen nicht, warum auch außerhalb Leverkühns Nietzsche-Allusionen auftreten, wenn doch die Stellvertretung so vollständig ist. Man sollte eben bedenken, dass das Zitat aus dem Roman des Romans stammt und nicht aus einer freundlichen Interpretationshilfe von Seiten des Autors. Sich zu sehr darauf zu verlassen, hieße ein Loch im Eimer mit einem Loch zu stopfen.
[4] Dass er sich auch als Parodie dessen begreifen lässt, soll hier nur erwähnt, aber nicht weiter verfolgt werden.
[5] DF, S. 8.
[6] a. a. O.
[7] DF, S. 13.
8 DF, S.61.
[9] Ross, S. 49.
[10] DF, S. 183.
11 Ross, S. 178.
[12] DF, S. 121.
[13] Nietzsche, KSA 6, S.250-252.
[14] DF, S.121.
[15] DF, S. 11.
[16] DF, S. 63.
[17] Übrigens entspricht dies dem von Nietzsche erdachten Gegensatzmodell des berauschten Dionysischen und maßvollen Apollinischen; Nietzsches Musik-Philosophie ist Leverkühn gewissermaßen auf den Leib geschrieben; ebenso ließe sich aus Leverkühns Zweifeln an der Möglichkeit des geschlossenen Werks eine Verbindung zu Nietzsches ‚Der Fall Wagner’ ziehen. Diese musikphilosophischen Aspekte möchte ich jedoch ausklammern
[18] DF., S. 110.
[19] DF, S.14. Nebenbei gesagt: Was Zeitblom hier über die Humaniora formuliert, erinnert sehr an Manns eigene Aussagen im Aufsatz „Humaniora und Humanismus„ (Bd. X, S. 339-348). Und brächte uns damit zur Frage: Wie viel von Mann selbst ist in Zeitblom eingeflossen? Und welchen Status hat dann Leverkühn? Trägt er auch er Elemente von Manns Künstlertum ihn sich? Oder reflektiert Mann über Zeitblom sein eigenes Verhältnis zu Leverkühn/Nietzsche? Und schon wird aus dem Nebenzweig ein Stamm, der eigene Zweige trägt. Das aber wäre Stoff für eine andere Arbeit.
[20] a. a. O.
[21] Ross, S.33: „ Der Junge schlich an den nebligen Herbstabenden in die Domkirche, um die Proben zum „Requiem„ für das Totenfest zu hören, erschauerte beim „Dies irae„ schmolz beim „Benedictus„ dahin. Es war nicht nur kindlicher Nachahmungstrieb, wenn er vierzehnjährig [..] allen Ernstes Motteten schrieb, Choralmelodien und Fugen aufzeichnete, sich schließlich an eine „Missa„ für Soli, Chor und Orchester machte. Mit sechzehn hat er ein fünfstimmiges „Miserere„ entworfen; schließlich wurde ein Weihnachtsoratorium in Angriff genommen".
[22] DF, S. 44.
- Arbeit zitieren
- Axel Kannenberg (Autor:in), 2003, Nietzsche-Rezeption in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20263
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