Überzeugung als Basis für Resilienz

Eine explorative Studie am Beispiel von Veganern


Bachelor Thesis, 2012

87 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhalt

1. Einführung
1.1 Problemstellung / Relevanz
1.2 Zielsetzung
1.3 Abgrenzung: worum es nicht geht
1.4 Überblick über das Vorgehen

2. Theoretischer Teil
2.1 Begriff Resilienz
2.2 Theorien und Stand der Resilienzforschung
2.2.1 Das Resilienzmodell von Werner
2.2.2 Die 7 Säulen der Resilienz
2.2.3 Resilienztheorien nach Coutu (2002)
2.2.4 Resilienzfaktoren
2.2.4 Resilienzeffekte im organisationalen Zusammenhang
2.3 Messung von Resilienz
2.4 Trainierbarkeit von Resilienz
2.4.1 Die 7 Schlüssel der Resilienz
2.4.2 Coaching von Resilienz
2.5 Veganismus
2.5.1 Was ist Veganismus
2.5.2 Widerstände eines Veganers
2.6 Veganismus und Resilienz

3. Methode/Vorgehen der eigenen empirischen Untersuchung
3.1 Die Hypothese
3.1.1 Die statistische Hypothese
3.1.2 Festlegung des Signifikanzniveaus
3.2 Forschungsdesign
3.2.1 Die Stichprobe
3.2.2 Die Datenerhebung
3.2.3 Die Ressourcen
3.3 Operationalisierung
3.3.1 Operationalisierung von „Resilienz“
3.3.2 Operationalisierung von „Überzeugung an das System Veganismus“
3.3.2.1 Testplanung
3.3.2.2 Item-Formulierung
3.3.2.3 Aufgabentypen und Antwortformate
3.3.2.4 Definition des zu messenden Merkmals
3.3.2.5 Der Testfragebogen
3.3.2.6 Entfernte, veränderte, hinzugefügte Items
3.3.2.7 Abgrenzung zu krankhafter Überzeugung
3.4 Daten der Erhebung Dieses Kapitel beinhaltet die beschreibende und die analytische Statistik
3.4.1 Deskriptive Statistik
3.4.2 Inferenzstatistik
3.4.2.1 Die Normalverteilung des Veganfragebogens (V-25)
3.4.2.2 Die Zusammenhangsanalyse
3.4.2.3 Reliabilitätsanalyse des Vegantest (V-25)

4. Ergebnisse
4.1 Beschreibung der Stichprobe
4.2 Darstellung der Ergebnisse

5. Diskussion
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Methodenkritik
5.2.1 Objektivität, Realiabilität und Validität
5.2.2 Weitere kritische Betrachtungen
5.3 Bezug zur Theorie

6. Ausblick

7. Literaturverzeichnis

Anhang 1: Internetseiten für Probandenansprache

Anhang 2: Fragen der Resilienz-Skala RS-25 nach Schuhmacher et. al (2004)

Anhang 3: Fragen des Veganismus Vortest mit noch 30 Items

Anhang 4: Zusätzliche Befragung des Vortestes

Anhang 5: Fragen des endgültigen Fragebogens V-25

Anhang 6: Items für V-25 nach Kriterien

Anhang 7:Erstellung Deskriptive Statistik

Anhang 8: Ergebnisse Deskriptive Statistik

Anhang 9: Erstellung Histogramm Normalverteilung

Anhang 10: Erstellung der Produkt-Moment-Korrelation

Anhang 11: Erstellung der Reliabilitätsanalyse bei SPSS

Anhang 12: Ergebnisse der Reliabilitätsanalyse

Anhang 13: Datenerhebung RS-25

Anhang 14: Datenerhebung V-25

Anhang 15: Ergebnisse RS – 25/V – 25

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die7 Säulen der Resilienz

Abbildung 2: Überschneidung der Resilienztheorien nach Coutu (2002)

Abbildung 3: Die 7 Schlüssel der Resilienz

Abbildung 4: Graphik Alter

Abbildung 5: Normalverteilung Vegan-Fragebogen (V-25)

Abbildung 6: Zusammenhang zwischen Resilienz und Veganwert

Abbildung 7: Streudiagramm mit Anpassungslinie

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Deskriptive Statistik

Tabelle 2: Statistik in Bezug auf Alter

Tabelle 3: Schulbildung

Tabelle 4: Korrelation Resilienzwert/Veganwert

Tabelle 5: Ergebnis der Reliabilitätsanalyse in Cronbachs Alpha

1. Einführung

1.1 Problemstellung / Relevanz

Resilienz – vereinfacht gesagt psychische Widerstandskraft – wird zunehmend mehr als zentrale persönliche Kompetenz im Umgang mit psychischen Belastungen und Beanspruchungen diskutiert.

Angesichts der zunehmenden Zahl an psychischen Erkrankungen von Arbeitnehmern gewinnt Resilienz auch in der Forschung an Bedeutung.

Tatsächlich ist die Zahl der Langzeiterkrankungen laut der DAK-Gesundheitsreport 2011 gestiegen. Besonders der starke Anstieg von psychischen Erkrankungen fällt auf, da der Gesamtkrankenstand unverändert geblieben ist.[1]

Die Folgen von psychischen Erkrankungen sind nicht allein für das Individuum nachteilig, sondern bedeuten auch für Unternehmen einen hohen und vermeidbaren Kostenfaktor.

Auch Unternehmen sehen sich zunehmend einer dynamischen und turbulenten Umwelt konfrontiert, welche „immer massiveren Einfluss auf den Erfolg geschäftlicher Aktivitäten nimmt“[2]

Resilienz ist ein Konstrukt, von dem angenommen wird, dass es das Verhalten von Menschen beeinflusst.

Da in der heutigen Resilienzforschung davon ausgegangen wird, dass Resilienz erlernbar ist, sind die für Resilienz verantwortlichen Mechanismen im Rahmen des Resilienztrainings von Interesse.

Die These dieser Bachelor-Arbeit geht davon aus, dass starke Glaubenssätze „egal welcher Art“ ein Kernelement der Resilienz ausmachen.

Sollte diese innere Überzeugung sowohl ein Kernelement als auch erwerbbar sein, wäre dies eine interessante Erkenntnis im Rahmen des Resilienztrainings.

Zur Überprüfung dieser These soll eine explorative Studie am Beispiel von Veganern durchgeführt werden.

Die Annahme dabei ist, dass sich bei Veganern eine sehr starke Überzeugung durch ihre Ernährungs- und Konsumphilosophie darstellt und sie daher gemäß der These über eine starke Resilienz im Vergleich zum „Normalverbraucher“ aufweisen müssten.

Alltagsbeobachtungen lassen den ersten Schluss zu, dass die Merkmale, welche dem Konstrukt „Resilienz“ zugeordnet sind sich mit denen von Veganern decken.

Dies soll im Folgenden näher verdeutlicht werden.

Politisch, philosophisch, religiös oder spirituell motivierte Menschen scheinen mit Außenseiterpositionen, gefährlichen Situationen, Anfeindungen, Verlust, Gewaltandrohungen, Verzicht, Krankheiten u.Ä. besser zurechtzukommen, als Menschen, die kein inneres System, eine innere Formel oder ein Konstrukt haben, an das sie glauben, mit dem sie sich identifizieren und über das sie sich, die Welt und die Beziehung zwischen sich und der Welt erklären können.

Wie später noch beschrieben ist, sah Coutu (2002) in einem inneren Wertegerüst einen bedeutsamen Aspekt der Resilienz[3]

Vielleicht wäre es für die Resilienzforschung interessant einen neuen Blickwinkel anzulegen und von diesen Gruppen, mit einem solchen starken Wertegerüst, zu lernen.

Hier könnten Veganer eine herausragende Rolle spielen.

Im Gegensatz zu den Veganern sind andere Gruppen integriert oder haben ihren Mikrokosmos. Trotzdem der Veganer nur 0,1% der deutschen Gesellschaft ausmacht und somit konträr zu 99,9% der Gesellschaft lebt, vermissen die meisten Veganer eine Gemeinschaft und beklagen eine fehlende Gruppenzugehörigkeit.[4] Dies macht ihn zum Einzelkämpfer, der sich über Netzwerke mit anderen Veganern verständigt.

Widerstände sind extrem und gehen weit über Nahrungsbeschaffung und -zubereitung hinaus.

Die Gruppe der Veganer sind also in dreierlei Hinsicht interessant für meine Fragestellung:

- Sie setzen sich den Widrigkeiten und Widerständen freiwillig aus.
- Die Widerstände und Widrigkeiten von Veganern sind besonders umfangreich und intensiv.
- Ihnen gelingt mit Widrigkeiten und Widerständen erfolgreich umzugehen.

Diese 3 Merkmale grenzen sich von anderen Gruppen ab, welche unter Umständen auch interessant erscheinen würden.

Es sieht also so aus, als würde der Veganer aufgrund seiner Überzeugung eine höhere Resilienz ausbilden, als der Mischköstler. Allerdings hegen 20 Millionen Bundesbürger dieselbe Überzeugung. Auch sie sind gegen die Ausbeutung von Tieren für den Verzehr, die Unterhaltung, die Forschung oder andere Formen des Konsums. Einen veganen Lebensstil praktizieren allerdings nur 230 tausend Menschen. Eine einfache Überzeugung, im Sinne von Meinung, kann demnach also nicht ausreichen. Da kaum ein Mensch als Veganer geboren wird, muss diese Resilienz angeeignet oder trainiert sein. Da 93,5%[5] der Veganer aus ethischen Gründen vegan leben, scheint der Einfluss der Stärke und Intensität des Glaubens an das System Veganismus bei ihnen ein maßgeblicher Einflussfaktor auf ihre Resilienz zu sein. Wenn dies durch die Arbeit bestätigt würde, so gäbe das einen wichtigen Ansatzpunkt für die Trainierbarkeit und die Einflussnahme auf Resilienz von Personen.

Das innere Konzept, wird in der Forschung zu Resilienz erwähnt, jedoch nicht mit großer Bedeutung und ohne die Stärke des Glaubens daran in eine gesondert zu betrachten. In der Prävention und Trainierbarkeit findet sich kaum ein Hinweis auf die innere Stärke eines Glaubens. Sollte eine positive Korrelation zwischen der Intensität des Glaubens an ein inneres Modell (in diesem Fall der Veganismus) mit der Resilienz nachgewiesen werden können, könnte dieses einen neuen Blickwinkel für die Ausbildung von Resilienz bieten.

Auf die Frage, warum trotz aller Widrigkeiten und beschriebenen Schwierigkeiten, die befragten Veganer in einer qualitativen Studie (von Gruber, A. 2009) dennoch an ihrem veganen Lebensstil festhielten, erwähnten bemerkenswert viele eine innere verstandene „Formel“, ein „Modell“ oder ein „System“[6]

Der Grad des Glaubens an das System Veganismus lässt sich bei Veganern, in seiner Differenzierung, gut ermitteln, da es Grenzbereiche gibt, über die sich die Veganer auch untereinander nicht einigen können. Beispielsweise die Fütterung von veganem Tierfutter an carnivore (fleischfressende) Haustiere und das Halten von Haustieren an sich, der Gebrauch von Medikamenten, die an Tieren getestet wurden für sich und die eigene Familie oder das Essen von Honig. Es ist praktisch in unserer Gesellschaft nicht möglich zu 100% vegan zu leben und die Grenzen unterliegen auch einer gewissen Interpretation. So lässt sich der Grad des Glaubens an den Veganismus ermitteln.

1.2 Zielsetzung

Das Ziel ist, herauszufinden ob die Merkmale „Überzeugung an das System Veganismus“ und „Resilienz“ miteinander positiv korrelieren.

Obwohl es Forschungsarbeiten wie zum Beispiel zum Thema Resilienz im Alter[7] gibt, sind die meisten Arbeiten und Forschungen zur Resilienz auf Kinder und deren Entwicklung unter widrigen Umständen bezogen.

Dies hat seinen Ursprung darin, dass die Resilienzforschung sich aus der Entwicklungspsychologie und entwickelt hat.[8]

Auch das Modell der 7 Säulen der Resilienz ist nicht mehr ausschließlich auf Kinder bezogen.[9] So stammt die Resilienzforschung zwar aus der Entwicklungspsychologie, muss allerdings nicht ausschließlich auf sie angewandt werden.

Verhältnismäßig wenige Studien beschäftigen sich mit Resilienz auf organisationaler Ebene.[10] Durch den Druck auf Personal und Organisation auf der einen Seite und den Schwerpunkt der Resilienzforschung auf die Entwicklungspsychologie, entsteht ein Forschungsbedarf in Bezug auf andere soziale Gruppen sowie Forschungsfragen mit ökonomischem Hintergrund.

Einige Erkenntnisse aus der frühkindlichen Entwicklungsforschung können auf organisationalen Bereich angewandt werden.[11] Dies lässt schließen, dass auch von anderen sozialen Gruppen und aus anderen psychologischen Forschungsfeldern gelernt werden kann.

Ein weiteres, sekundäres Ziel ist es also auch einen Beitrag zur Forschung in dem Bereich Resilienz außerhalb der Entwicklungspsychologie, zu liefern.

1.3 Abgrenzung: worum es nicht geht

Es soll bei dieser Arbeit nicht um die ethisch getragene Diskussion gehen, ob Fleischkonsum ethisch/moralisch zu vertreten oder gesünder ist. Veganer bieten aus ausgeführten Gründen eine besonders geeignete Gruppe, um einen Blick auf den Einfluss von fester Überzeugung an ein System, auf Resilienz zu bekommen. Die Auswahl der Gruppe ist wertfrei.

1.4 Überblick über das Vorgehen

Im ersten Teil der Arbeit liegt der Schwerpunkt auf der Theorie aus den Bereichen Resilienzforschung und Veganismus. Begriffe werden definiert und abgegrenzt. Außerdem werden Theorien vorgestellt. Zusätzlich soll ein Überblick über die Geschichte und der heutige Stand der Resilienzforschung gegeben werden.

Anschließend werden die Methoden und das Vorgehen in dieser Arbeit aufgezeigt, mit denen die Zielsetzung verfolgt wird zu ermitteln, ob die Merkmale „Überzeugung an das System Veganismus“ und „Resilienz“ positiv miteinander korrelieren. Die Konstruktion des Fragebogens zur Erhebung des Merkmals „Überzeugung an das System Veganismus“ wird dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff „Überzeugung“ definiert und abgegrenzt.

Die Daten der Erhebung werden dann präsentiert:

Deskriptive- und Inferenzstatistik helfen bei der Darstellung, und Analyse der Daten.

Im Zuge der Deskriptivstatistik werden zentrale Tendenzen dargestellt.

Als Teile der Inferenzstatistik, wird sich mit der Normalverteilung des Vegan-Fragebogens V-25 als Voraussetzung für die Berechnung mit der Produkt-Moment-Korrelation auseinander gesetzt.

Die Korrelation wird mittels Produkt-Moment-Korrelation berechnet und die Signifikanz ermittelt. Anschließend erfolgt eine Reliabilitätsanalyse.

Die Ergebnisse werden folgend einer Diskussion ausgesetzt. Nun werden Methodenwahl und Interpretation, sowie Ergebnisse einer kritischen Betrachtung unterzogen.

Durch ein Fazit wird die Arbeit inhaltlich abgeschlossen.

Für die Struktur der Arbeit folgen anschließend Literaturverzeichnis und Anhänge.

2. Theoretischer Teil

In diesem Kapitel wird der theoretische Teil (Begriffe, Modelle und Theorien) bezüglich der Resilienz und des Veganismus dargestellt.

2.1 Begriff Resilienz

Der Begriff Resilienz leitet sich vom englischen Wort „resilience“ ab, was so viel bedeutet, wie „Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität“[12]

Dies erklärt die ursrpüngliche Verwendung des Begriffes Resilienz aus der Physik. Hier wurden mit Hilfe von „Resilienz“ Materialien beschrieben, die nach einer äußeren Einwirkung, wie zum Beispiel einer „Deformierung“, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.[13]

Mit dem Begriff Resilienz wird die „Fähigkeit eines Individuums beschrieben, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Stressfolgen umzugehen.“[14]

Also „die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“[15]

Mit dieser Definition von Corinna Wustmann werden sowohl externale, wie auch internale Kriterien mit einbezogen. Diese Definition gilt als anerkannt im deutschsprachigen Raum.[16]

Für Leppert et al. (2004) lässt sich Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit“ übersetzen und beschreibt das Phänomen, dass einige Menschen trotz widriger Lebensbedingungen und Belastungen nicht krank werden, während andere Menschen unter vergleichbaren Bedingungen anfällig für Krankheiten und Störungen sind. Hier bezieht Resilienz sich auf eine flexible Widerstandsfähigkeit, die situationsgemäß auftritt.[17]

Es handelt sich bei der Resilienz um eine variable Größe. Das heißt, Resilienz kann nach Lebensphase oder Lebensbereich variieren.[18]

In meiner Arbeit soll Resilienz als psychische Widerstandsfähigkeit, die den Menschen befähigt sich mit Hilfe von verschiedenen Eigenschaften, trotz äußeren Widrigkeiten und Widerständen z.B. durch Kreativität, problemlösungsorientiertes Denken und Handeln und Kommunikation mit der Umwelt, positiv zu entwickeln, verstanden werden. Das Individuum findet auch nach Erschütterung stets in den gesunden und ursprünglichen Ruhezustand zurück.

Hierbei ist die Interaktion mit der Umwelt deshalb von Bedeutung, weil Resilienz nicht als Ignorieren der Krisen verstanden werden soll. Resilienz zeigt sich in der Kommunikation mit anderen Personen und dem weiteren Nutzen der Umwelt zur Problemlösung.

Der erfolgreiche Umgang mit Krisen und Widerständen ist für meine Arbeit von Bedeutung.

Resilienz ist hier auf Menschen allen Alters bezogen, da wie in der Arbeit „Resilienz im Alter“[19] erwähnt der Mensch ein sich ständig weiterentwickelnder Organismus ist. Resilienz ist hier also eine psychische Widerstandsfähigkeit, die sich auf die stätige Entwicklung u.a. positiv auswirkt.

2.2 Theorien und Stand der Resilienzforschung

Die Resilienzforschung entwickelte sich aus der Entwicklungspsychologie, welche sich in den 1970 er Jahren vermehrt mit der Entwicklung von Kindern aus schwierigen Verhältnissen beschäftigte.[20]

Die berühmte Kauai-Längsschnitt-Studie (Kauai ist eine Insel von Hawai) wird zur Pionierarbeit auf dem Gebiet der Resilienzforschung. Die Amerikanerin Emmy Werner begleitete über Jahrzehnte Kinder aus dem Jahrgang 1955. Ihr Schwerpunkt waren Kinder aus schwierigen Verhältnissen und ihre unterschiedlichen Entwicklungen. Diese Studie gilt als die erste Studie zur Resilienz.[21]

Wenn auch ursprünglich davon ausgegangen wurde, dass Resilienz eine angeborene Eigenschaft ist, gilt heute als bewiesen, dass Resilienz nicht angeboren ist, sondern entwickelt werden kann.[22]

2.2.1 Das Resilienzmodell von Werner

Nach dem Verständnis von Werner, E. handelt es sich bei dem Verhältnis zwischen Umwelt und Individuum um ein „Wendeltreppenmodell“. Die individuelle Ausrichtung führt zur Wahl der günstigen Umwelt für das Individuum, die sowohl schützend wirkt, Fähigkeiten fördert und sich positiv auf das Selbstbewusstsein auswirkt.[23]

2.2.2 Die 7 Säulen der Resilienz

Das Modell der 7 Säulen der Resilienz haben Karen Reivich und Andrew Shatté. Hier zeigen sie auf, über welche Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen sollten um Veränderungen besser bewältigen zu können.[24]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die 7 Säulen der Resilienz

Quelle: Eigene Darstellung

1. Säule: Optimismus

Der Blick ist mit dem Glaube in die langfristige Zukunft gerichtet, dass eher positive als negative Ereignisse eintreffen werden und sich Gegebenheiten zum besseren Wenden bzw. so gut bleiben, wie sie sind.

2. Säule: Akzeptanz

Hier ist die Fähigkeit gemeint, negativen Ereignissen ins Auge blicken zu können und sie als gegeben hinzunehmen. Erst dann wird das Individuum handlungsfähig.

3. Säule: Lösungsorientierung

Der Ausblick wird gerichtet auf mögliche Lösungen und Ziele.

4. Säule: Opferrolle verlassen

Resiliente Menschen sind in der Lage sich aus der Lähmung, die das Geschehene verursachen kann, schnell wieder zu lösen und aktiv zu werden.

5. Säule: Verantwortung übernehmen

Resiliente Menschen haben die Reife und die Bereitschaft die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ohne sich zum Sündenbock machen zu lassen.

6. Säule: Netzwerkorientierung

Resiliente Menschen verfügen nicht nur über ein stabiles und soziales Netzwerk, sie wissen auch an wen sie sich wenden können.

7. Säule: Zukunftsplanung

Hier geht es um die „solide und umsichtige Zukunftsplanung“[25]

Neben den Eigenschaften und Fähigkeiten einer resilienten Person, zeigen die 7 Säulen der Resilienz auch die positiven Effekte von Resilienz auf.[26]

2.2.3 Resilienztheorien nach Coutu (2002)

Nach Coutu (2002) überlappen sich die Theorien zur Resilienz in 3 Charakteristiken welche sich sowohl für als auch für Organisationen gelten können:

(1) Eine zuverlässige Akzeptanz der Realität
(2) Ein tiefer Glaube – gestützt auf starke Werte – dass das Leben von Bedeutung ist
(3) Eine unglaubliche Fähigkeit zu improvisieren[27]

Laut Leypold, H. sollte Resilienz in Bezug auf Unternehmen und ihr Personal präventiv angewandt werden und keinesfalls „Reparaturcharakter aufweisen“.[28]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Überschneidung der Resilienztheorien nach Coutu (2002)

Quelle: Eigene Darstellung

2.2.4 Resilienzfaktoren

Als Resilienzfaktoren werden Eigenschaften verstanden, die eine Person in der Interaktion mit der Umwelt sowie durch die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben erwirbt. Diese Faktoren haben bei der Bewältigung von schwierigen Lebensumständen eine besondere Rolle.[29]

Die 6 Resilienzfaktoren

Selbstwahrnehmung, Selbststeuerung /-regulation, Selbstwirkung, soziale Kompetenz, Umgang mit Stress, Problemlösung

Selbstwahrnehmung

ganzheitliche und adäquate Wahrnehmung von sich selbst. Auch ist hier wichtig sich selbst und andere reflektieren zu können.

Sich selbst und seine eigenen Gefühle und Gedanken zu kennen und sie mit anderen in Bezug zu bringen ist ein Resilienzfaktor.[30]

Selbststeuerung /-regulation

Hier steht die Regulation und Steuerung, also die Kontrolle der eigenen Gefühle und Reaktionen im Vordergrund. Auch das Finden und Ausbilden von Strategien zur Eigenkontrolle spielen hier eine Rolle.[31]

Selbstwirkung

„Vertrauen in die eignen Fähigkeiten und verfügbaren Mittel und die Überzeugung, ein bestimmtes Ziel auch durch Überwindung von Hindernissen erreichen zu können.“[32]

soziale Kompetenz

„Die Verfügbarkeit und angemessene Anwendung von Verhaltensweisen zur Auseinandersetzung mit konkreten Lebenssituationen, die für das Individuum und / oder seine Umwelt relevant sind“ (Sommer 1977, 75)[33]

Umgang mit Stress

Stress wird nach Lazarus / Launier 1981 als der Zustand definiert, in dem äußere und/oder innere Anforderungen die Anpassungsfähigkeit einer Person beanspruchen oder übersteigen. Eine Disharmonie durch Überforderung durch Anforderung an die Anpassungsfähigkeit bedeutet also Stress. Diese kann durch Entwicklungsaufgaben, kritische Lebensereignisse und alltägliche Belastungen gekennzeichnet sein.[34]

Der Umgang mit Stress kennzeichnet also Resilienz. Die Bewältigung der Stresssituation hängt mit der Bewertung des Ausgangs zusammen. Es gilt einzuschätzen, ob die Situationen zu bewältigen sind, ob Hilfe von Außen benötigt wird und wie.[35]

Obwohl der Veganer ein Einzelkämpfer ohne Integration in eine Gemeinschaft ist, vernetzt er sich um Tipps und Tricks auszutauschen. Rezepte, Produktinformationen und Verweise auf Händler werden ausgetauscht. Auch der Umgang mit alltäglichen Widrigkeiten wird in veganen Foren zum Thema gemacht.

Bewältigungsstrategien muss der Veganer ständig kreativ leisten.

Problemlösung

Problemlösung wird von Leutner et al. wie folgend definiert:

„die Fähigkeit, fachlich nicht eindeutig zuzuordnende Sachverhalte gedanklich zu durchdringen und zu verstehen, um dann unter Rückgriff auf vorhandenes Wissen Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, zu bewerten und erfolgreich umzusetzen.“[36]

Diese Problemlösungskompetenz wird nach Laux in die Teilkompetenzen Entdeckungskompetenz, Zielfindungskompetenz, Planungskompetenz, Entscheidungskompetenz und Handlungskompetenz unterteilt.[37]

Problemlösung wird als kognitiver Prozess gesehen. Durch die Lösung von Problemen lernt die Person also auch das Problemlösen. Hierbei geht es darum, verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, Strategien zu kennen und realistische Ziele zu setzen.[38]

2.2.4 Resilienzeffekte im organisationalen Zusammenhang

Schon die etymologische Betrachtung des Begriffes „Resilienz“ erklärt, warum die Resilienzforschung in Anbetracht der dargestellten Marktsituation, auch im organisationalen Kontext an Interesse gewinnt und an Bedeutung zugenommen hat, trotzdem die Resilienzforschung in der Entwicklungspsychologie ihren Ursprung hat.[39]

S. Moritz (2011) hat mögliche Merkmale von resilienten Organisationen in einer zusammenfassenden Tabelle mit Unterpunkten dargestellt.

Die zentralen Merkmale sind hier die Krisenfestigkeit der Organisation, die Behändigkeit der Organisation, die resilienten Mitarbeiter/Innen und die verbesserte organisationale Gesundheit.[40]

Diese Zusammenfassung beinhaltet die resilienten Mitarbeiter/Innen, stellt diese/n jedoch nicht in den Fokus und verhindert so, eine einseitige instrumentalistische Herangehensweise an Resilienz. Die instrumentalistische Resilienzforschung birgt die Gefahr Resilienz als Anspruch an den Mitarbeiter im Sinne eines Anforderungsprofils zu stellen und so nicht nur die externalen Bedingungen zu vernachlässigen, sondern ferner ein inhumanes Klima sowohl wissenschaftlich als auch operationalisiert in der Marktwirtschaft, zu schaffen.[41]

[...]


[1] Vgl.: Kordt, M.: DAK-Gesundheitreport 2012, Berlin, IGES Institut GmbH, DAK, 2012, S. 143

[2] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S., S.7

[3] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S. 80

[4] Vgl.: Grube, A.: 3. Auflage, Ibidem –Verlag, Stuttgart, 2009, S. 97

[5] Vgl.: Grube, A.: 3. Auflage, Ibidem –Verlag, Stuttgart, 2009, S. 121

[6] Vgl.: Grube, A.: 3. Auflage, Ibidem –Verlag, Stuttgart, 2009, S. 100ff

[7] Vgl. Widenhorn, F.: Studienarbeit, München, GRIN Verlag, 2009

[8] Vgl.: Kapferer, E., Oberholzer, K., Sedmak, C.: LIT Verlag, 2011, S. 108

[9] Vgl.: Kapferer, E., Oberholzer, K., Sedmak, C.: LIT Verlag, 2011, S. 108

[10] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S., S.80

[11] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S., S.80

[12] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 9

[13] Vgl.: Widenhorn, F.: Studienarbeit, 1. Auflage 2009, GRIN Verlag, Norderstedt, S. 2

[14] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 9

[15] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 10

[16] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 10

[17] Vgl.: Brähler, E., Gunzelmann, T., Leppert, K., Schumacher, J., Strauß, B., Jena, Klinikum der Friedrich Schiller Universität, Z.f. klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 2004, S. 03

[18] Vgl.: .: Brähler, E., Gunzelmann, T., Leppert, K., Schumacher, J., Strauß, B., Jena, Klinikum der Friedrich Schiller Universität, Z.f. klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 2004, S. 03

[19] Vgl.: Widehorn, F.: 1. Auflage, Studienarbeit, GRIN Verlag, Norderstedt, 2009, S. 03

[20] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 13

[21] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 13ff

[22] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S., S.75

[23] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2001, S. 70

[24] Vgl.: Leypold, H.: 1. Auflage, Logos Verlag Berlin, Berlin, 2009, S. 24

[25] Vgl.: Leypold, H.: 1. Auflage, Logos Verlag Berlin, Berlin, 2009, S.25ff

[26] Vgl.: Kapferer, E., Oberholzer, K., Sedmark, C., 1. Auflage, LIT Verlag, 2011, S. 109ff

[27] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S. 80

[28] Vgl.: Leypold, H.: 1. Auflage, Logos Verlag Berlin, Berlin, 2009, S.35

[29] Vgl.: UTB Profile S. 40 oder guck mal bei Wustmann…

[30] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 45

[31] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 45ff

[32] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 46ff

[33] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 49

[34] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 51

[35] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 52

[36] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 53

[37] Vgl.:. Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 53

[38] Vgl.: Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: 2. Auflage, UTB Verlag, München Basel, 2011, S. 54 ff

[39] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2011, S., S.81

[40] Vgl.: Moritz, S.: 1. Auflage, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2001, S. 93 ff

[41] Vgl.: Kapferer, E., Oberholzer, K., Sedmark, C., 1. Auflage, LIT Verlag, 2011, S.111ff

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Details

Title
Überzeugung als Basis für Resilienz
Subtitle
Eine explorative Studie am Beispiel von Veganern
College
University of Applied Sciences Riedlingen
Grade
1,3
Author
Year
2012
Pages
87
Catalog Number
V202957
ISBN (eBook)
9783656295891
ISBN (Book)
9783656296072
File size
2198 KB
Language
German
Keywords
Resilienz, Glaube, Korrelation, Überzeugung, Veganismus
Quote paper
Sabrina Winchester (Author), 2012, Überzeugung als Basis für Resilienz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202957

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