Die Mensch-Umwelt-Beziehung im Zeitalter der Erlebnisökonomie

Wie kognitive Psychologie, Architekturpsychologie, strategische Dramaturgie und Erlebnis-Raum-Design unsere Welt verändern


Master's Thesis, 2012

140 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Psychologische Grundlagen
1.1 Die Kognitive Psychologie
1.1.1 Entwicklung der Kognitiven Psychologie
1.1.2 Der Aufbau des Gehirns
1.1.3 Die Filtertheorie
1.1.4 Verbale und visuelle Vorstellungen
1.1.5 Kognitive Landkarten
1.1.6 Propositionale und semantische Netzwerke
1.1.7 Elaborative Verarbeitung
1.2 Die Feldtheorie
1.3 Behavior-Setting-Konzept
1.4 Drei-Ebenen-Konzept

2 Architekturpsychologie
2.1 Natur in gebauter Umwelt
2.2 Ortsidentität und Ortsbindung
2.2.1 Ortsbezogenheit, Ortsbindung und Heimatbindung
2.2.2 Ortsidentität und Soziale Identität
2.2.3 Person-environment fit
2.3 Territorien und Privatheit
2.3.1 Persönlicher Raum
2.3.2 Privatsphäre
2.4 Aneignung von Raum
2.4.1 Der orientierte Raum und der gestimmte Raum
2.4.2 Erkundung und Aneignung
2.4.3 Zwischenräume

3 Raumkognition
3.1 Strategie und Informationsverarbeitung
3.1.1 Räumliche Fähigkeit
3.1.2 Place Learning
3.2 Kognitive Karten
3.2.1 Vorgang der Wegsuche
3.2.2 Kognitives Kartieren
3.2.3 Räumliche Umwelt verstehen und lesen
3.3 Kommunikation und Raumorientierung
3.4 Geschlechterunterschied

4 Raumsymbolik
4.1 Dimensionen und Erstellung von Symbolen
4.2 Denotation und Konnotation
4.3 Symbole in Kultur und Gesellschaft
4.3.1 Mythen und sakrale Architektur

5 Strategische Dramaturgie
5.1 Brain Scripts
5.2 Inferential Beliefs
5.3 Cognitive Maps
5.4 Time Line
5.5 Antizipation
5.6 Sentence Frames
5.7 Media Literacy
5.8 Dramturgie
5.8.1 Der verbotene Ort
5.8.2 Der dramaturgische Event
5.8.3 Placement
5.8.4 Leadership-Design
5.8.5 Image-Verschiebung
5.8.6 Spuren der Vergangenheit
5.8.7 Das Prinzip des “Ride”
5.8.8 Red Herring
5.8.9 Der Spannungsbogen
5.8.10 Blickwinkel
5.8.11 Alles an seinem Platz
5.8.12 Stationen einer Reise
5.8.13 Die gute Adresse
5.8.14 Territorium
5.8.15 Thematisierung
5.8.16 Frames
5.8.17 Ensemble
5.8.18 Who am I
5.8.19 Das Gleichnis
5.8.20 Der Vergleich
5.8.21 Denkmodelle
5.8.22 Seeing is Believing
5.8.23 Klassifizieren
5.8.24 Der Ratschlag
5.9 Systeme
5.10 Exkurs implizites Marketing

6 Theorie des Erlebnis-Raum-Design
6.1 Die Erlebnisökonomie
6.2 Was ist Raum?
6.3 Archetypen und Storytelling
6.4 Wandern im (designten) Erlebnisraum
6.4.1 Theming
6.4.2 Erlebnisdramaturgie
6.4.3 Inszenierung
6.4.4 Regionale Verankerung
6.5 Exkurs Wertemarketing
6.5.1 Das Zeitalter der Mitwirkung
6.5.2 Das Zeitalter des Globalisierungsparadox
6.5.3 Das Zeitalter der Kreativgesellschaft
6.5.4 Das 3i-Modell

7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
7.1 Systeme und Interaktionen
7.2 Identität, Territorien und Marken
7.3 Marke, Erlebnis und Storytelling

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Erklärung

Ich versichere,

-dass ich die vorliegende Arbeit selbststandig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe,
-dass ich diese Arbeit bisher weder im In- noch im Ausland einer/m Beurteiler/in zur Begutachtung in irgendeiner Form als Prufungsarbeit vorgelegt habe,
-dass diese Arbeit mit der von dem/der Gutachter/in beurteilten Arbeit ubereinstimmt.

Datum Unterschrift

Einleitung

Als in den 1950er Jahren einige Pioniere in der Psychologie mit der behavioristischen Tradition brachen, wurde der später als “kognitive Wende” bekannte revolutionäre Umbruch im Verständnis um den Menschen und seiner Interaktion mit der Umwelt eingeleitet. Seit dieser Zeit haben die Auswirkungen der Forschung in derKognitiven Psychologiemaßgeblich auch viele andere Forschungszweige beeinflusst.

Im Besonderen gilt dies für die Sozialwissenschaften, sind doch die Mechanismen, die der Steuerung des menschlichen Denkens zugrunde liegen, unersetzlich für das Verständnis der Verhaltensweisen des Menschen. (vgl. J. Anderson, Funke & Plata, 2007, S. 3)

Aber auch andere Disziplinen wie dieArchichtekturpsychologieliefern heute, aufgrund von Erkenntnissen der Kognitiven Psychologie, wertvolle Beiträge für Architekten, Raum- und Stadtplaner - also für unser aller Zusammenle- ben.

MIKUNDA zeigt mit seinerStrategischen Dramaturgie, wie im Marketing ko- gnitive Mechanismen wirksam werden, wie dramaturgische Geschichten, ohne uns bewusst zu sein, zur “einfachen” Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt beitragen. Diese unbewussten, oder impliziten Mechanis- men, bilden auch den Kern der Arbeit SCHEIER’s. Er betont die Bedeutung von Kontrastbildung und Referenzrahmen im Markenmanagement. Der Be- griff desStorytellinggewinnt ebenfalls mehr und mehr an Bedeutung. Vieles deutet darauf hin, dass “gute Geschichtenerzähler” im Leben erfolgreicher - da in der Kommunikation effizienter - sind, als Menschen die ihre Anliegen und Bedürfnisse weniger bildhaft ausdrücken. So spielen Symbole und Bilder generell eine enorme Rolle in der Art und Weise, wie wir unsere Welt wahr- nehmen. Auch davon wird in dieser Arbeit noch die Rede sein.

In der Berater-Praxis lassen sich ebenfalls Beispiele finden, die im Anspruch ganzheitlicher Problemlösungen auf die Komplexität der Beziehung zwischen dem Mensch und seiner Umwelt stoßen.Sieghard Preissei an dieser Stelle stellvertretend genannt. Als Spezialist im Bereich des “Erlebnis Wandern” zeigt er, wie Natur, gebaute Umwelt und Symbole, sowie Markenkern und Leitprodukte mit einander eine “Geschichte” erzählen können (müssen), um ein einfaches (unbewusstes) Verständnis beim Wanderer hervorzurufen.

Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht also dieMensch-Umwelt-Beziehung. Diese soll anhand aktueller Erkenntnisse aus diversen Disziplinen in einen möglichst breiten Kontext gesetzt werden. Mechanismen, wie sie z.B. PREIS in der beruflichen Praxis erkannt hat, werden so umfassend erklärt und dem Leser Schritt für Schritt zugänglich gemacht.

In den ersten Kapiteln werden dazu die psychologischen Grundlagen be- schrieben. Die Entstehung der Kognitiven Psychologie, sowie Konzepte, die prägend für das Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehung waren (Feld-theorie, Behavior-Setting-Konzept und Drei-Ebenen-Konzept), werden vor- gestellt. Aufbauend auf dieses Wissen wird auf die Architekturpsycholo- gie eingegangen. Dazu werden auch Studien betreffend der Interaktion im öffentlichen Raum, der kognitiven Wahrnehmung und der Leistungsfähigkeit in gebauter Umwelt eingebracht.

Anhand der Arbeiten von u.a. LYNCH werden in Kapitel 3 die Mechanismen des räumlichen Verhaltens und derKognitiven Kartenvorgestellt. MIKUN- DA entwickelte diese Erkenntnisse weiter und zeigt wie Dramaturgie und kognitive Leistungen auch im Marketing zur “Orientierung” beitragen. Die Kapitel Architekturpsychologie und Raumsymbolik sollen auch ein ein- führendes Verständnis dafür geben, dass eine der größten Herausforderungen im 21. Jahrhundert ist, Natur mit gebauter Umwelt sinnvoll zu verbinden. Ein großer Trend unserer Zeit ist nämlich die Suche und Rückkehr zur Natur und seinen eigenen Wurzeln. Dieser entstand möglicher Weise als Gegenbewe- gung zur immer komplexer werdenden künstlichen Welt, die immer schwieri- ger zu begreifen wird und uns manchmal an Intensität und Geschwindigkeit zu überfordern droht (siehe burn-out).

Dies führt die vorliegende Arbeit zu Begriffen wieOrtsidentität und Orts-bindung. Identität als Anker im räumlichen und persönlichen Kontext. Hier lassen sich aber auch Parallelen zur Ankerfunktion von Marken erkennen. Es wird deutlich dass ebenfalls im Marketing viele der vorgestellten Mechanis- men eine zentrale Rolle spielen. In modernen Markenwelten, wie etwa diverser Brandlands, lassen sich Inszenierungen finden, die auf Erkenntnissen aus der Raumkognition und der Architekturpschologie fußen. Auch dramaturgische Elemente und Archetypische Muster werden gekonnt eingesetzt.

Die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt scheint sich also im Wandel zu befinden, da unsere Gesellschaft sich zunehmend von einer Dienstleistungs- zu einerErlebnisgesellschaft, bzw. die Wirtschaft sich zu einerErlebnis-ökonomie, hin entwickelt. “Das Zeitalter der Unwiderstehlichkeit” (Mikunda) ist angebrochen.

Erwartungsvoll pressen sie die Einkaufstaschen von Bloomingdale’s und Macy’s fest an sich und stürzen sich vergnügt kreischend den künstlichen Wasserfall hinab, hier im größten Einkaufszentrum der USA, der Mall of America in Minneapolis - Spannungslösung an einem Ort, an dem dieselben Käufer doch eben erst Gold gefunden haben. Hollywood hat dafür Tausende Geschichten in ihre Köpfe versenkt. Da sind die Storys von den Pioniertagen Amerikas, vom Aufbruch in ein gelobtes Land, Go West, Entbehrungen, Schuften am Klondike, Gold schürfen - und dann der Augenblick des unerwarteten Glücks. Und dieser Augenblick wird wahr im Camp Snoopy, dem Vergnügungspark der Mall.

(Mikunda, 2011, S. 13)

So ist dieTheorie des Erlebnis-Raum-Design, angestoßen von der Arbeit Preis’s, letztes Thema dieser Arbeit. Erlebnis-Raum-Design ist ein Ansatz die Mensch-Umwelt-Beziehung, Raumkognition, Symbole und Dramaturgie als Informationsquelle, sowie Identität und Inszenierung in einen Kontext zu bringen und dabei den Mensch und seine (evolutionär gewachsenen) Bedürf- nisse und Handlungsmuster in den Mittelpunkt zu stellen. Dies scheint eine notwendige Entwicklung als Reaktion auf die Erlebnisgesellschaft zu sein. Er- gebnisse in der Anwendung des Erlebnis-Raum-Design sollen demnach ent- spannte Erlebnisse mit hoher Orientierungs- und Serviceleistung, unter opti- malem Einbezug von natürlichem und künstlichem Raum sein.

Abschließend versucht der Autor eigene Thesen aus den Erkenntnissen der vorliegenden Arbeit abzuleiten. Gerade der Aspekt des territorialen Verhaltens soll dabei in einen modernen Marketingkontext gesetzt werden.

Kapitel 1

1. Psychologische Grundlagen

1.1 Die Kognitive Psychologie

Oft wird davon gesprochen, dass die Intelligenz dafür verantwortlich ist, dass der Mensch sich von den Tieren unterscheidet. Dies entspricht auch der wis- senschaftlichen Auffassung seit vielen Jahren. Dass diese Intelligenz und un- ser Geist aber in Zusammenhang mit unserem Gehirn stehen, war nicht im- mer bekannt. Der griechische Philosoph Aristoteles ging z.B. davon aus, dass das Gehirn lediglich der Kühlung des Blutes dient, der menschliche Geist aber seinen Sitz im Herz hat. (vgl. J. Anderson et al., 2007, S. 1)

Die Kognitive Psychologie ist die Wissenschaft, die untersucht, wie der Geist und die Psyche organisiert sind und intelligentes Denken hervorbringen und wie die Prozesse des Denkens im Gehirn sichtbar werden.

(J. Anderson et al., 2007, S. 1)

Dieses Wissen über die Steuerungsprozesse des menschlichen Denkens bildet auch Grundlagen für das Verständnis des Verhaltens des Menschen, welches wiederum fundamental für andere Wissenschaften ist. Es wird klar, dass die Kognitive Psychologie enormen Einfluss auf viele Wissenschaften ausübt und in weiterer Folge auch ein Anstoß für interdisziplinäre Forschung war und ist.

So stellt auch das Verfassen dieser Arbeit eine kognitive Leistung dar, und unter diesem Gesichtspunkt wird deutlich, dass die Erkenntnisse der Kognitiven Psychologie und ihre Leistungen im Verstehen der Komplexität des Menschen, sowie der Beziehung zwischen dem Mensch und seiner Umwelt für uns alle allgegenwärtig sind.

1.1.1 Entwicklung der Kognitiven Psychologie

Wie vieles, lässt sich auch die Kognitive Psychologie bis ins antike Grie- chenland zurückverfolgen. So waren schon damals Spekulationen über das Denken und das Gedächtnis, Inhalt in philosophischen Diskussionen. Daraus entstand eine Debatte um zwei grundlegende Konzepte im Bezug auf Kogniti- on, die bis ins 19. Jahrhundert andauerte. Auf der einen Seite standen dabei die Anhänger desEmpirismus, auf der anderen Seite jene desNativismus. Die Empiristen waren der Ansicht, dass Wissen ausschließlich aus Erfahrung stammt, die Nativisten, dass Kinder schon mit angeborenem Wissen auf die Welt kommen. Bekannte Köpfe wie Berkeley, Locke, Hume oder Mill (auf der Seite des Empirismus), sowie Descartes und Kant (Anhänger des Nativismus) trieben diese Diskussion auch immer wieder in psychologische Spekulationen. Während dieser langen Zeit wurden in empirischen Naturwissenschaften wie Astronomie, Physik, Chemie oder Biologie entscheidende Entdeckungen für der Verlauf der Geschichte gemacht. Niemand aber nutzte naturwissenschaft- liche Methoden zur Untersuchung des menschlichen Denkens. Es soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass viele Experimente der Kognitiven Psycholo- gie schon im alten Griechenland hätten durchgeführt werden können - warum dies nicht der Fall war ist unklar. (vgl. J. Anderson et al., 2007, S. 6f)

In Deutschland entwickelte sich am Ende des 19. Jahrhunderts dieIntrospek-tion. Zu dieser Zeit gründete Wilhelm Wundt das erste psychologische Labor in Leipzig - Wundt betrieb Kognitive Psychologie. In der Introspektion be- richteten, von ihm trainierte Beobachter, unter kontrollierten Bedingungen, ihre Bewusstseinsinhalte. Wundt war überzeugt, dass der Mensch sich und seinen Geist so unter Selbstbeobachtung stellen kann. In den USA (hier fand die Introspektion nie große Bedeutung) entwickelte sich rund um 1920 ein völlig anderer Ansatz. John Watson und andere amerikanische Psychologen forderten den Verzicht auf jegliche Theorien geistiger Vorgänge. ImBeha-viorismussollte sich die Psychologie ausschließlich mit dem beobachtbaren Verhalten des Menschen beschäftigen und auf die Analyse der zugrundelie- genden geistigen Vorgänge gänzlich verzichten. Damit sollte der Psycholo- gie als empirischer Wissenschaft zu neuem Ansehen verholfen werden. (vgl.

J. Anderson et al., 2007, S. 8ff)

Zwischen 1950 und 1970, in der Kognitiven Wende wurde der Behaviorismus durch die Kognitive Psychologie, wie wir sie heute kennen, abgelöst. Aus- schlaggebend dafür waren mehrere Umstände. Zum Ersten die Forschung rund um die menschliche Leistungsfähigkeit, welche im zweiten Weltkrieg von großem Interesse war und somit enorm voran getrieben wurde. Zweitens die Fortschritte in den Computerwissenschaften, insbesondere in Forschung um Künstliche Intelligenz (KI), die Computern zu intelligentem Verhalten befähigen sollte. Miller, Galanter und Pribram erhielten 1958 ein Forschungsstipendium der Ford Foundation, um zu prüfen, welchen Nutzen die Kybernetik für die Psychologie hatte. Ergebnis dieser Arbeit war das Buch “Plans and the structure of behavior”, darin wenden die Autoren den kybernetischen Regelkreis konsequent auf den Menschen an. Es wird dadurch ersichtlich, dass der Mensch nicht nur auf Reize reagiert, er agiert vielmehr nach Plänen, die über Rückkoppelung ständig angepasst werden.

Den dritten Ausschlag gab die Linguistik, welche am MIT durch eine neue Methode der Analyse von Sprache bereichert wurde. Seit der Veröffentlichung vonUlric Neissers 1967kann man die Kognitive Psychologie als legitimierte Wissenschaft verstehen, welche zum Inhalt das Verständnis kognitiver Pro- zesse hat, die sich vorrangig mitWahrnehmung, Aufmerksamkeit, Sprache, Gedächtnisund demDenkenbeschäftigen, wobei Sprache, Gedächtnis und Denken höhere mentale Prozesse darstellen. (vgl. Lück, 2009; J. Anderson et al., 2007, S.11f)

In folgenden Kapiteln soll nun kurz auf einige Konzepte und Theorien der mo- dernen Kognitiven Psychologie eingegangen werden. Dies geschieht, da die vorgestellten Ansätze der Kognitiven Psychologie, in späteren Kapiteln in anderen Disziplinen Anwendung finden. Der Autor möchte so verdeutlichen, dass die Kognitive Psychologie und ihre Ansätze für viele andere Disziplinen von Bedeutung sind. Genauere Funktionsweisen und Anwendungen werden erst in späteren Kapiteln erläutert, wenn konkret von anderen Disziplinen die Rede sein wird.

1.1.2 Der Aufbau des Gehirns

Begonnen wird diese Einführung mit einem kurzer Überblick über den Auf- bau des menschlichen Gehirns. Da im weiteren Verlauf der Arbeit auf Gehir- nareale verwiesen wird, erscheint dies zum vollständigen Verständnis sinnvoll.

Der Aufbau unseres Gehirns ist evolutionsbedingt. Betrachtet man die Ge- samtstruktur des Nervensystems, also Gehirn und Rückenmark, so befinden sich die älteren Teile des Gehirns an der Schnittstelle zum Rückenmark, die oberen Regionen sind jünger und nur bei höheren Arten gut ausgebildet. Die unteren Teile des Gehirn sind deshalb auch für grundlegende Funktionen wie Atmung, Schlucken, die Verdauung und den Herzschlag (im verlängerten Rückenmark, Medulla oblongata) zuständig. Der Hypothalamus kontrolliert elementare Triebe, das Kleinhirn motorische Koordination. Der Thalamus ist eine Art Schnittstelle zwischen motorischen und sensorischen Informationen, die von niedrigeren Regionen zum Kortex (Großhirnrinde) gelangen sollen. Der Neokortex ist der evolutionär jüngste Teil des menschlichen Gehirns, er teilt sich auch in eine linke und eine rechte Hemisphäre, die der jeweils gegen gleichen Körperhälfte zuzuordnen sind. Beide Hemisphären lassen sich in Frontal-, Parietal-, Okzipital und den Temporallappen unterteilen. (vgl. Krüger, 2004; J. Anderson et al., 2007, S. 24ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.1: Das Gehirn, Quelle: Anderson et al., 2007

Wie im Detail einzelne Prozesse diesen Arealen zu zuordnen sind, ist nicht vorrangig Thema dieser Arbeit. Für die im weiteren vorgestellten Prozes- se wird dies aber bei Bedarf geschehen. Als abschließenden Überblick zum Aufbau des menschlichen Gehirns, wird in Abbildung 1.3 die Gebietskarte des menschlichen Körpers im Nervengewebe dargestellt. Es wird ersichtlich, dass im Kortex mit den jeweiligen Organen verschieden viel Nervengewebe korreliert.

1.1.3 Die Filtertheorie

Die Filtertheorie geht auf BROADBENT (1958) zurück. Sie findet in die- ser Arbeit deshalb Erwähnung, da sie aus Sicht des Autors eine wesentliche Grundlage für die Forschung auf dem Gebiet derHeuristikenlieferte. Im wirtschaftspsychologischen Kontext spielen Heuristiken eine wichtige Rolle. So sind sie z.B. in vielen Facetten dafür verantwortlich, wie Konsumenten Kaufentscheidungen treffen oder Werbebotschaften aufgenommen werden. Heuristiken spielen also auch im Marketing eine wichtige Rolle. Ohne vertiefend in dieses Thema einzusteigen, sei hier kurz erläutert, dass Heuristiken eine Art “Daumenregel” sind, mit der unser Gehirn komplexe Sachverhalte durch Selektion vereinfacht. Diese vereinfachten Sachverhalte lassen uns dann schneller, und weniger Energie intensive (Kognition), Ent- scheidungen treffen. So würden wir z.B. als Nicht-Investment-Experte bei der Aufgabe unser Kapital in 10 Derivate zu investieren, einfach auf jede Auswahlmöglichkeit ein Zehntel des Kapitals verteilen - ohne die komplexen Vorgänge auf den Finanzmärkte überhaupt zu verstehen. Die gefilterte Infor- mation, und damit die Aufgabe, lautet also Kapital X auf 10 Möglichkeiten zu verteilen - die sinnvollste Lösung lautet daher, auf jede Möglichkeit 1/10 des Kapitals zu verwenden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.2: Die vier Hirnlappen, Quelle: Anderson et al., 2007

Broadbents Grundannahme besagt, dass sensorische Information das System solange ungehindert durchläuft, bis sie auf eine Art Flaschenhals stößt. An dieser Stelle muss die Information einer physikalischen Charakteristik ent- sprechen, um weiter verarbeitet zu werden, sonst wird sie “ausgefiltert”. Bei Versuchen zumdichtotischen Hören1, nimmt man an, dass zwar auf beiden Ohren die Botschaften registriert werden, der Proband aber an einem be- stimmten Punkt ein Ohr auswählt, dessen Botschaft er dann weiter verfolgt. (vgl. Hagendorf, Müller, Krummenacher & Schubert, 2011; Broadbent, 1958;

J. Anderson et al., 2007, S. 94ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.3: Gebietskarte des menschlichen Körpers im Kortex, Quelle: Anderson et al., 2007

Es gibt aber auch Belege dafür, dass wir Informationen und Botschaften, auf- grund ihres semantischen Gehalts auswählen oder filtern. So sind wir zum Beispiel in der Lage auf einer Party unserem Gegenüber bei einem Gespräch zu folgen, fällt aber unser Name in einer Konversation zwischen Menschen, die etwas von uns entfernt ist, hören wir dies und schalten als Folge unsere Aufmerksamkeit zu diesem Gespräch um2. (vgl. Moray, 1959, S. 56ff)

Diese Annahme von Broadbent wurde durch viele weitere Versuche wider- legt, es scheint tatsächlich als wäre der “Flaschenhals” semantisch bedingt und nicht physikalisch. Die Filtertheorie als solche ist aber bis heute gültig und bildet (wie am Bsp. der Heuristiken) eine Grundlage für die Beschreibung vieler aktueller Fragestellungen.

1.1.4 Verbale und visuelle Vorstellungen

Um die Mechanismen folgender Konzepte, wie z.B.Kognitive Landkartenund das Behalten von Details und Bedeutung, zu verstehen, werden in diesem Kapitelverbale und visuelle Vorstellungerklärt.

Bereits 1985 wurden durch ROLAND und FRIDBERG viele Hirnregionen identifiziert, die bei der Verarbeitung verbaler und visueller Vorstellungen beteiligt sind. Probanden sollten in Versuchsanordnungen entweder einen Vers rezitieren, oder sich ihren Heimweg vorstellen. Dabei wurden durch un- terschiedliche Durchblutungsniveaus diverse Regionen des Kortex aktiviert und somit unterscheidbar. Beim Vers waren vermehrt Regionen des Broca- Zentrum und in der parietal-temporalen Region des posterioren Kortex betei- ligt. Bei der visuellen Vorstellung waren dies Areale im parietalen, okzipitalen und temporalen Kortex. Alle diese Areale sind auch bei visueller Wahrneh- mung und Aufmerksamkeit aktiv. Bereits hier lässt sich also einen Parallele zwischen Wahrnehmung und Vorstellung in der kognitiven Verarbeitung fest- stellen. (vgl. Roland & Fridberg, 1985)

Einige Forscher zeigten in der Vergangenheit, dass Menschen bessere Gedächt- nisleistungen erbringen, wenn Informationen sowohl verbal als auch visuell vorliegen. 1977 zeigte SANTA in einem Experiment den Unterschied zwi- schen visuellen und verbalen Repräsentationen. Dabei präsentierte er seinen Probanden eine Anordnung geometrischer Objekte als Vorgabereiz, um da- nach eine Folge von geometrischen Prüfreizen (gleiche Symbole und gleiche geometrische Anordnung, bzw. gleiche Symbole und lineare Anordnung) zu zeigen. Dies wiederholte er mit verbalen Vorage- bzw. Prüfreizen. Die Pro- banden sollten nun feststellen, ob die Prüfreize die selben Elemente wie der Vorgabereiz enthielt. Dabei wurde zwei Hypothesen von Santa bestätigt. (vgl. Baker & Santa, 1977)

-In der geometrischen Bedingung kamen die Probanden schneller zu einem Urteil, wenn die Konfiguration der Objekte identischen waren (vorhanden und räumlich identische Anordnung) - das visuelle Gedächtnis hatte die räumliche Konfiguration aufrecht erhalten.

- In der verbalen Bedingung kamen sie schneller zu einem Ergebnis in der linearen Konfiguration der Prüfreize - die Wörter wurden linear encodiert, wie in der Leserichtung üblich.

Verbale und visuelle Vorstellungen werden also nicht nur unterschiedlich verarbeitet, Informationen werden außerdem besser behalten, wenn sie durch verschieden Reize repräsentiert werden. Deshalb wurde wahrscheinlich Sprache auch schon seit je her möglichst bildhaft gestaltet, bzw. gingen durch die steinzeitliche Kommunikation via Bilder, diese in Sprache über. Will man in der Kommunikation also Informationen senden, welche gut gespeichert und reproduziert werden können, so sind bildhafte Beschreibungen oder die Unterstützung von Wörtern durch Bilder, unerlässlich.

1.1.5 Kognitive Landkarten

Unter Punkt 1.1.4 wurde bereits festgestellt, dass zwischen Wahrnehmung und Vorstellen Parallelen in der kognitiven Verarbeitung zu finden sind. Dies ist der Mechanismus durch welchen das Modell derKognitiven Kartenerklärt werden kann.

Visuelle Vorstellungen werden auf dieselbe Weise wie tatsächliche Wahrnehmungen verarbeitet, und durch viele derselben neuralen Strukturen.

(J. Anderson et al., 2007, S. 148)

LYNCH entdeckte dieses Prinzip noch bevor die Kognitive Psychologie als le- gitimierte Wissenschaft etabliert war. In seiner Arbeit am MIT veröffentlichte er 1960 “the image of a city”3. Darin publizierte er eine Studie in der er Probanden Karten ihrer Stadt aus ihrer Erinnerung heraus zeichnen lies. Im Ergebnis fand er einige Strukturen, anhand der sich ein Großteil der Pro- banden zu orientieren schienen, diese Strukturen sollten nach seiner Emp- fehlung schon im Planungsprozess von Städten berücksichtigt werden, um einen möglichst großen Grad an Akzeptanz beim Menschen für die gebaute Umwelt herzustellen.

An dieser Stelle wird im Detail noch nicht auf jene Strukturen eingegan- gen, dafür dient später ein eigenes Kapitel. Hier sollen lediglich Grundlagen beschrieben werden. Festzuhalten ist, dass dieses Prinzip eines der wichtigs- ten für die Mensch-Umwelt-Beziehung ist. Es findet nicht nur in der Planung des Städtebaus Anwendung, sondern auch im Kontext von Brandlands und Shopdesign4.

Nach dem Prinzip derKognitiven Karten (cognitive maps), stellen wir uns unsere Umgebung bildlich vor, während wir uns überlegen, wie wir von A nach B gelangen.

HART und MOOR (1973) konnten in ihrer Arbeit zwei Arten von Kognitiven Karten unterscheiden -RoutenkartenundÜbersichtskarten. Kinder können nach Hart und Moor ausschließlich Routenkarten mental abbilden, erst mit dem Erwachsenwerden erlangen wir durch zunehmende Erfahrung auch die Fähigkeit Übersichtskarten zu speichern und abzurufen. Ähnlich verhält sich die Entwicklung von Routen- auf Übersichtskarten wenn wir neue Räume erst entdecken (erlernen) müssen.

Routenkarten sind eine Art Pfad, an dem wir uns zwischen Merkpunkten, mental bewegen. Als Merkpunkte speichern wir dabei etwa Kreuzungen (2. Kreuzung links) oder Ampeln. Ist der Weg, den die Routenkarte beschreibt, blockiert, haben wir keine Möglichkeit einen Alternativweg einzuschlagen - wir kennen nur die vorgegebene (gespeicherte) Route. Haben wir zwei Rou- ten gespeichert, wissen wir auch nicht, wie diese zueinander stehen.

Mit zunehmender Erfahrung des Gebiets, vervollständigen sich die Informationen aus den ursprünglichen Routenkarten zu 2- oder 3-Dimensionalen Übersichtskarten.Diese sind ein Abbild des gesamten Gebiets, wodurch wir uns jederzeit innerhalb dieser Kognitiven Karte vollständig orientieren können. (vgl. Hart & Moore, 1973; J. Anderson et al., 2007)

1.1.6 Propositionale und semantische Netzwerke

Interessant ist, dass wir für das Speichern von “ähnlichen” Informationen ähnliche Strukturen in unsrem Gehirn abbilden wie bei räumlichen Informationen und Kognitiven Karten. Wir bilden sogenannte Netzwerke, wobei dassemantische Netzwerkwohl das bekannteste sein dürfte.

Dieses bilden von Netzwerken geschieht allerdings auch bei anderen Arten der Information, wie u.a. WEISBERG (1969) zeigte. Grundsätzliche werden z.B. Informationen wie ein Satz ebenfalls in Netzwerken gespeichert. So ent- steht beim Encodieren des Satzes “Lincoln, der Präsident der USA während eines bitteren Bürgerkriegs, befreite die Sklaven” einpropositionales Netz-werk. Dabei werden die Propositionen, Prädikate und Argumente alsKno-ten5, ihre Verknüpfungen zu einander alsVerbindungen, bezeichnet.

Weisberg belegte dies in einem Experiment, bei dem er Probanden den Satz “Children who are slow eat bread that is cold” (Kinder, die langsam sind, essen Brot, das kalt ist6) zum lernen gab. Danach gab er ihnen eine einge- schränkte freie Assoziationsaufgabe, bei der er ein Wort aus dem Satz nannte und die Probanden andere Wörte dazu assoziieren sollten. Auf das Stichwort langsamwurde fast immerKinderund fast nieBrotassoziiert. Dies ist er- staunlich da innerhalb des SatzeslangsamundBrotnäher bei einander lie- gen. Weisberg erklärte dieses Umstand mit dem propositionalen Netzwerk, das wir offensichtlich zurechtlegen, wie in Abbildung 1.4 zu sehen ist.

Die Abbildung zeigt, dass innerhalb des Netzwerkes die Wortelangsamund Kindernäher bei einander liegen als in der urrsprünglichen Satzstellung. Da- her wird diese Verbindung öfter assoziiert. (vgl. Weisberg, 1969; J. Anderson et al., 2007)

Abbildung 1.4: Propositionale Netzwerkdarstellung nach Weisberg 1969, Quelle: Anderson et al., 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei konzeptionellem Wissen werden ebenfalls Netzwerkrepräsentationen zum Enkodieren herangezogen - es entstehensemantische Netzwerke. COLLINS und QUILLIAN (1969) untersuchten dies anhand eines Experi- ments, bei dem sie Probanden beurteilen ließen ob folgende Aussagen zutref- fen:

-Kanarienvögel können singen
-Kanarienvögel haben Federn
-Kanarienvögel haben eine Haut

Bei der beantwortung der Fragen (via Tastendruck) wurde die Reaktionszeit der Probanden gemessen.

Geht man nun davon aus, dass die Informationen in einem semantischen Netzwerk gespeichert sind, so ergeben sich nach Collins und Quillien für den Kanarienvogel drei Ebenen des Netzwerks (siehe Abbildung 1.5). Die abgefragte Information liegt jeweils eine Ebene weiter entfernt vom Item

Kanarienvogel. Die Hypothese war, dass die Reaktionszeit der Probanden zunahm, je weiter die abgefragten Begriffen vom Item Kanarienvogel, im Netzwerk entfernt waren. Diese Hypothese wurde bestätigt. (vgl. Collins & Quillian, 1969)

Abbildung 1.5: Semantische Netzwerkdarstellung nach Collins und Quillian 1969, Quelle: Anderson et al., 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anderson leitete daraus folgende Schlussfolgerung für die Organisation von Fakten im semantischen Gedächtnis ab:

-Wenn man einer Information über ein Konzept häufig begegnet, wird diese zusammen mit dem Konzept gespeichert, auch wenn sie aus einem übergeordneten Konzept abgeleitet werden konnte
-Je häufiger man einer Tatsache über ein Konzept begegnet, desto stärker wird sie mit dem Konzept assoziiert, desto schneller werden entsprechende Aussagen verifiziert
-Das Ableiten von Tatsachen, die nicht direkt bei einem Konzept gespeichert sind, benötigen relativ viel Zeit

(J. Anderson et al., 2007, S. 185)

1.1.7 Elaborative Verarbeitung

1972 zeigten ANDERSON und BOWER, dass elaborative Verarbeitung zu besseren Gedächtnisleistungen führt. Elaborative Verarbeitung besteht da- bei aus der Anreicherung der Information mit zusätzlichem Material. So wird z.B. der Satz “Der Arzt hasste den Rechtsanwalt” besser behalten wenn man sich zusätzlich eine Elaboration wie etwa “..., weil er ihn wegen eines Kunstfehlers verklagte” generiert. (vgl. J. R. Anderson & Bower, 1972)

Dies erscheint dem Autor im Kontext dieser Arbeit deshalb interessant, weil mit dieser Information im Marketing Bilder als Elaboration von Text und umgekehrt in der Kommunikation eingesetzt werden können. Es geht also nicht nur um eine Verbindung von Bild und Text, sondern um Elaborationen zu einander. Aus diesem Zusammenspiel dürften wirkungsvolle Botschaften entstehen.

Folgend beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Mensch-Umwelt- Beziehung in einer höheren Ebene, die nicht mehr auf einzelne kognitive Prozesse eingeht. Die bis hier gelegten Grundlagen, sollen als Basis für das Verständnis der folgenden Kapitel dienen.

1.2 Die Feldtheorie

LEWIN entwickelte dieFeldtheoriein den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Seiner Ansicht nach hängt Verhalten von einer Vielzahl gleichzeitig vorliegender Faktoren ab, die daspsychologische Feldbilden.

Das Feld ist ein psychologisches Bezugssystem, welches die subjektiv bedeutsamen Faktoren für eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt darstellt.

(Richter, 2009, S. 31)

Daraus ergibt sich ein Wirkungszusammenhang zwischen Person- und Um- weltfaktoren. Ausserhalb des psychologischen Feldes, befindet sich eineHülle aus sozialen und physikalischen Faktoren. Lewin leitet daraus Handlungsten- denzen ab, welche die Erreichung eines Handlungszieles7beeinflussen. Dieses Umweltmodell geht davon aus, dass Ereignisse und Objekte der UmweltAuf-forderungscharakterbekommen. Es ergeben sich also Umweltbedingt Situa- tionen und Gelegenheiten, die der momentanen Bedürfnisbefriedigung die- nen.

Dinge fordern uns nach Lewin also zu Handlungen auf, wie etwa uns ein Briefkasten erinnern kann einen Brief einzuwerfen. Andere Situationen und

1.3 Behavior-Setting-Konzept 13

Dinge möchten wir bewusst vermeiden, sie bekommen einennegativen Auffor- derungscharakter. Dadurch können auchAppetenz-Aversions-Konfikteauf- treten - beispielsweise ein Hund vor dem Briefkasten. Es gibt aber auch Appetenz-Appetenz-Konflikte, oderAversions-Aversions-Konflikte, wobei ent- weder mehrere Handlungsziele gleichzeitig erfüllt werden können, oder eines von zwei “geringeren Übeln” gewählt werden muss. (vgl. Lewin, 1963; Rich- ter, 2009, S. 31ff)

Bei der Frage nach der Wirksamkeit dieses Modells, führt Lewin einen wei- teren Begriff ein, den despsychologischen Raumes. “Raum” steht in diesem Fall für Bereiche, die Möglichkeiten von Handlungen und Ereignissen für eine Person abbilden. Innerhalb dieses Raumes können Bereiche vermehrt posi- tive Ereignisse repräsentieren (Aufforderungscharakter), die somit positiver Valenz entsprechen. Andere Bereiche repräsentieren Abschreckungscharak- ter und somit negative Valenz. Die übrigen Bereiche stellen instrumentel- le Handlungsmöglichkeiten dar, die an die Zielregion heranführen, oder von der Abschreckungsregion fortführen. Zur Zielerreichung stehen also potentiell mehrere Wege offen, die durch diverse Valenzen subjektiv in einenpsycholo-gisch kürzesten Wegmünden. Einzig durchBarrieren(wenn also dieser Weg unüberwindlich versperrt ist) werden wir gezwungen von diesem Weg abzu- weichen. (vgl. Lewin, 1963; Richter, 2009, S. 35ff)

Nach Lewin kann diese Theorie in alle Bereiche des Lebens übertragen wer- den. Egal ob Stadtplanung oder Produktdesign. Leider ergibt sich daraus oft ein Dilemma zwischen Gestaltern und Nutzern, da die subjektiv psy- chologisch kürzesten Wege natürlich völlig andere sind. Die Feldtheorie als “Werkzeug” ermöglicht es uns allerdings dieser Diskrepants aktiv entgegen zu wirken und ist so eines der Fundamente einer positiven Mensch-Umwelt- Beziehung.

1.3 Behavior-Setting-Konzept

BARKER leitete aus seiner Forschung der Jahre 1947 bis 1972 das Behavior- Setting-Konzept ab. Behavior Settings sind eine Passung aus Verhaltensmus- ter und Milieu, nicht konforme Elemente werden ausgegrenzt. Ein solches Behavior Setting ist keine feststehendes System, vielmehr reguliert es sich selbst durch seine Elemente. So kämen beispielsweise nur wenige auf die Idee in einem Hörsaal eine Familienfeier abzuhalten, oder in einer Kirche eine Tupperparty. Aufgrund unserer sozialen und kulturellen Entwicklung, ken- nen wir die Normen, welche in Behavior Settings wirksam sind. (vgl. Richter, 2009, S. 41ff.)

Um zu verstehen, warum dieses Konzept so wichtig ist, könnte man an die- ser Stelle z.B. die Frage stellen, in wie vielen Settings in Österreichischen Großstädten Senioren geeignete Elemente darstellen. Im Wissen um den de- mografischen Wandel ist diese Frage durchaus interessant. Es kann nämlich als Aufgabe der Gesellschaft verstanden werden, sich auch unter dem Aspekt des Behavior Settings angemessen auf Trends der Zukunft vorzubereiten. Die Einsicht der Relation aus Verhalten und Umwelt mahnt uns in Zukunft zur gewissenhaften Gestaltung unserer (gebauten-)Umwelt. Sie haben doch si- cherlich auch schon bemerkt, dass z.B. wo schon ein Haufen Müll liegt, sich “leichter” ebenfalls etwas wegwerfen lässt.

[...] ein gescheitertes Umsiedlungsvorhaben in der überfüllten Metro- pole Kairo, wobei die Bewohner aus den übersiedeltenfruchtbaren Zonen in “Nichtfruchtland” in der Wüste ziehen sollten. Es schlug fehl, weil Tradition und Lebensbedingungen der Umzusiedelnden nicht beachtet wurden (Kairo als Arbeitsmittelpunkt und die Wüste als natürlicher Feind). [...] der Lebensstandart oder die Lebensqualität - taucht gerade in den wohlhabenderen Industrieländern immer häufiger auf. HARLOFF (1986) schafft einen direkten Bezug zwischen Lebens- qualität und Behavior Setting, da beide Begriffe der Befriedigung indi- vidueller biologischer und sozialer Bedürfnisse widerspiegeln. Je höher der Wert “centriurb” (Umfang) und die Anzahl der Genotypen (Viel- falt) sei, desto höher dürfte auch die Lebensqualität sein. Eine erfolg- reiche Umweltplanung führe zu einer Verbesserung der beiden Indizes. (Richter, 2009, S. 48)

In späteren Jahren konzentrierte sich Baker in seiner Arbeit auf die personale Ausgestaltetheit eines Behavior Settings und dessen psychologische Wirkung auf deren Elemente. Dabei führte er die BegriffeManningoderStaffingein. So kann über das Verhältnis von Personen zu vorgesehen Funktionen ein Be- havior Setting als funktionierend oder nicht-funktionierend definiert werden. Es gibt also Situationen desUndermanningoder desOvermanning. Baker verbrachte die meiste Zeit mit der Erforschung des Undermanning. Hierbei sind die nötigen Funktionen für das Aufrechterhalten eines Behavior Settings, nicht oder nur eingeschränkt besetzt - das Setting wird instabil.

Der Idealzustand eines Settings ist eine leichte Unterbesetztheit. Personen müssen dabei häufiger in unterschiedlichen Funktionen aktiv werden und zeigen dabei stärkere Partizipation, Anstrengungsbereitschaft, sowie Verantwortung bei schwierigen Aufgaben.

Die Zustände des Overmanning und Undermanning können je nach Funkti-

onsträger dabei unterschiedlich ausfallen. So kann ein Lehrer bei einer Exkursion für 50 Schüler undermanned sein, die Schüler overmanned. (vgl. Richter, 2009; Schoggen, 1968, S.191ff.)

1.4 Drei-Ebenen-Konzept

DasDrei-Ebenen-Konzept geht auf LANG zurück. Dieser erkannte, dass die Arbeit Lewin’s zu menschzentriert war. Er entwickelte ein dialektische Mensch-Umwelt-Interaktion, die er späterMensch-Umwelt-Einheitnannte. Der Mensch interagiert demnach mit seiner Umwelt durch:

-Die Gestaltung seiner Umwelt
-Die Aneignung seiner Umwelt

Diese Mensch-Umwelt-Einheiten durchlaufen den Prozess derSemiose, den Lang als fortlaufende Formatierung und Reformatierung, bzw. Aktualisierung dieser Interaktion, zwischen Mensch und Umwelt beschreibt. Aus dieser Ansicht ergeben sich drei menschliche Speicher:

-Das Genom
-Das Gedächtnis
-Das Gebaute

Vielleicht lässt sich dies erleichtern, wenn man den Begriff der “Spra- che” einführt, denn so spricht Lang auch dem Gebauten die drei Leis- tungen von Sprache zu: Es repräsentiert etwas für uns, es drückt für uns etwas aus und es bewirkt ebefalls bei jedem etwas. So repräsentiert z.B. eine Mauer eine Abgrenzung, drückt z.B. eine Tür aus: “wer be- fugt ist, darf hier eintreten” und bewirkt eine Nische, dass man sich ungestört fühlt. Um es jetzt noch einmal mit Langs Worten zu sagen, birgt Gebautes, vermittelt über dessen “Sprache”, externales Wissen bzw. eine externale Erkenntnis- und Handlungsstruktur.

(P. G. Richter, 2009, S. 54, nach Lang, Bühlmann, Oberli, 1987)

Gebautes ist also nicht nur Träger individueller psychischer und sozialer Strukturen und Prozesse, sondern kann auch sozialer Regulationsprozess werden. Lang schlägt hier (besonders in Bezug auf das Wohnen) drei individuell und sozial-regulatorische Dimensionen vor - Aktivation, Interaktion und Entwicklung. (vgl. Richter, 2009, S. 55)

Aktivationbezieht Lang auf den Umstand, dass unsere physische Umwelt die Kraft besitzt, auf unser Aktivationsniveau (Befindenslage), einzuwirken. Dies geschieht zwischen den Polen Anregung und Beruhigung8. (vgl. Richter, 2009, S. 55)

STEPPER und STRACK (1993) konnten z.B. zeigen, dass je nach Körperhaltung, durch die Auslegung des Mobiliars, die Wahrnehmung der eigenen Leistung, modulierbar ist. Durch die Veränderung der Tischhöhe ließen sie die Probanden entweder in gebückter oder in aufrechter Körperhaltung schreiben. Darauf berichteten die Teilnehmer in aufrechter Körperhaltung, mehr Stolz in Bezug auf die Aufgabe empfunden zu haben, als jene die in gebückter Haltung am Tischen saßen.9(vgl. Stepper & Strack, 1993)

Genau so wie unser Wohnbereich und dessen Gestaltung Einfluss auf uns hat, ist dies der Fall in der “äußeren” Umwelt, die sich unserem Einflussbereich entzieht. Exemplarisch sei hier die Lärmbelästigung durch eine Baustelle ge- nannt.

Die Dimension derInteraktionbeschreibt Lang als ein Kontinuum zwischen Interaktion und Autonomie. Dies kann auch als Regulationsfunktion ver- standen werden, mit der wir Qualität und Quantität der Kooperation und Kommunikation, beeinflussen - z.B. durch das Verschließen der Eingangstür zu unserem Haus, oder einen Zaun um unseren Garten. (vgl. Richter, 2009, S. 57)

Im Gegensatz zu den ersten beiden Dimensionen hat jene derEntwicklung eine dynamische Komponente, eine längerfristige Regulation der personalen und sozialen Identität, wechselseitig beeinflusst von Mensch und Umwelt.

1.4 Drei-Ebenen-Konzept 17

Zusammenfassend kann man diese Konzepte mit dem Wunsch be- schreiben, sich in seinem (veränderlichen) Selbstverständnis nach außen darzustellen, sich als bestimmte Gruppen oder Einstellun- gen zugehörig zu zeigen, aber auch von anderen abzuheben. Unse- re Besitztümer als externe Bedeutungsträger und deren Arrangement eröffnen uns hier eine erweiterte Kommunikationsmöglichkeit, um un- ser Innerstes nach außen zu tragen und unsere Mitmenschen zu be- einflussen. Gerade Zimmer von Jugendlichen strotzen oft von dieser Kommunikation: Poster der angesagtesten Bands, diverse Kuscheltie- re und Spiele, ein schneller Computer und Jugend-Zeitschriften oder auch das eigenständige Umräumen der Einrichtung erzeugen Identität und Zugehörigkeit und vermitteln uns die Dialektik von Stabilität und Veränderung der jungen Persönlichkeit in eindrucksvoller Weise. (Richter, 2009, S. 59)

Bei der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, geht es also nicht nur um den Prozess der Aneignung und Gestaltung der Umwelt durch den Men- schen, vielmehr handelt es sich um eine dialektische Beziehung. Dabei ist der Prozess der Aneignung entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen. Umgekehrt ist aber nun auch deutlich, dass die Gestaltung der Umwelt menschliches Verhalten und Erleben ebenso beeinflusst. (vgl. Rich- ter, 2009, S. 62)

Kapitel 2

2. Architekturpsychologie

Bisher konnten wir sehen, dass in der Sozialpsychologie, mit Beginn des 20. Jahrhunderts, erste Theorien zum Verständnis der Beziehung zwischen dem Mensch und seiner Umwelt, entwickelt wurden. Gleichzeit wurde zur Mitte dieses Jahrhunderts mit der Kognitiven Psychologie auch begonnen, Funktionen von internen Prozessen beim Handeln und Denken des Menschen zu beschreiben. Die Architekturpsychologie macht sich - in Teilen - beide Forschungsrichtungen zu eigen und ergänzt sie um das Verständnis der Architektur. Ziel dabei ist, den Mensch in gebauter Umwelt und die Interaktion mit derselben zu verstehen und zu beeinflussen.

In einer ersten Näherung kann Architekturpsychologie, ähnlich wie andere Fachdisziplinen der Psychologie, als Lehre vom Erleben und Verhalten des Menschen in gebauten Umwelten definiert werden. Ziel ist es, menschliches Erleben und Verhalten in diesem Kontext zu be- schreiben, zu erklären, vorherzusagen und zu verändern. (Richter, 2009, S. 21)

Nach FLADE ist das Ziel der Architekturpsychologie auch, Umwelten mensch- licher zu gestalten, zu erforschen, wie optimale Umwelten für den Mensch aus- sehen könnten. Dazu leistet ebenfalls dieUmweltgestaltungsforschungwich- tige Beiträge. Wie entscheidend das Verstehen um die Beziehung zwischen Mensch und gebauter Umwelt ist, lässt sich allein daran festmachen, dass Menschen in westlichen Gesellschaften rund 90% ihrer Lebenszeit in Gebäuden verbringen.

Eine weitere Frage, der die Architekturpsychologie nachgeht, ist warum (ge- baute) Umwelt vom Mensch so gestaltet wurde, wie wir sie jetzt vorfinden. Es scheint, als hätte man sich vielleicht zu spät mit Fragen dieser Art auseinan- dergesetzt, oder wurde von der Geschwindigkeit der Gestaltung in Jahren des Wirtschaftswunders überrascht. In den USA wurde diese Frage zum ersten Mal in den 1960er Jahren im Kontext der Gestaltung von Krankenhäusern in Bezug auch den Heilerfolg gestellt. Dabei entstand dieUmwelttherapieaus der später die Architekturpsychologie hervor ging. (vgl. Flade, 2008, S. 13ff.)

Betrachtet man die die Geschichte der Menschheit, so war der frühe Mensch wohl eher mit der Aneignung (Nutzung) von Umwelt beschäftigt, in Form von Höhlen, Jagdgebieten, etc. Spätestens als der Mensch sesshaft wurde und Ak- kerbau zu treiben begann, wurde er auch zum Gestalter. Wie in Kapitel 1 gezeigt wurde, ist es wichtig, diese Beziehung als dialektische, transaktiona- le Beziehung zu sehen, sich bewusst zu werden, dass unsere Umwelt auch großen Einfluss auf uns nimmt. (vgl. Richter, 2009, S.23ff.)

Zur Veranschaulichung dieses Kreislaufs, indem durch die Einflussnahme des Menschen die natürliche Umwelt von der gebauten Umwelt immer weiter verdrängt wird, dient Abbildung 2.1.

Abbildung 2.1: Kreislauf umweltbezogenen Verhaltens des Menschen, Quelle: Richter 2009

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1 Natur in gebauter Umwelt

FLADE (2008) beschreibt im Zusammenhang zwischen Natur und gebau- ter Umwelt einige Effekte und Wirkungen. Um die Wirkung von Natur ein- fach darzustellen, kann jeder Leser folgende Fragen auf einer Skala zwischen “stimmt genau” und “stimmt überhaupt nicht”, für sich selbst beantworten:

-Wenn ich mich aufgeregt habe oder gestresst bin, fühle ich mich gleich besser, wenn ich raus in die Sonne gehe und frische Luft tief einatme
-Ich würde lieber in einem kleines Haus mit Blick auf die Natur als in einem großen Haus mit Blick auf eine Betonmauer leben

Einige empirische Studien zeigen generell, dass Natur gegenüber gebauter Umwelt bevorzugt wird. Ebenfalls belegen sie die Bereicherung gebauter Umwelt durch Elemente der Natur (Bäume, Blumen, Grün, etc.). Mögliche Erklärungen dafür sind:

-Natur verringert Monotonie
-Natur verdeckt Hässlichkeit
-Natur fördert Erholung und Wohlbefinden

Natur verringert Monotonie, da natürliche Oberflächen unregelmäßig sind, einfache rechteckige Formen nicht vorkommen und sich Natur ständig verändert. (vgl. Flade, 2008, S.49f.)

Insbesondere Bäume scheinen vom Menschen besonders positiv wahrgenom- men zu werden. SOMMER (2003) führt dies auf folgende Ansätze zurück:

-Bäume sind für das Überlebenwichtig, sie bieten Schutz und spenden Schatten (evolutionstheoretischer Ansatz)
-Der Baum ist ein Archetyp im kollegtiven Unbewussten1; er taucht in Mythen und Legenden auf (tiefenpsychologischer Ansatz)
-Der Baum symbolisiert die menschliche Gestalt: Wurzeln stehen für die Füße, der Stamm für den Körper, die Äste für die Arme und die Krone für den Kopf (symbolischer Ansatz)
-In den Wurzeln, dem Stamm und der Baumkrone spiegeln sich die
Sphären der Unterwelt, der Erde und des Himmels wider (phänomenologischer Ansatz)
22 Architekturpsychologie
-Bäume liefern einen Maßstab für die menschliche Größe bezogene Gestaltung (umweltpsychologischer Ansatz)

(vgl. Sommer, 2003; Flade, 2008, S. 50ff)

An dieser Stelle soll Anhand der Untersuchung von N ÜCHTERLEIN (2005), ein Einblick in das Schönheitsempfinden von Umweltinhalten gegeben wer- den.

Nüchterleins Arbeit entstand in Anlehnung an die Arbeit FLURY’s aus dem Jahr 1992. Flury untersuchte als erster die Schönheitswahrnehmung im Be- reich städtischer und ländlicher Umwelten. Das Ziel der Arbeit Nüchterleins war, zu untersuchen welche Einflussfaktoren auf den Erwerb ästhetischer Standards, in der Auseinandersetzung zwischen Individuen und ihren Um- welten wirken.

Untersucht wurde, wie natürliche und künstlich gestaltete Umwelten im Hinblick auf Schönheit beurteilt werden. Zusätzlich wurde der Zusammenhang zwischen “Schönheit” und “Vertrautheit” untersucht sowie der Frage nachgegangen, ob im Entwicklungsverlauf zur Adoleszenz, sich ästhetische Urteile ändern, bzw. davon geprägt sind, ob wir in natürlichen oder künstlich gebauten Umwelten aufwachsen. Den Probanden wurden dazu diverse Bilder von typischen natürlichen sowie künstlich gebauten Umwelten aus dem Städtischen Raum, zur Beurteilung vorgelegt.

Nachgewiesen wurde, dass eine generelle Präferenz natürlicher Umwelten si- gnifikant ist. Eindeutig ist auch ein Zusammenhang zwischen Schönheit und Vertrautheit erkennbar. Weniger eindeutig ist der Zusammenhang in Bezug auf die Einflussnahme aus der Umwelt, in der wir aufwachsen und unserer ästhetischen Beurteilung von natürlicher und künstlich gebauter Umwelt. (vgl. Nüchterlein, 2005)

[...]


1Dabei tragen Probanden in der Regel Kopfhörer und Hören auf jedem der beiden Ohren unterschiedliche Botschaften, denen sie folgen sollen. Den meisten gelingt es nur auf eine zu achten.

2Cocktail Party Phenomän

3 1970 in deutscher Übersetzung.

4Auch als Teil der Strategischen Dramaturgie MIKUNDA’s, wie wir später sehen werden. Wodurch deutlich wird, dass das Prinzip der Kognitiven Karten auch im Marketing von Bedeutung ist.

5Von Knoten, Achsen und ähnlichem wird in Kapitel 3, unter dem Punkt Kognitive Karte, noch ausführlich die Rede sein.

6Wird von nun an in der deutschen Übersetzung verwendet.

7Quasibedürfnis nach Lewin.

8Auch im Kapitel Raumsymbolik wird auf diese Thematik eingegangen

9Vgl. auch die Forschungsrichtung Embodiment

1Von Archetypen wird in einem späteren Kaptiel noch genauer die Rede sein.

Excerpt out of 140 pages

Details

Title
Die Mensch-Umwelt-Beziehung im Zeitalter der Erlebnisökonomie
Subtitle
Wie kognitive Psychologie, Architekturpsychologie, strategische Dramaturgie und Erlebnis-Raum-Design unsere Welt verändern
College
Donau-Universität Krems
Grade
2
Author
Year
2012
Pages
140
Catalog Number
V203117
ISBN (eBook)
9783656320029
ISBN (Book)
9783656320746
File size
3862 KB
Language
German
Keywords
Marketing, Marke, Mensch-Umwelt-Beziehung, Psychologie, Architekturpsychologie, Storytelling, Insezenierung, Erlebnisinszenierung, Erlebnisökonomie
Quote paper
MBA Ralph Scherzer (Author), 2012, Die Mensch-Umwelt-Beziehung im Zeitalter der Erlebnisökonomie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203117

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