Spanien und Frankreich. Die spanisch-französischen Beziehungen ab Ende des 19. Jahrhunderts und Julio Cambas ABC-Artikel aus Paris


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

I Einleitung

II Außenpragmatische Analyse
1. Überblick über die französisch-spanischen Beziehungen
Ende des 19./Anfang des 20.Jh.
a. Politisch und wirtschaftlich
b. Soziale und kulturelle Beziehungen
2. Intellektuelle Strömungen in Spanien
3. Julio Camba – ein biographischer Abriss

III Diskursanalyse von „París“ (Playas, Ciudades y Montañas)

IV Fazit

V Bibliographische Angaben

I Einleitung

„’Die Franzosen’, sagt Quevedo, ‚kommen nach Spanien, um Handel zu treiben; die Spanier dagegen durchqueren Frankreich zu Fuß, ohne den Mantel abzulegen, um in Spanien ihrem König zu dienen, denn die Spanier können niemandem außerhalb ihres Landes dienen, und niemals werden sie, um ihren Unterhalt zu haben, sich dazu bereit finden, einen anderen Beruf auszuüben als den des Soldaten.’“[1]

Der galizische Journalist Julio Camba scheint diese Aussage Anfang des 20. Jahrhunderts zu widerlegen, als er als Auslandskorrespondent der ABC nach Paris aufbricht. Zwar dient er tatsächlich einem spanischen Publikum, doch weniger als Soldat denn als Schriftsteller, der die Eigenheiten des französischen Volkes beobachtet und seinen Landsleuten in seinen mal bissigen, mal liebevoll-spöttischen Kolumnen vorstellt. Seine Artikel aus London, Paris und der Schweiz sind in dem Büchlein Playas, Ciudades y Montañas (1947) zusammengefasst und liegen dem zweiten Hauptteil vorliegender Arbeit als Quelle zugrunde.

Auf den ersten Blick spricht hier ein interkulturell kompetenter Intellektueller, der um die feinen Unterschiede zwischen den europäischen Völkern weiß und eine gewisse Botschafterrolle einnimmt. Doch wird Camba diesem Anspruch tatsächlich gerecht oder spricht hier nicht eher ein weltgewandter Literat oder der gewitzte Journalist, der seine Leserschaft in Bann zu ziehen weiß? Der erste Teil der Arbeit betrachtet den außenpragmatischen Kontext der Texte, um eine Annäherung an die Texte anhand der französisch-spanischen Beziehungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und der entsprechenden innerspanischen Positionen zu erleichtern. Auf eine kurze biographische Typisierung „Don Julios“ folgt im zweiten Hauptteil schließlich eine Diskursanalyse, die untersucht, wie Cambas Nachrichten aus dem Nachbarland aufzunehmen und zu verstehen sind.

Um im Hauptteil unnötige Exkurse zu vermeiden, möchte ich zunächst zwei Überlegungen anstellen: Was bedeutet interkulturelle Kompetenz und was macht einen guten Journalisten aus, wo liegt die Grenze zum Literaten?

Interkulturelles Verstehen setzt Wissen um historische Zusammenhänge des „fremden“ Landes, um allgemeine Phänomene und Gebräuche in einer Kultur, sowie das Verständnis von Verhaltensmustern voraus. Die Sichtweise des Fremden wird dabei immer vom Betrachter selbst ausgehen und von seinen eigenen Erfahrungen gefärbt sein, zudem führt die unmittelbare Konfrontation mit dem Fremden schnell zur Verunsicherung des „Entwurzelten“, der die Krisensituation mit Hilfe von alten Klischeebildern und Stereotypen zu meistern suchen wird. Je geübter der Betrachter des Fremden jedoch ist, umso wertfreier und unparteiischer kann er den Phänomenen der anderen Kultur in der Regel gegenübertreten.

Ein Journalist ist zunächst jeder, der in Presse, Funk und Fernsehen publiziert, wobei er in vielen Fällen auch zu distanzierter Berichterstattung angehalten sein sollte. Doch bereits die Definition von „Journalismus“, die sich im Duden findet, geht mit „Zeitungsschriftstellerei“ noch einen Schritt weiter und schließt auch Texte ein, die explizit die persönliche Meinung des Autors enthalten, worunter beispielsweise Glossen und Kommentare fallen. Hier versucht der Journalist, den Leser zu beeinflussen, zu berühren, ggf. auch zu unterhalten, indem er bestimmte Stilmittel und Kommunikationsmuster einsetzt. Schon der Begriff „Zeitungsschriftstellerei“ deutet an, dass die Grenze zwischen Journalismus und Literatur fließend ist. Ich neige dazu, Journalismus als spezielle Form der Literatur anzusehen.

II Außenpragmatische Analyse

1. Überblick über die französisch-spanischen Beziehungen Ende des 19./Anfang des 20.Jh.

a) Politisch und wirtschaftlich

Ende des 19. Jh. sieht Spanien sich mehr und mehr an den Rand des politischen Geschehens in Europa gedrängt, während es mit einer Reihe innenpolitischer Krisenherde konfrontiert ist und scheinbar auch aus dem Ausland keine erneuernden Impulse empfangen kann, obwohl das Land längst seine christliche und mediterrane Mission hinter sich gelassen hat, welche die spanische Außenpolitik und einen Machtanspruch über die Mittelmeerregion hinaus lange getragen hat. Die Krise von 1898, die den Verlust der gesamten Kriegsflotte in den Schlachten um die Philippinen und Kuba, sowie den Verzicht Spaniens auf seine letzten Überseebesitzungen Kuba, die Philippinen, Puerto Rico und in Mikronesien im Frieden von Paris mit sich bringt, setzt dem vormals mächtigsten Imperium der Welt ein deutliches Ende und erschüttert das nationale Selbstbewusstsein nachhaltig.[2]

Im Vergleich dazu befindet sich Frankreich im Zentrum des europäischen außenpolitischen Interesses, nicht zuletzt im kolonialen Wettkampf um die begehrten Rohstoffe in Afrika. Einerseits ist dieser Kampf von der französisch-englischen Rivalität in Nordostafrika geprägt, andererseits von der dauernden Angst Frankreichs angesichts einer durch die Verwirklichung des bismarckschen Einheitsstrebens greifbar werdenden Übermacht des Deutschen Reiches, die durch die katastrophale Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870 und den daraufhin steigenden Einfluss Deutschlands in Europa schließlich bestätigt werden sollte.

[...]


[1] Goytisolo, Juan, Spanien und die Spanier, München 1982

[2] vgl. Aubert, Paul, L’influence idéologique et politique de la France en Espagne de la fin du XIXe siècle à la Première Guerre mondiale (1875-1918), in: Etienvre, Jean-Pierre/Urquijo Goitia, José Ramón (Hrsg.), España, Francia y la Communidad Europea, Madrid 1989, S. 58ff und Bernecker, Walter/Pietschmann, Horst, Geschichte Spaniens, Stuttgart 20003 , S.265ff

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Spanien und Frankreich. Die spanisch-französischen Beziehungen ab Ende des 19. Jahrhunderts und Julio Cambas ABC-Artikel aus Paris
Hochschule
Universität Passau  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Spanien und das Fremde
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V20346
ISBN (eBook)
9783638242455
ISBN (Buch)
9783656899334
Dateigröße
672 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die spanisch-französischen Beziehungen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts und Julio Cambas ABC-Artikel aus Paris
Schlagworte
Spanien, Frankreich, Julio, Camba, Fremde
Arbeit zitieren
Nadine Hoffmann (Autor:in), 2003, Spanien und Frankreich. Die spanisch-französischen Beziehungen ab Ende des 19. Jahrhunderts und Julio Cambas ABC-Artikel aus Paris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20346

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