„’Die Franzosen’, sagt Quevedo, ‚kommen nach Spanien, um Handel zu treiben; die Spanier dagegen durchqueren Frankreich zu Fuß, ohne den Mantel abzulegen, um in Spanien ihrem König zu dienen, denn die Spanier können niemandem außerhalb ihres Landes dienen, und niemals werden sie, um ihren Unterhalt zu haben, sich dazu bereit finden, einen anderen Beruf auszuüben als den des Soldaten.’“
Der galizische Journalist Julio Camba scheint diese Aussage Anfang des 20. Jahrhunderts zu widerlegen, als er als Auslandskorrespondent der ABC nach Paris aufbricht. Zwar dient er tatsächlich einem spanischen Publikum, doch weniger als Soldat denn als Schriftsteller, der die Eigenheiten des französischen Volkes beobachtet und seinen Landsleuten in seinen mal bissigen, mal liebevoll-spöttischen Kolumnen vorstellt. Seine Artikel aus London, Paris und der Schweiz sind in dem Büchlein Playas, Ciudades y Montañas (1947) zusammengefasst und liegen dem zweiten Hauptteil vorliegender Arbeit als Quelle zugrunde. Auf den ersten Blick spricht hier ein interkulturell kompetenter Intellektueller, der um die feinen Unterschiede zwischen den europäischen Völkern weiß und eine gewisse Botschafterrolle einnimmt. Doch wird Camba diesem Anspruch tatsächlich gerecht oder spricht hier nicht eher ein weltgewandter Literat oder der gewitzte Journalist, der seine Leserschaft in Bann zu ziehen weiß? Der erste Teil der Arbeit betrachtet den außenpragmatischen Kontext der Texte, um eine Annäherung an die Texte anhand der französisch-spanischen Beziehungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und der entsprechenden innerspanischen Positionen zu erleichtern. Auf eine kurze biographische Typisierung „Don Julios“ folgt im zweiten Hauptteil schließlich eine Diskursanalyse, die untersucht, wie Cambas Nachrichten aus dem Nachbarland aufzunehmen und zu verstehen sind.
Um im Hauptteil unnötige Exkurse zu vermeiden, möchte ich zunächst zwei Überlegungen anstellen: Was bedeutet interkulturelle Kompetenz und was macht einen guten Journalisten aus, wo liegt die Grenze zum Literaten?
Interkulturelles Verstehen setzt Wissen um historische Zusammenhänge des „fremden“ Landes, um allgemeine Phänomene und Gebräuche in einer Kultur, sowie das Verständnis von Verhaltensmustern voraus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außenpragmatische Analyse
- Überblick über die französisch-spanischen Beziehungen Ende des 19./Anfang des 20. Jh.
- Politisch und wirtschaftlich
- Soziale und kulturelle Beziehungen
- Intellektuelle Strömungen in Spanien.
- Julio Camba- ein biographischer Abriss..
- Überblick über die französisch-spanischen Beziehungen Ende des 19./Anfang des 20. Jh.
- Diskursanalyse von „París“ (Playas, Ciudades y Montañas)..
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Beziehungen zwischen Spanien und Frankreich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, insbesondere mit dem Einfluss französischer Kultur auf die spanische Gesellschaft und den Journalisten Julio Camba als Vermittler zwischen beiden Ländern.
- Die politische und wirtschaftliche Situation Spaniens und Frankreichs im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
- Die Rolle Frankreichs als kulturelles und intellektuelles Zentrum für Spanien
- Die Werke des spanischen Journalisten Julio Camba und dessen Darstellung Frankreichs
- Interkulturelle Kompetenz und die Herausforderungen der Begegnung mit dem „Fremden“
- Die Grenzen zwischen Journalismus und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und skizziert die Thematik der spanisch-französischen Beziehungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sowie Julio Cambas Rolle als Beobachter und Vermittler dieser Beziehungen.
Der erste Teil der Arbeit analysiert den außenpragmatischen Kontext von Julio Cambas Texten. Er beleuchtet die politische und wirtschaftliche Lage Spaniens und Frankreichs in dieser Zeit und zeigt die Unterschiede in ihrer jeweiligen Position auf der europäischen Bühne auf.
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit einer Diskursanalyse von Julio Cambas Artikeln aus dem Büchlein Playas, Ciudades y Montañas, um zu ergründen, wie Cambas Frankreich in seinen Texten darstellt und welche Botschaften er seinen Lesern vermittelt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe, die in dieser Arbeit behandelt werden, sind: spanisch-französische Beziehungen, Kulturtransfer, Julio Camba, interkulturelle Kompetenz, Journalismus, Literatur, Diskursanalyse, Frankreich, Spanien, Playas, Ciudades y Montañas.
- Citation du texte
- Nadine Hoffmann (Auteur), 2003, Spanien und Frankreich. Die spanisch-französischen Beziehungen ab Ende des 19. Jahrhunderts und Julio Cambas ABC-Artikel aus Paris, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20346