Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Begriffserklärungen
1.1.1 Gesundheit
1.1.2 Gesundheitswissenschaft
1.2 Gesundheitswissenschaften in der Pflege
1.2.1 Abgrenzung zur Medizin
1.2.2 Verhältnis zu Pflegewissenschaft
2. Gesundheitsförderung
2.1 Definitionen und Abgrenzungen
2.1.1 Abgrenzung zur Prävention
2.1.2 Salutogenese
2.1.3 Ottawa-Charta
2.2 Die Ebenen der Gesundheitsförderung
2.2.1 Personale Ebene
2.2.2 Verhaltensebene
2.2.3 Verhältnisebene
2.3 Methoden der Gesundheitsförderung
2.3.1 Gesundheitserziehung und Gesundheitsbildung
2.3.2 Gesundheitsaufklärung und Gesundheitsberatung
2.4 Der Setting-Ansatz
3. Gesundheitsförderung in der Pflege
3.1 Pflegerische Handlungsfelder
3.1.1 Gesundheitsberatung
3.1.2 Gesundheitsförderung in Settings
3.2 Probleme der Umsetzung
4. Zusammenfassung und Ausblick
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die heutige Zeit ist für die Pflege eine belastende Phase, zum einen hat sie im professionellen Sinne noch kein scharfes Profil ihrer Aufgaben, zum anderen erfährt sie im Zuge der Umstrukturierungen, besonders im Krankenhaus, eine hohe Arbeitsverdichtung.
Was macht Pflege?
Spätestens seit der Umbenennung von Krankenschwester/ Krankenpfleger in Gesundheits- und Krankenpfleger/in und den vier benannten Aufgabenbereichen der Pflege, die im ICN-Ethikkodex beschrieben sind, muss Pflege ihre Arbeit um den Aspekt der Gesundheit erweitern. Bislang, auch vermehrt im jetzigen Alltag, geschieht die Versorgung der Patienten aus Sicht der Krankheit. Der Alltag ist geprägt durch delegierte Aufgaben aus dem ärztlichen Bereich, sowie eine starke Erhöhung der administrativen Aufgaben. Der Patient[1]gerät ins Hintertreffen, er wird förmlich durch den Betrieb Krankenhaus „durchgeschleust“ (vgl. Bartholomeycik 2006, 1032f.).
Was kann Pflege?
Pflege soll, ergänzend zur Betrachtung der Krankheit, ihren Blick auf Gesundheit legen und nicht wie in der Medizin, wie heile ich die Krankheit, sondern wie fördere ich Gesundheit.
Es soll dargelegt werden welche Bedeutung die Gesundheitswissenschaft für die Pflege hat und welche Möglichkeiten für Pflege sich in der Gesundheitsförderung ergeben. Im ersten Kapitel werden die Begrifflichkeiten Gesundheit und Gesundheitswissenschaften erläutert, sowie der Bezug zu anderen wissenschaftlichen Bereichen. Im zweiten Kapitel wird auf die Inhalte, Ebenen, Methoden und dem Setting-Ansatz der Gesundheitsförderung eingegangen. Das dritte Kapitel beschreibt mögliche Tätigkeitsfelder der Gesundheitsförderung für die Pflege, u.a. die Gesundheitsberatung und wo Probleme bei der Umsetzung auftreten können. Im abschließenden vierten Kapitel wird eine kurze Zusammenfassung gegeben, mit einem Ausblick auf Voraussetzungen und die weitere mögliche Entwicklung der Pflege.
1.1 Begriffserklärungen
1.1.1 Gesundheit
Es gibt viele Versuche Gesundheit zu definieren, aber es gibt bis heute keine allgemeingültige Definition von Gesundheit. Die wohl bekannteste ist die der Weltgesundheitsorganisation (WHO), „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ (WHO 1948).
Es zeigt sich bei der Definition der WHO das dort eine Idealnorm beschrieben wird, die einen absoluten Zustand beschreibt, der niemals erreicht werden kann. Es scheint als ließe sich Gesundheit leicht beschreiben mit Wohlbefinden und Abwesenheit von Beschwerden und Symptomen (vgl. Bengel 2001, 15). Sieht man etwas genauer hin, definieren Menschen ihre eigene Gesundheit unterschiedlich. Für die einen ist es Wohlbefinden und Glück, für andere Leistungsfähigkeit und wieder andere empfinden Gesundheit wenn sie keine Beschwerden haben. Auch beschreiben Menschen ihren Zustand so dass sie sich Gesund fühlen aber z. B. eine chronische Krankheit haben. Dadurch zeigt sich das Gesundheit im privaten wie im gesellschaftlichen völlig unterschiedlich definiert wird. Allerdings ist der Ausgangspunkt häufig ein pathogenetisches Verständnis von Gesundheit und Krankheit, da davon ausgegangen wird was einen Krank macht. Durch Antonovsky wird die Sichtweise um die salutogenetische Blickrichtung ergänzt. Er stellte sich die Frage: „Warum bleiben Menschen (…) gesund?“ (Bengel 2001, 24). Nach ihm sind Gesundheit und Krankheit keine Zustände die sich gegenseitig ausschließen (Dichotomie). Antonovsky stellt dieser Vorstellung ein Kontinuum gegenüber, nach dem Menschen sich gesund fühlen, aber auch kranke Anteile in sich tragen, sowie auch kranke Menschen gesunde Anteile in sich tragen können (Gesundheits-Krankheits-Kontinuum)(vgl. Brieskorn-Zinke 2006, 78). Näheres zum Konzept der Salutogenese erfolgt im Kapitel 2.1.2.
1.1.2 Gesundheitswissenschaft
Von der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH) wird die Gesundheitswissenschaft als Synonym von Public Health betrachtet. Demnach ist Gesundheitswissenschaft die Wissenschaft und Praxis der Gesundheitsförderung und die Systemgestaltung des Gesundheitswesens. Auf dieses Verständnis und die bestimmenden Faktoren von Gesundheit und Krankheit sowie Fragen der Bedarfsgerechtigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Gesundheitsförderung, Prävention, Krankheitsbewältigung, Rehabilitation und Pflege richten sich die Aktivitäten dieses interdisziplinären Fachgebietes (vgl. Hurrelmann 2006, 11).
1.2 Gesundheitswissenschaften in der Pflege
1.2.1 Abgrenzung zur Medizin
Medizin als Krankheitswissenschaft bezieht sich in der Regel auf Krankheiten als isolierte Zustände, wobei hier die Diagnose und Therapie im Vordergrund steht. Währenddessen sich die Gesundheitswissenschaften um Klärung der Voraussetzungen von Gesundheit und Krankheit im sozialen Miteinander bemüht (vgl. Brieskorn-Zinke 2006, 38)
1.2.2 Verhältnis zu Pflegewissenschaft
Der Pflege werden, durch den Ethikkodex der ICN (International Council of Nurses), vier grundlegende Aufgaben zugewiesen:
- „Gesundheit zu fördern
- Krankheit zu verhüten
- Gesundheit wiederherzustellen
- Leiden zu Lindern“ (DBfK 2000, Präambel)
Zwei Aufgaben beschäftigen sich mit Gesundheit und zwei mit Krankheit, demzufolge ist Pflege beiden verpflichtet. Gesundheit und Krankheit sind in der praktischen Arbeit der Pflege nicht leicht voneinander zu trennen. Pflegewissenschaft hat also Bezug zur Gesundheitswissenschaft sowie auch der Krankheitswissenschaft bzw. der Medizin (vgl. Brieskorn-Zinke 2006, 11).
2. Gesundheitsförderung
2.1 Definitionen und Abgrenzungen
Der Begriff „Gesundheitsförderung“ entwickelte sich aus den gesundheitspolitischen Auseinandersetzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gesundheitsförderung beschreibt Formen des Eingreifens, dieses zielt „auf die Verbesserung von individuellen Ressourcen der Lebensbewältigung und ökonomischen, kulturellen, sozialen, bildungsmäßigen, medizinischen, psychischen und hygienischen Lebensbedingungen von Bevölkerungsgruppen“ (Hurrelmann 2006, 751). Voraussetzungen hierfür sind Kenntnisse salutogener Dynamiken, also wie entsteht Gesundheit und wie kann ich Gesundheit aufrechterhalten. Gesundheitsförderung baut auf einem Wirkungsprinzip auf, das eine gewisse Chronologie von Gesundheitsstadien unterstellt. Förderung und Stärkung von Ressourcen sind Voraussetzung für die Verbesserung der Gesundheitsentwicklung (vgl. Hurrelmann 2006, 752). Mit seinen Handlungsstrategien will Gesundheitsförderung versuchen, gesundheitsrelevante Lebensbedingungen aller Bevölkerungsgruppen zu beeinflussen:
- Interessen vertreten – Durch anwaltschaftliches Eintreten sollen diese Lebensbedingungen positiv beeinflusst werden und somit die Gesundheit fördern.
- Befähigen und Ermöglichen – Bestehende soziale Unterschiede des Gesundheitszustandes sollen verringert werden, um damit alle Menschen zu befähigen, ihr größtmögliches Gesundheitspotenzial zu verwirklichen. Somit ist Gesundheitsförderung um Chancengleichheit auf dem Gebiet der Gesundheit bemüht. Damit Menschen ihre Gesundheit beeinflussen können, müssen sie auch auf ihre Lebensbedingungen Einfluss nehmen. Nur dann können sie ihr Gesundheitspotenzial voll entfalten.
- Vermitteln und Vernetzen – Der Gesundheitssektor alleine kann nicht die Voraussetzungen und Perspektiven für Gesundheit garantieren. Ein koordiniertes Zusammenwirken von Verantwortlichen (z. B. Regierungen, Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftsbereich), sowie lokalen Institutionen und Menschen in allen Lebensbereichen (einzeln, als Familie und Gemeinschaften) wird von der Gesundheitsförderung verlangt.
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[1]Wenn auf diesen Seiten aus Gründen der Lesbarkeit und Einfachheit die männliche Form gewählt wurde, so schließt das selbstverständlich die weibliche Form mit ein.