Sound ist ein wichtiger Bestandteil des Horrorfilms wegen seines Potenzials, zur Verunsicherung und Verängstigung des Zuschauers beizutragen. Die Wirkung auf die Rezipienten entsteht unter anderem durch evolutionär gebildete Mechanismen zur Informationsverarbeitung. Einen Teil des Gesamtsounds macht üblicherweise die Filmmusik aus, die im Horrorfilm entscheidend zur Publikumswirkung beitragen kann.
Horrorfilme im pseudo-dokumentarischen Stil verzichten jedoch teilweise oder vollständig auf den Einsatz von Musik während der Filmhandlung. Sie behandeln Thematiken des Horrorfilms, indem sie sich Techniken des Dokumentarfilms bedienen, mit denen sie fiktive Geschehnisse abbilden. Oft geschieht dies unter der expliziten Behauptung, dass diese real seien.1 Im Folgenden werde ich den Möglichkeiten des Sound Designs im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm nachgehen und Strategien des Sound Designs anhand der Filme BLAIR WITCH PROJECT (USA1999) und [REC] (Spanien 2007) herausarbeiten. Die theoretische Grundlage werden dabei das dreiteilige Lautsphärenmodell von Murray Schafer sowie die Untersuchungen Barbara Flückigers insbesondere zu suggestiven und ambigen Klangobjekten auf der Tonspur von Filmen liefern. Von diesen ausgehend werden zunächst zunächst die implizierten Konsequenzen für das Sound Design im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm benannt sowie Überlegungen über deren klangliche Möglichkeiten angestellt. In der Analyse der gewählten Beispielfilme sollen Aufbau und Funktionen der jeweiligen Lautsphären von BLAIR WITCH PROJECT und [REC] beleuchtet und an ihnen verschiedene Vorgehensweisen erläutert werden. Dabei werde ich sowohl auf die verschiedenen Settings ein- als auch der Frage nachgehen, inwiefern die pseudo-dokumentarische Machart der Filme das Sound Design prägt. Ferner soll untersucht werden, ob und in welcher Weise sowie aus welchen Gründen der dokumentarische Wahrheitsanspruch auf Ebene des Sound Designs aufgegeben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung/Zielsetzung
- Das Lautsphärenmodell nach Murray Schafer
- Die filmische Lautsphäre
- Das Unidentifizierbare Klangobjekt
- Die Lautsphäre im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm
- Klangliche Möglichkeiten des Horrorfilms
- Blair Witch Project
- Der Klang der Zivilisation – Die Exposition
- Waldspaziergang - Die Fortsetzung der Exposition mit anderen Mitteln
- Nachts im Wald - Unidentifizierbare Klangobjekte
- Körperlaute
- Wasser, Wind, Vögel – Naturlaute
- [REC]
- Reine Routine - Die Exposition
- Der Einsatz - Akustischer Kontrollverlust
- Klangattacken - Akustische Schockmomente
- Unidentifizierbare Klangobjekte
- Klangtapetenwechsel – Der Showdown
- Körperlaute
- Klangschaften des Horrors - Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten des Sound Designs im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm und erörtert Strategien des Sound Designs anhand der Filme BLAIR WITCH PROJECT (USA1999) und [REC] (Spanien 2007). Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie Sound Design im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm zur Verunsicherung und Verängstigung des Zuschauers beiträgt. Die theoretische Grundlage bilden das Lautsphärenmodell von Murray Schafer und die Untersuchungen Barbara Flückigers zu suggestiven und ambigen Klangobjekten in der Tonspur von Filmen.
- Das Lautsphärenmodell von Murray Schafer als Grundlage für die Analyse von Sound Design im Film
- Die Bedeutung des Sound Designs im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm für die Steigerung der Spannung und Verängstigung
- Der Einsatz von unidentifizierbaren Klangobjekten im Horrorfilm und deren Wirkung auf den Zuschauer
- Die Analyse des Sound Designs in den Filmen BLAIR WITCH PROJECT und [REC]
- Die Frage, inwieweit die pseudo-dokumentarische Machart der Filme das Sound Design beeinflusst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Bedeutung des Sound Designs im Horrorfilm und erläutert den Schwerpunkt der Arbeit auf die Möglichkeiten des Sound Designs im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm. Kapitel 2 stellt das Lautsphärenmodell von Murray Schafer vor, das als theoretische Grundlage für die Analyse des Sound Designs in den beiden Beispielfilmen dient. Das dritte Kapitel befasst sich mit der filmischen Lautsphäre und den besonderen Herausforderungen des Sound Designs im Film. Kapitel 4 behandelt die Bedeutung des unidentifizierbaren Klangobjekts im Horrorfilm und dessen Potenzial zur Steigerung der Spannung. Kapitel 5 widmet sich der spezifischen Nutzung des Sound Designs im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm. In den Kapiteln 7 und 8 werden das Sound Design in den Filmen BLAIR WITCH PROJECT und [REC] analysiert. Dabei werden die verschiedenen Settings der Filme beleuchtet und die Frage nach der prägenden Wirkung der pseudo-dokumentarischen Machart auf das Sound Design untersucht.
Schlüsselwörter
Sound Design, pseudo-dokumentarischer Horrorfilm, Lautsphärenmodell, Murray Schafer, unidentifizierbare Klangobjekte, suggestiver Sound, ambiger Sound, BLAIR WITCH PROJECT, [REC]
- Arbeit zitieren
- Lennart Riepenhusen (Autor:in), 2012, Sound Design im pseudo-dokumentarischen Horrorfilm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203811