„Etwas Herrliches hast du ausgerichtet, großer Kaiser, mit deinem so lange Jahre hindurch
verschobenen Kommen nach Italien und deinem eiligen Weggang! Du bringst schließlich die
eiserne Krone und die goldene Krone heim, dazu noch den unfruchtbaren Namen der
Kaiserherrschaft. Kaiser der Römer wirst du dich nennen lassen, der du nur König von
Böhmen allein bist.“1, urteilte Petrarca, zeitgenössischer Dichter und Literat, über Karl IV
kurz nach seiner Kaiserkrönung 1355 in Rom.
Was trieb Petrarca und andere Zeitgenossen zu so scharfer Kritik gegenüber Karl IV.?
Karl IV. war triumphal nach Rom gezogen, um sich dort die Kaiserkrone der Römer zu holen.
Im Unterschied aber zu seinen Vorgängern gelang ihm der Weg an die Macht nicht mit
Eroberung und Unterwerfung. Karl IV. beschritt einen anderen Weg, einen Weg ohne Blut
und Eisen. Mit scharfem Verstand und gesundem Realismus beeindruckte er durch
Diplomatie und friedliche Verhandlungen. Er war kein König des Mittelalters, sondern eher
ein „Kaufmann auf dem Thron“2. Was unterschied ihn von den anderen Kaisern des
römischen Reiches im Mittelalter? Was zeichnete ihn aus, dass er heute als einer der
bedeutendsten Herrscher des 14.Jahrhunderts gesehen wird? Ist Karl IV. ein Vorreiter der
modernen Diplomatie?
Dieser Frage gelten meine Überlegungen. Ich werde zunächst die Person Karl IV. betrachten.
Wer war er? Was unterscheidet ihn von anderen Herrschercharkteren des Mittelalters? Wie
sah sein Verhältnis zur Kirche, zum politischen Umfeld aus? Danach werde ich auf den
Romzug eingehen. Warum kam es dazu? Wie vollzog er sich? In Folge betrachte ich die
Kaiserkrönung Karl IV. und kläre die Reaktion darauf.
Mit der Person Karl IV. haben sich eine ganze Reihe von Historikern und Soziologen, aber
auch Zeitgenossen beschäftigt. An erster Stelle steht jedoch Karl IV. selbst mit seiner
Autobiographie „Vita caroli quarti“, die das Leben des Herrscher bis zu seiner Krönung zum
deutschen König in lateinischer Sprache erzählt. Francesco Petrarca, ein Zeitgenosse Karl IV.,
widmete sich ebenfalls Karls Leben in mehreren Briefen und persönlichen Zeugnissen. Der
wohl bekannteste Biograph Karl IV. unserer Zeit ist Ferdinand Seibt. [...]
1 Heintze, Horst (Hrsg.): Petrarca Francesco. Dichtung und Prosa, Berlin 1968, S. 351.
2 Seibt, Ferdinand: Kaiser Karl VI.. Staatsmann und Mäzen, München 1978, S. 76.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Karl IV. - Herrscher und sein politisches Umfeld
- Herrschercharakter
- Politische Voraussetzungen
- Der Romzug
- Italien Herrschaft der italienischen Städte
- Vorbereitung zum Romzug
- Die Reise nach Rom
- Die Kaiserkrönung
- Die Krönung in Rom
- Reaktionen und Folgen
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Karl IV. als Vorreiter einer modernen Diplomatie angesehen werden kann. Sie analysiert das Leben und Wirken des Herrschers, insbesondere seine Politik im Kontext des politischen Umfelds des 14. Jahrhunderts.
- Der Charakter Karl IV. und seine Rolle als Herrscher
- Das politische Umfeld des Heiligen Römischen Reiches im 14. Jahrhundert
- Der Romzug Karl IV. und seine Motivation
- Die Kaiserkrönung Karl IV. und ihre Folgen
- Karl IV. als Vermittler und Diplomat im Kontext der Machtverhältnisse seiner Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine umfassende Einleitung in die Thematik und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle Karl IV. als Vorreiter der modernen Diplomatie. Es werden die Quellen und wichtigsten historischen Figuren vorgestellt, die im weiteren Verlauf der Arbeit behandelt werden.
Kapitel 2 widmet sich dem Charakter und der politischen Umgebung Karl IV. Es werden seine herausragenden Fähigkeiten, insbesondere sein scharfer Verstand und seine diplomatisches Geschick, beleuchtet. Das Kapitel analysiert die Machtstrukturen im Heiligen Römischen Reich und zeigt, wie Karl IV. seine Position als Herrscher festigte.
Im dritten Kapitel wird der Romzug Karl IV. im Detail betrachtet. Es werden die politischen und sozialen Verhältnisse in Italien zur Zeit des Romzugs, die Vorbereitung und die Durchführung der Reise, sowie die Rolle des Papstes in diesem Prozess behandelt.
Kapitel 4 befasst sich mit der Kaiserkrönung Karl IV. in Rom. Es analysiert die Reaktionen auf die Krönung und ihre Auswirkungen auf die politische Landschaft des Heiligen Römischen Reiches.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Diplomatie im Mittelalter, mit Fokus auf Karl IV. als Herrscher und sein politisches Wirken. Die Schlüsselbegriffe sind: Karl IV., Diplomatie, Herrschercharakter, politisches Umfeld, Heiliges Römisches Reich, Romzug, Kaiserkrönung, italienische Stadtstaaten, Papsttum.
- Citar trabajo
- Anne Piegert (Autor), 2003, Karl IV. - Vorreiter eines modernen Diplomaten?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20384