Die Kriege des 20. Jahrhunderts auf dem Balkan und ihre Besonderheiten


Dossier / Travail, 2001

23 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Hintergrund
2.1. Die Zeit auf dem Balkan vor dem 20. Jahrhundert
2.2. Das 20. Jahrhundert auf dem Balkan

3. Besonderheiten der Kriege auf dem Balkan

4. Kriterien für ein Aufnehmen ins Geschichtsbuch und Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ Wir flogen, wie die Adler hoch über den Wolken, und jetzt suhlen wir uns im Staub, im Sumpf...! Wenn dies das Leben ist das freie Völker führen, dann ist dies Leben vergebens. Wir säten Rosen, doch nur Dornen sind zum Vorschein gekommen.“

- Mikhalaki Georgiev[1]

Wenn man heute einen Blick auf die Karte Europas wirft so wird einem schnell auffallen, das die Staatenwelt Südosteuropas enorm zersplittert ist. Der Begriff Kleinstaatenwelt scheint hier eher angebracht zu sein. So kann man grob sagen das sich die Zahl der Staaten am Anfang des Jahrhunderts bis zu seinem Ende von 7 im Jahre 1910, wobei dies eine ungefähre Zahl ist da der Status mancher Territorien nicht unbedingt als unabhängig betrachtet werden kann, auf 12 im Jahre 2000 gesteigert hat, wobei die Zahl durchaus schnell auf 14 steigen könnte wenn man sich die Situation auf dem Kosovo und in Montenegro anschaut. Die Zahl der Staaten hat sich also fast verdoppelt.

Das war nicht immer so, die Geschichte Südosteuropas, das im letzten Jahrhundert den Namen „Balkan“ bekommen hat, ist eine wechselhafte. Noch vor 100 Jahren, um die Jahrhundertwende herum, sah der Balkan, ja ganz Europa, noch anders aus. Um genau zu sein, nicht der Kontinent an sich, der topographische Zustand, sah anders aus, sondern die Grenzen die gezogen worden waren. Wo sich noch vor 100 Jahren Vielvölkerstaaten erhoben befinden sich heute Staaten die den Anspruch auf „Ethnische Homogenität“ erheben. Ein kurzer Blick auf die Statistiken der Bevölkerungsanteile der einzelnen Staaten wird diesen Anspruch in den meisten Fällen als schlichten Irrtum enttarnen, Irrtum oder gewollte Fiktion.

Der Balkan, der auch heute noch ein hochaktuelles Problem darstellt, ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Unruheherd geworden. Die Komplexität der Probleme dieser Region in ein Schulbuch zu packen wäre durchaus ein schweres Unterfangen.

Aufgabe dieser Hausarbeit ist somit der Versuch die letzten 100 Jahre der Kriege auf dem Balkan zusammen zu fassen und zu prüfen um welche Probleme es sich hier eigentlich handelt. Diese Hausarbeit versucht, frei von „Nationalen Geschichtsschreibungen“ die Geschichte der Völker des Balkans in den letzten 100 Jahren nachzuzeichnen und die Besonderheiten der Kriege aufzuzeigen. Sie kann dies jedoch, auf Grund des begrenzten Platzes nur Schlaglichtartig tun. Was genau ist geschehen in den letzten 100 Jahren, und, und dies ist das wichtige, ist es möglich aus dem Vergangenen zu lernen und Erkenntnise zu gewinnen für die Zukunft? Genau diese Fragen nämlich stellen die Basis eines Geschichtsbuch dar, kann die zukünftige Generation, die aus diesen Büchern Geschichte lernen wird, aus den Erfahrungen der vergangenen Generation lernen und womöglich weitere Kriege verhindern?

2. Der historische Hintergrund

„Als ich durch Europa reiste, sah ich allerlei Dinge die mir nich sehr gefielen. Na schön. – Ich sagte nicht: “Das ist nicht gut.“ Ich wollte wissen warum die Dinge so sind.“

- Osmanischer Beamter im Gespräch mit einem französischen Priester, 1848[2]

Bevor man sich daran machen kann, die Probleme der heutigen Tage zu verstehen sollte man zunächst ihre Vergangenheit betrachten, so sie denn vorhanden ist, und diese Probleme in der Vergangenheit überhaupt bestanden haben. Betrachtet man den Balkan heute und vergleicht ihn zunächst mit jener Welt, die die westlichen Autoren vor hundert Jahren so oft als abenteuerlich und romantisch bezeichneten[3], so wird einem schnell klar das es viele Unterschiede, aber auch viele Parallelen gibt. So scheint das schwarz-weiß zeichnen der Medien auf dem Balkan, auf den zweiten Blick nichts neues zu sein. Schon zu Beginn des Jahrhunderts gab es, in den Augen der Öffentlichkeit, auf dem Balkan die „Guten“ und die „Bösen“.

Ganz anders dagegen die Grenzen, aber auch die Mentalität der Leute, die in ihnen leben. Auf dem Balkan herrscht jenes übersteigerte Gefühl des Grenzbewußsteins. Vermutlich ist dies der jüngeren Geschichte auf dem Balkan zu verdanken, die nur allzu oft bewies, dass Grenzen nicht so sicher sind wie man sie gerne hätte. Anders als im westlichen Europa, sind auf dem Balkan die Grenzen oft überschritten, verändert oder komplett ausgewischt geworden. Vielleicht herrscht deshalb heute dieses Gefühl mit dem sich die Leute auf der einen Seite der Grenze, von den Leuten auf der anderen Seite entfremden. Regionen, in denen es noch vor hundert Jahren keine Grenzen gab, und in denen man zusammen lebte, sind heute getrennt, und die Leute auf beiden Seiten der Grenze sagen das wäre gut so, und schon immer so gewesen.

Die Großmächte haben durch die Geschichte hindurch die Politik des Balkans deutlich mitgeprägt[4], ihre Rolle sollte daher weder unter- noch überschätzt werden. Zu oft werden die Groß- und Supermächte zu Sündenböcken für das Versagen der Politik im eigenen Lande. Eine Mitschuld kann in manchen Fällen durchaus nicht ausgeschlossen werden, doch sollte auch diese genau untersucht sein.

Auch die Allianzen, die freundschaftlichen Beziehungen, die politische Situation im Allgemeinen hat sich grundlegend verändert auf dem Balkan. Wer früher noch Freund war, ist heute der Feind, jene die früher auf einer Seite kämpften haben die Seiten gewechselt und stehen sich nun gegenüber. Aber manche traditionelle Bündnisse haben durchaus noch Bestand, wie zum Beispiel die traditionelle Freundschaft zwischen Griechenland und Jugoslawien, doch auch diese ist, bei näherer Betrachtung, geschichtlich nicht unbedingt zu halten. Sowieso erscheint es so, wenn man mit den Menschen redet und ihre Versionen der Vergangenheit hört, dass vieles noch nicht geklärt ist, das sich viele einiger Dinge gar nicht bewusst sind, oder nicht bewusst sein wollen. So ist das geschichtliche Bild vieler Leute auf dem Balkan von Vorurteilen geprägt, und es sind genau jene Vorurteile, jene Dinge die man auf der Strasse hört, die ihren Teil zu den andauernden Konflikten beisteuern.

2.1. Die Zeit auf dem Balkan vor dem 20.Jahrhundert

Die Geschichte des Balkans war stets eine Geschichte wechselnder Herrscher, und oft kamen diese Herrscher nicht vom Balkan. Doch vielleicht zunächst eine Klärung des Begriffes „Balkan“. Es ist dies ein Begriff der erst seit circa 150 Jahren als Bezeichnung für den ganzen Raum südlich der Donau herrscht. Die Forscher sind sich noch nicht einmal einig wo genau der Balkan beginnt. Manche zum Beispiel zählen den heutigen Staat Rumänien noch zu den Balkanländern, manche nicht. Der Einfachheit halber sei in dieser Hausarbeit mit „Balkan“ das Gebiet gemeint, dass die heutigen Staaten, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Jugoslawien, Albanien, Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Bulgarien und den nordwestlichen, europäischen Teil der Türkei umschließt, denn wo Europa endet, zumindest geographisch, ist durchaus klar, an den Meerengen der Dardanellen nämlich.

Balkan war jedoch nicht immer gleich Balkan, die Römer die Südosteuropa eroberten gaben den dortigen Provinzen Namen wie, Asia Minor, Illyricum, Thracia, Macedonia und Dacia. Unter byzantinischer Herrschaft blieb es weitestgehend bei dieser Namensgebung, die Landnahme der Slawen die in etwa Anfang des 6. Jahrhunderts in der Regierungszeit Kaiser Justins begann änderte nicht viel an den Namen[5]. Die neuen Siedler gaben manchen Regionen neue Namen wie Zeta und Raszien.

Die Osmanen nannten das Land, das wir heute Balkan nennen „Rumeli“. Für sie waren es die ehemals römischen Gebiete die sie den Kaisern von Konstantinopel abgerungen hatten. Ihre gebildeten Untertanen jener Region bezeichneten sich selber als Römer (griechisch: Romaioi) oder Christen. Aber auch die Westeuropäer, die keine genauen Karten von Südosteuropa besaßen hatten, nach der Eroberung durch die Osmanen, keinen anderen Namen für dieses Gebiet als „europäische Türkei“ oder „Türkei in Europa“. Es gab zwar einige andere Bezeichnungen, wie zum Beispiel „Halbinsel Griechenland“, aber diese setzten sich in der Literatur, den zahlreichen Reiseberichten, nicht durch. Der Name „Balkan“ stand ursprünglich nur für eine Gebirgskette, die sich im Norden der Halbinsel befindet. Die vielen ausländischen Reisenden die diese Gebirgskette durchquerten dachten anfangs, dass sich dies Gebirge über die ganze Halbinsel ausbreiten würde, daher nutzten sie den Namen „Balkan“ für die ganze Halbinsel.[6]

Über die frühe Geschichte des Balkan wussten die damaligen Westeuropäer nicht sehr viel. Was sich aber festhalten lässt, und das wusste man auch schon vor dem 20. Jahrhundert, ist das auf dem Balkan eine unglaubliche Vielfalt von verschiedenen Völkern und Religionen nebeneinander lebt. Vor der Landnahme der Slawen lebten dort Daker, Thraker, Illyrer, Römer, Griechen und noch andere Völker. Sicher, man sollte nicht den Fehler begehen in jener frühen Zeit von Nationen zu sprechen, aber schon damals zeichnete sich die Vielfalt der Gebräuche und Traditionen ab. Die Landnahme der Slawen fügte der Vielfalt noch eine neue Note hinzu. Sklawinen, Anten, später Kroaten und Serben mischten sich mit der ansässigen Bevölkerung und sorgten für weitere Vielfalt.

Hier ist auch ein Punkt zu finden, der von vielen Menschen auf dem Balkan gerne übergangen wird. Man wird heute oft, sowohl in der Sprache, den Traditionen, dem Aussehen, ja sogar in der Religion der Menschen des Balkans enorm viele Parallelen finden. Der Balkan war in der Hinsicht kein Sonderfall, wie überall auf der Welt vermischten die Menschen sich miteinander, teilten ihr Wissen miteinander, bekriegten sich und lebten oft auch friedlich nebeneinander. Manche nationale Historiker des vergangenen Jahrhunderts aber bleiben dabei, dass es klare Grenzen gibt und, dass sich die Balkanvölker grundlegend voneinander Unterscheiden. Sicher, wenn man Unterschiede sucht wird man sie finden, aber die Zahl der Gemeinsamkeiten ist zu hoch, als das das Argument von grundlegend verschiedenen Völkern einen Sinn machen würde.

[...]


[1] J.D. Bell: Peasants in Power; Alexander Stamboliski and the Bulgarian Agrarian National Union, 1899-1923; Princeton, New Jersey; 1977; S.4; Übersetzung aus dem Englischen vom Autor

[2] J. Mislin: Les Saints Lieux; Pelerinage á Jerusalem; Paris; 1876; vol.1; S.72; Übersetzung aus dem Englischen vom Autor

[3] vgl. Branimir Anzulovic: Heavenly Serbia; From Myth to Genocide; New York und London; 1999; S.147- 148

[4] vgl. Edgar Hösch: Geschichte der Balkanländer; Von der Frühzeit bis zur Gegenwart; München; 1999; S. 222

[5] vgl. Edgar Hösch: Geschichte der Balkanländer; Von der Frühzeit bis zur Gegenwart; München; 1999; S. 37

[6] vgl. Mark Mazower: The Balcans; A short History; New York; 2000; S. XXV- XXVIII

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Die Kriege des 20. Jahrhunderts auf dem Balkan und ihre Besonderheiten
Université
University of Dusseldorf "Heinrich Heine"  (Historisches Seminar)
Cours
Das 20. Jahrhundert ins Geschichtsbuch
Note
1,3
Auteur
Année
2001
Pages
23
N° de catalogue
V20398
ISBN (ebook)
9783638242790
ISBN (Livre)
9783638759212
Taille d'un fichier
610 KB
Langue
allemand
Annotations
Dies ist eine Hausarbeit, die sich primär mit den verschiedenen Kriegen im 20. Jahrhundert auf dem Balkan beschäftigt. Es wird ein Überblick, sowohl über die Geschichte der Balkanländer als auch über ihre Geographie geboten. Ein Kapitel widmet sich außerdem der Frage wie diese Kriege des letzten Jahrhunderts in ein neues Geschichtsbuch aufgenommen werden könnten. Eine Seite Literaturverzeichnis rundet diese Übersicht gut ab. Viel Spaß beim Lesen. :-)
Mots clés
Kriege, Jahrhunderts, Balkan, Besonderheiten, Jahrhundert, Geschichtsbuch
Citation du texte
Milos Jovanovic (Auteur), 2001, Die Kriege des 20. Jahrhunderts auf dem Balkan und ihre Besonderheiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20398

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