Transition - Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule


Dossier / Travail, 2012

19 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Abriss
2.1 Der Kindergarten
2.2 Die Grundschule

3. Transition vom Kindergarten zur Grundschule
3.1 Mögliche Übergangsprobleme
3.2 Übergangsbewältigung anhand des Transitionsmodells

4. Zwischenfazit

5. Internationaler Vergleich
5.1 Schweden
5.2 England
5.3 Niederlande

6. Zusammenfassung und Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen einer Portfolioleistung für den Professionalisierungsbereich 8: Pädagogische und psychologische Fragestellungen in Einrichtungen des Elementar- und Primarbereiches. In dem Seminar, dem diese Arbeit zu Grunde liegt, befassten wir uns mit der Übergangsproblematik vom Kindergarten zur Grundschule.

Besonders dieser Übergang stellt für die Kinder, aber auch für die Eltern, einen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt dar. Hermann Hesse beschreibt in einem Abschnitt seines Gedichtes „Stufen“ diese Veränderung folgendermaßen:

..Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft zu leben...[1]

Der Übergang wird hier als sehr positiv beschrieben und dass man sich ihm „in Tapferkeit und ohne Trauern“ stellen soll. Es bedarf also Mut sich dieser Veränderung zu stellen. Nun kann es aber passieren, dass nicht jede Veränderung als positiv empfunden wird. Dann spielt es keine Rolle ob man besonders tapfer ist oder nicht. Auch lässt sich aus diesem Gedichtausschnitt entnehmen, dass es im Leben nicht nur eine Übergangssituation gibt. Es gibt viele verschiedene Situationen, die das Leben neu gestalten. Die Übergangsphase (Transition) und die damit verbundenen Probleme, mit denen sich diese Arbeit befasst, sind die vom Elementar- in den Primarbereich. Im Verlauf der Arbeit werden dazu zunächst die beiden Institution historisch voneinander abgegrenzt, bevor wir auf die eigentliche Probleme zu sprechen kommen. Des Weiteren soll auch auf die Transitionsforschung eingegangen werden, die die Problematik analysiert und Lösungsvorschläge gibt. Als kurzen Exkurs am Ende werden noch Beispiele aus Schweden, England und den Niederlanden angeführt, die ebenfalls durch Reformen versucht haben, die Übergangsprobleme zu verringern. In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse Arbeit noch einmal zusammengefasst und über die verschiedenen Lösungsansätze diskutiert.

Noch ein Hinweis: Ich verzichte auf die Nennung der weiblichen Form von Erziehern, Lehrern, usw. Das ist nicht als Diskriminierung des weiblichen Geschlechts zu sehen, sondern dient lediglich der Übersichtlichkeit in dieser Arbeit.

2. Historischer Abriss

2.1 Der Kindergarten

Die Ursprünge des Kindergartens, so wie wir ihn heute kennen, finden sich bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Er ging aus zwei unterschiedlichen Organisationen hervor, die in der Literatur auch als Vorläuferorganisation bezeichnet werden. Diese sind zum einen die Kinderbewahranstalten nach Wilderspin (London 1826) und zum anderen der Kindergarten nach dem Modell von Friedrich Fröbel. Ausschlaggebend für die Gründung der Kinderbewahranstalten war der demographische Wandel, der mit der Industriellen Revolution einherging. Viele Familien zogen vom Land in die Stadt, um dort Arbeit zu finden. Die Frauen die bis dato hauptsächlich für die Kindererziehung zuständig waren, arbeiteten ebenfalls in den Fabriken. Dadurch gab es viele Kinder die unbeaufsichtigt waren und dadurch teilweise verwahrlosten oder auch kriminell wurden. Aus diesem Grund wurden die sogenannten „Kinderbewahranstalten“ gegründet. Sie hatten die Funktion die Verwahrlosung der Kinder zu verhindern und Verbrechen vorzubeugen. Die Kinderbewahranstalten versorgten die jüngsten Kinder einer Familie, um damit den älteren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Dieses Konzept wurde in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in Folge der Napoleonischen Kriege, von privaten Bürgervereinen aufgriffen. Später griff auch die Kirche dieses Konzept auf. Der Pfarrer Theodor Fliedner entwarf zudem ein pädagogisches Konzept und bildete seine Diakonissen systematisch aus. Die Zielgruppen der Bewahranstalten waren die Kinder aus Familien der armen Schichten. Für die Kinder aus den höheren Schichten gab es sogenannte Kleinkinderschulen. Diese waren bewusst für die Kinder reicher Eltern angelegt worden, da man eine klare Trennung zwischen Unter- und Oberschicht wollte. Die Kleinkinderschulen waren als Ergänzung zur Erziehung im Elternhaus gedacht und förderten gezielt die Entwicklung der Kinder. Anders als in den Bewahranstalten, die in erster Linie versucht haben, die Kinder von der Straße zu holen. Auch wenn ein Schulbesuch begünstigt werden sollte, so weiß man, dass Kinder auch bereits in dieser Zeit den Fabriken gearbeitet haben und so gut wie keine Schulbildung hatten.[2]

Der erste Kindergarten nach dem Modell von Fröbel wurde im Jahr 1840 gegründet. Bereits damals trug er den Namen „Kindergarten“. Es handelte sich um eine Erziehungs- und Bildungseinrichtung, die vor allem die Bürger aus dem gehobenen Mittelstand ansprach. Es gab in dem Modell nach Fröbel verschiedene neue Aufgabenbereiche, die auch später zum Teil wieder aufgegriffen wurde. Dazu zählten z.B., dass Fähigkeiten wie Sprache oder Motorik insbesondere durch das Spiel gefördert werden sollen, aber der Kindergarten sollte auch Grundlagen für den Schulbesuch schaffen und die Kinder auf diesen vorbereiten. Wegen des preußischen Kindergartenverbotes 1851, verbreitete sich Fröbels Kindergartenkonzept allerdings kaum. Es werden aber einzelne Elemente seiner Kindergartenpädagogik in andere Betreuungskontexte mit übernommen. Zu beachten ist weiterhin, auch wenn sich im Bereich der Pädagogik einiges getan hatte, dass es nach wie vor die Trennung zwischen den Bewahranstalten für die Kinder aus den ärmeren Schichten und den Kleinkinderschulen für die Kinder aus den reicheren Schichten gab. Mit Aufhebung des Kindergartenverbotes 1860 verbreiteten sich die Bewahranstalten, die Fröbels Ansätze übernommen hatten. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde eine allgemeine Grundschulpflicht eingeführt. Obwohl mehrfach gefordert, blieb der Kindergarten autonom und wurde nicht Teil des Bildungssystems.[3] Bis in die 1970er Jahre blieb Kindergarten eine Einrichtung für Kinder, die zu Hause nicht betreut werden konnten. Erst mit der Bildungsreform in den 70er Jahren verbreitete sich der Kindergarten und auch Fachkräfte wurden verstärkt ausgebildet. Die Trennung nach sozialem Stand wurde abgeschafft und von einer Trennung nach verschiedenen Altersstufen abgelöst. Heute besuchen mehr als 90% der Kinder einen Kindergarten. 1965 waren es gerade einmal knapp 33%.[4]

2.2 Die Grundschule

Eine etwas andere Entwicklung gab es bei der Grundschule. Wie bereits im vorigen Abschnitt erwähnt, wurde 1920 die vierjährige Grundschulpflicht in Deutschland eingeführt. Aber auch vorher gab es in einigen preußischen Staaten bereits eine Schulpflicht. Wie auch in der Kleinkinderziehung wurde hier entsprechend der sozialen Stellung selektiert. Die Grundstufe des Bildungswesens, zu der neben der Elementar- auch die Volksschule gehörte, wurde dem ‚niederen Schulwesen‘ zugeordnet. Dieser Vorläufer der heutigen Grundschule stellte die Schule für die Kinder der unteren Schichten dar.[5] Zum ‚höheren Schulwesen‘ zählten die Gymnasien für Jungen und die Tochterschulen für die Mädchen.[6] Es gab für Geschlechtertrennung keine pädagogischen Begründungen, dennoch war diese Methode für das höhere Schulwesen die gängige. In der ärmeren Schicht gab es eine solche Aufteilung nicht. Eine pädagogische Begründung gab es allerdings bei der sogenannten Altershomogenisierung, bei der die Schüler nach ihrem Alter entsprechend den Klassen zugeteilt wurden. Diese Idee setzte sich, wenn auch eingeschränkt, zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr durch. Eingeschränkt deshalb, weil es hauptsächlich das höhere Knabenschulwesen betraf. Erst mit Wende zum 20. Jahrhundert konnte diese Art der Selektion durch die empirische Psychologie begründet werden. Im Jahre 1920, mit der Einführung der vierjährigen Grundschulpflicht wurde versucht, die Schüler aufgrund ihrer Leistung zu selektieren und nicht mehr nach ihrer sozialen Herkunft. Dieser Trend zeichnete sich allerdings schon im 19. Jahrhundert ab, lief aber schon parallel zur Altershomogenisierung. Auch heute selektiert die Grundschule, im Vergleich zu anderen Schulformen, immer noch am stärksten nach Leistung. Wenn man die Ergebnisse der PISA-Studie dazu nimmt, so entsteht der Eindruck, dass die soziale Herkunft unterschwellig immer noch eine Rolle dabei spielt.[7]

3. Transition vom Kindergarten zur Grundschule

Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist ein sehr einschneidendes Erlebnis für ein Kind, aber auch für die Eltern (besonders beim ersten Kind). In der Forschung werden solche Veränderungen auch Transitionen genannt. Dazu zählt allerdings nicht nur der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, sondern beispielsweise auch der Übergang in die Erwerbstätigkeit. Allgemein gesagt sind Transitionen Veränderungsprozesse, die den Lebenslauf des Betroffenen entscheidend beeinflussen. In der Transitionsforschung spricht man von Transition, wenn auf den folgenden drei Ebenen Veränderungen stattgefunden haben. Die erste Ebene ist die individuelle Ebene. Hier verändert sich die Identität des Individuums (Kind wird zum Schulkind). Die nächste Ebene ist die der Beziehungen. Es müssen neue Beziehungen geknüpft werden (zu den Lehrern und den Mitschülern). Die letzte Ebene ist die kontextuelle Ebene. Hier wird die Lebensumwelt des Kindes erfasst. Die Schule wird ein neuer Bestandteil des Lebens und löst den Kindergarten ab. Ein anderes Beispiel für eine Veränderung auf dieser Ebene wäre auch die Geburt eines Bruders oder einer Schwester.[8]

[...]


[1] http://www.lyrikwelt.de/gedichte/hesseg1.htm, Zugriff: 18.03.2012.

[2] vgl. Diehm (2008), S. 560.

[3] vgl Diehm (2008), S. 560ff.

[4] ebd., S. 563.

[5] ebd., S. 564f.

[6] ebd.

[7] vgl. Diehm (2008), S. 565f.

[8] vgl. Kerbs (2009), S.18.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Transition - Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
Université
Carl von Ossietzky University of Oldenburg
Note
1,0
Auteur
Année
2012
Pages
19
N° de catalogue
V204171
ISBN (ebook)
9783656307563
ISBN (Livre)
9783656311126
Taille d'un fichier
471 KB
Langue
allemand
Mots clés
Transition, Übergang, Grundschule, Kindergarten, Griebel, Niesel, Transitionsmodell
Citation du texte
René Kordes (Auteur), 2012, Transition - Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204171

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