Therapie durch Literatur - Formen der Heilung bei Goethe und Schiller


Thèse de Master, 2009

82 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Erkenntnisinteresse

Formen der Heilung: Literatur und Therapie

Forschungsüberblick

I. Friedrich Schiller
I.1 Das Programm der Horen
I.2 Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1795)
a) Das Gesellschaftsbild in den Briefen
b) Die Therapie durch die schöne Kunst
c) Die ästhetische Gesellschaft

II. Johann Wolfgang Goethe
II.1 Das Festspiel Lila (1788)
a) Lilas Charakter
b) Die Krankheitsdiagnose
Verazios Therapie und die Funktion der Gesellschaft
II.2 Erste Epistel (1795)
a) Der Erzählgestus
b) Der Begriff des Charakters
II.3 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795)
a) Die Charaktere der Rahmenhandlung
b) Das Konzept der „geselligen Bildung“
c) Die Geschichten und das Erzählvorhaben des Geistlichen
d) Das Märchen als Therapeutikum?
Zwischenergebnis

III. Formen der Heilung
III.1 Die Form des Textkorpus
III.2 Die therapeutischen Ansätze
III.3 Realität oder Utopie? Zur Umsetzung der Therapiekonzepte
Fazit und Ausblick
Quellen und Literatur

Einleitung

Erkenntnisinteresse

Relationen von Literatur und Medizin sind in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht worden. Thematisch erstrecken sich die Untersuchungen von der antiken Literatur und Medizin über die medizinischen Dialoge in der Renaissance bis zur literarischen Anthropologie im 18. Jahrhundert.[1] Gerade im 18. Jahrhundert spielt die Medizin in der Literatur eine große Rolle: medizinische Beobachtungen werden literarisch festgehalten und Literatur nutzt und beschreibt medizinische Phänomene.[2] Dazu gehören unter anderem Fallgeschichten und –berichte[3] sowie die Ästhetik und Diätetik der philosophischen Ärzte[4] mit der Konzeption des commercium mentis et corporis, dem Zusammenhang von Körper und Geist. Diese Arbeit beschäftigt sich mit literarischen Texte des späten 18. Jahrhunderts, in denen Literatur, beziehungsweise die schönen Künste als Mittel fungieren[5], um den Menschen im seelischen, moralischen oder auch medizinischen Sinne zu heilen. Homöopathie und Konzepte von Geselligkeit und Ästhetik spielen in diesem Kontext für die Heilungsprozesse der verschiedenen innerhalb der ausgewählten Texte eine wichtige Rolle. Literatur stellt medizinisch-therapeutische Konzepte dar, in denen Kunst und Literatur selbst Heilmittel sind und reflektiert somit die eigenen Möglichkeiten und Probleme. Ich untersuche innerhalb dieses Rahmens ein abgegrenztes Schriftkorpus von Goethe und Schiller unter der Fragestellung, inwieweit Literatur, beziehungsweise schöne Kunst im weiteren Sinne, heilend oder therapeutisch wirken soll und kann.

Als Textkorpus dient die theoretische Schrift Friedrich Schillers Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1795)[6] (mit ÄE abgekürzt), die mit den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795)[7] (im Folgenden mit UdA bezeichnet), der Ersten Epistel (1795)[8] sowie dem Festspiel Lila (3. Fassung 1788)[9] von Johann Wolfgang Goethe in Beziehung gesetzt wird. Zu Beachten ist, dass die ÄE, die UdA und die Epistel im ersten Jahrgang von Schillers Zeitschrift Die Horen [10] veröffentlicht wurden und somit allein durch ihren Erscheinungsort in eine Verbindung treten. Sowohl Goethe als auch Schiller haben die Werke des anderen vor Veröffentlichung gelesen, Goethe erhielt die ÄE bevor er die UdA begann. Die ÄE und die UdA sind in der Forschung häufig miteinander verglichen worden, die Epistel hingegen wurde nur sehr selten hinzugezogen und wenn, dann zumeist, um Goethes Ablehnung gegenüber Schillers kulturpolitischem Konzept zu verdeutlichen.[11] Dass die Epistel ein eigenes Programm entwirft, wird von der Forschung kaum wahrgenommen. Der Ansatz einer Poetik in der Epistel spielen im Hinblick auf das Programm der Horen sowie für die UdA und auch die ÄE Schillers eine zentrale Rolle und wird daher erforscht. Die Analyse der Epistel dient in meiner Arbeit der Skizzierung eines anthropologischen Grundmusters in den untersuchten Werken Goethes[12], das in Abgrenzung zu Schillers Konzept in Kapitel II. ausgeführt wird. In der Lila wird die Protagonistin von ihrem Wahnsinn durch Phantasie geheilt, während man in den UdA und in der ÄE nicht von einer Therapie im klassisch-medizinischen Sinne sprechen kann. Aber auch in diesen beiden Texten nehmen Phantasie und schöne Künste eine zentrale Rolle ein: bei Schiller wird der Mensch durch die schöne Kunst geheilt, bei Goethe soll durch das Erzählen in den UdA das Ziel der „Geselligen Bildung“[13] erreicht werden. Schillers theoretische Schrift bleibt abstrakt und nimmt die gesamte Menschheit in den Fokus, während in Goethes UdA Einzelpersonen in den Blickpunkt rücken. Aufbauend auf dieser Abgrenzung sollen durch genaue Textarbeit die verschiedenen Vorstellungen von Heilung in den Texten Goethes und Schillers herausgearbeitet werden. Während es sich bei der Figur Lila um medizinisch definierten Wahnsinn handelt[14], ist in der ÄE und den UdA die Erkrankung durch politische Gegebenheiten, vor allem die Französische Revolution, verursacht und lässt den Menschen sich selbst fremd werden, stört die Gesellschaft und führt zum Verfall der Menschheit. Es liegen aber keine medizinischen Symptome im eigentlichen Sinne vor.

Ich unterscheide erstens zwei Ebenen, auf denen die Therapiekonzepte greifen sollen: Innerhalb des Textes von den Protagonisten oder auf der Ebene der Rezeption, die eine mögliche Wirkungsintention des Autors in den Blick nimmt, die aber nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden kann. Untersucht wird zweitens, welche Auffassungen von Krankheit und demgegenüber von Gesundheit in den zu untersuchenden Texten vorgestellt werden und wie genau das Heilmittel in den verschiedenen Texten gesehen und eingesetzt wird. Drittens prüfe ich, ob Goethe und Schiller ähnliche Therapiekonzeptionen entwerfen und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Heilung mithilfe der schönen Künste ergeben.[15] Die Hauptthese lautet, dass Goethe in den UdA poetisch das umsetzt, was Schiller in den ÄE theoretisch darlegt. Goethe bietet mit den UdA eine mögliche Umsetzung von Schillers recht allgemeiner Forderung, dass Kunst heilen respektive erziehen soll. In der Epistel und in der Lila finden sich ähnliche Konzepte wie in den UdA. Ihre Analysen dienen der Konkretisierung der Heilungsprogrammatik der UdA und sollen zeigen, dass Goethe ein bestimmtes Therapiekonzept in allen drei Texten aufwirft, das in den UdA mit Begrifflichkeiten der Schillerschen Ästhetik erweitert wird. Zu prüfen ist weiterhin, inwieweit die Heilungen in den verschiedenen Texten erfolgreich sind. In einem abschließenden Teil werden die verschiedenen Konzepte dezidiert miteinander verglichen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf der Ebene der Therapie und der Heilmittel, in der Figurenkonzeption und der formalen Umsetzung des Stoffs herauszustellen, um meine zu Anfang aufgestellten Thesen zu bestätigen oder zu widerlegen.

Formen der Heilung: Literatur und Therapie

Betrachtet man die gesellschaftliche Funktion von Kunst philosophie-historisch, so kann man bereits bei Platon und Aristoteles ansetzen. Während Platon die Kunst aus dem Staat verbannen möchte – auf ihn bezieht sich Schiller in seinen Briefen ablehnend – wendet Aristoteles sich gegen seinen Lehrer und schreibt Kunst und Literatur einen wichtigen Platz in der Gesellschaft zu.[16] Gerade die Katharsis spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle und weist Kunst eine medizinische Aufgabe zu: Die Leidenschaften sieht Aristoteles als wichtig für den psychischen Haushalt des Menschen an. Durch die Erregung von Leidenschaften mit Hilfe der Poesie will er auf sie reinigend wirken.

Dichtung – darauf läuft seine Lehre hinaus – steckt nicht an, sondern impft. [17]

Der Begriff der Katharsis bedeutet im Griechischen ursprünglich „Säuberung“ von krankmachenden Substanzen im Körper und affektiven Störungen durch Ritual, Tanz und Musik.[18] Dieser Ansatz ähnelt dem im Festspiel Lila, wenn Verazio anmerkt, dass „Phantasie durch Phantasie“[19] geheilt werde. Johann Christoph Gottsched baut seine Schrift Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen in vielen Punkten auf Aristoteles auf. Für ihn gehört die Poesie zu den wichtigsten freien Künsten, sie hat ihren Grund in den Gemütsneigungen des Menschen selbst und gehört somit zum Leben dazu.[20] Für den Poeten sei es unerlässlich, eine gründliche Menschenkenntnis zu besitzen, er muss Philosophie, Beurteilungskraft und Einbildungskraft beherrschen.[21] In der Abhandlung Die Schauspiele und besonders die Tragödien sind aus einer wohlbestellten Republik nicht zu verbannen [22] schreibt Gottsched:

Diese gesunden Begriffe [Tugend, Schande, Unschuld, Schuld, Gerechtigkeit und Güte Gottes, Anm. Verf.] nun pflanzet die Schaubühne in die Gemüter der Menschen; auch wenn sich diese bloß zu belustigen denken. Sie suchen nur Anmut und finden Nutzen; sie streben nach einem Zuckerwerke und finden die nahrhafteste Speise darunter verborgen.[23]

Vor allem der letzte Teil dieses Zitats spielt im Hinblick auf die Therapiekonzeption Goethes in der Epistel und den UdA zu späterem Zeitpunkt dieser Arbeit eine Rolle.

Aufbauend auf dem Konzept von Tanz und dramatischem Ritus als Therapie, das bereits seit der Antike angewandt wurde, entwickelten sich besonders seit Reil (1759-1813) dramatische Therapie, Tanz- und Bewegungstherapie, Musiktherapie sowie die Biblio-/ Poesietherapie. Der Sprache wird in der Poesietherapie eine Heilkraft zugesprochen, sie hilft dem Patienten, Sinn zu erfassen und selbst schöpferisch tätig zu werden.[24] Dieser Ansatz sieht den Rezipienten in der Rolle des Kranken, der durch Literatur geheilt werden kann. Die Poesie trifft auf sich selbst entfremdete Hörer und Leser und kann ihnen den schöpferischen Impuls zurückgeben.[25] Auf das Buch als Therapeutikum verweist Hubert Herkommer in einem Aufsatz aus dem Jahr 1999[26]: Der Glaube an das Buch und seine ihm innewohnenden Wirkkräfte sei bereits in Antike und Mittelalter bekannt gewesen. 1799 heißt es bei Johann Adam Bergk, dass die Anstrengung des lauten Lesens das Stocken der Säfte verhindere.[27] Lesen hat also in diesem Zusammenhang eine körperliche, diätetische Funktion. Herkommer betont, dass es den Dichtern möglich war, auf die Einbildungskraft, die intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten des Menschen einzuwirken und so die seelische und körperliche Gesundheit zu fördern.[28] Mit dem Thema der Literatur als Therapie für den Autor beschäftigte sich Adolf Muschg, der in seinen Frankfurter Vorlesungen 1980 über den Nutzen des therapeutischen Schreibens berichtet.[29] Da er allerdings eher den Schreibprozess betrachtet, der dem Autor aus einer Krise helfen soll, sind seine Aufzeichnungen für meine Arbeit wenig relevant. Aufschlussreich ist hingegen der Aufsatz von Wolfgang Mauser[30], der sich mit diätetischen Konzepten in der Rokokoliteratur beschäftigt. Vor dem Hintergrund der Diätetik begreift er die Rokokodichtung als wirkungsästhetisch orientierte Literatur, die sich die Kraft der Phantasie zu Nutzen macht.[31] Die Wechselwirkungen zwischen Literatur und Medizin im 18. Jahrhundert sind seiner Meinung nach noch nicht hinreichend erforscht, gerade im Hinblick auf die medizinisch-diätetischen Diskurse in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der medizinisch-diätetische Diskurs verbindet sich hier mit der Literatur. Vornehmlich galt die Meinung, dass die Seele die Freiheit habe, ihre Kräfte auf den Körper einzusetzen und somit heilend zu wirken („Therapia imaginaria“).[32]

Das Seele-Körper-Modell, wie Zückert es pointiert darstellt […], kehrt in der inneren Begründung des bürgerlichen Kulturbetriebs der Zeit wieder. Musik, Literatur, Gartenkunst und Geselligkeit werden nicht nur als Bildungsgüter mit hohem Sozialprestige und als wichtige gemeinschaftsfördernde Faktoren gesehen, sondern vor allem auch im Hinblick auf ihre diätetischen Funktionen, in denen sich Vorstellungen von Gesundheit, Wohlergehen und Moral verbinden.[33]

Johann Christian Bolten verweist in seiner Abhandlung Gedancken von psychologischen Curen 1751 unter dem Paragraphen 23 auf die heilende Wirkung von Musik, Tanz und Einbildungskraft.[34] Auch Ernst Anton Nicolai, auf den Bolten verweist, geht davon aus, dass die Einbildungskraft Bilder erzeugt, die Einfluss auf Körper und Seele und damit die Gesundheit haben.[35] Diese Grundgedanken gilt es in den Texten Goethes und Schillers wiederzufinden und herauszuarbeiten. Ästhetik, Einbildungskraft, Kunst, Literatur und Geselligkeit sind zentrale Paradigmen innerhalb des zu untersuchenden Textkorpus, die dazu dienen, den Menschen zu verändern und zu erziehen. In der Analyse wird geprüft, inwieweit die Wirkkraft von Kunst und Literatur Ende des 18. Jahrhunderts bereits in Frage gestellt wird. Im Vordergrund steht in den gewählten Texten die seelische Komponente. Der Zusammenhang von Leib und Seele, wie er in den Diätetiken Mitte des Jahrhunderts formuliert wurde, bleibt zurückgestellt.

Forschungsüberblick

Dass Kunst oder Literatur als Bildungselement genutzt werden, wird von der Forschung immer wieder betont, aber der Aspekt der Heilung durch Kunst oder Literatur wird in den Untersuchungen zu Goethe und Schiller vernachlässigt. Die Sekundärliteratur zu Lila ordnet sich in biographische[36], gattungsgeschichtliche[37] und, für diese Arbeit von besonderer Relevanz, medizinische Ansätze. In dieser Hinsicht wegweisend war die 1971 erschienene Studie Gottfried Dieners[38], der alle drei Fassungen der Lila analysiert und den Schwerpunkt auf die Heilung Lilas durch eine „psychische Kur“ legt. Die Untersuchungen im Bezug auf die „psychische Kur“ und der Hinweis in einem Aufsatz von Ammerlahn, in Lila ein Beispiel für eine homöopathische Heilung[39] zu sehen, sind für meine Arbeit besonders relevant. Zu Beachten ist, dass Goethe den Begriff der psychischen Kur selbst erst im Jahr 1818 gebraucht.[40]

Robert Tobin[41] gibt eine Übersicht über die verschiedenen medizinische Kuren und Ärzte im 18. Jahrhundert, die auch Goethe bekannt gewesen sein konnten. Es lässt sich letztendlich aber nicht nachweisen, welche medizinischen Konzepte und Wissenschaftler Goethe gekannt hat und inwiefern biographische Ereignisse in das Singspiel Lila einwirkten. Wichtig ist zunächst nur, dass in dem Stück den gescheiterten Körperkuren nun eine seelische Kur entgegengesetzt wird, die auf Phantasie beruht und zum Erfolg führt.[42] Auf die Bedeutung von Musik und Musiktheater als Therapiemittel einer poetischen Therapie verweist Jörg Krämer.[43] Die künstlerischen Elemente garantieren den Erfolg, da Lila nicht mehr mit Vernunft erreicht werden kann.[44] Man könnte vermuten, dass Lila durch das Element der Musik geheilt werden kann, weil die Musik vorher zu ihrem Leben gehört hat, sie ist Teil ihres Charakters[45]. Gerade die Frage nach der Gattung des Singspiels oder Musiktheaters und ihrem Zweck wird in der Forschung eher am Rande behandelt. Daher soll Krämers Verweis auf den Entwurf einer poetischen Therapie[46] bei Lila in dieser Arbeit auch im Bezug auf die anderen zu untersuchenden Werke vertieft werden. Neben dem Aspekt, dass Gleiches durch Gleiches geheilt wird, ist für meine Untersuchung der Lila demzufolge relevant, dass Phantasie als Therapie eingesetzt wird.

Die UdA sind lange Zeit als Nebenwerk Goethes abgetan worden und rückten erst in den vergangenen Jahrzehnten mit recht vielfältigen Interpretationsansätzen stärker in den Blickpunkt. Seit den 50er Jahren untersucht die Forschung, unter anderem Josef Kunz[47] und Johannes Klein[48], die Novellenform der UdA.[49] Die Beschäftigung mit der Revolutionsthematik intensivierte sich vor allem in den darauffolgenden Jahrzehnten, die UdA wurden vermehrt als Reaktion, sogar als Flucht, vor den politischen Ereignissen gewertet. Die Revolution galt als Krankheit oder Krise, die in den UdA verarbeitet wird[50]. Bernd Bräutigam[51] stellt 1977 als einer der ersten explizit eine Verbindung zu Schillers ÄE her. Bräutigam, ebenso Bernd Witte[52] und Ulrich Gaier[53] gehen davon aus, dass Goethe sich in den UdA auf Schillers ÄE und die Horen bezieht, und das Programm der ästhetischen Erziehung als nicht umsetzbar ablehnt. Allerdings lassen sowohl Bräutigam als auch Gaier das Märchen, die letzte Geschichte, die erzählt wird, aus ihrer Analyse heraus und damit einen wichtigen Teil der UdA. Peter Pfaff[54], Katharina Mommsen[55] und Thorsten Valk,[56] der noch sehr auf Bernd Bräutigam referiert, sehen grundsätzlich Parallelen zwischen Goethe und Schiller bezüglich der Beurteilung der eigenen Zeit. Die Lösungswege aus der Krise, die Goethe und Schiller entwickeln, sind für sie allerdings grundverschieden. Pfaff sieht den Unterschied in erster Linie darin, dass Goethe die poetische Methode dem theoretischen System Schillers vorzieht. Auch Mommsen verweist auf die unterschiedliche Gattungswahl und liest das Märchen als Botschaft an Schiller, die theoretisch-philosophischen Schriften zugunsten der Dichtung aufzugeben. Durch dichterisches Schaffen lasse sich gemeinsam ein glücklicherer Menschheitszustand herbeiführen[57]. Demgegenüber heißt es in den beiden Aufsätzen von Reinhardt[58], dass Goethe in den UdA seine Zustimmung zu Schillers Programm zum Ausdruck bringt und sein Programm auf die ÄE abstimmt. Meiner Meinung nach kann man aber nicht davon ausgehen, wie Reinhardt behauptet, dass Goethe die UdA als flankierendes Beiwerk zu Schillers Programm geschrieben hat[59]. Der Erzählzyklus referiert zwar auf wichtige Aspekte der Schillerschen Ästhetik, entwirft allerdings ein eigenes Programm, das in meiner Arbeit erforscht wird.

Thematisch angrenzend ist der Aspekt der mehr oder weniger persönlichen Beziehungen Goethes zu Schiller sowie ihre Einstellung gegenüber der damaligen Leserschaft. Für Bräutigam sind die UdA eine Kritik Goethes am zeitgenössischen Publikum. Zur Unterstützung dieser These zieht er Goethes Erste Epistel heran, die ebenfalls im ersten Stück der Horen 1795 erschienen war.[60] Andreas Beck[61] geht in seiner Dissertation davon aus, dass die UdA der Erziehung des Rezipienten zum richtigen Umgang mit den Werken der Erzählkunst dienen und nicht so sehr der Erziehung der Protagonisten, die laut Becks und Bräutigams Sichtweise scheitert. In ähnlicher Weise betont Michael Böhler[62] den Aspekt der Zeitschriftenkultur: Die Horen sind für ihn ein Versuch, Schriftsteller und Publikum zu sammeln und eine feste literarische Produktionsgemeinschaft zu schaffen, um den negativen Strömungen der Gesellschaft entgegenzuwirken. Rudolf Dau beschäftigt sich weiterführend mit der Rolle des Künstlers in der damaligen Gesellschaft.[63]

Interessant für die Thematik dieser Arbeit ist der Begriff des „Zeitfiebers“ aus Goethes fragmentarischem Werk Reise der Söhne Megaprazons [64] , den die Forschung mit den UdA und der Revolution in Verbindung bringt.[65] In dem um 1792 entstandenen Roman wird ein Streit zwischen sechs Brüdern um die Frage, welche von zwei Völkergruppen die bessere sei, als Zeitfieber bezeichnet.[66] In den UdA dient das Prinzip der „Geselligen Bildung“ als Therapiemittel, um einen ähnlichen Streit zu unterbrechen und zukünftig zu vermeiden. Von einer Krise des einzelnen Subjekts spricht Carl Niekerk in seiner umfassenden Arbeit zu den UdA und dem Roman Wilhelm Meister.[67] Für ihn verändert sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Auffassung des Subjekts. Es kommt im Kontext der Revolution zu einem Bruch. Das Subjekt wird sich selbst fremd und undurchschaubar, ebenso wie die Welt verwirrend und unbeherrschbar wird. Die Form der Novelle entpuppt sich als Krisenform, durch ihre Offenheit kann über das unbekannte und nicht leicht zu bestimmende Subjekt diskutiert und reflektiert werden.[68] Die zum Teil durch fehlende Auflösungen fragmentarisch wirkenden Geschichten offenbaren inhaltlich die „dunklen“ Seiten des Menschen: Wahnsinn, Krankheit und unbeherrschbare Leidenschaft.[69] Zu dieser Um- und Neubestimmung des Subjekts äußert sich auch Gerhard Neumann in zwei Beiträgen[70]: An die Stelle einer klassischen Ordnung der Welt tritt nun eine dynamische, der Prozess des Erkennens wird performativ. Die Eindeutigkeit des Auslegens verschwindet zugunsten mehrerer Wahrnehmungsrichtungen.[71] Das Subjekt wird folglich mit vielen Lösungsmöglichkeiten hilflos zurückgelassen und muss sich neu zurechtfinden. Der erneuerte Begriff des Individuums, der im Zuge dieser Umorientierung entsteht, wird nach Neumann zuerst von der Literatur erarbeitet. Goethe nutzt in den UdA zu diesem Zwecke die Experimentalordnung der Novelle.[72]

Während die Forschung zu den UdA in den vergangenen Jahrzehnten biographische, politische, alchemistische[73] und ästhetische[74] Ansätze verfolgte und sich somit recht vielfältig darstellt, wurde die Erste Epistel Goethes vernachlässigt. Zwar wird sie immer wieder für den Vergleich der UdA mit der ÄE genutzt[75], aber eine genaue Analyse und Einordnung fehlt in der Sekundärliteratur. Auf den Publikationsort wird nur verwiesen, um die Ablehnung Goethes gegenüber Schillers reformatorischem Zeitschriftenprogramm nachzuweisen. Einen guten Ansatz indes bietet Matthias Mayer in seiner Analyse der Ersten Epistel.[76] Die Epistel soll gerade wegen der von Mayer genannten, entfalteten Poetik und ihres Publikationsortes – sie eröffnet immerhin das Erste Stück der Horen – näher untersucht werden.

Die ästhetischen Schriften Friedrich Schillers sind in der Forschung häufig thematisiert worden. Die ÄE stellt gewissermaßen den Höhepunkt der schönen Ästhetik Schillers dar. Die Reaktion der Zeitgenossen war allerdings zunächst eher negativ: Der düstere Stil sowie die Verworrenheit der Gedanken wurden beanstandet.[77] Schillers Abhandlung wurde trotz der teilweise ablehnenden Urteile in den Kanon der Ästhetik aufgenommen. Während im 19. Jahrhundert die Frage des gesellschaftlichen Nutzens einer ästhetischen Erziehung im Vordergrund stand[78], entwickelte sich Mitte des 20. Jahrhunderts die Debatte um die Möglichkeit einer politischen Ästhetik[79]. Bekannt geworden ist vor allem der Aufsatz von Georg Lukács[80], in dem Schillers Programm als weltfremd bezeichnet wird.[81] Die Arbeiten zu Schillers Ästhetik und der ÄE sind in den letzten Jahrzehnten, mit besonderer Intensität im Schiller-Jahr 2005, zahlenmäßig angestiegen. Das Hauptaugenmerk der Forschung liegt auf den politisch-sozialen Hintergründen[82], den philosophischen Grundlagen[83] seiner Schriften und vor allem auf Schillers eigenem ästhetischen Programm[84], das wegweisend für die deutsche Ästhetik wurde[85]. Schillers Ausbildung in der Karlsschule, die geistige Verbundenheit mit den anthropologischen Ärzten und das daraus entwickelte dualistische Menschenbild sind gut erforscht worden.[86]. Mit Schillers Konzeption des Publikums und seiner Meinung über die zeitgenössischen Leser beschäftigt sich unter anderem Hans-Jochen Marquardt[87], der die Ignoranz der Forschung gegenüber der Publikumskonzeption Schillers thematisiert. Peter Morgan bezeichnet die Zusammenarbeit von Schiller mit Goethe als Versuch, die Bildungskultur („the intellectual network which had existed before the Revolution“[88] ) durch die Zeitschriften wieder herzustellen. Die Sekundärliteratur, die eine Verbindung mit Goethe, vor allem im Hinblick auf die UdA und die Zeitschrift Die Horen, herstellt, wurde bereits vorgestellt. Während die Art der Verbindung stets unterschiedlich bewertet wird, ist sich die Forschung über den thematischen Zusammenhang der beiden Schriften einig. Für meine Arbeit nutze ich hauptsächlich Forschungsbeiträge, in denen Schillers Zeitdiagnose und sein ästhetischer Lösungsansatz diskutiert werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der immer wieder in der Forschung erwähnten Krankheit, die durch die ästhetische Erziehung beseitigt werden soll. Unter der Erkrankung wird zumeist die Französische Revolution oder die politisch-gesellschaftliche Lage allgemein verstanden, wie Schiller sie in den ersten neun Briefen darstellt. Die Sekundärliteratur benutzt den Terminus der Krankheit häufiger, ohne näher darauf einzugehen oder die ÄE nach medizinischer Metaphorik abzusuchen.[89] In der Eigenanalyse der ÄE geht es mir darum, eine Definition der Krankheit zu leisten und Schillers Therapieansatz herauszuarbeiten.

I. Friedrich Schiller

Der Fokus der folgenden Untersuchungen liegt auf Friedrich Schillers Zeitschriftenprojekt Die Horen und seiner theoretischen Abhandlung, der ÄE. Es geht mir darum, das Therapiekonzept innerhalb der Horen -Vorrede und der ÄE herauszuarbeiten und zu zeigen, dass Schiller in der schönen Kunst[90] ein Heilmittel für das Subjekt und die Gesellschaft sieht.

I.1 Die Horen

Das folgende Kapitel gibt einen kurzen Einblick in Friedrich Schillers Zeitschriftenprojekt, das er in den Jahren 1795-1797 bei Cotta in Tübingen herausgegeben hat. Die Zeitschrift kann als Reaktion auf die Französische Revolution und vor allem als Versuch der Verarbeitung ihrer Ereignisse verstanden werden. Aus dem revolutionären Geschehen entwickelt sich ihr ästhetisches Programm.[91] Schiller und Goethe versuchen in den 1790er Jahren die Ereignisse der Revolution innerhalb ihrer Dichtungen zu verarbeiten und den Auflösungstendenzen der Zeit eine literarische Ordnung entgegenzusetzen.[92] Ausgelotet wird diese Krise von Individuum und Gesellschaft innerhalb von literarischen Texten, die Möglichkeiten menschlichen Seins durchspielen.[93]

Literatur kann und muß vor allem Zugänge zum Funktionieren des Menschen erproben, analysieren und vermitteln.[94]

In der ab Januar 1795 monatlich erscheinenden Zeitschrift Die Horen widmet sich eine Sozietät von gelehrten Schriftstellern einer „heitern und leidenschaftsfreyen Unterhaltung“[95], die sich nicht mit Krieg und Politik beschäftigt. Schiller skizziert in einer Vorrede ohne Titel die Programmatik der Horen, deren Ziel es sein soll, über die Politik zu schweigen und die Gemüter der Menschen durch die Beschäftigung mit dem rein Menschlichen in Freiheit zu setzen.

Aber indem sie sich alle Beziehungen auf den jetzigen Weltlauf und auf die nächsten Erwartungen der Menschheit verbietet, wird sie über die vergangene Welt die Geschichte, und über die kommende die Philosophie befragen, wird sie zu dem Ideale veredelter Menschheit, welches durch die Vernunft aufgegeben, in der Erfahrung aber so leicht aus den Augen gerückt wird, einzelne Züge sammeln, und an dem stillen Bau besserer Sitten, von dem zuletzt alle wahre Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes abhängt, nach Vermögen geschäftig seyn.[96]

Schiller setzt der Zeitschrift, ihren Autoren und vor allem den publizierten Schriften die Aufgabe, die Menschheit zu verbessern und die Humanität zu fördern. Literatur erhält den Auftrag, auf den Menschen zu wirken und ihn von den politischen Spannungen, ausgelöst vor allem durch die Französische Revolution, zu befreien. Die politisch geteilte Welt soll unter der „Fahne der Wahrheit und Schönheit“[97] vereinigt werden. Als Autoren nennt er in der Vorrede unter anderem Professor Johann Gottlieb Fichte, Christian Garve, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Friedrich Heinrich Jacobi, August Wilhelm Schlegel und Johann Wolfgang Goethe. Die gewünschte Qualität, besonders auf inhaltlicher Ebene, konnte jedoch bereits im zweiten Jahrgang 1796 nicht mehr gehalten werden.[98] Ende 1797 stellt Schiller sein Zeitschriftenprojekt auch aus Quantitätsgründen ein.

I.2 Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1795)

Grundlage der ÄE sind die sogenannten Augustenburger Briefe, die Schiller seinem Mäzen, dem Herzog von Augustenburg, 1793 als Dank für ein dreijähriges Stipendium zukommen ließ.[99] Nachdem diese durch ein Feuer zerstört worden waren, erweitert Schiller seine Gedanken über das Schöne um zeitpolitische und anthropologische Aspekte. Die ÄE erscheint 1795 anonym in mehreren Teilen im Januar-, Februar- und Juniheft der Zeitschrift Die Horen. 1801 werden sie dann als Fragment leicht verändert in die Kleinen Prosaischen Schriften eingerückt.[100] Vorwiegende Triebkraft für den anthropologischen Schwerpunkt ist Schillers Angst vor der Degeneration des Menschen, die durch die Französische Revolution offenbar geworden ist. Für ihn scheitert die Revolution bereits 1789, da die anthropologischen Voraussetzungen nicht gegeben sind: In den revolutionären Ereignissen zeigen sich die dunkelsten Triebe des Menschen. Bevor politisch etwas verändert werden kann, muss zunächst der Mensch zu einem Ganzen erzogen werden.[101] Die Revolutionserfahrungen sind Hauptauslöser für Schillers Ästhetik der 1790er Jahre, die Philosophen, Künstlern und Intellektuellen die Aufgabe gibt, die von den Politikern nicht wahrgenommen werden konnte.[102] Die schöne Kunst hat für ihn die Aufgabe, Verwilderung und Erschlaffung, Triebhaftigkeit und Vernunftgewalt, unter denen der Mensch leidet, aufzuheben und eine Harmonie zwischen den antagonistischen Kräften herzustellen. Schiller untersucht in anthropologischer Hinsicht die Bedingungen für das Menschsein, die seiner Meinung nach durch die gesellschaftlichen, sozialen und politischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte nicht mehr gegeben seien. Um den Menschen wieder zu sich zurückzuführen, konzipiert er die ästhetische Erziehung durch Schönheit und Kunst, die als Sinnkontinuität für den Menschen fungieren soll.[103] Im Vordergrund steht somit Schillers negative Gegenwartsanalyse, wie er sie vor allem in den ersten neun Briefen formuliert, sowie sein Lösungsansatz aus der Krise. Die Erziehung durch schöne Kunst mutet wie eine Therapie an, die im Gegensatz zu Goethes Konzept, Gleiches mit Gleichem zu heilen, ein gegenteiliges Element zum Ausgleich des Menschen nutzt. Wie Schiller die Heilung des Menschen konzipiert, wird im Folgenden zu sehen sein.

a) Das Gesellschaftsbild in den Briefen

Vor allem in den ersten neun Briefen seiner ÄE skizziert Schiller ein Bild seiner Gegenwart, das in erster Linie zur Legitimation seines Erziehungsvorhabens dient und daher im Großen und Ganzen sehr negativ gehalten ist. Um Schillers Argumentation folgen zu können, sei auf ein anthropologisches Grundmuster in seinem Werk in aller Kürze verwiesen: Seine Zeit in der Karlsschule und die Einflüsse der Philosophischen Ärzte lassen ihn den Menschen als dualistisches Wesen, ganz im cartesianischen Menschenbild des 18. Jahrhunderts verwurzelt, zwischen Vernunft und Sinnlichkeit, zwischen Geist und Materie denken.[104] Aufbauend auf dieser anthropologischen Grundhaltung gestaltet er sowohl die Zeitdiagnose als auch die Konzeption seiner ästhetischen Erziehung durch Kunst.[105] Die eigentliche Argumentation beginnt im zweiten Brief, in dem er seine Ästhetik legitimiert. Die Menschheit ist unter das Joch von Nutzen und Bedürfnis gebeugt und nicht mehr frei. Der Genius der Zeit entfernt sich von der Kunst des Ideals. Um das politische Problem der Zeit, ausgelöst durch die Revolution, zu beheben, muss der Weg durch das Schöne genommen werden, denn nur mithilfe der Schönheit erreicht der Mensch die Freiheit.[106] Den Zeitgeschehnissen „stellt Schiller den Gedanken einer ästhetischen Kultur entgegen, der die Barbarei der Zeit überwinden und ihre Krankheiten heilen soll.“[107] Schiller argumentiert hier zunächst auf politischer Ebene, das Ziel der ästhetischen Erziehung scheint eine Erneuerung des Staates zu sein – daher auch die folgende Argumentation mit Natur- und Vernunftstaat, die er im letzten Brief mit der Konzeption des ästhetischen Staates erneut aufgreift. Der Mensch ist nach Schiller zunächst im Naturstand, beziehungsweise Naturstaat, gefangen und folgt den Gesetzen blinder Notwendigkeit. Doch macht es den Menschen aus, dass er einen inneren Drang zur Freiheit verspürt und durch seine Vernunftbestimmung den Bereich der bloßen Triebhaftigkeit „auf den Flügeln der Einbildungskraft“[108] verlassen kann und will. Er hat den Trieb, den Naturstaat in einen sittlichen Staat umzuformen. Diese Metamorphose muss aber in einem lebendigen Umschwung erfolgen:

[...]


[1] Dazu: Pethes, Nicolas/Richter, Sandra: Einleitung. In: Medizinische Schreibweisen. Ausdifferenzierung und Transfer zwischen Medizin und Literatur (1600-1900), Hg. Nicolas Pethes/Sandra Richter, Tübingen 2008, S.1-11.

[2] Einen Überblick bieten unter anderem: Literatur und Medizin. Ein Lexikon, Hg. Bettina von Jagow/Florian Steger, Göttingen 2005. Was treibt die Literatur zur Medizin? Hg. Florian Steger/Bettina von Jagow, Göttingen 2007. Wöbkemeier, Rita: Erzählte Krankheit: medizinische und literarische Phantasien um 1800, Stuttgart 1990. Literature and medicine during the eighteenth century, Hg. Marie Roberts, London 1993. Erhart, Walter: Literatur – Medizin – Sozialgeschichte. In: IASL 29,1 (2004), S.118-128.

[3] Dazu: Die Fallgeschichte. Beiträge zu ihrer Bedeutung als Forschungsinstrument, Hg. Ulrich Stuhr/ Friedrich-W. Deneke, Heidelberg 1993. Leventhal, Robert: Kasuistik, Empirie und pastorale Lebensführung. Zur Entstehung der modernen psychologischen Fallgeschichte, 1750-1800. In: Jahrbuch Literatur und Medizin, Bd.II, Hg. Bettina von Jagow/Florian Steger, Heidelberg 2008, S.13-40.

[4] Zu nennen sind hier unter anderem: Bolten, Johann Christian: Gedancken von psychologischen Curen, Halle 1751. Krüger, Johann Gottlob: Diät oder Lebensordnung, Halle 1751.

[5] Die schönen Künste werden als Überbegriff für Literatur, Musik und bildende sowie darstellende Kunst verstanden. Bei Schiller hingegen bezeichnet der Zusatz „schön“ vor dem Begriff der Kunst die Harmonie der von Geist und Sinnen, wie in der Analyse noch dargelegt wird. Literatur meint im Folgenden alle literarischen Zeugnisse, mündlich oder schriftlich.

[6] Schiller, Friedrich: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. In: Ders.: Sämtliche Werke, Bd.V: Erzählungen, Theoretische Schriften, Hg. Wolfgang Riedel, München/Wien 2004, S.570-669; 1217-1232 (Kommentar).

[7] Goethe, Johann Wolfgang: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. In: Ders.: Werke, Bd.6: Romane und Novellen I, Hg. Erich Trunz, München 1998 (= Hamburger Ausgabe), S.125-241; 606-623 (Kommentar).

[8] [Goethe, Johann Wolfgang]: Erste Epistel. In: Die Horen, Hg. Friedrich Schiller, Bd.1, 1.Stück, Tübingen 1795 (Reprint Darmstadt 1959), S.1-6. Die Epistel erschien anonym in der Zeitschrift, daher setzte ich den Autor in eckige Klammern.

[9] Goethe, Johann Wolfgang: Lila. Ein Festspiel mit Gesang und Tanz [zuerst 1778/1790]. In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens, Hg. Karl Richter, Bd.2.1: Erstes Weimarer Jahrzehnt 1775-1786, Hg. Hartmut Reinhardt, München 1987 (= Münchener Ausgabe 2.1), S.131-160; S.614-624 (Kommentar). In der dritten Fassung treten Therapie und Heilung besonders deutlich hervor, daher dient sie als Textgrundlage für diese Arbeit.

[10] Schiller, Friedrich: Die Horen. Eine Monatsschrift, Tübingen 1795-1797.

[11] Dazu etwa Mommsen, Katharina: Märchen des Utopien. Goethes Märchen und Schillers Ästhetische Briefe. In: Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Festschrift für Richard Brinkmann. Hg. Jürgen Brummack u.a., Tübingen 1981, S. 247-257, bes. S.251.

[12] Einen befriedigenden Überblick über Goethes anthropologische Ansichten zu geben, ist im Rahmen dieser Arbeit kaum möglich. Neben der älteren Studie von Viëtor, Karl: Goethes Anschauung vom Menschen. In: Ders.: Geist und Form. Aufsätze zur deutschen Literaturgeschichte, Bern 1952, S.72-143., beschäftigt sich unter anderem Bell ausführlich in seinem Buch mit Goethes Anthropologie: Bell, Mathew: Man and other plants: naturalistic anthropology in Goethes writings from „Werther“ to „Die Wahlverwandtschaften“, Oxford 2002. Weiterhin: John, Matthias: Goethes Beziehungen zu Anthropologie und empirischer Psychologie seiner Zeit. In: Goethe und die Weltkultur, Hg. Klaus Manger, Heidelberg 2003, S.1-17.

[13] Goethe: Unterhaltungen (wie Anm. 7), S.137.

[14] Zu der schwierigen Diagnose komme ich unter Punkt II.1 b). Die Familie diagnostiziert Wahnsinn beziehungsweise Melancholie bei Lila und konsultiert Ärzte, um Lila zu therapieren. Daher kann man in Abgrenzung zu den anderen untersuchten Text, in denen keine Ärzte oder Mediziner die Therapie durchführen, von einer „klassisch“ medizinischen Erkrankung sprechen.

[15] Dazu etwa die, nicht auf die Therapieebene bezogene, aber für meine Arbeit dennoch interessante Forschungskontroverse, ob Goethe Schillers Konzept der ästhetischen Erziehung in den UdA ablehnt oder ihm mit diesem Beitrag in den Horen beipflichtet, u.a. verarbeitet bei: Bräutigam, Bernd: Die ästhetische Erziehung der deutschen Ausgewanderten. In: ZDP 96 (1977), S.508-539. Reinhardt, Hartmut: Ästhetische Geselligkeit. Goethes literarischer Dialog mit Schiller in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. In: Alt, Peter André u.a. (Hg.): Prägnanter Moment. Sutdien zur deutschen Literatur der Aufklärung und Klassik, Würzburg 2002, S.311-341.

[16] Aristoteles: Poetik, griech.-dt., Hg. Manfred Fuhrmann, Stuttgart 2008.

[17] Aristoteles: Poetik, S.161 (Nachwort).

[18] Zelle, Carsten: Art. Katharsis. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Neubearb. des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte, Bd.2, Hg. Klaus Weimar, Berlin/New York 2000, S.249-252, hier: S.249.

[19] Goethe: Lila (wie Anm. 9), S.140.

[20] Gottsched, Johann Christoph, Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. In: Ders.: Schriften zur Literatur, Hg. Horst Steinmetz, Stuttgart 1989, S.12-196, hier: S.12.

[21] Ebd. (wie Anm. 20), S.48f.

[22] Gottsched, Johann Christoph: Die Schauspiele sind aus einer wohlbestellten Republik nicht zu verbannen. In: Ders.: Schriften zur Literatur, Hg. Horst Steinmetz, Stuttgart 1989, S.3-11.

[23] Ebd. (wie Anm. 22), S.10.

[24] Vgl. dazu: Petzold, Hilarion/Orth, Ilse: Poesie- und Bibliotherapie. Entwicklung, Konzepte und Theorie – Methodik und Praxis des integrativen Ansatzes. In: Dies. (Hg.): Poesie und Therapie. Über die Heilkraft der Sprache, Paderborn 1985, S.21-101, bes. S.26.

[25] Ebd. (wie Anm. 24), S.75.

[26] Herkommer, Hubert: Das Buch als Arznei. Von den therapeutischen Wirkungen der Literatur. In: Lese-Zeichen. Semiotik und Hermeneutik in Raum und Zeit, Hg. Henriette Herwig u.a., Tübingen/ Basel 1999, S.87-111.

[27] Ebd. (wie Anm. 26), S.90.

[28] Ebd. (wie Anm. 26), S.103.

[29] Muschg, Adolf: Literatur als Therapie? Ein Exkurs über das Heilsame und das Unheilbare. Frankfurter Vorlesungen, Frankfurt am Main 1981.

[30] Mauser, Wolfgang: Anakreon als Therapie? Zur medizinisch-diätetischen Begründung der Rokokodichtung [zuerst 1988]. In: Ders.: Konzepte aufgeklärter Lebensführung. Literarische Kultur im frühmodernen Deutschland, Würzbug 2000, S.301-329.

[31] Ebd. (wie Anm. 30), S.301.

[32] Ebd. (wie Anm. 30), S.304ff.

[33] Ebd. (wie Anm. 30), S.315.

[34] Bolten: Gedancken (wie Anm. 4), bes. S.47ff. Ein von einer Tarantel gebissener Mensch wird von seiner Melancholie durch Musik und Tanz geheilt. Bolten betont, dass der Musikverständige dem Patienten erst mehrere Stücke vorspielte, bevor dieser bei einem ihm angenehmen Musikstück begann, zu tanzen. Der Geschmack des Patienten muss also getroffen werden, um eine erfolgreiche seelische Kur durchführen zu können. Auch die Personen, die an ausschweifender Einbildungskraft leiden, werden erfolgreich durch psychologische Curen geheilt.

[35] Nicolai, Ernst Anton: Gedanken von den Würkungen der Einbildungskraft in den menschlichen Körper, Halle 1744.

[36] Biographische Bezüge werden in vielen Arbeiten zu Lila hergestellt, besonders deutlich bei: Eissler Kurt Robert: Goethe: eine psychoanalytische Studie 1775-1786, Hg.Rüdiger Scholz, Basel 31984, S.279-296. Ingen, Ferdinand van: Goethes Singspiele: Literarischer Anspruch und Autonomie der Musik. In: Revolution und Autonomie. Deutsche Autonomieästhetik im Zeitalter der Französischen Revolution. Ein Symposion, Hg. Wolfgang Wittkowski, Tübingen 1990, S.102-131.

[37] Waldura, Markus: Die Singspiele. In: Goethe-Handbuch, Bd.2: Dramen, Hg. Theo Buck, Stuttgart/Weimar 1997, S.173-194. Frantzke, Thomas: Goethes Schauspiele mit Gesang und Singspiele 1773-1782, Frankfurt am Main u.a. 1998, S.113-166.

[38] Diener, Gottfried: Goethes „Lila“. Heilung eines „Wahnsinns“ durch „psychische Kur“, Frankfurt am Main 1971.

[39] Ammerlahn, Helmut: Vom Püppchen zum Liebchen, vom Schatten zu erkennenden Frau. Ironische und therapeutische Selbstinszenierungen der dichterischen Phantasie in Goethes `Anti-Werther-Dramen´ Lila und Triumph der Empfindsamkeit. In: Analogon rationis. Festschrift für Gerwin Marahrens zum 65. Geburtstag, Hg. Marianne Henn, Edmonton 1994, S.111-128, nennt das Prinzip der homöopathischen Heilung in einem Satz, ohne es zu erläutern. Für meine Arbeit ist das Konzept wichtig Analysen der Epistel und der UdA und für die Abgrenzung zu Schillers ÄE.

[40] Goethe an K.F.W. Brühl, Weimar den 1.Oktober 1818. In: Johann Wolfgang Goethe: Goethes Werke, Hrsg. im Auftrage Sophie von Sachsen, IV. Abteilung, 29.Bd.: Goethes Briefe Januar-Oktober 1818, Weimar 1904 (=Weimarer Ausgabe), S.299-301.

[41] Tobin, Robert D.: Doctor´s orders. Goethe and Enlightenment Thought, Lewisburg/London 2001.

[42] Dazu auch der interessante Ansatz von Huber, Martin: Inszenierte Körper. Theater als Kulturmodell in Goethes Festspiel Lila. In: Das Achtzehnte Jahrhundert. Supplementa Bd.5: Theater im Kulturwandel des 18. Jahrhunderts, Hg. Erika Fischer-Lichte/Jörg Schönert, Göttingen 1999, S.133-150.

[43] Krämer, Jörg: Deutschsprachiges Musiktheater im späten 18. Jahrhundert. Typologie, Dramaturgie und Anthropologie einer populären Gattung, Teil I, Tübingen 1998, S.465-467; 522-536.

[44] Krämer: Musiktheater (wie Anm. 43), S.527ff.

[45] In der Heilung der Melancholie durch Musik sind die Erfolgschancen höher, wenn der Patient Musik liebt oder selbst Musiker ist, dazu: Starobinski, Jean: Geschichte der Melancholiebehandlung von den Anfängen bis 1900, Basel 1960, hier: S.87.

[46] Krämer: Musiktheater (wie Anm.43), S.527.

[47] Kunz, Josef: Die deutsche Novelle im 19. Jahrhundert, Berlin 1970.

[48] Klein, Johannes: Die Geschichte der deutschen Novelle von Goethe bis zur Gegenwart, Wiesbaden 1954.

[49] Dazu auch: Träger, Christine: Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ als Ausdruck eines novellistischen Zeitbewußtseins. In: Goethe-Jahrbuch 107 (1990), S.144-157.

[50] Dazu unter anderem: Gajek, Berhard: Sittlichkeit statt Revolution. Die Versöhnung von Pflicht und Neigung als Unerhörte Begebenheit. Zu Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (1794/95). In: Vielfalt der Perspektiven. Wissenschaft und Kunst in der Auseinandersetzung mit Goethes Werk, Hg. Hans-Werner Eroms/Hartmut Laufhütte, Passau 1984, S.149-163. Köthe, Regina: Vor der Revolution geflohen. Exil im literarischen Diskurs 1789, Wiesbaden 1997, S.70-102. Borchmeyer, Dieter: Goethe. Der Zeitbürger, München/Wien 1999, bes. S.177-227. Krätz, Otto: Alchemie in der Tonne des Diogenes. Goethes Märchen. In: Scientia poetica, Hg. Norbert Elsner/Werner Frick, Göttingen 2004, S.99-133.

[51] Bräutigam: Erziehung (wie Anm. 14), S.508-539.

[52] Witte, Bernd: Das Opfer der Schlange. Zur Auseinandersetzung Goethes mit Schiller in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten und im Märchen. In: Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik. Hg. Wilfried Barner u.a., Stuttgart 1984, S.461-484.

[53] Gaier, Ulrich: Soziale Bildung gegen ästhetische Erziehung. Goethes Rahmen der „Unterhaltungen“ als satirische Antithese zu Schillers Ästhetischen Briefen I-IX. In: Poetische Autonomie? Zur Wechselwirkung von Dichtung und Philosophie in der Epoche Goethes und Hölderlins. Hg. Helmut Bachmaier u.a., Stuttgart 1987, S.207-272.

[54] Pfaff, Peter: Das Horen-Märchen. Eine Replik Goethes auf Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung. In: Geist und Zeichen, Hg. Herbert Anton/Bernhard Gajek/Peter Pfaff, Heidelberg 1977, S.320-332.

[55] Mommsen: Märchen des Utopien, S. 247-257. Mommsen, Katharina: Bilde, Künstler! Rede nicht! Goethes Botschaft an Schiller im Märchen. In: Theatrum Europaeum. Festschrift für Elida Maria Szarota, Hg. Richard Brinkmann u.a., München 1982, S. 491-516.

[56] Valk, Thorsten: Ästhetische Bildung als politische Propädeutik? Goethes Unterhaltungen als kritische Replik auf Schillers Horen -Ankündigung. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch N.F. 48 (2007), S.189-214.

[57] Mommsen: Märchens des Utopien (wie Anm. 11), bes. S.245. Die These, dass Goethe Schiller mit dem Märchen mitteilen wollte, die Philosophie mit dem Dichten zu vertauschen, erachte ich als falsch.

[58] Reinhardt: Ästhetische Geselligkeit (wie Anm. 14), S.311-341. Reinhardt, Hartmut: Lizenz zum Spielen. Goethes Märchen in seiner dialogischen Verbindung zu Schillers ästhetischen Schriften. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 47 (2003), S.99-122.

[59] Reinhardt: Ästhetische Geselligkeit (wie Anm.14), S.337.

[60] Bräutigam: Erziehung der deutschen Ausgewanderten (wie Anm. 14), S.508f.

[61] Beck, Andreas: Geselliges Erzählen in Rahmenzyklen. Goethe-Tieck-E.T.A. Hoffmann, Heidelberg 2008, bes. S.13-243.

[62] Böhler, Michael: Die Freundschaft von Schiller und Goethe als literatursoziologisches Paradigma. In: IASL 5/6 (1980/81), S.33-67.

[63] Dau, Rudolf: Schiller und Goethe zur Verantwortung des Künstlers in seiner Zeit. In: Weimarer Beiträge 30 (1984), H.2, S.1765-1779.

[64] Goethe, Johann Wolfgang: Reise der Söhne Megaprazons. In: Ders.: Sämtliche Werke, Bd. 4,1: Wirkungen der Französischen Revolution 1791-1797 I, Hg. Reiner Wild, München/Wien 1988, S.267-281.

[65] So bei Borchmeyer, Dieter: Höfische Gesellschaft und französische Revolution bei Goethe. Adliges und bürgerliches Wertsystem im Urteil der Weimarer Klassik, Kronberg/Ts. 1977, S.223-282, hier: S.225. Gailus, Andreas: Poetics of Containment: Goethe´s Conversations of German Refugees and the Crisis of Representation. In: GSD Magazine 2004, S.436-474, hier: S.451. Goethe, Johann Wolfgang: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Hg. Leif Ludwig Albertsen, Stuttgart 2004, hier: S.144 (Nachwort).

[66] Der Verlauf und die Diagnose sei kurz mit zwei Zitaten skizziert: Ein wilder Schwindel ergriff die Brüder, von ihrer Sanftmut und Verträglichkeit, erschien keine Spur mehr in ihrem Betragen, sie unterbrachen sich, erhuben die Stimmen schlugen auf den Tisch die Bitterkeit wuchs, man enthielt sich kaum jählicher Schimpfreden, und in wenigen Augenblicken mußte man fürchten das kleine Schiff als ein Schauplatz trauriger Feindseligkeiten zu erblicken. [...]„Sind wir krank gewesen fragte einer? das ist doch sonderbar, ich kann sie versichern versetzte der fremde Schiffer, sie waren vollkommen angesteckt ich traf sie in einer heftigen Crysis. Und was für eine Krankheit wäre es denn gewesen fragte Alciphron? ich verstehe mich doch auch ein wenig auf die Medizin. Es ist das Zeitfieber sagte der Fremde [...] Es ist eine böse ansteckende Krankheit die sich sogar durch die Luft mitteilt[...].“ Goethe: Reise, S.278f.

[67] Niekerk, Carl: Bildungskrisen. Die Frage nach dem Subjekt in Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Tübingen 1995.

[68] Ebd. (wie Anm. 67), bes. S.4ff.

[69] Ebd. (wie Anm. 67), S.57ff. und 67ff.

[70] Neumann, Gerhard: Die Anfänge deutscher Novellistik. Schillers „Verbrecher aus verlorener Ehre“ – Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. In: Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik, Hg. Wilfried Barner u.a., Stuttgart 1984, S.433-460. Neumann, Gerhard: Naturwissenschaft und Geschichte als Literatur. Zu Goethes kulturpoetischem Projekt. In: MLN 114.1 (1999), S.471-502.

[71] Neumann: Naturwissenschaft (wie Anm. 70), S.479ff.

[72] Neumann: Anfänge deutscher Novellistik (wie Anm. 70), S.437ff.

[73] Vgl. Krätz: Alchemie (wie Anm. 50), S.99-133.

[74] Nicht auf den Vergleich mit Schiller, sondern mit Moritz´ ästhetischer Theorie zielt der Aufsatz von: Osinski, Jutta: Goethes „Mährchen“. Noch eine Interpretation. In: ZDP 103 (1984), S.38-64.

[75] Mommsen: Märchen des Utopien (wie Anm. 11), bes. S.251f. Gaier: Soziale Bildung (wie Anm. 53), bes. S.221.

[76] Mayer, Matthias: Ökonomie und Verschwendung in der klassischen Lyrik Goethes: „Episteln“ und „Amynthas“. In: Goethe-Jahrbuch 122 (2005), S.62-75.

[77] Zelle, Carsten: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1795). In: Schiller Handbuch. Leben-Werk-Wirkung, Hg. Matthias Luserke-Jaqui, Stuttgart/Weimar 2005, S.409-445, hier: S.437f.

[78] Dazu: Berghahn, Klaus L.: Schillers ästhetische Utopie. In: Regionaler Kulturraum und intellektuelle Kommunikation vom Humanismus bis ins Zeitalter des Internet, Hg. Axel E. Walter (Chloe, Beihefte zu Daphnis, Bd.36), Amsterdam/New York 2005, S.71-89, bes. S. 71ff.

[79] Berghahn, Klaus L.: Schiller. Ansichten eines Idealisten, Frankfurt am Main 1986, S.125-155.

[80] Lukács, Georg: Zur Ästhetik Schillers. In: Ders.: Probleme der Ästhetik, Neuwied 1969, S.17-106.

[81] Darauf verweist: Alt, Peter-André: Konzepte von Politik und Staat in Schillers klassischer Ästhetik. In: Zeitenwende - die Germanistik auf dem Weg vom 20. ins 21. Jahrhundert. Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien 2000, Bd. 6, Hg. Peter Wiesinger, Bern u.a. 2002, S.145-153, bes. S.144f.

[82] Dazu unter anderem: Alt, Peter Andre: „Arbeit für mehr als ein Jahrhundert“: Schillers Verständnis von Ästhetik und Politik in der Periode der Französischen Revolution (1790-1800). In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 46 (2002), S.102-33. Oellers, Norbert: Idylle und Politik. Französische Revolution, ästhetische Erziehung und Freiheit der Urkantone. In: Friedrich Schiller. Kunst, Humanität und Politik in der späten Aufklärung. Ein Symposion, Hg. Wolfgang Wittkowski, Tübingen 1982, S.114-133. Borchmeyer, Dieter: Ästhetische und politische Autonomie: Schillers ›Ästhetische Briefe‹ im Gegenlicht der Französischen Revolution. In: Revolution und Autonomie. Deutsche Autonomieästhetik im Zeitalter der Französischen Revolution, Hg. Wolfgang Wittkowski, Tübingen 1990, S.277-296.

[83] Einen Vergleich mit zeitgenössischen Konzepten bieten zum Beispiel: Pfotenhauer, Helmut: Anthropologie, Transzendentalphilosophie, Klassizismus: Begründungen des Ästhetischen bei Schiller, Herder und Kant. In: Anthropologie und Literatur um 1800, Hg. Jürgen Barkhoff/Edda Sagarra, München 1992, S.72-97. Pott, Hans-Georg: Schillers Projekt der Moderne – Ästhetik und Anthropologie. In: Ders.: Schiller und Hölderlin: Studien zur Ästhetik und Poetik, Frankfurt am Main 2002, S.49-59. Vieweg, Klaus: Anthropologie und Weltgeschichte. Kant und Schiller. In: Friedrich Schiller. Angebot und Diskurs. Zugänge, Dichtung, Zeitgenossenschaft, Hg. Helmut Brandt, Berlin/ Weimar 1987, S.92-98.

[84] Plumpe, Gerhard: Ästhetische Kommunikation der Moderne, Bd.1: Von Kant bis Hegel, Opladen 1993, bes. S.107-128. Berghahn: Schillers ästhetische Utopie (wie Anm. 78), S.71-89. Zelle: Die doppelte Ästhetik der Moderne. Revisionen des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart/Weimar 1995, S.1-24;147-184.

[85] Dazu etwa: Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.439.

[86] Einschlägig ist die Dissertation von Riedel, Wolfgang: Die Anthropologie des jungen Schiller, Würzburg 1985. Weiterhin: Hinderer, Walter: Schiller´s Philosophical Aesthetics in Anthropological Perspective. In: A Companion to the Works of Friedrich Schiller, Hg. Steven D. Martinson, New York 2005, S.27-46.

[87] Marquardt, Hans-Jochen: Ästhetik der Emanzipation – Emanzipation der Ästhetik? Zu Schillers Konzept des literarischen Publikums. In: Schiller heute, Hg. Hans-Jörg Knobloch/Helmut Koopmann, Tübingen 1996, S.44-58.

[88] Morgan, Peter: Critical Enlightenment and the Intelligentsia after 1792: Die Horen, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten and the Xenienstreit. In: Antipodische Aufklärungen. Festschrift für Leslie Bodi, Hg. Walter Veit, Frankfurt am Main u.a. 1987, S.299-307, hier: S.306.

[89] Unter anderem: Bethge, Wolfgang: Das energische Prinzip. Ein Schlüsselbegriff im Denken Friedrich Schillers, 2.Teil, Heidelberg 1995, S.461-617, hier: S.514. Wiese, Benno von: Friedrich Schiller, Stuttgart 41964, S.446-506, hier: S.478. Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller oder Die Erfindung des deutschen Idealismus, München 2007, S.346-421, hier: 413.

[90] Die Unterscheidung zwischen Kunst und schöner Kunst ist wichtig für Schiller. Nur die schöne Kunst, die er anfangs auch als höhere Kunst bezeichnet, vermag den Menschen zu heilen. Schiller: Erziehung, S.588.

[91] Vgl. Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.412. Die explizite Bezugnahme auf die Revolution ist in der Horen -Fassung der Briefe gedämpft. Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.418.

[92] Zu den Konzepten Goethes und Schillers und den Schwierigkeiten, die sie in der Umsetzbarkeit sahen vlg. Dau: Verantwortung des Künstlers (wie Anm. 63), S.1765ff.

[93] Die Literatur erprobt Möglichkeiten des Seins innerhalb von neuen Ordnungen, da die alten, bekannten Systeme brüchig werden. Vgl. dazu: Neumann: Anfänge deutscher Novellistik (wie Anm. 70), S.451.

[94] Lange, Victor: Das Schöne und die Phantasie. Zu Goethes ästhetischer Theorie. In: Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik, Hg. Wilfried Barner u.a., Stuttgart 1984, S.205-220, hier: S.210.

[95] Schiller, Friedrich: Ohne Titel. In: Die Horen, 1795-1797, Hg. Friedrich Schiller, Bd.1, Tübingen 1795 [Reprint Darmstadt 1959], S.III-X.

[96] Schiller: Ohne Titel (wie Anm. 95), S.IVf.

[97] Ebd. (wie Anm. 95), S.IV.

[98] So erschien im vierten und fünften Stück des Jahres 1797 Der Waldbruder, ein Werk des verstorbenen Friedrich Lenz. Schiller hatte zunehmend Schwierigkeiten, die Zeitschrift mit thematisch passenden Beiträgen zu füllen.

[99] Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.409.

[100] Ebd. (wie Anm. 77), S.410f.

[101] Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.414f.

[102] Plumpe, Gerhard: Ästhetische Kommunikation (wie Anm. 84), S.109.

[103] Vgl. Cadete, Teresa R.: Der Bogen und die Schlange. Beitrag zur Rekonstruktion von Schillers zivilisatorischem Konzept. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 36 (1992), S.197-218, hier: S.214.

[104] Zelle: Ästhetische Erziehung (wie Anm. 77), S.424f.

[105] Zelle, Carsten: Schiller als Dramentheoretiker. In: Flandziu 2 (2005), H.2, S.77-88, hier: S.86, verweist auf die Schrift Schillers Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?, die mit der Konzeption des mittigen Menschen als Scharnier zwischen den medizinischen Schriften der Karlsschule und der Weimarer Konzeption klassischer Ästhetik fungiert. Es kommt so zu einer Verbindung zwischen Medizin und Ästhetik. Hinderer: Philosophical Aesthetics (wie Anm. 86), S.30, verweist in seinem Aufsatz auf Schillers medizinische Terminologie: „It is evident that Schiller is applying terms and issues from anthropological-medical contexts to contemporary problems of cultural philosophy, society, and aesthetics.“

106 Schiller: Erziehung (wie Anm. 77), S.573.

[107] Wiese: Schiller (wie Anm. 89), S.478.

[108] Schiller: Erziehung (wie Anm. 77), S.648.

Fin de l'extrait de 82 pages

Résumé des informations

Titre
Therapie durch Literatur - Formen der Heilung bei Goethe und Schiller
Université
Ruhr-University of Bochum  (Germanistisches Institut)
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
82
N° de catalogue
V204416
ISBN (ebook)
9783656304913
Taille d'un fichier
1120 KB
Langue
allemand
Mots clés
Goethe, Schiller, Therapie, Medizin, Anthropologie, 18. Jahrhundert
Citation du texte
Nicole Bischoff (Auteur), 2009, Therapie durch Literatur - Formen der Heilung bei Goethe und Schiller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204416

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