Seit langem wird das Problem diskutiert, wie viel Staat grundsätzlich notwendig ist und welche Rolle er erfüllen muss. Bereits im Jahre 1974 sprach sich Robert Nozick in seinem Werk “Anarchy, State, and Utopia“ für einen Minimalstaat aus, dessen Funktionen bzw. Aufgaben beschränkt sind auf den Schutz vor Gewalt, Diebstahl und Betrug sowie die Durchsetzung von Verträgen. Doch auch wenn diese Vorstellung mittlerweile abgelehnt wird, weil sie keine langfristig stabile soziale Konstruktion darstellt, bleibt die Frage nach dem optimalen Ausmaß des Staates weiterhin unbeantwortet.
Bei der Bereitstellung von Gütern ist es auch heute strittig, ob dies durch den Staat geschehen soll (in-house), oder ob diese Tätigkeit stattdessen privatisiert werden sollte (contracting-out). Bei der regierungseigenen Verrichtung wird ein Staatsunternehmen gegründet, bei dem Beschäftigte des öffentlichen Dienstes angestellt sind. Bei der externen Ausführung wird der Auftrag dagegen infolge einer Submission an einen privaten Anbieter vergeben. In der Literatur werden seit langem die verschiedensten Bereiche, wie etwa Schulwesen, Gesundheitsfürsorge, Außenpolitik, Streitkräfte, Müllabfuhr etc. diskutiert, bei denen eine Privatisierung denkbar wäre. In der Praxis wurden u. a. auch im US-amerikanischen Gefängnissystem zahlreiche Versuche der Privatisierung unternommen und Privatunternehmen mit dem Betrieb der Gefängnisse beauftragt.
Die Arbeit stellt zunächst die Beweggründe vor, weshalb Privatisierungen überhaupt in der Diskussion stehen. Anschließend werden einzelne Privatisierungsmechanismen für die Bereitstellung von Kollektivgütern beschrieben. Der Schwerpunkt der Seminararbeit liegt auf der Privatisierung im US-Gefängnissystem und deren Vorteilhaftigkeit. Zu diesem Zweck wird ein Modell von Hart et al. präsentiert und beleuchtet. Abschließend wird ein Fazit aus den gewonnenen Erkenntnissen gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gründe für eine Privatisierung
- 3. Privatisierungsmechanismen
- 3.1. Verträge
- 3.2. Freiwillige Bereitstellung durch Organisationen (voluntary action)
- 3.3. Gutscheinsysteme (Vouchers)
- 4. Privatisierung im US-Gefängnissystem
- 4.1. Privatisierungsmechanismen in der Praxis
- 4.2. Streitpunkte
- 4.3. Privatisierungsstudien
- 4.4. Modell von Oliver Hart, Andrei Shleifer und Robert W. Vishny
- 4.4.1. Modellannahmen
- 4.4.2. Modellergebnisse
- 5. Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem optimalen Ausmaß des Staates und der Frage, ob und inwiefern die Bereitstellung von Gütern durch den Staat (in-house) oder durch private Anbieter (contracting-out) erfolgen sollte. Der Fokus liegt dabei auf der Privatisierung im US-amerikanischen Gefängnissystem und der Analyse ihrer Vor- und Nachteile.
- Gründe für Privatisierungen (ideologische, kommerzielle, populistische und pragmatische Motive)
- Privatisierungsmechanismen (Verträge, freiwillige Bereitstellung, Gutscheinsysteme)
- Privatisierung im US-Gefängnissystem (Praxisbeispiele, Streitpunkte, Studien)
- Modell von Hart et al. zur Analyse der Privatisierung von Gefängnissen
- Fazit und Schlussfolgerungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Governance und das optimale Ausmaß des Staates“ ein und beleuchtet die Diskussion um die Rolle des Staates bei der Bereitstellung von Gütern. Kapitel 2 behandelt die Gründe für eine Privatisierung, die von ideologischen über kommerzielle bis hin zu populistischen und pragmatischen Motiven reichen. In Kapitel 3 werden verschiedene Privatisierungsmechanismen vorgestellt, darunter Verträge, freiwillige Bereitstellung durch Organisationen und Gutscheinsysteme. Kapitel 4 widmet sich der Privatisierung im US-amerikanischen Gefängnissystem, analysiert die Privatisierungsmechanismen in der Praxis, beleuchtet Streitpunkte und stellt Ergebnisse von Privatisierungsstudien vor.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Governance, staatliches Handeln, Privatisierung, Kollektivgüter, US-amerikanisches Gefängnissystem, Modell von Hart et al., Effizienzsteigerung, Kostenreduktion, Vertragstheorie.
- Citar trabajo
- Volker Kiesel (Autor), 2011, Governance und das optimale Ausmaß des Staates, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204496