Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama ibn Munqid zur Zeit der Kreuzzüge


Dossier / Travail, 2012

18 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Geschichtliche Einführung

Die Reaktion der Araber auf die Kreuzzüge

Über den Autor und sein Buch

Was ist fremd?
- Usama Ibn Munqid über die Kreuzritter
- Was erscheint dem heutigen europäischen Leser fremd?

Schlusswort/ Aktuelle Bezüge

Literaturverzeichnis

Einleitung

Usama ibn Munqids Buch stellt eine der wenigen uns bekannten islamischen Quellen zum Thema der Kreuzzüge dar. Er berichtet von seinen Erlebnissen und Reisen als syrischer Ritter. Thematisiert wird in diesem Aufsatz besonders seine Wahrnehmung des Fremden. Fasziniert von den Franken schreibt Usama deren seltsame Verhaltensweisen nieder. Er gibt uns so die Möglichkeit, die Wirkung der Franken auf die Araber kennenzulernen.

Es wird nicht nur darauf eingegangen, was dem Autor unbekannt war, sondern auch darauf, was dem heutigen europäischen Leser fremd erscheint.

Als erstes wird ein kurzer Einblick in die geschichtlichen Situation gegeben, um das Werk historisch einordnen zu können. Die Lebensumstände Usamas sind wichtig, um seine Ansichten zu verstehen.

Als nächstes werden die Person Usamas und dessen Buch näher geschildert.

Den Abschluss bilden einige Gedanken zur Aktualität des Buchs.

Geschichtliche Einführung

Zunächst soll eine historische Einführung erfolgen. Wie kam es zu den Kreuzzügen und wie war die Reaktion der arabischen Welt?

Nach dem Tod des Propheten Mohammeds im Jahre 632 expandierte der Islam und beeinflusste die Gebiete vom Norden Indiens bis nach Südfrankreich.[1]In den ersten Jahren der muslimischen Herrschaft war es christlichen Pilgern aus Europa gestattet, die heiligen Orte in Jerusalem und dem Heiligen Land zu besuchen, die mit ihrem Glauben zusammen hingen.[2]

Nach Mohammeds Tod spaltete sich der Islam. Auf der einen Seite standen die Schiiten, welche die Meinung vertraten, nur ein Nachfahre von Mohammeds Schwiegersohn könne den Islam führen. Auf der anderen Seite standen die Sunniten, die der Auffassung waren, dass ein jeder vom Volk dazu gewählt werden könne, Mohammeds Nachfolger zu sein.[3]

Es gab auch christliche und jüdische Gemeinden im Nahen Osten, da einige Gebiete einst von der orthodoxen Byzanz belagert wurden.[4]Die Moslems traten ihnen mit Freundlichkeit gegenüber. Das heißt zwar nicht, dass sie gleich berechtigt waren, aber man forderte keine Konversion zum Islam. Sie garantierten Christen und Juden Schutz unter dem Islam und sicherten ihnen gegen eine Kopfsteuer die Religionsfreiheit zu. 1093/94 wurden die christlichen und jüdischen Pilger aber daran gehindert nach Jerusalem zu gelangen.[5]

Die Moslems breiteten sich immer weiter aus und marschierten nach Byzanz.[6]Der Kaiser von Byzanz, Alexios I. Komnenos (1081-1118), bat den Papst um Soldaten, um die östlichen Christen und Jerusalem von den Moslimen zu befreien.[7]Ihrer Meinung nach waren die Christen umzingelt und Jerusalem in schmutzigen Händen.[8]Zudem ließ der 6. fatimidische Kalif al-Hakim die Christen innerhalb seines Gebietes, welches Syrien und Palästina beinhaltete, verfolgen.[9]

Aus diesem Grund rief Papst Urban 1095 zum Kreuzzug auf. 1097 brach ein gemeinsames christliches Heer unter verschiedenen Führern aus verschiedenen Teilen des Westens in den Nahen Osten auf. Schon im Jahre 1099 hatte das Heer 4 bedeutende Fürstentümer errichtet: Jerusalem, Edessa, Antiochia und Tripolis.[10]

In dieser Zeit gab es innere Konflikte in den Arabischen Ländern. Bereits im 8. Jahrhundert brach das omaijadische Kalifenreich zusammen. Ab 969 kamen die Fatimiden, die den Schiiten angehörten, aus Nordafrika und errichteten Kairo.[11]In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts drangen die Seldschuken von Turkestan in Zentralasien vor. Sie hatten bereits Persien und den Irak eingenommen. Sie gehörten den Sunniten an und waren fest entschlossen, die Schiiten zu bekämpfen und den Kampf gegen Byzanz wieder aufzunehmen. Byzanz hatte ebenfalls Teile Syriens, u.a. Šaizar, Usamas Geburtsort, besetzt.[12]In den Jahren 1092-1094 starben die letzten großen politischen Führer der islamischen Welt und östlich von Ägypten.[13]In den Arabischen Ländern gab es dementsprechend viele Kriege und Streitigkeiten. Die Fatimiden, Seldschuken und Byzanz versuchten ihre Territorien zu erweitern. Zudem gab es interne Kämpfe von kleinen Dynastien.[14]Diese Instabilität und Uneinigkeit machte die Kreuzzüge in diesem Ausmaß erst möglich. Der Nahe Osten konnte die unerwarteten und noch nie dagewesenen Attacken des Westens nicht abwehren.[15]

Die Reaktion der Araber auf die Kreuzzüge

Die ersten Reaktionen auf die Kreuzzüge waren Apathie, Kompromisse und die Sorge um die eigenen internen Probleme. Es gab keine militärische Aktion gegen die Kreuzfahrer.[16]Ihr Interesse lag bei dem Erhalt ihrer Kleinstaaten, statt einen Heiligen Krieg gegen die christlichen Eindringlinge aus dem Abendland zu führen.[17]

Muslimisch- christliche Allianzen waren nicht selten.[18]Die arabischen Herrscher waren so in ihre eigenen Machtkämpfe vertieft, dass sie die große Bedrohung der Kreuzritter gar nicht wahrnahmen. Sie erhofften sich sogar Hilfe von ihnen. Da die Kreuzfahrer sich zwischen die östliche und die westliche islamischen Welt schoben, hofften die Araber, dass sie einen Puffer zwischen Ägypten und den Türken, die ihr Land erobern wollten, bilden würden.[19]Statt sich gegen sie zu verbünden, schlossen sie unilaterale Abkommen und zahlten ihnen Tribut.[20]

Das mag daran gelegen haben, dass die Moslems wenig über Europa wussten und sich auch nicht dafür interessierten. Als sie von den Kreuzfahrern hörten, bildeten sie ihre Meinungen durch Reiseberichte, mündliche Erzählungen von Kriegsgefangenen und Pilgern, Kaufleuten und Diplomaten. Einige Dinge erfuhren sie auch aus den geografischen Arbeiten griechischer Schriften des 2. Jahrhunderts und aus bekannten Erzählungen.[21]

Erst mit der Zeit begriffen sie, welche Gefahr von den Kreuzrittern ausging und versuchten gegen sie vorzugehen. Im frühen 11. Jahrhundert gab es bereits einige unkoordinierte Versuche die Franken zu bekämpfen.[22]Da sie aber auf Grund ihrer Zerwürfnisse nicht vereint gegen die Kreuzritter agierten, hatten sie wenig Erfolg.[23]

Im 12. Jahrhundert schafften es Zengi[24]und dessen Sohn Nur ad-Din, unter deren Befehl Usama stand, Syrien zu einen.[25]1154 eroberte Nur ad-Din Damaskus.[26]Dazu kreiste er Antiochia ein.[27]Am Heiligen Abend des Jahres 1144 gelang es ihm Edessa zurückzuerobern.[28]In Folge dessen wurde der 2. Kreuzzug ausgerufen.

Gleichzeitig zerfiel die Macht der Fatimiden immer mehr. Einem der fähigsten kurdischen Feldherren Nur ad-Dins, Schîrkûh, gelang es 1169 das Amt des Wesirs unter den letzten fatimidischen Kalifen zu übernehmen. Wenige Wochen später starb er. Sein Neffe Saladin übernahm sein Amt. 1171 machte Saladin Ägypten wieder sunnitisch. In dieser Zeit unterstand er noch dem Befehl Nur ad-Dins. Bald gab es aber Spannungen zwischen den beiden, woraufhin Saladin sich 1174 für unabhängig erklärte. Nachdem er Damaskus und viele weitere Gebiete erobert hatte, galt er als der Herr Syriens. Er vereinte die Mächte Syriens und Ägyptens. So gelang es ihm im Jahre 1187 Jerusalem zurückzuerobern und die Kreuzritter immer weiter aus dem Land zu drängen, so dass sie bald nur noch wenige Festungen besaßen. Usama, Zeitzeuge dieser Zeiten, starb ein Jahr nach der Eroberung Jerusalems.[29]

[...]


[1]Hillenbrand, Caroline: The Crusades: Islamic perspectives. Edinburgh 1999. S. 15.

[2]Ebd. S. 15f.

[3]Thorau, Peter: Die Kreuzzüge. München 2004. S. 12f.

[4]Ebd.

[5]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 48-51.

[6]Thorau, Peter: Die Kreuzzüge. S. 23f.

[7]Tyerman, Christopher: Die Kreuzzüge. Eine kleine Einführung. Aus d. Engl. übers. von Christian Rochow. Stuttgart 2009. S. 9.

[8]Bull, Marcus: Views of Muslims and of Jerusalem in miracle stories, c. 1000 – c. 1200: reflections on the study of first crusaders´ motivation. In: Bull, Marcus: Western approaches. Cambridge 2003. S. 23.

[9]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 16.

[10]Ebd. S. 20.

[11]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. In: Usama ibn Munquidh: Ein Leben im Kampf gegen Kreuzritterheere. Aus dem Arab. übertr. und bearb. von Gernot Rotter. Lenningen 2004. S. 7.

[12]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. S. 9.

[13]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 33.

[14]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. S. 9.

[15]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 18f.

[16]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 20.

[17]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. S. 10.

[18]Tyerman, Christopher: Die Kreuzzüge. S. 84

[19]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 45.

[20]Ebd. S. 82.

[21]Ebd. S. 268.

[22]Ebd. S. 21.

[23]Ebd. S. 76.

[24]Zengi war der Sohn eines Sklaven des Großseldschuken Malikschâh. 1126 wurde er zum Militärgouverneur des Iraks ernannt. Ein Jahr später wurde er Atabek von der Provinz Mosul. Er eroberte viele Gebiete und gilt als der Vorläufer Saladins. Aus: Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers.. S. 11.

[25]Tyerman, Christopher: Die Kreuzzüge. S. 85.

[26]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. S. 12.

[27]Hillenbrand, Caroline: The Crusades. S. 23.

[28]Tyerman, Christopher: Die Kreuzzüge. S. 43.

[29]Rotter, Gernot: Vorwort des Herausgebers. S. 12.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama ibn Munqid zur Zeit der Kreuzzüge
Université
University of Stuttgart  (Kunstgeschichte)
Cours
Fremdes Wahrnehmen
Auteur
Année
2012
Pages
18
N° de catalogue
V204507
ISBN (ebook)
9783656315469
ISBN (Livre)
9783656318811
Taille d'un fichier
1208 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
usama, munqid, kreuzzüge, Ritter, Religionswissenschaft, Islam, Christentum, Religionsvergleich, Kunstgeschichte
Citation du texte
Tamara Volgger (Auteur), 2012, Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama ibn Munqid zur Zeit der Kreuzzüge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204507

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