Der historische Johann Georg Faust und Goethes literarische Figur im Vergleich

Goethes Faust


Pre-University Paper, 2011

16 Pages, Grade: 3+


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themenstellung
1.2 Ziele der Facharbeit

2 Inhalt des Dramas „Faust I – der Tragödie erster Teil“

Faust I - zwischen Sturm und Drang und Klassik

4 Goethes literarische Gestalt
4.1 Der historische Faust
4.2 Goethe und der Faust-Stoff
4.3 Der historische Johann Georg Faust und Goethes literarische Figur im Vergleich

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Themenstellung

In meiner Facharbeit beschäftige ich mich mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten des historischen Johann Georg Faust und Goethes literarischer Figur des Doktor Heinrich Faust. Neben einer ausführlichen Zusammenfassung des Dramas „Faust I – der Tragödie erster Teil“ und seiner Einordnung in die richtige Epoche werde ich verdeutlichen, wie Johann Wolfgang von Goethe einst in Berührung mit dem Faust-Stoff und somit an die Erzählungen und Sagen über den berüchtigten Magier geriet.

1.2 Ziele der Facharbeit

Für meine Facharbeit habe ich mir folgende Ziele gesetzt. Einerseits möchte ich zeigen, dass das Drama um den gelehrten Faust für Goethe eine bedeutende Rolle spielte, da er sich mehrere Jahre seines Lebens mit dem Faust-Stoff auseinandersetzte, und andererseits möchte ich das Geheimnis um den mysteriösen und weniger bekannten historischen Faust aufdecken.

2. Inhalt des Dramas „Faust I – der Tragödie erster Teil

Das Drama „Faust I – der Tragödie erster Teil“, welches im Jahre 1808 von Johann Wolfgang von Goethe veröffentlicht wurde, handelt von dem erkenntnishungrigen Wissenschaftler Heinrich Faust, der sich im Bestreben nach absoluter Erkenntnis auf einen Teufelspakt einlässt. Zu Beginn der Tragödie kommt es zwischen Mephisto, dem Teufel, und Gott zu einer Wette. Mephisto belustigt sich über den Menschen und beklagt sich zugleich über sein unangebrachtes Verhalten. Er ist der Meinung, dass sich der Mensch überall einmische. Gott jedoch ist das ewige Lamentieren des Teufels leid und lenkt das Gespräch auf den Wissenschaftler Doktor Heinrich Faust, der für ihn einem Musterbeispiel der göttlichen Schöpfung gleicht. Er scheint vom Guten im Menschen überzeugt zu sein und glaubt, dass Faust stets den richtigen Weg einschlagen wird. Mephisto vermag eine Wette mit Gott nicht auszuschlagen. Sollte er, Mephisto, es schaffen, den Wissenschaftler vom „rechten Wege“ abzubringen und ihn in einen schlechten Menschen zu verwandeln, so soll er dessen Seele bekommen.

Während Mephisto und Gott die gemeinsame Wette aushandeln, sitzt der gelehrte Faust in seinem Studierzimmer und lässt sein Leben Revue passieren. Er ist unzufrieden und glaubt, noch gar nichts erreicht zu haben, obwohl er bereits einen Magister- und Doktortitel trägt und reichlich studiert hat. Faust möchte die Welt im Ganzen verstehen, doch als er erkennt, dass ihm dies unmöglich ist, verfällt er in tiefe Depression und denkt an Selbstmord. Allein die Osterglocken, welche das christliche Fest der Auferstehung einläuten, hindern ihn daran, sich das Leben zu nehmen.

Bei einem Spaziergang läuft ihm ein Pudel zu, der sich als Mephisto – der Teufel – entpuppt. Faust geht mit dem Teufel einen Pakt ein: Mephisto verhilft ihm zu unendlicher Weisheit und erfüllt ihm alle seine Wünsche. Im Gegenzug verspricht Faust dem Teufel seine Seele. Nachdem Faust den Vertrag mit seinem Blut besiegelt, geht die Reise der beiden los. Der Teufel versucht, Faust Lebensfreude einzuflößen, doch ein Versuch, ihn mit betrunkenen Studenten in Auerbachs Keller zu belustigen, schlägt fehl. Darauf führt er Faust in eine Hexenküche und lässt ihn dort verjüngen. Der nun junge Faust wird mit einem Liebeszauber bedeckt.

Er verliebt sich unsterblich in das junge Gretchen. Mephisto verhilft den beiden zu einem Treffen, bei dem sich die Liebenden näher kommen und Gretchen schließlich schwanger wird. Gretchens Bruder Valentin fühlt sich durch ihren Fehltritt, sich unehelich schwängern zu lassen, in seiner Ehre verletzt und hintergangen. Er versucht, den Liebhaber zu stellen, wird jedoch von Faust, dessen Klinge Mephisto im Verborgenen führt, tödlich verletzt. Faust und Mephisto müssen fliehen. Mephisto nimmt Faust zum Hexentanz der Walpurgisnacht auf den Brocken mit. Durch das wilde Geschehen scheint Faust die Zeit zu vergessen, als er jedoch ein blasses, schönes Mädchen entdeckt, welches seinem Gretchen gleicht, findet er zu sich selbst zurück. Schnell begibt er sich auf die Suche nach ihr. Als er sie in einem Kerker wiederfindet, erkennt Gretchen ihren geliebten Faust nicht wieder und glaubt, er sei der Henker, der sie zu früh zur Richtstätte führen will, denn Gretchen wurde wegen Mordes an ihrem eigenen Kind zum Tode verurteilt. Faust will Gretchen zur Flucht überreden. Jedoch aus Angst, noch tiefer ins Verderben gezogen zu werden, verweigert Gretchen die Flucht und wendet sich kurz vor ihrer Hinrichtung Gott zu. Das Drama endet damit, dass Faust mit Mephisto entflieht.

3. Faust I – Zwischen Sturm und Drang und Klassik

„Aufgrund seiner langen Entstehungsgeschichte lässt sich Goethes Drama nur schwer einer bestimmte Literaturepoche zuordnen. Es weist sowohl Elemente der Klassik, als auch des Sturm und Drang auf.“ (Wahl, S. 52) Somit steht es also zwischen den beiden großen Epochen des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts: Sturm und Drang (1767 bis 1785) und Weimarer Klassik (1785 bis 1832).

Goethe verfasste den „Urfaust“ in der Zeit des Sturm und Drang, doch auch die überarbeitete Version seines Dramas spiegelt Elemente dieser Epoche wider. Zum Beispiel erinnern größere Passagen in Prosafassung[1] („Trüber Tag“ „Feld“) und Lieder wie „König von Thule“ an die zentralen Ideen des Sturm und Drang. „Vor allem aber die Rolle des Gretchen ist in dieser Epoche von besonderer Bedeutung, denn das Schicksal lediger Mütter wurde als literarisches Thema der Autoren des Sturm und Drang aufgegriffen.“ (Wahl, S. 53)

Die Weimarer Klassik beginnt mit der Italienreise Goethes. Typisches Merkmal dieser künstlerischen Epoche ist die Orientierung an den Idealen der griechischen Antike. Hauptaufgabe der Künstler der Weimarer Klassik ist es, einen menschlichen Idealzustand zu beschreiben. Gefühl und Vernunft stehen in einem harmonischen Gleichgewicht. In Goethes Faust-Drama finden sich zahlreiche Hinweise auf diese

Ideale. Auch hier kann beispielhaft die Figur Gretchens genannt werden, die die Ideale der Klassik verkörpert. Sie strebt nach Humanität und nach dem Guten bzw. Wahren und Schönen im Menschen. „Selbst als sie in der Kerker-Szene vor die Wahl gestellt wird, als Kindsmörderin hingerichtet zu werden oder mit dem zwielichtigen Faust zu fliehen, schlägt sie den „rechten“ Weg ein, indem sie sich Gott zuwendet und ihr Schicksal hinnimmt.“ (Wahl, S. 53)

4. Goethes literarische Gestalt

Goethes Faust, ein Universalgelehrter des ausklingenden Mittelalters, ist ein Mensch, der seine Jahre der Wissenschaft geweiht hat und nun an ihr zu zerbrechen droht. Genau zwei Eigenschaften haben es dem gelehrten Doktor angetan: Das „Streben“ und das „Genießen“. Ersteres lässt sich mit seinem nahezu krankhaften Wissensdurst in Verbindung bringen, denn er scheint das einzige Lebensziel des betagten Fausts zu sein. Sein gesamtes Leben widmet Faust der Wissenschaft. Er studiert Theologie, Jura und Philosophie. Doch scheint er an seinen wissenschaftlichen Titeln keinerlei Befriedigung zu finden. Im Gegenteil, er hält sich selbst noch immer für nicht genügend gebildet und glaubt durch sein angeeignetes Wissen nicht weiter gekommen zu sein. „Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn. […] Und bin so klug als wie zuvor! Heiße Magister, heiße Doktor gar […] Und sehe, dass wir nichts wissen können!“ (V. 354 bis 365)

Er verlangt nach mehr und will den tieferen Sinn des Daseins ergründen. „Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (V. 382 f.) Um dies zu verwirklichen wendet er sich der Magie zu. Dabei lebt er in seinem vollgestopften Studierzimmer und hat keinerlei Interesse daran, soziale Kontakte zu pflegen, wodurch er weder Freunde noch Familie für sich gewinnen kann. Die einzigen Begegnungen, die er pflegt, sind die mit seinem Famulus Wagner, der großes Interesse an dem gelehrten Faust zeigt.

[...]


[1] Der Begriff Prosa stammt aus dem Lateinischen prorsus/ prosa oratio – sinngemäß: gerade heraus. Als Prosa wird die ungebundene Sprache in der Literatur bezeichnet. Iim Gegensatz dazu steht die gebundenen Sprache wie beispielsweise Reimmuster und Metrum in der Lyrik.

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Details

Title
Der historische Johann Georg Faust und Goethes literarische Figur im Vergleich
Subtitle
Goethes Faust
Grade
3+
Author
Year
2011
Pages
16
Catalog Number
V204541
ISBN (eBook)
9783656316367
File size
476 KB
Language
German
Notes
Von zwei Deutschlehren gelesen und korrigiert.
Keywords
johann, georg, faust, goethes, figur, vergleich
Quote paper
Jil Weber (Author), 2011, Der historische Johann Georg Faust und Goethes literarische Figur im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204541

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