Philosophen geht es typischerweise nicht darum aufzuzeigen, dass alles,
einschließlich ihrer eigenen Argumente, zweifelhaft ist. Sie wollen nicht nur
überreden, sondern zwingende Argumente bieten.
Wir brauchen augenscheinlich Kriterien für gute Argumente. Es muss
möglich sein anzugeben, wann der Adressat ein Argument akzeptieren soll
und wann nicht. Man muss dazu zwischen erfolgreichen Überreden und
gültigem Argument unterscheiden. Dies führt zwangsläufig dazu, nach
Begründungen zu suchen, die keine weitere Begründung mehr zulassen oder
erfordern. 1
In dieser Arbeit werden wir uns mit den hervorgebrachten Argumenten in
dem Textausschnitt: §9 und §10 der ersten Meditation von Descartes
beschäftigen. „Ein Argument besteht aus mehr als nur einer Aussage: es
besteht aus einer Konklusion und den Gründen, die zu ihrer Stützung
angegeben werden.“2 Diese Gründe werden als Prämissen bezeichnet. Also
führen eine bestimmte Anzahl von Prämissen, aber mindestens eine, zu
einer Konklusion. Somit ist „ein Argument eine Gruppe von Aussagen, die
miteinander in Beziehung stehen.“3 Bei der Betrachtung von Argumenten
„entstehen zwei Fragen. Erstens: Sind die Prämissen wahr? Zweitens:
Stehen die Prämissen in der richtigen Beziehung zur Konklusion?“4 In der
Logik beschäftigen wir uns mit der zweiten Frage. Hierbei gilt für die
Beziehung: „Wenn die Prämissen wahr sind, ist das ein guter Grund, die
Konklusion für wahr zu halten.“5 Allerdings geht es hierbei nur um logische
Korrektheit des Arguments, die also allein von der Beziehung zwischen
Prämissen und Konklusion abhängt. Diese logische Korrektheit ist aber
vollkommen unabhängig von der Wahrheit der Prämissen.6
In der ausgewählten Textpassage stellt Descartes Überlegungen an, ob nicht
all das, was er für wahr hält und wissen kann, nur sinnliche Täuschungen
sind. Hierzu versucht er zunächst Gott als Ursache zu nennen. [...]
1 Vgl. Kliemt, H.: Zweifel und Argumentation [http://www.uniduisburg.
de/FB1/PHILO/index/Zweifel.html] (07.11.2002)
2 Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 8
3 Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 10
4 Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 12
5 Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 13
6 vgl.: Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 13
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erste Meditation; Abschnitt 9 und 10
- Inhalt des Textes
- Herausgefilterter Argumentationsgang
- Täuscher-Argument
- Erste Einwände
- Zweite Einwände
- Erwiderung auf zweite Einwände
- Übersicht des Argumentationsgangs
- Fazit
- Literatur- / Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Argumentationsmuster in den Abschnitten 9 und 10 der ersten Meditation von René Descartes. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, wie Descartes die Möglichkeit von Täuschung durch einen allmächtigen Gott behandelt und ob dieser eine zuverlässige Grundlage für die Gewissheit von Wissen bietet.
- Die Rolle Gottes in der Erkenntnistheorie Descartes
- Die Problematik der Täuschung und des Zweifels
- Die Suche nach einer sicheren Grundlage für Wissen
- Die Frage nach der logischen Korrektheit von Argumenten
- Die Analyse des Argumentationsgangs in den Abschnitten 9 und 10 der ersten Meditation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Argumentationsanalyse ein und stellt die Notwendigkeit von Kriterien für die Beurteilung von Argumenten heraus. Sie verdeutlicht den Unterschied zwischen Überreden und gültigen Argumenten und betont die Relevanz von Begründungen, die keine weitere Rechtfertigung erfordern.
Das zweite Kapitel analysiert den Textausschnitt der ersten Meditation von Descartes, wobei der Schwerpunkt auf den Abschnitten 9 und 10 liegt. Zunächst wird der Inhalt des Textes zusammengefasst, wobei Descartes' Überlegungen zur Existenz eines möglichen Täuschers, nämlich Gottes, beleuchtet werden. Anschließend wird der Argumentationsgang des Textes detailliert untersucht, wobei die verschiedenen Argumente und Einwände sowie die Erwiderung auf diese analysiert werden. Das Kapitel gipfelt in einer Übersicht des gesamten Argumentationsgangs in den Abschnitten 9 und 10.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der Argumentationsanalyse, wie z.B. Prämissen, Konklusion, logische Korrektheit, Täuschung, Zweifel und Gewissheit. Darüber hinaus werden wichtige Konzepte der Erkenntnistheorie, insbesondere die Rolle Gottes in der Begründung von Wissen und die Suche nach einer sicheren Grundlage für Erkenntnis, behandelt. Die Arbeit konzentriert sich auf den Textausschnitt der ersten Meditation von Descartes, wobei der Schwerpunkt auf den Abschnitten 9 und 10 liegt. Weitere wichtige Themen sind die Analyse von Argumenten und die Unterscheidung zwischen Überreden und gültigen Argumenten.
- Quote paper
- Sabine Schneider (Author), 2003, Argumentationsanalyse (R. Descartes: Meditationes), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20468