Soziologie, Sozialwissenschaft, Psychologie, Biologie – die Wissenschaft versucht aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln Erklärungen für die vorhandenen Geschlechterdifferenzen im Sprachgebrauch Erwachsener und im Spracherwerb von Jungen und Mädchen zu finden. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf diejenigen Ansätze, welche geschlechts-„spezifisches“ Verhalten auf übergeordnete soziale Bedingungen zurückführen (Klann-Delius 2005: 157). In diesem Rahmen wird auch Bezug genommen auf die Grundannahme der Gender Studies, welche besagt, das Geschlecht keine „überdauernde, in allen Situationen und Konstellationen relevante Kategorie“ ist (Klann-Delius 2005: 161), sondern individuell durch situative und kontextuelle Faktoren bedingt wird. Die feministische Theorie der Sprachwissenschaftlerin Senta Trömel-Plötz geht davon aus, dass Frauen und Männer aufgrund einer gesellschaftlichen Ungleichbehandlung keine andere Wahl haben, als unterschiedlich zu kommunizieren. Trömel-Plötz geht sogar so weit, dass sie von einer „Vergewaltigung von Frauen in Gesprächen“ (1984) spricht. Auch wenn ihre Erkenntnisse beinahe dreißig Jahre zurückliegen, so wird diese Arbeit aufzeigen, dass sie gegenwärtig noch stets über eine Relevanz verfügen. Zum Ende der Betrachtungen folgen ein Fazit sowie eine Bibliografie der genutzten Quellen und weiterführender Literatur.
Inhaltsverzeichnis
- 0. EINLEITUNG
- 1. SOZIALPSYCHOLOGISCHE ERKLÄRUNGSANSÄTZE.
- 1.1 THEORIE DER SOZIALEN ROLLEN
- 1.2 STATUSERWARTUNGSTHEORIE
- 2. INTERAKTIVE MODELLE.
- 2.1 DAS INTERAKTIVE PROZESSMODELL
- 2.2 DAS DOING GENDER-MODELL
- 3. FEMINISTISCHER ERKLÄRUNGSANSATZ NACH TRÖMEL-PLÖTZ .........
- 4. FAZIT..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die sozialen, psychologischen und sprachlichen Mechanismen, die Geschlechterunterschiede im Sprachgebrauch von Erwachsenen und Kindern erklären. Sie konzentriert sich auf Ansätze, die geschlechtsspezifisches Verhalten auf soziale Bedingungen zurückführen und berücksichtigt die Annahme der Gender Studies, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, das von situativen und kontextuellen Faktoren geprägt ist.
- Sozialpsychologische Erklärungsansätze für Geschlechterdifferenzen im Sprachgebrauch
- Interaktive Modelle der Geschlechterkommunikation
- Feministische Sprachtheorie und ihre Relevanz
- Die Rolle gesellschaftlicher Strukturen und Stereotypen
- Die Konstruktion von Geschlechtsrollen und deren Einfluss auf Sprache und Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der wissenschaftlichen Erforschung von Geschlechterdifferenzen im Sprachgebrauch. Sie stellt den Fokus der Arbeit auf sozialpsychologische Erklärungsansätze dar und führt die Grundannahme der Gender Studies ein, wonach Geschlecht ein soziales Konstrukt ist.
1. Sozialpsychologische Erklärungsansätze
Dieses Kapitel untersucht zwei sozialpsychologische Theorien, die Geschlechtsstereotype auf gesellschaftliche Bedingungen zurückführen: Die Theorie der sozialen Rollen und die Statuserwartungstheorie. Beide Theorien betrachten die Auswirkungen von Geschlechtsrollen auf die Erwartungen und die Selbstwahrnehmung von Individuen.
1.1 Theorie der sozialen Rollen
Die Theorie der sozialen Rollen von Eagly (1987) besagt, dass Geschlechtsstereotype auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Gesellschaft zurückzuführen sind. Diese Ungleichverteilung beeinflusst sowohl die Erwartungen an Männer und Frauen als auch ihre Selbstwahrnehmung. Die Theorie beleuchtet die Rolle des Patriarchats und der Heteronormativität in der Reproduktion von Geschlechterungleichheit.
1.2 Statuserwartungstheorie
Die Statuserwartungstheorie von Berger (1997) baut auf der Theorie der sozialen Rollen auf. Sie argumentiert, dass Geschlecht ein Statuskriterium ist, das Menschen in interpersonellen Situationen als Grundlage für ihre Erwartungen an das Gegenüber nutzen. Diese Erwartungen beeinflussen die Bewertung der Kompetenz des Kommunikationspartners. Die Theorie beleuchtet das Phänomen der Self-fulfilling-prophecy, wonach diejenigen, denen mehr Kompetenz zugetraut wird, auch mehr Chancen haben, sie zu zeigen.
Schlüsselwörter
Geschlechterdifferenz, Sprachgebrauch, Sozialpsychologie, Geschlechterrollen, Stereotype, Statuserwartung, Feministische Sprachtheorie, Kommunikation, Interaktion, Gesellschaftliche Strukturen, Gender Studies, Patriarchat, Heteronormativität.
- Quote paper
- Ena Weiss (Author), 2012, Erklärungsansätze für Geschlechterdifferenzen im Sprachgebrauch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204701