Identifikation und Entwicklung historischer Phraseme unter Einbezug der semantisch syntaktischen Veränderungen


Hausarbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Phraseologie - Eine allgemeine Begriffsklärung

3. Identifikation von Phrasemen
3.1 Kriterien zur Definition von Phrasemen
3.2 Klassifikationen der Phrasemen

4. Phraseologie in älteren Texten
4.1 Indizien zur Untersuchung historischer Phraseme

5. Entwicklung von Phrasemen

6. Zusammenfassung

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema meiner Hausarbeit im Rahmen des Studienganges Bachelor of Arts Linguistik auf der Grundlage des Kurses Phraseology befasst sich mit dem bereits häufig diskutierten Thema der historischen phraseologischen Forschung, wobei hier das Augenmerk auf der Identifikation von Phrasemen, sowohl bei aktuellen Phrasemen als auch bei historischen, liegt.

Zu Beginn meiner Arbeit wusste ich zwar, dass die historische Phraseologie noch nicht weit fortgeschritten ist, allerdings war ich überrascht über die Eindeutigkeit dieser Tatsache. Von Fleischer über Burger bis hin zu Palm waren sich alle in diesem Punkt einig. Es stand auch nicht zur Debatte, dass das Erforschen der phraseologischen Wortverbindungen (ich werde mich im Laufe der Arbeit auf das Synonym Phrasem beschränken) eine aufwendige und mit dem Aufwand für andere linguistischen Teilbereiche nicht vergleichbare Aufgabe ist. Natürlich ist es relevant und unabdingbar andere Wissenschaften, besonders die bereits weiter entwickelten Gebiete der Linguistik, zur Erforschung historischer Phraseme hinzu zu nehmen, indes werden diese Teilbereiche ohne vorhandenen Korpus wenig nützlich erscheinen. Damit wären wir bei dem Problem der historischen phraseologischen Forschung. Angesichts des mangelnden Korpus ist es problematisch historische Phraseme zu analysieren und ihre Entwicklung dar zustellen. Demnach musste ich mich in der vorliegenden Arbeit hauptsächlich auf die Verfahrensweisen, die sich bei der Untersuchung bis jetzt bekannter und analysierter Phraseme bewährt hatten, beschränken.

Da mir die nötige Sekundärliteratur oder gar direkte historische Untersuchungen fehlen, begrenze ich meine Arbeit auf folgende Untersuchungskriterien:

Im ersten Teilbereich dieser Arbeit befasse ich mich mit der Begriffserklärung der Phraseologie. Dabei gehe ich nicht nur auf einzelne Phraseologismen ein, sondern stelle die Kontroverse der Definition in den Vordergrund. Unter Bezug auf in der phraseologischen Wissenschaft bedeutungsvolle Autoren versuche ich den Begriff der Phraseologie einzugrenzen.

Weiterhin gehe ich auf den Stand der aktuellen Forschung ein und zeige wichtige Kriterien zur Analyse eines Phrasems auf, die im Verlauf der Arbeit immer wieder aufgegriffen und praktisch verdeutlicht werden.

Der zweite Teil dieser Arbeit widmet sich ausschließlich dem historischen Aspekt. Dabei soll u.a. herausgearbeitet werden, welche Kriterien maßgebend für die Entwicklung aber auch für die Erkennung eines historischen Phrasems zugrunde gelegt werden.

Abschließend fasse ich die gewonnen Erkenntnisse zusammen und ziehe eine Schlussfolgerung.

2. Phraseologie - Eine allgemeine Begriffsklärung

„Ein Phraseologismus ist der wissenschaftliche Oberbegriff für typische Wortverbindungen, feste Fügungen, Sprichwörter, Wendungen und Redensarten. Phraseologismen sind ein fester Bestandteil einer jeden Sprache.“ (http://www.phraseo.de/fachbegriffe/#phraseologismus 20.04.2012) Demnach versteht man unter der Phraseologie eine Wissenschaft, die sich mit eigentümlichen Redewendungen beschäftigt, sie erforscht, beschreibt und analysiert. Zu den sprachlichen Phänomenen der Phraseologie gehören Redewendungen wie ins Gras beißen, einen Bock schießen, jemanden auf die Palme bringen, den Löffel abgeben, jemandem einen Bären aufbinden oder jemanden ein Schnippchen schlagen, etc. Diese Aneinanderreihungen von Wortverbindung werden in der linguistischen Sprachwissenschaft als Phraseme oder Idiome bezeichnet. Schemann äußert sich zur Definition eines linguistischen Oberbegriffs der Redewendung wie folgt: „Die einzige von den meisten Fachleuten akzeptierte Definition eines phraseologischen Ausdrucks ist: eine Einheit aus mehreren Elementen, deren Gesamtbedeutung verschieden ist von der Summe der Bedeutungen der Elemente“. (H. Schemann, 1993: 18) Jesko wiederum definiert den Begriff Phrasem anhand seiner der Analyse dienenden Kriterien:

Der Begriff Phraseologismus bezieht sich auf solche Wendungen, die aus mehr als einem Wort bestehen (Merkmal Polylexikalität), syntaktisch mehr oder weniger stabil sind (Merkmal Festigkeit) und semantisch irregulär oder anders nicht kompositionell (Merkmal Idiomazität) sein können (Jesko 2007: 11–15).

Polylexikalität, Festigkeit und Idiomazität sind drei der wichtigsten Kriterien zur Analyse eines Phrasems. Es gibt unterschiedliche Phraseme bzw. Phraseologietypen wie z.B. Idiome, Kollokationen, Paarformeln, Routineformeln, Sprichwörter usw. die ebenfalls unterschiedlich über die drei Kriterien verfügen, was die Analyse der Phraseme als Untersuchungsgegenstand der Phraseologie erschwert. Ein weiteres essentielles Merkmal ist die Reproduzierbarkeit einer Redewendung. Dieses Merkmal bestimmt wie reproduzierbar eine Redewendung innerhalb der Gemeinschaft ist. Es beschreibt wie häufig das Phrasem mit seinen (mehr oder weniger) festen Wortverbindung von Sprechern wiederholt wird. Aufgrund dessen werden Phraseme auch als Träger der Kultur bezeichnet, da sie meist kulturell geprägte oder gar kulturspezifische Gegebenheiten wiedergeben und weiter tragen. Phraseme werden auch vielfach dazu verwendet bildhafte Ausdrücke zu tradieren z.B. ins Fettnäpfchen treten.

Ein weiterer Kernpunkt von Phrasemen ist, dass sie sowohl syntaktische Operationen als auch semantische Regeln außer Kraft setzen und dadurch eine linguistische Analyse problematisieren. Die Bedeutung eines Phrasems lässt sich nicht immer aus der Bedeutung der Wörter, die er enthält, ableiten. Sie stehen also in gewisser Weise außerhalb des geregelten Teils der Grammatik. (Palm 1997: 1ff.)

„Sie unterscheiden sich von einfachen Wörtern dadurch, dass sie aus mehreren Elementen bestehen, weisen aber - einfachen Wörtern ähnlich - als Komplex eine Gesamtbedeutung auf, die sich von der Bedeutung der einzelnen Wörter, aus denen die Redewendung zusammengesetzt ist, unterscheidet. So ist die Bedeutung ‚ins Gras beißen’, die mit ‚sterben’ umschrieben werden kann, unabhängig von der Bedeutung der Wörter ‚ins’, ‚Gras’ und ‚beißen’. Solche phraseologischen Mehrworteinheiten zeichnen sich durch eine Reihe weiterer spezifischer Eigenschaften aus, die bei nicht-phraseologischen Wortverbindungen nicht vorkommen. So treten beispielsweise in Phraseologismen oft Wörter auf, die außerhalb von Redewendungen nicht verwendet werden wie ‚Laufpaß’, ‚Schnippchen’, ‚Kerbholz’, ‚Mißkredit’ usw. Darüber hinaus unterliegen einzelne Redewendungen verschiedenen Modifikations- und Umformungsprozessen, die nicht-phraseologische sprachliche Mehrworteinheiten ohne Probleme zulassen“. (Palm 1997: 1ff.)

Folglich wird deutlich, dass die Eingrenzung der Phraseme (damit ist auch der linguistische Oberbegriff zu dem u.a. Phrasem, Phraseologismus, phraseologische Wortverbindung, Redewendung und zum Teil auch Idiom zählen, gemeint) ein komplexes Thema darstellt. Es ist in der heutigen Phraseologie noch nicht eindeutig geklärt, wie sich Phraseme abgrenzen lassen, da bei Untersuchungen meist auf unterschiedliche Kriterien Wert gelegt wird. Allerdings steht eindeutig fest welche Wendungen nicht zum Bereich der phraseologischen Forschung gehören. Es handelt sich hierbei um Konstruktionen aus Artikel und Substantiv (des Tisches) oder um die zusammengesetzten Verbalformen (er hatte geschrieben, sie war gelobt worden), aber auch den adverbialen Superlativ (am besten, aufs herzlichste), die korrelativen Konjunktionen (entweder –oder), die Präpositionen (von – an) und die reflexiven Verben (sich aalen). Denn dem Phrasem wird ein Autosemantikon zugrundegelegt, was die oberen Konstruktionen nicht erfüllen. (Fleischer, 1982: 34 ff.)

3. Identifikation von Phrasemen

Wie bereits im ersten Kapitel erwähnt, gehören Phraseme zu einer schwer identifizierbaren und nicht leicht abzugrenzenden Gruppe von linguistischen Begriffen. Es wurde allerdings vorangehend auf einige wichtige Kriterien zur Abgrenzung von Phrasemen hingewiesen. Zunächst einmal kann festgehalten werden, dass sich der Teilbereich der Linguistik, der sich mit den Phrasemen beschäftigt, als Phraseologie bezeichnet wird. Ein Teil dieser Disziplin beschäftigt sich vor allem mit den historischen Phrasemen. Diese Aufgabe fällt in die Teildisziplin historische Phraseologie. Es ist selbstredend, dass der Bereich der modernen Phraseologie einfacher zu analysieren ist als Phraseme vergangener Tage. Denn die Bedeutung von Phrasemen hängt maßgebend von dem aktuellen Gebrauch innerhalb einer Gesellschaft ab. Da historische Phraseme meist rekonstruiert werden müssen, ist nicht mit Sicherheit gegeben, dass deren Bedeutung in früheren Tagen genauso heute wiedergegeben werden kann.

Des Weiteren zählt die Phraseologieforschung zu den jüngeren Forschungsgebieten der germanistisch-linguistischen Forschung. Die Untersuchung der Sprichwörter und anderer sprichwörtlichen Wortverbindungen fand zwar bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts statt, wobei man sich hier mit der Sammlung von sprichwörtlichen Redensarten beschäftigte, einen wirkungsvollen Schub erhielt sie aber erst in den 70er Jahren. Hier konzentrierte man sich vor allem auf „[…]den Definitionsbereich der Phraseologie sowie unterschiedliche Konzepte zur Klassifikation von Phraseologismen.“ (Jesko 2007: 619ff) Später werden Phraseme aus der linguistischen Sicht erforscht. Dabei liegen die Schwerpunkte nach Burger in der Pragmatik und Textlinguistik, aber auch in der Phraseographie, Psycholinguistik und Phraseodidaktik. Allerdings jeweils mit unterschiedlichen Anforderungen an den Forschungsgegenstand. Weiterhin muss erwähnt werden, dass die Phraseologieforschung von diversen anderen Wissenschaften, wie u.a. der Soziologie, Psychologie und Psychiatrie, Pädagogik und Literaturwissenschaft beeinflusst wurde und in diesen Wissenschaften als Untersuchungsgegenstand behandelt und erforscht wird.

Angesichts dieser Vielfalt von Beziehungen der Phraseologie zu verschiedenartigen Disziplinen hat es einen guten Sinn, vom „interdisziplinären“ Charakter der Phraseologie zu sprechen, auch wenn der Begriff „Phraseologie“ je nach Forschungsinteresse der jeweiligen Wissenschaft wieder je anders abgegrenzt wird. (Burger, 1982: 9-10)

3.1 Kriterien zur Definition von Phrasemen

Ich habe im zweiten Kapitel bereits kurz auf verschiedene Kriterien zur Identifizierung und Untersuchung von Phrasemen hingewiesen, nun werde ich auf diesen Aspekt näher eingehen und ihn ausführlicher erläutern.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Identifikation und Entwicklung historischer Phraseme unter Einbezug der semantisch syntaktischen Veränderungen
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Linguistik)
Veranstaltung
Phraseology
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V204951
ISBN (eBook)
9783656321934
ISBN (Buch)
9783656326106
Dateigröße
602 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
identifikation, entwicklung, phraseme, einbezug, veränderungen
Arbeit zitieren
Helene Weigandt (Autor:in), 2012, Identifikation und Entwicklung historischer Phraseme unter Einbezug der semantisch syntaktischen Veränderungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204951

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