Die Sprache der DDR-Soldaten wurde erst nach 1990 Gegenstand linguistischer Untersuchungen. Warum sich die Wissenschaft mit der NVA-Sprache beschäftigt hat, ist vermutlich nur durch ihre Eigentümlichkeit zu erklären. Matthias Rogg resümiert, dass in der Nationalen Volksarmee (NVA) die Lexik besonders schrille Töne hervor- gebracht habe.1 Zudem standen ideologische und soziokulturelle Aspekte der Sprache im Fokus der Forschungsbemühungen. Dass die NVA eigene Sprachriten entwickelte, ist nicht verwunderlich. Peter Möller insistiert, dass Soldaten untereinander seit jeher eine eigene Sprache entwickelt habe, denn „die Soldatensprache ist so alt wie das Militär“.
Diese Arbeit widmet sich dem aggressiven bzw. diskriminierenden Potential von Soldatensprache, die anhand der DDR-Soldatensprache untersucht werden soll.
Der Versuch, dieses Phänomen zu erklären, wird sich zu Teilen auch auf die Einstellungen der gesamten DDR-Bevölkerung zur NVA beziehen. Denn eine Isolation von der Bevölkerung verstärkt die Ausprägung einer Parallelgesellschaft in der Armee.
Für diesen ersten Moment bleibt festzuhalten, dass NVA-Soldatensprache erst im Armeedienst erlernt und lediglich während der Dienstzeit angewendet wurde. Am aktuellen Forschungstand möchte ich zeigen, dass NVA-Sprache noch ein weitgehend unreflektiertes Untersuchungsgebiet darstellt. Jedoch bevor diese Arbeit mit der Überprüfung beginnt, möchte ich darauf hinweisen, dass die Sprache der NVA – nicht zuletzt auf Grund einiger Kinofilme wie „NVA – Wahre Helden“ oder „DDR- Mottoshows“, in denen auch NVA-Soldatenvokabular Eingang findet – sich einer Renaissance erfreute, die, ironisch verwendet, heute der Belustigung dient. Die Ernsthaftigkeit der Sprache und ihr Wirken auf die Sprachteilnehmer scheinen gewichen zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Stand der Wissenschaft
- Soldatensprache
- Offizielle Soldatensprache kontra inoffizielle Soldatensprache
- DDR-Soldatensprache
- Die E-Bewegung
- Aggressivität der DDR-Soldatensprache
- Praktische Nachweise - NS-Lexik, Frauensynonyme und abgesonderte Rekruten in der NVA-Soldatensprache
- Problem der Grenzziehung – Was ist eindeutig, was aber nur Deutung?
- Umfrage zur Sprache der NVA-Soldaten
- Zur Befragung
- Auswertung des Fragebogens zur DDR-Soldatensprache
- Zu den Personen
- Befragung der Personen zu ihrer Zeit als NVA-Soldaten
- Verhältnis der Soldaten zur NVA
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das diskriminierende Potential der Sprache von NVA-Soldaten in der DDR. Ziel ist es, die Erscheinungsformen dieser Sprache zu analysieren und die betroffenen Personengruppen zu identifizieren. Die Arbeit kombiniert theoretische Überlegungen mit empirischen Daten aus einer Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten.
- Analyse der aggressiven und diskriminierenden Elemente in der NVA-Soldatensprache.
- Untersuchung des Verhältnisses zwischen offizieller und inoffizieller Soldatensprache in der NVA.
- Identifizierung der Personengruppen, die durch die NVA-Sprache diskriminiert wurden.
- Auswertung der Ergebnisse einer Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten zu ihren sprachlichen Erfahrungen.
- Beziehung zwischen der NVA-Sprache und den Einstellungen der DDR-Bevölkerung zur NVA.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort erläutert die Motivation der Arbeit, die sich mit dem bisher wenig erforschten Gebiet der diskriminierenden Sprache der NVA-Soldaten auseinandersetzt. Es wird auf die Besonderheiten der Soldatensprache hingewiesen, die sich durch einen offiziellen und einen inoffiziellen Sprachgebrauch auszeichnet und auf kriegsbedingte Zusammenrottungen zurückgeht. Die Arbeit untersucht das aggressive und diskriminierende Potential dieser Sprache anhand der DDR-Soldatensprache und bezieht eine Umfrage unter Zeitzeugen mit ein. Es wird die Frage aufgeworfen, warum sich diese Sprache nicht im allgemeinen Sprachgebrauch der DDR-Bevölkerung etablierte, obwohl der NVA-Dienst obligatorisch war. Der Einfluss der Isolation der NVA von der Zivilbevölkerung und die heutige ironische Verwendung der NVA-Sprache werden angesprochen.
Stand der Wissenschaft: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den Forschungsstand zur Sprache der DDR-Soldaten. Es wird festgestellt, dass die Forschung erst nach 1990 verstärkt einsetzte und die aggressive und vulgäre Tendenz der Sprache hervorhebt. Das Wörterbuch von Klaus-Peter Möller wird als wichtige Quelle genannt, ebenso wie die Arbeit von Wolf Oschlies, die jedoch als zu konstruiert eingeschätzt wird. Die Arbeit von Möller wird als besonders wertvoll angesehen, da er selbst seinen Wehrdienst in der NVA abgeleistet hat und die Sprache aus eigener Erfahrung kennt. Das Kapitel betont den Mangel an umfassender Forschung zu diesem Thema und die Bedeutung weiterer Literatur zur Ergänzung der Erkenntnisse von Möller und Oschlies.
Soldatensprache: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Soldatensprache im Allgemeinen und der DDR-Soldatensprache im Besonderen. Es unterscheidet zwischen offizieller und inoffizieller Sprache und untersucht die Entstehung und Entwicklung der spezifischen Sprache in der NVA. Es wird auf die Aggressivität und die diskriminierenden Elemente dieser Sprache eingegangen, die sich in der Verwendung von NS-Lexik, Frauensynonymen und abwertenden Bezeichnungen für Rekruten zeigt. Ein wichtiger Aspekt ist die Schwierigkeit, eindeutig aggressive Äußerungen von anderen sprachlichen Formen zu trennen. Die Kapitelteilaspekte fließen in eine zusammenfassende Betrachtung der DDR-Soldatensprache und ihrer Besonderheiten ein.
Umfrage zur Sprache der NVA-Soldaten: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik und die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Sprache der NVA-Soldaten. Es umfasst die Darstellung des Fragebogens, die Auswertung der Antworten und die Charakterisierung der befragten Personen. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der sprachlichen Erfahrungen der ehemaligen NVA-Soldaten und deren Einschätzungen der verwendeten Sprache. Die Ergebnisse werden zusammenfassend dargestellt und in Bezug zu den theoretischen Überlegungen der Arbeit gestellt.
Verhältnis der Soldaten zur NVA: Dieses Kapitel analysiert das Verhältnis der Soldaten zur NVA und untersucht den Einfluss dieses Verhältnisses auf die Sprache. Es betrachtet die Faktoren, die zu einer spezifischen Soldatensprache innerhalb der NVA führten und die Auswirkungen auf die allgemeine Gesellschaft der DDR. Es wird die Frage beleuchtet, wie die Einstellung der Soldaten zur NVA ihre sprachliche Praxis beeinflusst hat.
Schlüsselwörter
NVA-Soldatensprache, DDR, Diskriminierung, Aggressivität, Soziolinguistik, Militärsprache, Offizielle und inoffizielle Sprache, Empirische Forschung, Zeitzeugenbefragung, Sprachwandel.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: NVA-Soldatensprache in der DDR
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht das diskriminierende Potential der Sprache von NVA-Soldaten in der DDR. Sie analysiert die Erscheinungsformen dieser Sprache, identifiziert betroffene Personengruppen und kombiniert theoretische Überlegungen mit empirischen Daten einer Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse aggressiver und diskriminierender Elemente in der NVA-Soldatensprache, den Unterschied zwischen offizieller und inoffizieller Sprache, die Identifizierung diskriminierter Personengruppen, die Auswertung einer Umfrage unter ehemaligen Soldaten und die Beziehung zwischen NVA-Sprache und den Einstellungen der DDR-Bevölkerung zur NVA.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in ein Vorwort, ein Kapitel zum Stand der Wissenschaft, ein Kapitel zur Soldatensprache (mit Unterkapiteln zur offiziellen und inoffiziellen Sprache, der DDR-Soldatensprache, inkl. NS-Lexik und der Problematik der Grenzziehung zwischen eindeutiger und interpretierbarer Sprache), ein Kapitel zur Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten (mit Beschreibung der Methodik, Auswertung und der befragten Personen), ein Kapitel zum Verhältnis der Soldaten zur NVA und ein Resümee.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit kombiniert Literaturrecherche mit einer empirischen Untersuchung. Die empirische Untersuchung besteht aus einer Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten, deren Ergebnisse ausgewertet und mit den theoretischen Überlegungen in Beziehung gesetzt werden.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert Ergebnisse zur aggressiven und diskriminierenden Sprache der NVA-Soldaten, zum Unterschied zwischen offizieller und inoffizieller Sprache, zu den diskriminierten Personengruppen und zum Verhältnis der Soldaten zur NVA. Die Ergebnisse der Umfrage unter ehemaligen NVA-Soldaten liefern zusätzliche empirische Daten.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf den Forschungsstand zur Sprache der DDR-Soldaten, insbesondere auf das Wörterbuch von Klaus-Peter Möller und die Arbeit von Wolf Oschlies. Die Arbeit betont jedoch den Mangel an umfassender Forschung und den Wert weiterer Literatur.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter beschrieben: NVA-Soldatensprache, DDR, Diskriminierung, Aggressivität, Soziolinguistik, Militärsprache, Offizielle und inoffizielle Sprache, Empirische Forschung, Zeitzeugenbefragung, Sprachwandel.
Warum ist die Untersuchung der NVA-Soldatensprache wichtig?
Die Untersuchung ist wichtig, um das diskriminierende Potential von Sprache in einem spezifischen Kontext zu analysieren und ein besseres Verständnis der sprachlichen Praktiken und sozialen Dynamiken innerhalb der NVA zu entwickeln. Sie trägt zum Verständnis der DDR-Gesellschaft und ihrer sprachlichen Besonderheiten bei.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, welche die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse jedes Kapitels beschreibt.
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Die Zielgruppe dieser Arbeit sind Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich für die Soziolinguistik, die Geschichte der DDR und die sprachliche Praxis im militärischen Kontext interessieren.
- Quote paper
- Bachelor Of Education Moritz Ballerstädt (Author), 2011, Die diskriminierende Sprache der NVA-Soldaten – Wie sie sich äußert und an wen sie sich richtet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205195