Als Mensch, der geprägt ist von Theorien über Humanität und Gerechtigkeit, wird der/die LeserIn sich nun „anstrengen müssen, Böses zu tun“ (Arendt, 2006, S. 55) bzw. zu denken. Es existiert ein Widerwillen in uns, mit Nietzsche über die Gesellschaft nachzudenken, aufgrund der in uns konstruierten Ideale eines moralisch guten menschlichen Zusammenlebens. Wenn wir Nietzsche verstehen wollen, müssen unsere vorgefertigten Kategorien von Gut, Schlecht und Böse aufgebrochen werden, um neue Definitionen, Denkweisen und Wortbedeutungen zuzulassen, denn Moralen sind nach Nietzsche gesellschaftlich und kulturell konstruiert: „bei einer Wanderung durch die vielen feineren und gröberen Moralen […]“ (Nietzsche, 2006, S. 192).
Dies steht im völligen Gegensatz zu allen anderen Moralphilosophen, welche davon ausgehen, dass es „eine Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht gibt und daß diese eine absolute ist“ (Arendt, 2006, S. 47).
Essay:
Mit Nietzsche über die Gesellschaft nachdenken. Eine kleine Geschichte über die Guten, Schlechten und Bösen unserer Zeit.
Als Mensch, der geprägt ist von Theorien über Humanität und Gerechtigkeit, wird der/die LeserIn sich nun „anstrengen müssen, Böses zu tun“ (Arendt, 2006, S. 55) bzw. zu denken. Es existiert ein Widerwillen in uns, mit Nietzsche über die Gesellschaft nachzudenken, aufgrund der in uns konstruierten Ideale eines moralisch guten menschlichen Zusammenlebens. Wenn wir Nietzsche verstehen wollen, müssen unsere vorgefertigten Kategorien von Gut, Schlecht und Böse aufgebrochen werden, um neue Definitionen, Denkweisen und Wortbedeutungen zuzulassen, denn Moralen sind nach Nietzsche gesellschaftlich und kulturell konstruiert: „bei einer Wanderung durch die vielen feineren und gröberen Moralen […]“ (Nietzsche, 2006, S. 192).
Dies steht im völligen Gegensatz zu allen anderen Moralphilosophen, welche davon ausgehen, dass es „eine Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht gibt und daß diese eine absolute ist“ (Arendt, 2006, S. 47).
Was ist GUT ? Nach Nietzsche sind „die Guten […] die Vornehmen, Mächtigen, Höhergestellten und Hochgesinnten“ (Nietzsche, 2006, S. 240), welche sich das Leben zu Eigen gemacht haben und in allen Handlungen ihren eigenen Vorteil suchen. Es sind aktive Kräfte, die das Leben bejahen und das verwirklichen, was verwirklicht werden kann. Es geht um eine „Bejahung der Wirklichkeit, und nicht darum, sich bloß mit ihr abfinden zu können oder gar sich gegen sie aufzulehnen“ (Neiman, 2006, S. 321). Wo lassen sie sich in unserer Gesellschaft verorten? Wer sind die Höhergestellten? Ist dies eine Sache der eigenen Definition? Ist es wichtig, dass noch jemand eine Machtposition unter der eigenen inne hat?
Nach Nietzsche ist alles Gut, was im Menschen die Macht steigert (vgl. Nietzsche, 2008, S. 6). Gut ist hier eine Definition eines höheren Ranges und keine moralische Kategorie. Wie wird der höhere Rang definiert? In unserer Gesellschaft erfolgt die Definition über; ökonomisches (Geld), soziales (gesellschaftliche Verbindungen), kulturelles (Bildung, kulturelle Güter) und symbolisches (Ansehen) Kapital (vgl. Bourdieu, 2005, S. 49ff.). Nach Nietzsche ist die Art und Weise, wie dieses Kapital zur Machtsteigerung eingesetzt wird, von zentraler Bedeutung.
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- Quote paper
- Tina Müller (Author), 2010, Mit Nietzsche über die Gesellschaft nachdenken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205245