In dieser Arbeit soll die im Rahmen eines Referates begonnene Befragung des Lebens- und Reiseberichtes Georgs von Ehingen „Reisen nach der Ritterschaft“ danach, ob und inwieweit er sich zur Stützung dieser Thesen eignet, fortgesetzt und zu einer Antwort gebracht werden.
Eine der maßgeblichen Arbeitsthesen des Hauptseminars „Reiseberichte der frühen Neuzeit als Quellen der Sprachgeschichte“ lautete, dass die Textform des frühneuzeitlichen Reiseberichtes gerade deshalb von sprachwissenschaftlichem, und insbesondere sprachgeschichtlichem Forschungsinteresse sei, weil sie in besonderem Maße Zeugnis von der Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache geben könnten. Dieser These liegt die Feststellung zu Grunde, dass die Verfasser von frühneuzeitlichen Reiseberichten durch ihren im Vergleich zu den Zeitgenossen großen Lebensradius in gesteigerter Weise selbst mit unterschiedlichen Varietäten konfrontiert gewesen sind. Die Tatsache, dass die Verfasser sich zur schriftlichen Bezeugung ihrer Erlebnisse angehalten, berufen oder bemüßigt gefühlt haben, lässt sich außerdem mit einigem Recht als einen Hinweis auf ihre zumindest vergleichsweise gehobene Sensibilität für den schriftsprachlichen Ausdruck und die schriftsprachliche Form deuten.
Beides, die Konfrontation mit unterschiedlichen sprachlichen Varietäten ebenso, wie die unterstellte Sensibilität im Hinblick auf die Schriftsprache könnte, so die zwei intuitiv zunächst plausiblen Folgerungen, sowohl dazu geführt haben, dass die Verfasser der entsprechenden Texte vermittels dieser bloßen Konfrontation in der Gestalt ihrer eigene Schriftlichkeit durch andere, entweder fremde Varietäten des Frühneuhochdeutschen, oder durch die – dann vor allem wohl gesprochene – Sprache ihrer fremdsprachigen Aufenthaltsorte beeinflusst worden sein könnten, als auch dazu, dass sie sich in Rückwirkung des räumlichen Entgrenzungserlebnisses besonders dazu angehalten fühlten, mit Hilfe einer möglichst allgemeinverständlichen Schriftlichkeit den Radius der Wirkung ihres eigenen Textes zu vergrößern.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Biographisches
- III. Quellenlage
- 1. Die drei Handschriften
- 2. Probleme der Quellenlage
- IV. Untersuchung
- 1. Lexik
- a) ,,referentia”
- b) ,,Don”,,,Iffand”
- c) lackaeyen“
- 2. Stil
- 3. Graphie
- a) Prognose
- b) Vokalismus
- i. Neuhochdeutsche Diphthongierung
- ii. Neuhochdeutsche Monophthongierung
- iii. Vokalsenkung
- c) Konsonantismus
- V. Schluss
- VI. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Lebens- und Reisebericht Georgs von Ehingen „Reisen nach der Ritterschaft" mit dem Ziel, dessen sprachliche Besonderheiten im Kontext der Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache zu analysieren.
- Die sprachliche Varietät des Textes im Vergleich zu anderen Texten der frühen Neuzeit.
- Der Einfluss von regionalen und soziokulturellen Faktoren auf die Sprache des Textes.
- Die Rolle des Textes als Quelle für die sprachgeschichtliche Forschung.
- Die Bedeutung des Reiseberichts als literarisches Genre in der frühen Neuzeit.
- Die Autorschaft des Textes und die Frage nach Georgs eigener sprachlicher Kompetenz.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Bedeutung der Textform des Reiseberichts für die sprachgeschichtliche Forschung. Sie beleuchtet die These, dass Reiseberichte durch die Konfrontation der Verfasser mit verschiedenen Varietäten des Frühneuhochdeutschen und die sprachliche Sensibilität der Verfasser für die Schriftsprache Aufschluss über die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache geben können.
Das zweite Kapitel bietet einen biographischen Überblick über Georg von Ehingen und skizziert die Lebensgeschichte des Autors.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Quellenlage des Textes „Reisen nach der Ritterschaft“. Es werden die drei Handschriften des Textes vorgestellt und die Probleme der Quellenlage, insbesondere die Frage der Autorschaft, diskutiert.
Das vierte Kapitel analysiert den Text unter verschiedenen Gesichtspunkten, darunter Lexik, Stil und Graphie.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themengebiete dieser Arbeit sind Frühneuhochdeutsch, Reisebericht, Sprachgeschichte, Sprachvariation, Sprachentwicklung, Georg von Ehingen, Autorschaft, Lexik, Stil, Graphie, Textkritik, Textanalyse, Forschungsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Lukas Rieger (Autor:in), 2012, Georg von Ehingen: "Reisen nach der Ritterschaft". Spielten "Reiseberichte" eine besondere Rolle bei der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205343