„Es geht um nichts Geringeres als um die Existenz der Union, die Sicherheit und Wohlfahrt der Teile, aus denen sie sich zusammensetzt, und das Schicksal eines Imperiums, das in vielfacher Hinsicht das interessanteste der Welt ist“, schrieb Alexander Hamilton im ersten Artikel der Federalist Papers. Dieser Satz ist 225 Jahre alt und ließe sich ohne weiteres nahtlos in die Debatte um die Finalität der Europäischen Union einbringen. Gerade vor dem Hintergrund der andauernden Finanz- und Wirtschaftskrise steht Europa vor dem Scheideweg: Erweiterung und Vertiefung der Union oder im Worst-Case-Szenario deren Spaltung? Vor fast identischen Problemen standen die Vereinigten Staaten von Amerika in der Gründerjahren 1787 und 1788: Ein Spaltung der Union in wirtschaftlich-starke Nordstaaten und strukturschwache Südstaaten sollte der Verfassungsentwurf nicht durch die Bundesstaaten ratifiziert werden. Alexander Hamilton, James Madison und John Jay veröffentlichten in dieser Zeit die „Federalist Papers“ um damit die amerikanische Bevölkerung von dem Verfassungsentwurf zu überzeugen. Die Federalist Papers galten seither als „Meisterwerk der politischen Argumentierkunst“. Die 85 Artikel stellen dabei ein Plädoyer für die Wandlung der USA von der „losen Union der amerikanischen Staaten zu einem handlungsfähigen Bundesstaat“ dar. Und sind damit wieder so aktuell ist wie vor 225 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Forschungshypothese – Variablen - Vorgehen
- 2. Zeitgeschichtliche Einordnung und Finalitätsdebatte
- 2.1. We the people of Europe? Ein zeitgeschichtlicher Vergleich
- 2.2. Über die realpolitische Vision der Europäischen Finalität
- 3. Bedeutung einer Union im Spiegel von Differenz
- 3.1. Artikel 1: Unverzichtbarkeit vs. Öffentliche Meinung
- 3.2. Artikel 2: Gesellschaftliche Prämissen
- 3.3. Artikel 10: Faktionalismus
- 3.4. Artikel 14: Exkurs - Montesquieu und die Geographie
- 4. Zwischenfazit
- 5. Von Vereinbarkeit starker Zentralgewalt und Grundprinzipien der Demokratie …...
- 5.1. Artikel 23: Notwendigkeit einer Zentralregierung
- 5.2. Artikel 39: National? Europäisch? Oder beides?
- 5.3. Artikel 51: Checks and Balances
- 6. Gesamtfazit: Reflektion – Selbstkritik - Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Finalität Europas im Lichte der Federalist Papers. Die zentrale Fragestellung ist, ob die Situation der USA vor 225 Jahren mit der heutigen in Europa vergleichbar ist und welche Voraussetzungen sich aus den Federalist Papers für die Europäische Union und deren Finalität ableiten lassen. Darüber hinaus wird untersucht, ob der Verfassungsentwurf der Federalist Papers republikanischen und demokratischen Grundprinzipien genügt.
- Zeitgeschichtlicher Vergleich der USA und der EU
- Die Bedeutung einer Union im Spiegel der Differenz
- Die Vereinbarkeit von starker Zentralgewalt und demokratischen Grundprinzipien
- Die Rolle der Federalist Papers für die Debatte um die Finalität Europas
- Die Prämissen eines Bundesstaates
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Forschungsfrage ein, stellt die Hypothese und die Variablen vor und erläutert das Vorgehen der Untersuchung. Kapitel 2 ordnet die Federalist Papers historisch ein und vergleicht sie mit der Situation der Europäischen Union. Dabei wird der Begriff der Finalität Europas definiert und als Leitgedanke für die weitere Untersuchung festgelegt. Kapitel 3 beleuchtet anhand von Auszügen der Federalist Papers die Bedeutung einer Union und erweitert diese Analyse mit dem Differenztheorem von Christine Landfried. Der Fokus liegt auf der Erläuterung gesellschaftlicher und kultureller Prämissen, die ein Bundesstaat bedingt. Kapitel 4 betrachtet vertiefend eine politische Union und behandelt insbesondere zentrale Aspekte der Kompetenzverteilung, allgemeine Zuständigkeitsfragen sowie die Frage nach Souveränität und Kontrollmechanismen. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen und prüft die Kernhypothese auf ihre Anwendbarkeit. Darüber hinaus werden Elemente der Selbstkritik und Aspekte für weiterführende Forschungsthemen berücksichtigt. Über allen Abschnitten steht der Leitgedanke von Joschka Fischers proklamierter Europäischer Finalität, der in Kapitel 2.2 erläutert wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Europäische Finalität, Federalist Papers, Zentralgewalt, Demokratie, Differenztheorem, Kompetenzverteilung, Souveränität, Kontrollmechanismen und gesellschaftliche Prämissen eines Bundesstaates. Darüber hinaus werden aktuelle Umfrageergebnisse aus dem Eurobarometer einbezogen.
- Citar trabajo
- Anonym (Autor), 2012, Die Finalität Europas: Vision oder Illusion?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205384